Was nach den Zerstörungen des dreißigjährigen Krieges noch steht wird zum Wohnen, als Museum und als Galerien genutzt. Ich besichtigte die Anlage und die Galerie. Es gibt ein kleines Cafe und im Museum wird über die Geschichte des Zisterzenserinnen Kloster berichtet.
Ich genoss selbst gebackenen Kuchen und bestaunte den sehr gepflegten Kräuter-Garten. Dann zog es mich zur Kunst. Die Klosterscheune stellte Harald Metzkes aus. Viel komödiantisches war dabei. Den Maler rechne ich nach Betrachten der Bilder der Leipziger Schule zu, deren bekanntester Vertreter Neo Rau ist. Das Bild links heißt: "In einer Hose zu zweit".
- Im Sommer besuche ich gerne Jazz am Kaisersteg in Schöneweide. Dort treten stets Samstag Nachmittag zwei Bands auf und es wird kein Eintritt verlangt. Veranstalter ist der Jazzkeller 69 e.V. Dieser existierte schon in der DDR und hat es geschafft die Heimholung in die BRD zu überleben. 1. Bob Spice Quintet Nikolaus Neuser – trumpet, Robert Würz – alto sax, comp, Matthias Müller – trombone, Maike Hilbig – bass, Martial Frenzel – drums.
- Im der St. Matthäus Kirche am Kulturforum ist bis zum 9. September eine Klanginstallation von William Engelen sehr präsent. 366 Klangröhren aus Aluminium, Eisen, Kupfer und Messing sind an drei Seiten des Raumes aufgehängt.
Wir besuchten die Kirche zu einem Konzert, bei dem die Perkussionistin Robyn Schulkowsky die Röhren mit verschiedenen Schlagwerkzeugen zum Klingen brachte. Das war fantastisch!
Dazu blies das Trio Zinc & Copper, das sind Elena Kakaliagou, Waldhorn, Hilary Jeffery, Posaune, Trompete, Robin Hayward, mikrotonale Tuba. Sie schufen einen Klangteppich, auf dem die Töne der angeschlagenen Röhren schwebten.
- Die jährliche Rohkunstbau Ausstellung war dran. Sie ist immer noch im Schloss von Altdöbern anzusehen. Passend zur voranschreitenden Militarisierung der Bundesrepublik steht sie diesmal unter dem Moto "Ästhetische Wiederbewaffnung". Im Schloss sind auf zwei Etagen Kunsrwerk drapiert. Sie läuft bis zum 02.11.2025, ist jeweils Freitag von 13:00 - 18:00 Uhr und Samstag + Sonntag von 12:00 - 18:00 Uhr geöffnet. Die An- und Abreise ist mit dem RE7 von Berlin möglich und das gastronomische Angebot vor Ort ist OK. Also, gegen einen Ausflug spricht nicht viel.
- drei Tage Festival im vom Mücken verseuchten Nest Peitz in der Lausitz, doch es zieht mich immer wieder dorthin. Es gibt überwiegend spannende Jazzkonzerte. Leider konnte ich nicht alle besuchen, am Samstag waren es neun hintereinander, das war to much for me. Auf dem Gelände des ehemaligen Hüttenwerks gab es drei Auftrittsplätze, eine Freiluftbühne, eine in der zum Museum umgestalteten Eisenschmelze und einen kleinen in der Werkstatt.
Freitag
1. Die Baby Sommer´s Brother & Sisterhood ist ein größeres Orchester. Entsprechend viele MusikerInnen sind beteiligt: Silke Eberhard – alto sax | Frank Gratkowski – alto sax, flute | Matthias Schubert – tenor sax | Raymond MacDonald – alto sax, soprano sax | Anke Lucks – trombone | Nikolaus Neuser – trumpet | Didrik Ingvaldsen - trumpet | Uli Gumpert – piano | Antonio Borghini – bass | Günter Baby Sommer – drums. Zu Gehör brachten sie Eigenkompositionen und Arrangement's von Standards. Bei so vielen Beteidigten ist das Spielen vom Notenblatt meist notwendig, aber es gab auch Raum für Improvisation. Baby Sommer ist ein Urgestein der Jazzszene und Uli Gumpert an seiner Seite auch, doch sie erdrückten die jüngeren MusikerInnen nicht mit ihrer Präsenz, alle hatten viel Spaß miteinander. Besonders beeindruckt hat mich ein Stück nach den Gedicht von Hugo Ball Karavane, einem der frühen Dadaisten. Unter im Video seht ihr einem Konzertmitschnitt.
2. WE/RD of Mouth ist eine Dreierbande.Sie spielen Jazz, wie ein Hochseillauf, ohne Netz und Notenblätter, also Free. Das Trio sind Mette Rasmussen Saxophon, Craig Taborn am Piano und Ches Smith Schlagzeug. Eine fantastische Band, aber es ist etwas anstrengend, ihnen zuzuhören, doch es lohnt sich immens. Unten im Video seht ihr ein Solo von der genialen Mette Rasmussen.
3. Onom Agemo and the Disco Jumpers feat Ahmed AG Kaedy ist der Versuch Funky Music mit Wüstenblues zu kreuzen. Die Bandmitglieder sind Ahmed Ag Kaedy - guitar, vocals, Johannes Schleiermacher - saxophone, keyboards, Bernd Oezsevim - drums, Kalle Zeier - guitar, Jörg Hochapfel - keyboard, Kalle Enkelmann - bass. Unten im Video wird die Fusion der beiden Musikrichtungen gut dargestellt, beim Auftritt im Festival war der Funk gut präsent, allerdings machte der Wüstenmensch Ahmed Ag Kaedy einen sehr verschlafenen Eindruck. Er zupfte ab und zu mal an seiner Gitarre und murmelte etwas ins Mikrophon. Gut, - auch ich bin nicht immer fit. Eine Bekannte, die im Backstage Bereich unterwegs war, tippte auf zu viel Maria Juana.
