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Alle Jahre wieder

 26.12.2023

- Wer noch was schönes zu Weihnachten sucht, kann in einem temporären Geschäft in der Zossener Str. 33 nicht weit vom Bahnhof Gneisenaustraße. fündig werden.
Ein Cyanotyp vertreibt dort seine Produkte. Dieser legt halb durchsichtiges Material auf eine Art frühes Fotopapier und so entstehen wunderbare Bilder.
Ich habe meiner Frau selbst das links geschenkt.
Der Laden ist von Dienstag bis Freitag von 15 - 19 Uhr geöffnet.

- Regelmäßig, wenn ich in der Gegend war, drückte ich meine Nase an der Scheibe der Galerie Christine Knauber platt.
Sie stellte stets tolle Bilder aus.
Nun schaffte ich es endlich, dort eine Vernissage zu besuchen.
Sie stand unter dem Motto "Wintermärchen" und viele der ausstellenden KünstlerInnen hielten sich in etwa an das Thema.

Katerina Belkina "Frau Holle"
Mit 6800 € war dies das Aufsehen erregendste und teuerste Werk der Ausstellung, preiswertest wurde aber schon ab 90 € geboten.
Ich traf auch einen mir bekannten Künstler, Matthias Roloff, wieder.
Ansehen lohnt sich auf alle Fälle und ist kostenlos. Öffnungszeiten sind: Mi–Sa 13–18 Uhr. Die Finissage findet am 15. Februar statt.

- Eine interessante australische Serie ist Wakefield. Der Hauptdarsteller ist Pfleger in einer psychatrischen Klinik und als er einem Patienten sagt "Wir sind alle etwas verrückt" muss man ihm wirklich Zustimmen. Die PflegerInnen haben alle ihr Päckchen zu tragen, der Hauptdarsteller hat ein schweres Kindheitstrauma. Rudi Dharmalingam, ein indisch stämmiger Schauspieler, schafft es die Rolle so perfekt auszufüllen, das ich ihm nur meinen uneingeschränkten Respekt aussprechen kann.
Seit "Einer flog über das Kuckucksnest" aus den Jahr 1975 sind filmische Reisen in die Welt der psychiatrischen Kliniken nichts Ungewöhnliches mehr, doch aus der Perspektive eines Pflegers sah ich so etwas noch nie.
Das indische Element ist stark durch Bollywood-like Tanzeinlagen vertreten.

- Dass der Liedtext "Die Tiroler sind lustig, die Tiroler sind froh, sie verkaufen ihr Bettchen und schlafen auf Stroh" irgendetwas mit der Realität im Tourismusgewerbe in Tirol zu tun hat, wage ich zu bezweifeln.
Ich war dort zu Besuch im Ötztal, benannt nach dem Bergbach Ötz. Der gab auch einem früher Verunfallten aus der Jungsteinzeit, dem Ötzi, den Namen. Ganz ungefährlich ist die Gegend heute auch noch nicht, sucht nur einmal unter "Skiunfälle Ötztal 2023" im Internet.
Selbstverständlich bin ich nicht so verrückt mich auf Bretter zu schnallen und einen Berg herunter zu rasen und vorher noch viel Geld für einen nach oben Lift zu bezahlen.
Aber offensichtlich war ich mit meiner Meinung über den Skizirkus ziemlich einsam, es gibt aktuell neunzig Lifte im Ötztal und entsprechend groß ist die Zahl der Irren, die die Pisten unsicher machen. Doch manchmal rächen sich die Berge und schicken eine Lawine ins Tal.
Aber es gab auch dort ein wenig Kultur zu entdecken.
Ich besuchte einen Après-Ski Abend in der Nederhütte in Obergurgl. Die wird von ein paar Altrockern mit dem Namen Nederlumpen betrieben, die dort viermal die Woche mit Covern von AC/DC oder Falco für Stimmung sorgen. Nicht unbedingt Hochkultur, aber immerhin.

Wie es eigentlich zu erwarten war, bin ich mit Covi19 heimgekommen, war das dann doch die Rache der geschundenen Berge?

