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Kunst und Soul Food

06.08.2010

JAWBREAKER, 2008, Video
Kurz vor der Finissage sahen wir die Ausstellung Kismet von Ebro Özsecen in der Galerie Tanas nah beim Hamburger Bahnhof. Unser letzter Kontakt mit den Arbeiten von Frau Özsecen fand in der Weserburg in Bremen statt.

Dora konnte sich gleich an das schreckliche Video erinnern. In diesem schleckt die Künstlerin eine harte Zuckerkugel mit schätzungsweise acht Zentimeter Durchmesser so lange, bis sie aufgelöst ist. Nach vierzig Minuten beginnt ihre Zunge zu bluten. Wer so etwas mag, kann das Video auf DVD erwerben.
Mir gefiel ihre Lichtkugel rechts besser, die eine Ecke der Halle fantastisch beleuchtete.
"Sweet Dreams!", 2010, Lichtinstallation

THE DISH WASHING DREAMS, 1996, Putzkratzer auf Keramikfliesen
Für mich als Mann entstand der Eindruck, dass die Ausstellung unter dem Titel Kismet eine stark weibliche Perspektive vertritt.
Nicht dass ich nicht abwasche und auch mal Schokolade esse, doch Putzkratzer und die Sucht nach Süßem erscheinen mir unmännlich.
Sind halt Frauenthemen.

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Wie nach dem Fressen die Moral kommt, kommt nach der Kunst der kleine Hunger. Deshalb erkundeten wir die jamaikanische Küche im Ya-Man in Moabit. Wir waren beim Fest in der Botschaft der Karibikinsel auf den Imbiss aufmerksam geworden.

Die Speisen waren wie die Preise eher mittelmäßig.
Kann aber auch sein, dass Soul Food nicht meinen Geschmack trifft. Ich bin ein wenig verwöhnt.
Die Bedienung war jedoch sehr bemüht und zuvorkommend.
Die Bemalung der Decke war jedoch vorzüglich.

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Beim Rückweg zum Auto durch die Gotzkowskystrasse entdeckten wir ein Juwel der Alltagskultur.
So etwas die Freddy Leck sein Waschsalon + Café wäre im piefigen Steglitz unmöglich. Erstens hat dort jeder eine Waschmaschine daheim.

Zweitens mangelt es den BewohnerInnen an Fantasie. Doch gebe ich die Hoffnung nicht auf. Immerhin befindet sich im Bezirk eine der besten Currywurst Buden Berlins, es gibt eine Filiale von Hofpfister und den Ableger einer guten Eisdiele aus Kreuzberg. 

Freddy hat für euch ein schönes Werbevideo für seinen Salon gedreht!!!!

Wer wird hier gemolken?

04.08.2010

In einem letzten Aufbäumen präsentiert die Temporäre Kunsthalle Berlin den FischGrätenMelkStand.
Draußen im Leben ist dies die Bezeichnung für eine Melkanlage.

Der Kurator John Bock hat in die leere Halle eine riesige Stahlrohrgerüst Konstruktion gestellt.
In diese waren ein Wohnwagen, Container und diverse Planen integriert. 
Von Ferne wirkte das Setting wenig harmonisch.

Maximal zweiundvierzig "Kühe" (BesucherInnen) waren zugelassen.
Wir warteten brav in der Schlange, bis wir dran waren.
Irgendwie verstand ich jedoch die dahinter steckende Idee nicht ganz. Denn im Moment, als wir die Konstruktion betraten, verwandelten wir uns nicht in Kühe, sondern wurden zu BetrachterInnen und KonsumentInnen.
Wir wollten den bitter- süßen Honig der Kunst schlecken.

Drinnen verbanden Eisentreppen die Etagen. Deren Anordnung war jedoch nicht regelmäßig, so dass das Bewegen von einer zur nächsten Ebene interessant gestaltet war. Für die Konstruktion war ordentlich Hirnschmalz geflossen und ein wenig war sie auch die Hauptattraktion. Die Kunstwerke wurden darin in Boxen und frei gehalten. Es wurde dabei alles von Malerei bis Video geboten und so manche/er hatte einen Raum komplett gestaltet.

Viele von Rang und Namen waren dabei.

Vinyl Terror & Horror, Life f8-)rms, 2010
Matthew Burbidge, Artist´s residency, 2010
Ingrid Wiener, Erste Schritte auf dem Weg zu Bayes, Gobelin 2007,
Björn Braun, Untiteld (Nest) 2009
Martin Kippenberger, o:A. (Pizza) 1993

Zu sehen waren viele tolle Einzelkunstwerke, sicher nach dem Geschmack des Kurators, ich fand jedoch keinen roten Faden.
Unten die Videos zeigen Rundgänge durch die Konstruktion. Leider ohne Kommentar.