Samstag
1. Uli Gumpert und Günter Baby Sommer sind seit den 70ern musikalische Seelenverwandte. Ein Duo aus Piano und Schlagzeug. Wobei Hr. Sommer mit seinen 82 Jahren allein durch sein Aussehen, aber auch durch seine Bühnenpräsenz hervorsticht. Ihn eine Rampensau zu nennen ist wohl nicht ganz falsch. Er macht Späße, erzählt Ernsthaftes und trommelt wie ein junger Gott. Besucht seine Auftritte, solange er noch unter uns weilt!
2. Willi Keller, Preisträger des Brandenburger Jazzpreis des Letzten Jahre, durfte diesmal eine Wunschformation aussuchen und vorstellen. Diese, adventure in sonic freedom ist: Lotte Anker saxophone, Steve Swell trombone, Pat Thomas piano. Matthias Bauer bass, Willi Kellers drums. Sie entzündeten ein Feuerwerk aus Improvisation und Spielfreude.
3. Flut feat Hochapfel spielten in der Hochofen Halle. Die Band: Jörg Hochapfel organ, Christopher Kunz saxophone, Isabel Rößler bass. Auf der Empore steht eine Orgel, die von Hr. Hochapfel gespielt wurde. Saxophone und Bass nutzen Treppen und Durchgänge, um sich im Raum zu bewegen. Das Musikerpaar 'Flut' kenne ich aus Berlin, dort tun sie sich auch immer wieder mit anderen aus der Szene zusammen. Bei diesem Auftritt nutzen sie meiner Meinung nach die Möglichkeiten der Industrieruine nicht optimal aus. Unter seht ihr die beiden als Duo.
4. Auftritt Drogi / Krajowe, eine Formation aus Tschechien. Das sind: Michał Giżycki bass clarinet, tenor saxophone, Dawid Dąbrowski modular synthesizer, Maciej Karminski drums, wheelbarrow, Hubert Karminski bass guitar, synthesizer, melodica, Ostap Mańko violin, plus elx. Sie kamen mit viel Elektronik auf die Bühne, trotzdem wurde es nicht sphärisch. Rhythmus und Improvisation standen im Vordergrund.
5. Abdou - Gouband - Warelis, das sind: Sakina Abdou alto-, tenor saxophone, Marta Warelis piano, Toma Gouband drums, stones, leaves. Zuerst fiel mir die sehr virtuose Saxophonistin auf, dann entdeckte ich den ungewöhnlichen Drummer. Dieser nutzte neben den traditionellen Schlagwerkzeugen auch aus der nordischen Sauna bekannte Reisigruten, um den Trommeln und Blechen Geräusche zu entlocken. Auch die Pianistin war an den Tasten spitze und zusammen harmonierten sie sehr gut.
Sonntag
1. Die Verleihung des Jazzpreises Brandenburg 2025. Diese Jahr wurde er Wanja Slavin zuerkannt. Er ist Saxofonspieler, Komponist und Produzent mit Wohnsitz und Studio im Bundesland. Neben der künstlerischen Qualität ist dies eine Voraussetzung. Helge Leiberg hat die Preis-Skulptur geschaffen. Ich kannte den Künstler von einer live Malperformance aus Berlin. Er hat es mit mageren Gestalten.
2. Das Preisträgerkonzert folgte. Hr. Slavin hatte für den Anlass ein Sextett mit Namen Libelle zusammengestellt. Das waren Wanja Slavin saxophone, synthesizer, Shannon Barnett trombone, Bertram Burkert guitar, Johannes Lauer piano, trombone, Lucy Liebe e-bass, Max Stadtfeld drums. Wobei mit Lucy Liebe für mich das erste Mal eine sichtbare Transperson auf der Bühne des Festivals stand, Bravo! Die Band improvisierte auf sehr hohem Niveau.
Die letzten beiden Konzerte fanden dann in der ev. Kirche Peitz statt.
3. Für das Duo Schriefl Rummel passte der Ort wie die Faust aufs Auge. In ihren Auftritt war einige Musik Clownerie eingewebt. Unter Anderem gab es auch eine Referenz an Mani Matter, einen Mundart Poet der 70er Jahre in der Schweiz. Meine schweizerische Begleitung war begeistert, deshalb hier das Lied im Original:
Ir Ysebahn Lyrics Übersetzung In der Eisenbahn sitzen die einen so dass sie alles, was kommt, schon im Vornherein kommen sehen und den Rücken zuwenden der Richtung woher der Zug kommt
die andern sitzen auf der Bank gegenüber dass sie lange noch sehen können, wo der Zug schon war, und den Rücken zuwenden, der Richtung wohin der Zug fährt
Jetzt stellt Euch vor, jeder behauptet einfach so wie er es sehe, sei es richtig und schon haben sie Streit sie hauen sich die Regenschirme auf den Kopf der Zug fährt
Und auch wenn der Schaffner jetzt noch vorbeikommt so geht er dem Sachverhalt nicht auf den Grund er sagt nur, welche Ortschaft jetzt kommt es ist Rorschach.