- Wäre der Kühlspot Sozial Club nicht draußen in Weissensee, würde ich ihn gerne öfter besuchen. Die Atmosphäre ist ziemlich einmalig.
Die Räume befinden sich in einem Flachbau, ein kleineres Gelände in der Ledererstr. Früher war dort das Atelier eines Sculpteurs, jetzt nutzt sein malender Sohn die Räume, doch abends bekommt hier die Freejazz Szene eine Heimat.
Maximal 40 ZuschauerInnen teilen sich mit den MusikerInnen den Platz.
Diesmal saß ein Duo am Piano, das sehr bekannt ist. Der Mann ist 85 Jahre alt aber hält wacker mit seiner zehn Jahre jüngeren Frau am Flügel mit.
Klarinette und Schlagzeug ware gut bekannt, nur die Tänzerin war mir bisher unbekannt. Sie erinnerte in ihren Bewegungen an den Ausdruckstanz der 20er Jahre des letzten Jahrhunderts. 
Alex v. Schlippenbach und Aki Takase piano
Rudi Mahall bassclarinet
Dag Magnus Narvesen drums, percussion
Toshiko Oka dance


Es war für mich ein überaus gelungenes Konzert.

- Wenn ihr über Weihnachten mal Kunst auf der Couch genießen wollt, der Film Songs of Gastarbeiter läßt die Musik der Emigranten erklingen und erzählt von ihrem Leben in Deutschland.
Er spiegelt auch den verbreiteten  Rassismus der Deutschen wieder.

Häuser voller Kunst

 11.11.2023

- Ein Doppelkonzert im House of Music, einem sehr kleinen Veranstaltungssaal auf dem RAW Gelände bei der U/S Station Warschauer Straße.
Mit meiner Begleiterin saß ich mit ca. weiteren 30 Menschen und lauschten Jazz.
1. Der Abend begann mit einem Konzert von Re: Calamari. Das sind Pablo Held keyb, synth / Adele Sauros sax / Oliver Lutz b / Andi Haberl dr, wobei der Bassist alle Stücke komponiert hat.
Der Sound erinnerte ein wenig an die 70er Jahre, teilweise schimmerten die Klänge von Weather Report durch. Diese Art Jazz wird Fusion genannt, den in ihr werden Momente von Rock und Soul eingepflegt.
Sehr angenehm für das Ohr, aber nicht sehr innovativ.

2. Der Abend endete mit Selvhenter, einer reinen Damenkapelle aus Dänemark. Diese ist sehr innovativ, aber auch etwas anstrengend für die Ohren.
Zwei Drummerinnen (Jaleh Negari and Anja Jacobsen) sorgte für den Beat. Sonja LaBianca am Saxophon und Maria Bertel an der Posaune verfremdeten die Töne oft so, dass ihre Instrumente nicht mehr identifizierbar waren.
Mir gefiel der Radau sehr gut, endlich mal wieder neue Klänge.

-  Kunst im vorbeigehen,- die A-Trans Vitrine im U-Bahnhof  Zoologischer Garten zeigt Ansehnliches.
Du siehst es, wenn du vom Bahnsteig der Linie U2 Richtung Ruhleben zum Bahnsteig der Linie U9 herabsteigst, oder dich in die andere Richtung bewegst.
Ich sah dort bearbeitete Fotos einer Kickboxerin von Carola Rümper. Eine interessante Arbeit.

- Viel mehr Kunstauswahl bieten Atelierhäuser. Die Kreativ Fabrik in der Babelsberger Str. 40/41 besuchte ich zum ersten Mal.
Viele KünstlerInnen öffneten Sa/So ihre Räume zum besichtigen.
Spannendes war zu sehen und Mann/Frau durfte kluge und/oder dumme Fragen stellen.

Susanne Wehr ist Fotografin.
Sie zeigte div Polaroids und interessante Einzelaufnahmen.
Ich sah ihre Arbeiten zum letzten Mal im Haus am Kleistpark.