Kunsthalle - Bye, Bye

Kunst auf der Brücke

01.08.2010

Zuerst schauten wir nach, was auf dem Tempelhofer Feld los ist. Seit Längerem in Besitz des Landes, ist es jetzt gnädigerweise von den BerlinerInnen begehbar. Bis dieses Tafelsilber verscherbelt ist, darf es sogar mit den Fahrrad befahren werden.

Wohl um für künftige Proteste gerüstet zu sein, lässt der Senat den gut gesicherten Zaun um das Gelände stehen, es ist nur über verschließbare Tore betretbar und in der Nacht verschlossen. Wir überquerten es, um von Tempelhof nach Neukölln zu gelangen.

Die BewohnerInnen Neuköllns haben die Grillwiese sofort angenommen, ist doch das gesellige Beisammensein im Freien für viele EmigrantInnen eine willkommene Abwechslung zu ihren beengten Wohnverhältnissen.
Es roch sehr lecker.

Von Neukölln aus fuhren wir weiter nach Kreuzberg.
In der Nähe der Lohmühlen Brücke befindet sich dort der türkische Biergarten Burg am See. Hier rasteten wir für ein Getränk.
Ob der frühen Tageszeit war es noch recht leer.

Nach einer kurzen Strecke erreichten wir unser Ziel, den Kunstmarkt auf der Oberbaumbrücke zwischen Kreuzberg und Friedrichshain. Ihren alter Zweck, Zoll von den auf der Spree Reisenden zu erlangen, erfüllt sie schon lange nicht mehr. An diesem Sonntag versuchten KünstlerInnen den Flanierenden das Geld aus der Tasche zu ziehen. Sie boten Preiswertes und Kleines an.Wir beschauten die ca. hundert Stände und fanden Spannendes.

Wir präsentieren euch eine Auswahl.

Eva Wagendristel , Feuerpferd, 1993
Karen Lang, Reflecionen, Collage, 2006
Doro Peterson, Bademutig
Jeanne Fredac, Sommerbad, Foto
Dorit Barnick, Am Hafen, Aquarell
Die Bilder der KünstlerInnen könnt ihr online betrachten und auch kaufen.

Aber Kunst liegt oft auf der Strasse, knipsen genügt.
  • Ob die Dame ihren Auftritt als Performance versteht?
  • Als psychoanalytisch Halbgebildeter meine ich, es könnte auch ein versteckter Kinderwunsch dahinter stecken.
  • Der Hund will vielleicht für die Rechte der Schwulen und Lesben demonstrieren, beachtet das Regenbogenband, aber hat sich den Fuß verstaucht.
  • Oder die Wagenlenkerin möchte einen Kommentar, zum Schwachsinn den Thilo Sarrazin losläst, abgeben, wie: "Wenn die Deutschen aussterben, lebt es als Hunderepublik weiter"!?!
  • Aber vielleicht ist der Hund auch nur ein Spitzel des BKA. Kunst ist den Mächtigen immer ein wenig suspekt.
Fragen über Fragen, doch wer kann sie beantworten?

Musica Latina

31.07.2010

Wieder ein Sommerabend in Englischen Garten. Diesmal bekamen wir  lateinamerikanisches auf die Ohren.
Die Gruppe Guitarra Latina war mit ihrer eher leisen Musik eine gute Einstimmung auf das was da folgen sollte.

La Mula Santa (der heilige Esel) spielt die chilenischen Variante des Cumbiaton.
Eine heiße Mischung aus Cumbia und Reggaeton.
Die stark rhythmische Musik mit Wurzel in der afrikanischen und indianischen Kultur geht direkt in die Beine.

Gut ist dabei der für europäische Ohren leicht schrammelige Sound von den Dorffesten der Andenvölker heraus zu hören. Wir tanzten bis in die Nacht hinein. Als wir nach Hause fuhren bot sich uns zum Abschied dieses Bild des Teehauses im Englischen Garten.


walking on the moon

29.07.2010

G. und ich sahen den Film Moon im Kino Moviemento in Kreuzberg.
Die Story ist einfach, Elektrokonzern (böse!) setzt auf den Mond geklonte Menschen als Personal ein und beseitigt sie nach ca. drei Jahren im Müll. Nicht, dass ich EON, Vattenfall und Co. so etwas nicht zutraue, wie die uns ihren Atommüll unterschieben, zeigt ihre Profitgier, aber Filme werden durch political corectness nicht automatisch sehenswert.