Das Paar hat aber erheblich mehr zu bieten. Sie sind: Matthias Schriefl trumpet, horn, viola Simon Rummel organ. Der eine bespielte Kirchenorgel, Klavier und Cembalo, der andere div. Blasinstrumente ua Alphorn und Geige. Die musikalische Bandbreite war jedenfalls erheblich.
4. Zum Schluss traten die Bonecrusher (Knochenbrecher) auf. Eine Gruppe aus PosaunistInnen: Adrian Prost trombone, Anke Lucks trombone, Daniel Riegler trombone, Maria Trautmann trombone, Matthias Muche trombone, Matthias Müller trombone, Matthias Schuller trombone, Moritz Anthes trombone, Moritz Wesp trombone, Till Künkler trombone, Yoshiki Matsuura trombone, Etienne Nillesen extended snare drum. Als christlich gebildetem Menschen (konformiert) fielen mir sofort die Posaunen von Jericho ein. Diese sollen angeblich eine Stadtmauer zum Einsturz gebracht haben. So etwas klappt, glaube ich, nur bei erheblichen Baumängeln oder in Bibel Märchen. Die Kirche jedenfalls stürzte nicht ein. Das Dargebotene erinnerte mich dagegen an das Summen eines Insektenschwarm. Knochen zerbrachen auch nicht. Können auch viele Posaunen ein Konzert verderben? Ich konnte mich an der Musik nicht so begeistern.
- Eine musikalische Verknüpfung Ost / West wagte das Ensemble Musica Sequenza. Es spielte die Musik der Komponisten Tanburi Mustafa Çavuş (Osmanisches Reich) und Jean-Philippe Rameau (Frankreich) aus dem 17. Jahrhundert. Deshalb lautete der Titel des Konzerts RAMEAU A LA TURQUE. Für mich passte die Kombination gut und begeisterte mich Die beteiligten MusikerInnen waren: Ebru Yazıcı, Gesang Semion Gurevich, Barockgeige, Chang Yun Yoo, Barockbratsche, Franziska Schulz, Barockcello, Charlie Zhang, Theorbe, Pedro Alcacer, Gitarre, Sebastian Flaig, Schlagzeug, Burak Özdemir, künstlerische Leitung und Barockfagott. Das Konzert in der Heilandskirche war jedoch nur die Generalprobe für eine größere Festival Tournee und deshalb kostenlos.
- Songs aus Südamerika und der Karibik waren im Cafe Tasso zu hören. Aldo Antonio spielte Gitarre, Florian Schade – Congas, Percussion und Christiane Pods Querflöte. Lecker Musik / gut tanzbares stand auf dem Programm. Leider war im Cafe zu wenig Platz und so stand ich nur auf und bewegte mich allein. Die Konzerte im Cafe Tasso sind immer kostenlos, doch am Ende wird gesammelt.
- Wer behauptet die Schweizer Regierung wäre knickerig, hat wohl nicht ganz unrecht. Im Literarischen Colloquium am Wannsee stellten zwei Schriftstellerinnen (Meral Kureyshi und Nora Osagiobare) ihre neuen Bücher vor und Gesang gab es von MATONDO, alle sind aus der Schweiz. Frau/man könnte sagen, eine Werbeveranstaltung für Kultur a la Helvetica. Am Ende gab es noch eine "Schlacht" um ein paar Käsehäppchen und zugegebenermaßen leckeren Wein, spendiert von der Schweizer Botschaft. Die 9,- € Eintritt dafür finde ich sehr überflüssig. Ärmere Länder richten solche Veranstaltungen kostenlos aus. Aber wie der Volksmund so sagt: "Je reicher, desto geiziger" Die Texte der beiden Autorinnen haben mich nicht vom Hocker gehauen, aber die Sängerin war richtig gut. Aber das Haus auf dem Hügel über dem Wannsee ist alleine so bezaubernd, es entschädigt sogar für ein schweizerisches Event.
- Zu meinem Glück ist die Kinolandschaft in Berlin sehr vielfälltig. Man / frau kann eigendlich immer einen für sie / ihn interessanten Film finden. Besonders abseits vom Mainstream ist das Angebot breit gefächert. Daneben gibt es noch viele Festivals zu Themen- und Länderschwerpunkten. Ich besuchte das IndoGerman Festival im Kino Babylon und sah Kamthaan (Chaos). Diese Komödie zielt auf die Lächerlichmachung der indischen Polizei, und wenn man dem Film glauben darf ist diese noch korrupter, krimineller und dümmer als die deutsche. Die Story ist: Ein Dieb klaut dem neuen Polizeichef die Uniform und und die Pistole. Das ist so etwas wie Majestätsbeleidigung und löst eine große Fahndung aus. Den Chef der Diebe des Provinznests freut dies, er nimmt die Pistole, um sie als Tauschobjekt mit der Polizei zu nutzen. Er liebt die Polizei nicht besonders, schließlich wurde einer seiner Söhne im Polizeigewahrsam zu Tode geprügelt. Zum Schluß gibt es für die Diebe ein Happy End und die Polzei steht blöd da. Ich lachte mit den Dieben.
- Fussball ohne Ton, aber mit elektronischer Orgelbegleitung gab es bei mir um die Ecke in der Zwölf-Apostel-Kirche. Der Stummfilm-Organist Stephan von Bothmer ist ein Wiederholungtäter und begleitete diesmal die Spiele der Fußball EM in der Schweiz. So war es möglich Spiele der Fauen EM ohne nationalistische deutsche Kommentare zu sehen. Die Kirche war endlich mal gut besucht und es gab passablen Wein und andere Getränke.