Cornelia Hübner-Sawal malt meist mit kräftigen Farben.
Ihre Gemälde sind abstrakt. Besonders das intensive Blau gefiel mir.

Anne-Francoise Carts Kunst hat viele Gesichter. Sie arbeit abstrakt und figurativ. Fotografie kann sie auch sehr gut.
In der Weihnachtszeit malt sie auch Engel, diese verkauft auch in Postkartengröße sie nach ihrer Aussage sehr gut auf Weihnachtsmärkten.

Katharina Kulpok kreiert mit dem Pinsel organische und geometrische Welten.
Die mit drei Farben einfach gehaltene Arbeit links gefiel mir besonders gut.

Matthias Stuchtey war der einzige Mann dessen Atelier ich besuchte. Es war der einzige Raum mit Werkbank und Schraubstock. Halt kein Frauenatelier 😎.
Mein Geschlechtsgenosse nutzt viele Materialien für seine skulpturalen Gebilde.
Mich gefielen die kleinen Papierarbeiten aus Resten besonders.

Marion von Delft ist auch in Malerei und Fotografie unterwegs.
Die gespiegelte Aufnahme unter hat es mit sehr angetan.

- Der Film Ein ganzes Leben lief leider in einem fast leeren Kinosaal.
Schade, denn der Film nach dem gleichnamigen Roman von Robert Seethaler beschreibt ein ganzes Leben eines einfachen Menschen aus der österreichischen Bergwelt. Das ist durchaus spannend anzusehen, obwohl der Held nie ob der drückenden Verhältnisse rebelliert und nur sein persönliches Glück sucht.
Nach dem Film sage bitte Niemand mehr, dass es früher besser war.
Selbst seinem ausbeuterischen Chef ist er hündisch ergeben.
Aber im wirklichen Leben gibt es auch solche Menschen.
Der Hauptdarsteller im Film sind drei Personen, einmal als Junge, dann als Erwachsener und dann als alter Mann. Alle drei sind wie die anderen wunderbare Schauspieler.
Für Menschen mit Sehnsucht nach Bergen ist der Film schon wegen dem Alpenpanorama richtig.
Also kauft eine Karte geht ins Kinound sorgt dafür, dass auch andere die Chance bekommen den Film von Hans Steinbichler zu sehen.

Kritiken der Anderen: epd, NDR, FAZ, BR

Die Welt in Berlin

 05.11.2023

- Ich weiß nicht, wie viele Filmfestivals es in Berlin gibt. Kurz-, Porno- Fußball und nach Ländern thematisch sortierte Filme sind am Start.
Eine Freundin war in Südkorea zu Besuch und so sahen wir im Babylon Filme aus dem Land.

1. Dass neben koreanischen Krankenschwestern Bergarbeiter aus dem Land bei uns schufteten, wusste ich bisher nicht. Der Dokumentarfilm Im Winter 1963 bietet einem der Arbeiter Raum, von seinem Einsatz in der BRD zu erzählen. Ergänzt mit Filmen und Fotos wird die Zeit lebendig, in der die ersten Arbeitsemigranten nach dem Krieg zu uns kamen. Spannende Zeitgeschichte!

2. Greenhouse ist ein Spielfilm über eine in prekären Verhältnissen lebende Pflegekraft. Sie ist allein erziehende Mutter und will, wenn ihr Sohn aus dem Jugendknast kommt, ihm ein ordentliches Zuhause bieten. Ihr Traum gerät ins Wanken, als es bei der Pflegefamilie im Zusammenhang mit ihrem Einsatz zu einem Todesfall kommt.
Ein Chaos Strudel beginnt, der damit endet, dass die Pflegerin, um die Leiche verschwinden zu lassen, eine Hüte anzündet und sie dabei auch ihren Sohn verbrennt.
Die Geschichte ist hart und wirkt etwas wie ein Schlag in die Magengrube, aber sie brachte interessante Erkenntnisse über das ferne Land Südkorea.


