24.06.2012
In der Berlinischen Galerie nutzen wir die Sonntagsführung, um uns die Ausstellung von Werken Alfredo Jaars näher bringen zu lassen. Unter dem Titel "the way it is, an aesthetics of resistance" wurden sie zusammengefasst. Er ist in Chile während der Diktatur des Militärs aufgewachsen. Diese Sozialisation unter der Knute des IWF könnte dazu beigetragen haben, dass er sein künstlerisches Augenmerk stark auf soziale und menschliche Konflikte fokussiert. In seinen Installationen nutzt er vielfältige Ausdrucksmittel. Geformte Leuchtstoffröhren dienen ihm in der Haupthalle dazu, die Namen der Orte aufleuchten zu lassen, in denen rassistische Übergriffe in der BRD stattfanden. Hier im Bild eine Erinnerung an das Progrom von Eberswalde, bei dem ein deutscher Mob Amadeu Antonio Kiowa 1990 totschlug.
Eine andere Installation von 1997, "the eyes of gutete emerita", befand sich in einem abgedunkelten Raum. Ein Spot beleuchtete einen großen Haufen Dias, die alle das selbe Foto zeigten. Die Augen einer Frau, deren Familie bei dem Massaker in Ruanda 1994 umgebracht wurde. Wie in all seinen Arbeiten zeigt er hier auch nicht die verstümmelten Opfer, sondern brennt das Gedächtnis an sie in unsere Köpfe ein.
Alfredo Jaar war kurz nach dem Massaker nach Ruanda gereist. So besuchte er eine Kirche, in der sich hunderte zerstückelte Leichen befanden. Doch anstatt diese abzulichten, fotografierte er in einer Bilderserie den Weg dorthin und den Himmel über dem Gebäude. Der Rest soll in unserer Phantasie passieren. Dieses Werk von 1997 heißt "field, road, cloud".
Eine der Installationen, die leider nicht zu sehen war, ist "one million finnish passports", mit der er 1995 gegen die rassistische finnische Staatsbürgerschaftspolitik protestierte.
Meine Liebste und ich empfehlen die Ausstellung, am besten mit Führung, zu besuchen. Sie ist in der Berlinischen Galerie bis zum 17.09.2012 zu sehen. Parallel sind Arbeiten von ihm in der Neuen Gesellschaft für Bildende Kunst zu finden.