- Das es noch Wandertheater, wie zu Zeiten von Moliere gibt, wußte ich nicht. Das Theater 89 spielt in kleineren Städten in Brandenburg und war so in Peitz. Sie hatten auf dem Parkplatz eine kleine Bühne und die Bestuhlung aufgebaut. Als ich dort eintraf, saßen schon ca. fünfzig ZuschauerInnen hauptsächlich älteren Semesters und harrten dem Beginn des Spektakels unter letzten Regentropfen. Das Stück nach J.M.R. Lenz , einem Zeitgenossen Goethes, heißt "Der neue Menoza oder Geschichte des cumbanischen Prinzen Tandi" und ist ein komödiantischer Schwank. Der Prinz ist in einer Kolonie von Jesuiten aufgezogen worden und besucht eine Familie in Naunburg um die Europäer kennen zu lernen. Die Jesuiten haben ihm von der Gutmütigkeit und der Toleranz der Europäer vorgeschwärmt, doch die Realität ist ernüchternd. Doch er und die Tochter des Hauses verlieben sich in einander. Nach Irrungen und Wirrungen finden sie zueinander, wie es in einer Komödie so sein muss. Ich habe mich gut amüsiert. Wenn ihr das auch wollt müßt ihr reisen. Es lohnt sich.
Weitere Termine in diesem Jahr: Herzberg (Elster) Beginn: Sa, 19.07.2025 | 19:00 Uhr Potsdam Beginn: Sa, 26.07.2025 | 20:00 Uhr Wittstock/Dosse Beginn: Fr, 01.08.2025 | 19:00 Uhr Beeskow Beginn: Fr, 08.08.2025 | 18:00 Uhr Nauen Beginn: Fr, 15.08.2025 | 19:00 Uhr Bad Freienwalde Beginn: Sa, 16.08.2025 | 19:00 Uhr Jüterbog Beginn: So, 17.08.2025 | 18:00 Uhr Rheinsberg Beginn: Do, 21.08.2025 | 19:00 Uhr Wusterhausen/Dosse Beginn: Fr, 22.08.2025 | 19:00 Uhr Bad Belzig Beginn: Sa, 23.08.2025 | 19:00 Uhr Templin Beginn: Fr, 29.08.2025 | 19:00 Uhr Treuenbrietzen Beginn: Sa, 30.08.2025 | 19:00 Uhr Potsdam Beginn: So, 31.08.2025 | 17:00 Uhr
- Drei Abende für den musikalischen Nachwuchs richtete das Jazzinstitut Berlin aus. Dort werden Bachelor / Master Studiengänge angeboten. Die StudentInnen spielen dann zum Semesterabschluss in diversen Formation für Publikum und das für lau. Ich durfte über die Qualität des Gebotenen staunen. Wieder wurden dabei MusikerInnen in die Welt entlassen, die meisten ohne eine Chance auf eine Anstellung. Sie werden neben einem Brotjob Abends in kleinen Bars für eine milde Gabe des Publikums spielen. Eine traurige berufliche Perspektive, aber trotzdem sind sie auf den Bühnen mit Spaß dabei.
- DasMusikInstrumentenMuseum ist wahrlich eine spannende Institution für MusikliebhaberInnen. Nicht nur ein breite Spektrum Instrumenten vom Alphorn bis zur Zither sind dort zu bewundern, es werden auch Konzerte, zum Teil mit freiem Eintritt, angeboten. Zwei Mal hörte ich dort erlesene Töne.
1. Unter dem Motto Jour Fixe sind regelmäßig Nachwuchs KünstlerInnen aus dem Bereich Klassik zu hören. Diesmal spielte die Pianistin Elif Kara Schubert und List. Die kurzen Lieder der beiden Komponisten sind nicht so meine bevorzugte Musik, aber meiner Begleitung gefiel es. Im Video unten spielt Elif Kara eins der Stücke aus dem Programm.
2. Unter dem Motto Jazz im MIM erklingt entsprechende Musik regelmäßig am gleichen Ort. Es ist ein breites Spektrum Jazz zu hören. Kögel´s "M" trat diesmal auf. Das sind Christian Kögel an der Pedal-Steel-Guitar und Komposition, Kalle Kallima an der E-Gtarre, Hans Otto am Schlagzeug und Mark Müllbauer am Bass als Ersatz für Oliver Potratz, der dank der Deutschen Bahn verhindert war. Es wurde recht rockig musiziert. Da konnte der hervorragende Kalle Kallima sein Talent ausleben. Seine Gitarrenriffs waren sensationell und er hatte sich dazu kleidungsmäßig angepasst. Mit den knielangen Shorts erinnerte er etwas an den Lead Gitarristen von AC/DCAngus Young. Der Auftritt des Quartetts hat mein Herz erwärmt. Im Video unten zeigt Kalle Kalima sein Können.