Auf dem Mond läuft jedoch etwas schief, ein Klon lernt seinen Nachrücker kennen und sie beschließen dem Konzern eins auszuwischen. Soweit löblich, und es gelingt ihnen auch die Machenschaften aufzudecken.
Leider ist die filmische Umsetzung grottenlangweilig gestaltet.
Nun sind zwei einsame Männer alleine nicht die beste Besetzung für einen Film und der Regisseur hat sich schamlos beim Meisterwerk Solaris von Andrej Tarkowski und bei der 2001 Odyssee im Weltraum von Stanley Kubrick bedient. Da reißen visual effects wie minutenlange Fahrten eines Mondmobil Modellautos in einem Sandkasten auch niemand / frau vom Hocker.

Bolle rückwärts

25.07.2010

Diesmal der Panke-Radweg in Richtung Berlin, irgendwie muß der Bolle aus dem berühmten Berliner Gassenhauer, ja auch wieder heim gekommen sein. Gehen wir mal davon aus, dass er in Steglitz neben dem Kuhstall seines Herrn im Gesindehaus wohnte.

Und er sich trotz der Exzesse (Messerstecherei, Kind verlorengegangen und dann hatte ihn auch noch die Frau verprügelt) erinnern konnte, dass sein Fahrrad am Bahnhof Pankow Heinersdorf stand.
Wir fuhren vom Bahnhof Priesterweg dort hin, für den Rückweg hatten wir den schon mal beschriebenen Panke Radweg ausgesucht. Leider war die Panke immer noch nicht renaturiert, an vielen Stellen ist sie noch der alte Abwasserkanal.


Nachdem wir die Badstraße überquert hatten, warfen wir einen Blick in den Uferpalast; in der ehemaligen BVG Lehrwerkstatt haben sich diverse Kunstprojekte angesiedelt.

Gegenüber in den Uferhallen, der ehemaligen BVG Werkstatt, sahen wir die Meisterschüler Ausstellung der Kunsthochschule Weißensee.
Hier wurde viel Spannendes gezeigt, in der riesigen Halle besteht die Gelegenheit "große" Kunst zu zeigen.

Aber auch Örtlichkeiten haben inspiriert. In diesem Fall der Arbeitskeller, der früher dazu diente, Arbeiten an der Unterseite von Bussen / Straßenbahnen durchzuführen. Hier lief eine Audioinstallation über Mobbing.
Ich dachte, ich würde stinken von Justin B. Rathke.
Ein Video, bei dem mehrere Ebenen Ölmalerei und digital Produziertes übereinander gelegt waren, beeindruckte mich besonders.
Nicht nur die Größe von 1,8 x 1,3 Meter trug dazu bei.
Etwas Ähnliches hatte ich noch nie gesehen. Sergio Bermudez hat die Lichterscheinung produziert.
Wir bekamen auch sonst noch Einiges von anderen Ausstellenden auf Augen und Ohren.
Etwas hungrig geworden zogen wir etwa hundert Meter weiter zum Cafe Uferlos.
Dort speiste ich ein leckeres Steak mit Pifferlingen.
Das Restaurant ist ein Tipp im Wedding und im Sommer ist der Garten mit Pankeblick nicht zu verachten.

Weiter radelten wir zum Rodeo Resort hinter der Kunsthalle Hamburger Bahnhof gleich beim Hauptbahnhof. Als der Tip die neue Strandbar anpries, hatte er meine Neugier erregt. Es lümmelten sich dort viele, die sich hip fühlen, im üblichen Strandbar Mobiliar.

Alle taten fürchterlich wichtig, es war zum Wegsehen.
Einzig der Blick auf den Berlin-Spandauer Schifffahrtskanal und das gegenüberliegende Ufer bot Interessantes.
Doch die Sonne schien uns, so ließen wir unser Bier nicht stehen.


Zum Glück weiß niemand, dass ich dort war.

Wir fuhren weiter zum Englischen Garten.
Mi Solar trat auf. Der Salsa war gut tanzbar und wir ließen uns nicht lange bitten. Leider war die Sängerin etwas schwierig, sie schwatzte zwischen den Songs solchen Schwachsinn, wie dass wir uns lieben sollen.

Wenn ich Lebensweisheiten suche, lese ich lieber ein gutes Buch.