- Eine neue Veranstaltungsserie im ZigZag Club heißt Jazz Encounter. Unter der Leitung von Urs Johnen (Bass) probte eine von ihm ausgewählte Gruppe von MusikerInnen die überwiegenden Eigenkomposionen und trat dann damit auf.
Diesmal waren Jan Leipniz (Schlagzeug), Greg Ambroisine (Trompete) und Hugo Fernández (Gitarre) dran. Allesamt sehr gute Jazzer, die ein super Konzert ablieferten.
Mir gefielt der Schlagzeuger besonders, sein Spiel war präzise und angenehm fantasievoll.
Leider waren wenige BesucherInnen im ZigZag zu Gast, vielleicht lag das an dem mit 20 € etwas happigen Eintritt oder / und der Montag war Schuld. Schade!








- Ich
dachte alle guten Gerichtsfilme wären schon abgedreht, ich habe mich geirrt.
In Anatomie eines Falles von Justine Triet geht um den Tod des Ehemannes und ob es seiner Frau nachgewiesen werden kann, das sie ihn ermordet hat oder ob er Selbstmord beging. Ein Unfall ist auch nicht auszuschließen. Der Film spielt im Heute, alle Figuren sind gegenwärtig unterwegs.
Die Ehefrau ist wie der Verstorbene SchriftstellerIn, sie erfolgreich, er weniger. Außerdem plagten ihn Schuldgefühle, weil er den Unfall des gemeinsamen Kindes nicht verhindert hat. Eine kräftig gewürzte Gefühlssuppe für eine toxische Beziehung.
Für den Staatsanwalt im Geschworenenprozess ergibt das viel Stoff, um schmutzige Wäsche zu waschen.
Doch am Ende wird die Witwe nach 2,5 Stunden spannender Unterhaltung freigesprochen.
Ob sie ihn aus dem Fenster gestoßen hat oder nicht, bleibt jedoch im Dunkeln.
Der Film hat nicht ohne Grund die begehrte Goldene Palme in Cannes gewonnen.
Sandra Hüller spielt die Ehefrau phänomenal. Der gemeinsame, durch den Unfall halbblinde Sohn, wird vom 11ährigen Milo Machado Graner toll gespielt. Sogar sein Border Collie Snoop erhielt einen Preis für seinen Einsatz im Film, den Palm Dog Award.
Bitte unbedingt anschauen!

Kritiken der Anderen: epd, br, NDR, taz


Hinhören + Hinsehen!

 28.10.2023

- Das Meinrad Kneer Quintet spielt modernen Jazz aus der Feder des Namensgebers. Es präsentierte seine neue CD  "Der zweite Streich" im Musikinstrumenten Museum. Die Radaubrüder sind: Sebastian Piskorz – trumpet, Peter Van Huffel – alto saxophone, Gerhard Gschlößl – trombone, Meinrad Kneer – double, bass, composition, Andreas Pichler – drums.
Es war angenehm mal keinen schrägen Impro Jazz zu hören, also ich finde die Band ist sehr gut hörbar.

- Wer denkt, die Ossis sind alle Kulturbanausen, kennt sich nicht aus und hat aus Unwissenheit ein Vorurteil.

In Kleinmachnow, wo sonst als Löwen verkleidete Wildschweine durch die Wälder streifen, befindet sich zum Beispiel das Landarbeiterhaus.
Davor an der Haltestelle entdeckten wir, dass unser Bus erst in 30 Minuten kommt. Wir nutzten die Wartezeit, um die aktuelle Ausstellung zu besuchen.

Verena Schmidt (Skulpturen) und Franziska Beilfus (Bemaltes) stellten ihre Arbeiten aus.
Frau Schmidt nutzt Plastik- Müll und Pappmasche für federleicht Steine und Gebilde.
Frau Beilfuss liebt es bunt und abstrakt zu malen.

Die Werke können noch bis zum 19.11.2023 angeschaut werden, zur Finissage spielt ein Duo auf.