- DerErik Satie gilt als Spezialist für etwas seltsame Kompositionen. Satie lebte und komponierte um 1900 und gilt als ein Vorreiter des Jazz, der Minimal Musik und experimenteller Musik. Sein Klavierstück Vaxations (Quälereien) ist ca. 1 Minute lang und nicht besonders schwierig zu spielen, soll aber laut seiner Anweisung 840 Mal wiederholt werden. Das ergibt laut Adam Riese eine Spielzeit vom 14 Stunden. Damit ist es für einzelne PianistInnen eine fast unlösbare Aufgabe. Der Minimal Komponist John Cage hat es 1963 mit 19 weiteren Pianisten im Wechsel in 19 Stunden uraufgeführt. So ist das Werk leicht zu beherrschen. Dieses Mal gab es nur einen Pianisten, der spielte ab 7:00 Uhr Morgens in der St. Matthäus Kirche ununterbrochen das Stück 840 Mal. Diese Quälerei tat sich Steffen Prell an. Als ich gegen 16:00 Uhr im Gebetsraum eintraf, hatte der Mann an Klavier bereits 9 Stunden hinter sich und wirkte sichtlich müde, Leider hörten ihm auch noch wenige zu. Ich überlegte natürlich wie der Spieler seinen natürlichen Bedürfnissen nachkommt. Ich konnte keinen Urinbeutel bei ihm entdecken. Nach einer halben Stunde, nach einigen Wiederholungen des Stücks, verabschiedete ich mich winkend vom Pianisten. Innerlich wünschte ich ihm viel Glück, dass er die Tortur durchsteht. Im Video unten spielt Igor Levit das Stück solo.
- Nicht weit vom Fehrbeliner Platz feierte das Kulturvolk sein Sommerfest. Auch ich bin Teil diese Volkes, eines Vereins, über den Mitglieder verbilligte Karten für Kulturveranstaltungen bestellen können. In der Ruhrstr. 6 steht das Bürogebäude des Vereins mit einem öffentlichen Cafe im Erdgeschoss. Dort, im Garten und auf einem Stück gesperrter Straße, fand das Fest statt. Auf ihr standen Marktstände, die von vielen Theatern und Orchestern zur Präsentation genutzt wurden. Auf einer Bühne zeigten diese kurze Ausschnitte ihres Programms. Lecker Essen und Trinken war natürlich vorhanden. Wenn ihr das Fest dieses Jahr versäumt habt, 2026 habt ihr wieder die Chance. Auf dem Foto unten seht ihr einen Artisten des Wintergarten.
- Der Karneval der Kulturen tobt jedes Jahr an Pfingsten durch Berlin. Da ich bei keiner Umzugsgruppe eingebunden war, verzichtete ich darauf die Parade auf der ehm. Stalinallee anzuschauen. Ich trieb mich nur auf dem Festplatz rund um den Blücherplatz herum. Dort zogen neben der bunten berliner Vielfalt viele Grüppchen von herausgeputzten weiblichen Jugendlichen herum und testeten ihre Wirkung auf die männlichen Anwesenden und die Jungs taten es ihnen nach. Ich jedoch schaute mir ein wenig das kulturelle Angebot an. Es wurde viel geboten.
1. Die TrommelerInnen der GEW hatten sich diesmal mit ebensolchen aus Woltersdorf, den WoDoDrums zusammen getan, Gemeinsam waren sie doppelt so laut. Da eine liebe Freundin bei der GEW die Surdo 🥁spielt, ist dieser Auftritt für mich ein Pflichttermin.
Bei einer Sambagruppe ist Tanzen angesagt, ich tat es ausführlich.
2. In der Heiligkreuz Kirche hörte ich Alternatives und ich konnte nach dem Hüpfen sitzen. Die Balkonias sind ein Balkan Trio, bestehend aus Cello, Saxophon und Gitarre. Ungewöhnlich ist, dass keine Blechbläser dabei waren.
3. Bei Cortejo Baiano ist brasilianische Percussion hörbar und animiert zum Hüftschwung. Während andere Kapellen neben Trommeln auch andere Instrumente nutzen, spielt der Cortejo ausschliesslich auf Trommeln.
4. Musiklisch reiste ich dann mit Chochán nach Latainamerika, Sie produzieren ein gut tanzbaren Mix aus Cumbia, Merenge, Salsa und div Latino Stilen. Ich konnte meine Füße wieder nicht still halten.
5. Patacoré Musik der pazifischen Region Kolumbiens Patacoré bewahrt die traditionelle Marimba-Musik des kolumbianischen Pazifiks. Dort leben noch heute viele einst aus der Sklaverei geflohene Schwarze. Ihr Sound verbindet ihre Vorfahren mit der Gegenwart und bringt die reiche Folklore auf nationale & internationale Bühnen. Im Video könnt ihr mehr über das Leben dort erfahren, wenn ihr des Spanischen mächtig seid.
- Ab und zu laden die Berliner Pilharmoniker am frühen Abend zu einem Konzert in den Kammermusiksaal. Dabei präsentieren Studierende der Karajan Akademie ihr Können. Die Namen der MusikerInnen und das Programm ist vorher nicht bekannt. Aber der Eintritt ist frei.
1. Chiemi Se (Klarinette), Anna Kirichenko (Flügel) Wolfgang Amadeus Mozart, Sonate B-Dur KV 378
- Ebenfalls ein paar mal im Jahr montags gibt es im C/O Berlin freien Eintritt. Fotos und Videos von Julian Rossefeld waren zu sehen. Das Motto "Nothing is Original" der Ausstellung spiegelt seine künslerische Position wieder. Oft benutzt er Filmkulissen für seine Werke, diese enttarnt er jedoch gerne. Hingehen und sehen lohnt sich, auch wenn Eintritt gefordert ist.
- Beim Geburtstag meiner Frau hatte Luz einen Auftritt, vor ein paar Tagen besuchte ich ein Konzert von ihr in Zehlendorf. Sie singt internationale Folklore, begleitet sich mit der Gitarre und bringt damit ZuhörerInnen zum Tanzen. Wer sie für eine Feier buchen möchte, wende sich bitte an mich. Ihre Gage ist angemessen.
