22.05.2011
Gustav Gans gewann mal wieder Freikarten, diesmal für ein Stück von Christoph Schlingensief im Rahmen des Theater Treffens 2011 in den Berliner Festspielen. Wir stellten uns zum avant Kunstgenuss vorher im Garten des Hauses ein.
Volkmar Hasse, Gruppe, 1963 |
Im Gegensatz zum von Aussen ziemlich hässlichen wirkenden 60er Jahre Klotz ist der Garten bezaubernd. Auch zum aprés Kunstgenuss ist er sehr gut geeignet.
Nur regenen oder schneien darf es natürlich nicht.
Hier entdeckten wir auch eine ansehnliche Stahlskulptur, die in der selben Zeit wie das Gebäude geschaffen wurde.
Das Stück hieß Via Intolleranza II. Der Name bezieht sich auf die Oper Via Intolleranza 1960 des Komponisten Luigi Nono. Dieser sagte: "Sie (die Oper) ist ein flammender Protest gegen Intoleranz und Unterdrückung und die Verletzung der Menschenwürde."
Bei der Bienalle in Venedig 1961 uraufgeführt wurde sie von den Rechten zum politischen Skandal gemacht. Nono geisselte den italienischen Kolonialismus. Ähnlich wie von den Deutschen, wird dieser gerne zu einer Mission des Fortschritts verklärt.
Das postmortem aufgeführte Werk von Schlingensief dürfte keinen Aufruhr auslösen. Es beschreibt in erster Linie die Unsicherheit, die der antikolonialistische Autor, mit seinem Afrikabild hat.
Sein Projekt, das Operndorf in Burkina Faso, ist die typische Idee eines Intellektuellen, der seine Schuldgefühle abarbeiten will.
Wenn wir akzeptieren, dass Armut und Kriege in Afrika von der ersten Welt, also von uns, organisiert sind und wir davon profitieren, dürfen wir uns durchaus verantwortlich fühlen. Unterstützung der Katastrophen Hilfe ist da durchaus denkbar, doch Entwicklungshilfe in Afrika ist kritisch zu beäugen.
Die staatliche dient fast ausschließlich dazu Exportmärkte zu öffnen, die einheimische Produktion zu zerstören und Diktatoren zu stützen, die die Rohstoffquellen für das Kapital sichern.
Gutgemeinten Projekten, wie das von Schlingensief, kann man / frau dies nicht vorwerfen, aber nützen sie etwas?
Erstmal bringt das Stück einige KünstlerInnen aus Burkina Faso nach Europa. Sie spielen, tanzen, singen zusammen mit Mitgliedern der Kampnagel Fabrik Hamburg , dem Kunstenfestivaldesarts Brüssel und der Bayerischen Staatsoper München.
Da Schlingensief das Stück nicht beenden konnte, wurde ein Arbeitsentwurf gezeigt.
So wurde es eine Art Generalprobe des Stücks.
Das Ergebnis war eher ein Kessel Buntes.
Aber in Teilen war dieser durchaus anseh- und hörbar. Die Schwarzen trugen musikalisch und tänzerisch dazu bei.
FinnInnen haben die Chance, das Stück am 24.8. und 25.8.2011, um 19 Uhr im Finnisches Nationaltheater in Helsinki zu sehen.
Kritiken: Nachtkritik, Tagesspiegel, Deutschlandfunk, Frankfurter Rundschau, Neuen Zürcher Zeitung, TAZ