- Die Theorie von Allem ist eine Idee von WissenschaftlerInnen, die Welt mit einer Formel zu erklären. Klingt ein wenig verrückt und ist es vielleicht auch.
Der gleichnamige Film schildert den kurzen Aufstieg eines jungen Physikers, der sich auf das Glatteis der Quantenmechanik begibt, ausrutscht und verzweifelt.
Aber keine Angst, niemand muss Physik studiert haben, um den Film des Regisseurs Timm Kröger zu verstehen.
Die meiste Zeit spielt die Handlung in und um einem Berghotel im Schnee der Schweizer Alpen. Es gibt tolle Sichten in schwarz/weiß auf das Bergpanorama zu schauen. Die Zeitschiene ist auf die 60er Jahre des letzten Jahrhunderts eingestellt.
Unser junger Held reist mit seinem Doktorvater dorthin, um an einem Kongress teil zu nehmen. Er lernt dort eine Pianistin kennen, in die er sich Knall auf Fall verliebt.
Dann stirbt ein anderer Physiker, um dann kurze Zeit später lebendig wieder aufzutauchen, die Pianistin weiß Dinge aus seiner Jugend, die sie eigentlich nicht wissen dürfte und verschwindet. Merkwürdigkeit reiht sich an Merkwürdigkeit. Vielleicht gibt es doch Parallelwelten.
Es entwickelt sich eine fantastische Krimihandlung. Aber nichts wird aufgelöst, wir bleiben ratlos wie der Held zurück.
Den Film kann ich uneingeschränkt empfehlen. Man / Frau muss sich nur einlassen.

Kritiken der Anderen: SWR, EPD, NDR, FAZ, BR

- Zwei Bands zum Preis von einer, das wir manchmal im Donau115 geboten. Dort ist allerdings der Betrag, den man/frau geben möchte, jeder selbst überlassen. Es dürfen aber über 10 Euro sein, was ich sehr fair finde. Ich hoffe die MusikerInnen sind damit auch zufrieden.

~ Die erste Gruppe bestand aus Andrea Parkins - Amplified objects, Keisuke Matsuno - Guitar, Vinicius Cajado - Bass, Joe Hertenstein - Drums.
Sie legten sich gut ins Zeug, mein Begleiter meinte, dass es sich anhörte, als wenn jede wild drauf los spielte. Ich jedoch hörte etwas wie ein Konzept heraus, mir gefiel der Auftritt gut, besonders der Bassist bot Einiges. Vielleicht könnten sie noch etwas ihre Bühnenpräsenz verbessern. Das Publikum begrüßen und die Bandmitglieder vorher vorstellen sollte drin sein. Aber vielleicht wollten sie nur zeigen, wie supercool sie sind.

~ Die zweite Gruppe waren Otto Hirte - sax, cl, fl, comp, Leon Albert - git, comp genannt "Der Hirte Albert". Sie erzählten etwas über ihr Projekt, bevor sie loslegten und zwischen den Songs gab es Ansagen, die teilweise auch witzig waren.
Insgesamt war der Auftritt ruhiger, er war komplett akustisch und so gab es weniger jammernde E-Gitarrenklänge als bei der Band zuvor. Es war ein gelungener Ausklang des Abends.


Sag es mit Heine

 07.10.2023

-  Auf der Panda Platforma in der Kulturbrauerei gibt es unterschiedliche Veranstaltungen.
Mittwochs ist immer PandaJazz angesagt.
Diesmal jazzte das String Stream Trio, Eli Khentov – violin, Johannes Fink – cello, Rodolfo Paccapelo – double bass. Der Cellospieler Johannes Fink ist eine bekannte Größe in der Berliner Szene, doch ich erlebte ihn noch nie mit nur Saiteninstrumenten. Das Konzert gefiel mir gut, es war unterhaltend, denn es wurde fleißig improvisiert.