- Ost/West Jazz im Osten. In Peitz, einem historischen Städtchen bei Cottbus, fand ein auf den Schlagzeuger und Gewinner des Brandenburger Jazzpreises Willi Keller ausgerichtetes kleines Festival statt. In drei Formationen schlug er auf die Trommeln und auf die Bleche.
1. Das Uschi Brüning Quartett waren Uschi Brüning (Gesang), Christian von der Goltz (Flügel), Meinrad Kneer (Bass), Willi Keller (Schlagzeug). Die Jungs begleiteten die Ikone des DDR Jazzgesangs. Sie hat gerade den deutschen Jazzpreis für ihr Lebenswerk erhalten. Das Spektrum ihres Vortrags reichte von Schlager bis Jazz. In der BRD gelang Inge Brandenburg eine ähnliche Position zu erreichen, diese starb allerdings früh in Armut und alkoholsüchtig. Im Video unten seht ihr Uschi Brüning noch als Schlagersternchen.
2. Unechte Grenzgänger boten eine außergewöhnliche Performance. Lars Rudolph trug Texte von William Carlos Williams vor. Der war ein Vorläufer der Beatpoeten aus den USA. Zwischen den Poesien, die er vortrug, trompetete Lars Rudolph. Seine Bühnenpräsens erinnerte mich etwas an Klaus Kinski, einen Schaupieler der 60iger Jahre. Die Mitmusikanten waren José van der Schoot (piano) und Willi Keller (Schlagzeug). Das Set war etwas schräg, ähnlich wie im Video unten.
3. Das Boom Box Trio ging es für mich musikalisch intertessanter an. Thomas Borgmann (Saxophonist mit Hund) Akiro Ando (Bass) und Willi Keller (Schlagwerk) spielten geilen Improjazz.
Dank der Familie Bobels wieder ein gelungener Nachmittag.
- Diebrasilianische Botschaft bietet immer wieder Kulturelles und sogar für lau. Dies mal ein Konzert unter dem Motto "Die Stimme des Regenwaldes". Der Pianist Pablo Rossi entlockte dem Flügel der Botschaft spannende Tonfolgen aus brasilianischer und deutscher Feder. Es erklangen Stücke von Carlos Gomes, Heitor Villa-Lobos, Franciso Mignone, Eduardo Frigatti, Gabri Mesquita, Franz Schubert. Zwischendurch erklärte er ,dass er mit seinen Konzerten zum Kampf gegen den Klimawandel beitragen will. Also ein sympathischer Kerl, der musikalisch das Zeug hat, als Solist in großen Orchestern zu spielen. Im Video unten zeigt er in der Botschaft in London sein Können..
- Im kleinen verträumten AfD Nest Peitz veranstaltete die Jazzwerkstatt Peitz ein Konzert. Ort des Geschehens war die Evangelische Kirche am Marktplatz. Der Pfarrer scheint kein Nazifreund zu sein, denn im Vorraum lagen Flyer gegen die AfD aus. Der Titel der neuen Reihe lautet "improviser in residence", was darauf hindeutet das Freejazz / Improjazz auf dem Programm stand. # Im ersten Teil spielten Julie Sassoon Piano, ein Zuzug nach Berlin und Willi Kellers Schlagzeug, Gewinner des letztjährigen Jazzpreises Brandenburg. Die beiden spielen langjährig als Duo zusammen und ihr Auftritt war hervorragend abgestimmt. So entstand ein anrührendes Klangerlebnis. # das zweite Set bestritten Warnfried Altmann – Saxophon, Maultrommel, Stimme, Willi Kellers – Schlagzeug, Susanne Rehbein - Tanz und der Chor Picena luvenalis der evangelischen Kirchengemeinde Peitz unter der Leitung von Mirko Huhle. Saxophon und Schlagzeug harmonierten nicht so gut wie im ersten Set. Doch diese Improvisation war auch nicht schlecht. Dann trat der Chor auf die Bühne und an den trommelnden Solisten war eine neue Seite zu entdecken. Er mutierte zum Chorleiter. Das ein Freejazzer, der wohl sich wohl nicht gerne dirigieren lässt, Andere so gut und mit Freude dirigiert, hätte ich nicht gedacht. Mit Handzeichen brachte er den Chor dazu die merkwürdigsten Töne zu erzeuge. Pfeifen, Schnalzen, Zischen und was das Instrument Mund sonst noch zu bieten hat war zu hören. Es war ein sehr unterhaltsamer Nachmittag, den wir der Jazzwerkstatt Peitz zu verdanken haben.
- Im Pierre Boulez Saal veranstaltet die Bareboim / Said Akademie regelmäßig Konzerte der Studierenden unter dem Motto Akademiekonzerte. Dabei treten MusikerInnen auf die dort Lernenden. Die Niveau der Konzertanten ist sehr hoch. Doch der Preis ist mit 12 € sehr gemäßigt. Leiden war der Saal bei meinem Besuch nur halb gefüllt, die tollen jungen MusikerInnen haben Besseres verdient, also geht hin, es lohnt sich!
Die Studierenden der Akademie waren mit Herz und Verstand dabei. Mir gefiel besonders Set 2 und 3, Das Quintett von Cäsar Frank war gut gespielt, aber für meinen Geschmack etwas zu kitschig, doch meiner Begleiterin gefiel es außerordentlich.