Löwen + Samba

18.07.2010

Wieder ein Sonntag beim Konzertsommer im Englischen Garten.
Die Sonne schien herrlich und wir genossen mit den anderen BesucherInnen den schönen Tag.
Die tollen Bands versprachen ein gutes Hörerlebnis.

Nachmittags spielten die Jamba Lions auf.
Mit Torsten "Teasy" Zwingenberger am Schlagzeug, Johan Leijonhufvud an der Gitarre, Lionel Haas am Keyboard und Martin Lillich am Bass trat eine Supergroup der Berliner Jazzszene auf.

Anastácia Azevedo und Band stehen für die Música Brasileira.
Sie boten gut Tanzbares mit ihren fünf Instrumentalisten (Gitarre, Bass, Keyboard, Drums und Percussion).
Forro, Samba und Bossa Nova waren zu hören.

Die Band lud noch einen Gastmusiker ein, der mit einem Soloauftritt an der Alfaia - Tambor de Maracatu die Stimmung zum Kochen brachte.
Der Körper dieser Carnevals Trommel aus dem Norden von Brasilien (Recife) ist aus Holz und wird mit Holzstöcken bespielt. Diese hat dadurch einen weicheren Klang als die Samba Trommel Surdo, deren Körper aus Metall ist.
Die Band brachte fast das ganze Publikum und auch mich zum Tanzen.

Nosferatu, beiß zu?

16.07.2010

Einen der großen Freiluftkino Events in diesem Sommer richtete das Kino Babylon auf dem Rosa-Luxenburg-Platz vor der Volksbühne aus.
Am Abend hatten sich mit mir ein paar tausend ZuschauerInnen versammelt.

Wir wollten den Stummfilm Metropolis sehen, der aber kurzfristig durch Nosferatu aus dem Jahre 1922 ersetzt wurde.
Schade, aber es gab wohl Probleme mit dem Urheberrecht?!
Ich sah den Film schon mehrfach in den letzten vierzig Jahren. So konnte mich die Geschichte von einem Vampir, der aus den Karpaten in eine Ostseestadt reist, um eine schöne Frau auszusaugen, nicht erschrecken.

Nach achtundachtzig Jahren wirken die special effects im Film auch etwas antiquarisch.
Schön war es aber auch für mich zu entdecken, dass Roman Polanski mit seiner Komödie von 1967 Tanz der Vampire sich fleißig bei Nosferatu bedient hat.

Normalerweise werden heute Stummfilme, wie zu alter Zeit, mit Klavier und / oder Orchester Begleitmusik aufgeführt. Diesmal war die Musik von DJ Raphael Marionneau komponiert. Damit konnte ich mich nicht anfreunden.
Werden bei der "alten" Form der Begleitung filmische Auf und Abs musikalisch synchron kommentiert, plätscherte die komponierte Musik so vor sich hin. Machmal gab es naturalistische Momente, so wurden Szenen mit galoppierenden Pferden im Film mit Getrappel unterlegt. Keine wirklich tollen Ideen,- Schade!

Mit J. zur Kunst

14.07.2010

J. war in Berlin zu Besuch. Wir trafen uns in der Emerson Galerie, in der Nähe der Torstrasse zur Vernissage von Werken von Marco Goldenstein.
Dieser stellte unter dem Thema „BASÖRTÜSÜ“ (Kopftuch) Fotocollagen und Gemaltes aus.

Trümmerfrauen mit Kopftuch
Das Thema ist aktuell, obwohl ich die meisten Diskussionen darum für dumm oder verlogen halte, z.B. hat es gar nichts mit dem Islam zu tun. In der Generation meiner Großmutter trugen es fast alle Frauen bei der Arbeit.
Außerdem gibt es Bekleidungsriten in allen Religionen. Verschleierte Nonnen tragen ähnlichen Mummenschanz wie strenggläubige Musliminnen. Diese Debatten wurden  jedoch nicht in der Ausstellung geführt. Der Künstler beschränkte sich leider darauf, das Dekorative von Kopftüchern darzustellen. Dass sie ein schickes Mode Accessoire sein können, kann man / frau auch so jeden Tag auf den Straßen Berlins erleben.
Gelangweilt ob der nichtssagenden Kunst zogen wir in die Kneipe. Ich testete mit J. und Freunden das Sloppy Joe´s. Gegenüber der Elisabeth Kirche in Mitte ist es ein Kleinod im sonst sehr gestylten Bezirk. Hier hat sich kein Designer aus NY ausgetobt.

Preiswertes leckeres Essen und Getränke aus der Karibik, bei gutem Wetter unter Weinreben, werden hier geboten.
Ein Geheimtipp.