28.10.2013
Welche Beziehungen KünstlerInnen aus Wien und Berlin von 1900 bis 1930 pflegten und was sie unterschied, arbeitet die aktuelle Ausstellung "
WIEN BERLIN - KUNST ZWEIER METROPOLEN" in der
Berlinischen Galerie heraus.
I. und ich hatten das Glück mit einer Gruppe von Dr. Ralf Burmeister, dem Leiter Künstler-Archive, dem Kurator der Ausstellung geführt zu werden. Dr. Husslein-Arco, die Leiterin des Wiener
Museum Belvedere, Kooperationspartner der Ausstellung, führte eine zweite.
Die Idee, die KünstlerInnen beider Städte zum Vergleichen nebeneinander zu stellen und dafür die Bestände aus Wien und Berlin zusammen zu führen, hat sich als genial erwiesen. Die klassische Moderne entwickelte sich in beiden Städten fast parallel, aber Berlin war eine quirlige Metropole, dagegen Wien eher gemütlich.
Das Nebeneinander zu betrachten führte zu neuen Sichtweisen und spannenden Erkenntnissen.
Die Abspaltungen bildender Künstler vom damals herrschenden Kunstbetrieb
Berliner Session 1898 und
Wiener Session 1897 entstanden ja fast gleichzeitig.
Mir fehlte jedoch die Information, dass die
Münchner Session von 1882 das Vorbild von beiden Gruppen war.
Mit den Werken der Sessionisten beginnt die Ausstellung.
Bei den Wienern war
Gustav Klimt und bei den Berlinern
Max Liebermann der heute bekannteste Mitstreiter.
Die Sessionen lehnten den damals nicht nur in der Architektur bestimmenden
Historismus ab.
Ein gutes Beispiel für diese Kunst hängt im ersten Stock der Berlinischen Galerie. Auf dem Gemälde wird der deutsche Kaiser bei der Einweihung eines Denkmal gezeigt. Weitere Abgebildete sind damals vom Kaiser gut gelittene Personen. Es ist jedoch historisch verbürgt, dass die Einweihung nie so stattgefunden hat und der Gipfel der Auftragsarbeit ist, dass nachgewiesen werden konnte, dass mehrere Personen, die nicht anwesend waren, hinzu gefügt wurden. Dies konnte durch Fotos nachgewiesen werden.
Gegen diese verlogenen Hofschranzen rebellierten die Sessionisten.
Der aus ihnen heraus sich entwickelnde vorherrschende Kunststil wurde, nach
Jugendstil und
Impressionismus, der
Expressionismus.
In Berlin war Ernst Ludwig Kirchner und in Wien waren Oskar Kokoschka und Egon Schiele die bekanntesten Protagonisten.
Nach dem verlorenen imperialistischen ersten Weltkrieg brach der Feudalismus in Deutschland und Österreich zusammen.
Ein "weiter so" in der Kunst war danach nicht möglich.
Dada und die
Neue Sachlichkeit entstanden und prägten den Berliner Kunstbetrieb, während in Wien sich der eher unpolitische
Kinetismus entwickelte.
Zeitlich endete der um die Jahrhundertwende beginnende Aufbruch der Kunst in Deutschland und Österreich, als die Bevölkerung der beiden Länder die NSDAP an die Regierung wählten.
Danach gab es leider nur noch gesunde kraftstrotzenden Männer und kräftige mütterliche Frauen in Museen zu schauen.
Im Video unter ist eine Einführung zur Ausstellung zu sehen, diese ist noch bis zum 27.01.2014 zu besuchen.