- Auch das Maison de France Uhlandstrasse Ecke Kudamm wird vom Konzertveranstalter Jazzexess (Marie Bobel) als Ort für Auftritte genutzt. Zwei Trios waren zu Gast. 1. Lopez – Laubrock – Rainey waren aus den USA angereist. Das waren Ingrid Laubock (tenor saxophone), Brandon Lopes (double bass), Tom Rainey (drums). Bei ihnen zeigte sich wieder, wie hoch das musikalische Niveau der New Yorker Jazzszene ist. Besonders der Bassist übertraf alles was ich bisher im Leben hörte.
2. Auch im zweiten Set gab es wieder hochklassigem Jazz.und dazu eine Malperformanze. Das Trio Schulz – Ehwald – Rainey bestand aus Stefan Schulz (piano), Peter Ehwald (tenor saxophone), Tom Rainey (drums). Helge Leiberg, er malte live zur Musik auf Overhead Projektoren. (Live painting via light projector) . Leider musste ich mich ständig entweder für die Konzentration auf Hörbares oder auf Sichtbares entscheiden.
- Der Schauspieler und Kabarettist Wolfgang Neuss war eine lustige Nudel. Nach einer künstlerischen Karriere wurde er ein Liebhaber von Mary Juana. Haschisch wurde seine Leiderschaft.
- Mit romantischen Gesängen und Orgelbegleitung lockt uns die evangelische Kirche zu Peitz in ihre heilige Halle. Der romantische Reigen wurde von Julia und Ric Rafael Reinhold gestaltet. Sie perfomten Kompositionen von Felix Mendelssohn Bartholdy & Josef Gabriel Rheinberger. Das war das Richtige für einen Sonntag. Leider versuchte der Pfarrer uns eine Andacht unterzuschieben. Keine Angst, es gelang ihm nicht, mich zu missionieren.
- Der Meister und Magarita ist ein Roman von Michael Bulgakow. Ich las diesen um 1970. Unter Anderem bewahrte er mich davor, in einer der damals vielfältig vorhandenen stalinistisch orientierten Grüppchen zu landen. Die Story: Stückeschreiber wird von der stalinistischen Kulturbürokratie beschuldigt christliche Positionen zu vertreten und wird unter Anderem aus dem Schriftstellerverband ausgeschlossen. Aber zum seelischen Ausgleich lernt er Magarita kennen und der Sex mit ihr hilft ihn über Vieles hinweg. In dem Buch, das er dann verfasst, besucht der Teufel Moskau, um zu sehen, ob die SowjetbürgerInnen wirklich Atheisten sind und nicht mehr an ihn glauben. Mit allerlei Mummenschanz testet er die sozialistische Haltung der KulturbürgerInnen, die leider kläglich versagen. Mehr verrate ich euch nicht, selber lesen und / oder schauen macht klug. Von Film Der Meister und Magarita mag ich nicht schlecht berichten. Der Regisseur hält sich weitestgehend an dem Roman. Dass viel Geld in der Produktion floss, ist an den aufwendigen Massenszenen zu erahnen. Schön ist das Humor und Ernsthaftes ausgewogen vertreten sind. In Russland war der Film ein Blockbuster. Ich bin immer noch begeistert vom Film und vom zugrunde liegenden Buch.
- Aus Anlass des 125igen Geburtstages von Helene Weigel zeigt das Berliner Ensemble eine Theaterverfilmung von Mutter Courage und ihre Kinder als Stream. vom 9.5. bis zum 16.5. findet ihr ihn auf deren WEBSeite. Die Aufzeichnung ist aus dem Jahr 1957.
- Bei einer privaten Feier trat eine mexiko stämmige Sängerin / Gitarristin auf und begeisterte mich und die anderen Gäste mit einem Mix aus US und Latino Mucke. Ihr könnt Lux unter +34 633 64 25 55 (WhatsApp) buchen.
- Für die bucklige Verwandtschaft meiner Frau und Co. plante ich einen Besuch im Theater Schaubühne. Sie sollten doch nicht in ihre Provinznester zurückkehren, ohne an den Brettern, die die Welt bedeuten, geschnuppert zu haben. Es wurde Professor Bernardi gegeben, ein Stück aus der Feder von Arthur Schnitzler. Die Hauptfigur, der Professor, ist Leiter der Inneren Medizin eines imaginären Elisabethinum. Er verweigert einem Priester den Zutritt zum Zimmer einer Sterbenden, denn diese hat die Traumvorstellung, gesund zu sein. Er möchte ihr die Illusion nicht rauben. Doch damit setzt er ein Spirale in Gang, die mit seiner beruflichen Vernichtung endet. Seine Konkurrenten nutzen dabei auch die jüdische Herkunft der Hauptfigur. Der Autor war selbst Arzt und der Klinikalltag war ihm durch seine berufliche Tätigkeit vertraut. In der Hauptrolle als Chefarzt brilliert Jörk Hartmann. Er kam glaubwürdig daher. Die Provinzeier, mit denen ich unterwegs war, äußerten sich begeistert zum Stück. Ich hingegen fand das Spiel etwas zu steif, aber das mag der Vorlage entsprechen. Wirklich nervte mich, dass hauptsächlich die jüngeren SchauspielerInnen nicht in der Lage waren, sich so laut und deutlich zu artikulieren, dass sie in der neunten Reihe zu verstehen waren.
- Wie ihr vielleicht schon wisst, soll im Blackrock Teil der neuen Bundesregierung ein Herr Wolfram Weimer Beauftragter für Kultur und Medien werden. Viele Kulturschaffende halten ihn für sehr ungeeignet. Die Petition gegen ihn habe ich schon unterzeichnet Wollt ihr das auch tun, klickt auf den LINK.
- Der Film Licht interessierte mich zuerst wegen des Schauspielers Lars Eidinger und dem Regisseur Tom Tykwer. Beide stehen für Qualität. Vom Inhalt wusste ich nur wenig. Eine Berliner Familie, Vater Werbefuzzy, Mutter arbeitet in der Entwicklungshilfe, die Zwillinge sind fast erwachsen, das Mädchen zieht mit einer schwer Drogen essenden Gruppe um die Häuser, der Sohn hängt im Cyberspace ab. Die inneren Verhältnisse sind zerrüttet, die Familie ist quasi zerstört. Sogar die Therapeutin fragt das Paar, ob sie noch zusammen bleiben wollen. Da taucht ihre neue Reinigungskraft auf, eine aus Syrien geflohene Psychologin. Ihr gelingt es, neben der Putztätigkeit, die Familie wieder zu versöhnen, doch sie verlangt etwas dafür. Was, das verrate ich nicht. Der neue Film von Tom Tykwer ist spannend und geht ordentlich aufs Gemüt. Ihm gelingt es Fiktion und Realität gut miteinander zu verknüpfen.
- Wer zu faul ist, selbst zu lesen, lässt sich vorlesen. Das Buch Fremd von Michael Friedmann ist eine Art Autobiografie über sein Aufwachsen und das Leben im Land der deutschen Täter. Klug wie er ist, weiß er, dass die Juden nicht die einzigen Opfer des Weges waren, den die Deutschen wählten und wählen. Neben einigem Irrationalen steckt auch eine gute Portion Sozialdarwinismus hinter dem Hass und der Angst vor allem Fremden. Das wird gerne benutzt, um Menschen zu spalten. Teile des Textes von Fremd trug an diesem Abend Sibel Kekilli im BE in einer szenischen Lesung vor. Die Ausführung fand ich nur teilweise gelungen trotzdem des interessanten Textes. Für mich gab es zu viel Spielerei mit Videoeinblendungen. Fünf TechnikerInnen saßen an Mischpulten, doch die Stimme von Frau Kekilli war in der letzten Reihe nur mäßig zu verstehen.
- Wer beobachten will, wie das Krankenhauswesen durch die Privatisierung an die Wand gefahren wird, ist im Film Heldin richtig. Quasi dokumentarisch wird eine weibliche Pflegefachfrau (alt. Krankenschwerster) eine Nachtschicht lang begleitet. Ihre Arbeit kann mit Fug und Recht superhart bezeichnet werden. Kollegen fallen öfter wegen Krankheit aus, so dass die Belastungsgrenze ständig überschritten wird. Der Wortbestandteil Pflege in ihrer Berufsbezeichnung ist fast eine Verarschung. Kein Wunder dass immer mehr Pflegekräfte entweder aus Erschöpfung oder Selbstschutz dem Beruf den Rücken kehren. AktienbesitzerInnen der Gesundheitskonzerne sind nun mal nicht an der Gesundheit von Menschen und erträglichen Arbeitsbedingungen interessiert. Sie sehen nur die Profitmaximalisierung. Leonie Benesch spielt die Rolle einer Pflegefachkraft so überzeugend, als wenn sie noch nie woanders als im Krankenhaus gearbeitet hat.
- DieSophiensäle trugen und tragen dazu bei, das Berlin eine Stadt des Ausdruckstanz ist. Leider bin ich nicht so stark auf diese künstlerische Sparte orientiert. Wenn ich dann mal Tanztheater schaue, bin ich traurig, dass ich diese Kunstart so wenig beachtet habe. Diesmal war der Anlass, dass ein lieber Bekannter Vogelliebhaber ist. Also besuchten wir von Kareth Schaffer // Constructin Company Bird Dances. Auf der Bühne erschienen vier TänzerInnen. Sie waren nicht als Vögel verkleidet, sondern trugen nur z.B. ein T-Shirt mit dem Bild ihres Federviehs. Sie standen jeweils für einen Vogel oder eine für Zugvögel im Allgemeinen. Jede / Jeder verknüpfte ihre Rolle mit ihrer eigenen Migrationsgeschichte. # Josephin Findeisen, eine Frau mit DDR Vergangenheit erzählte darüber und verkörperte einen Rotmilan, den Wappenvogel Brandenburgs. # Sefa Okutan, Kind eines türkischen Arbeitsmigranten, stellte ein Nachtigal dar. Sein gewählter Sänger begeisterte ihn besonders, weil Weibchen und Männchen äußerlich nicht zu unterscheiden sind. # Ein Tänzer aus Uganda, Michael Kaddu, hat sich den Sumpfrohrsäger ausgesucht. Er schildert seinen Weg vom traditionellen afrikanischen Tanz in die internationale Szene. # Dani Brown aus den USA spricht und stellt die Irrgäste dar. Das sind Zugvögel, die sich verflogen haben. Sie selbst floh aus dem Land, weil sie die politischen Verhältnisse dort nicht ertragen konnte. Wir fanden die tänzerische Umsetzung des Themas hervorragend.
- Bei Youtube fand ich bei der Suche nach Bird Dance diesen etwas verrücktem Song der Band Trashmen (Müllmänner) Tanz den Vogel, zu dem in meiner Jugend getanzt wurde. Vorsicht beim Nachtanzen.