 

 






- Im Osten, in Halbe lies sich der deutsche Kaiser einen eleganten Extra Bahnhof, bauen damit er auf seinen Jadgausflügen per Kaiserzug nicht mit den gemeinen Leuten konfrontiert wurde. Das gemeine Pack durfte dreißig Meter weiter aussteigen.
Aber nachdem die blaublütigen Blutsauger vertrieben waren, verfiel das Haus bis in die 90er Jahre des letzten Jahrhunderts. Dann trat ein wahrscheinlich und zum Glück etwas verrückter Neuseeländer auf den Plan und steckte ordentlich Geld in die Restaurierung. Diese ist seit ein paar Jahren vollendet und das Gebäude kann für Veranstaltungen genutzt werden.
Ich besuchte ein Heine-Programm, gesprochen, gesungen und gespielt von Uwe Neumann (Gesang und Posaune)und Ian Melrose (Gitarre und Gesang). Da hoffe ich, dass der Kaiser derweil im Grab rotiert hat, denn die Adelshäuser gehörten zu den Zielscheiben Heines Spots. Dem Duo gelang es, seine Lyrik überzeugend vorzutragen.
Heinrich Heine war vom deutschen Adelspack so ungelitten und von den deutschen Antisemiten so gehasst, dass er mit 25 nach Paris zog und dort verstarb.
Kulturhistorisch stand er am Ende der Romantik und hat diese u.A. mit diesem Spottgedicht beerdigt:

Das Fräulein stand am Meere
Und seufzte lang und bang.
Es rührte sie so sehre
der Sonnenuntergang.
Mein Fräulein! Sein sie munter,
Das ist ein altes Stück;
Hier vorne geht sie unter
Und kehrt von hinten zurück.

 
 

- Es wird draußen ungemütlich, da zieht es mich ins warme Kino. Diesmal in eine britische Komödie.
The Lost King ist eine wahre Geschichte um eine Hobbyariologin, der es gelang, das Grab von Richard den III. ausfindig zu machen. Sie wird genial von Sally Hawkins gespielt.
Wenn ihr denkt, dass Briten etwas schrullig sind, könnt ihr euch dieses Vorurteil im Film bestätigten lassen.. Aber ein bedeutendes Werk der britischen Filmkunst ist es sicher nicht.
Aber erheiternd ist es allemal.

Die Kritiken der Anderen: epd, Bayrischer Rundfunk, BBC

- Alte Musik atmet den Geist längst vergangener Zeiten. Meist kommt sie mit alten, sprich heute kaum noch gespielten Instrumenten daher.
Ich besuchte dazu ein Konzert in der Zionskirche nah bein U-Bahnhof Rosenthaler Platz. Diese war in der Untergangsphase der DDR ein wichtiger Ort des Widerstands gegen das Regim.
Die Musica Sequenza mit Burak Özdemir spielte dort auf. Das sind Burak Özdemir (Barockfagott), Edi Kotlyar (Barockvioline), Kerstin Dewan (Barockvioline), Chang Yun Yoo (Barockbratsche), Rahel Bader (Barockcello), Mirjam Wittulski (Kontrabass), Tung Han Hu (Orgel), Charlie Zhang (Theorbe)
Sie brachten die Silent Cantata von Emanuel Bach zu gehör. Dies ist in Wirklichkeit kein Stück von ihn, sondern Heer Özdemir hat verschiedene Kantaten, die Bach ab 1723 komponierte ausgewählt. Er hat diese so arrangiert, dass die Gesangsstimmen vom Fagott übernommen werden.
Ein interessantes Konzept, das genial umgesetzt wurde.


- Wenn ein weltbekannter Regiseur (Wim Wenders) einen weltbekannten bildenden Künstler (Anselm Kiefer) porträtiert, sollte etwas Bedeutendes herauskommen.
Nun ist das Œuvre von Kiefer nicht sehr anheimelnd. Dunkle Töne, grau und braun sind die bestimmenden Farben auf seinen überwiegend abstrakten Bildern. Fröhliche Malerei ist anders.
Doch KünstlerInnen müssen nicht zum Gefallen Anderer malen. Ihre Inspiration ist meistens ihr Seelenzustand.
Leider setzt die filmische Biografie erst mit einem Preis den der Gymnasiast Kiefer erhielt. Der junge begabte Mann durfte das Leben Van Goghs durch Zeichnungen dokumentieren. Über sein Leben vorher erfährt man / frau kaum etwas.
Die weitere Karriere Kiefers vom Meisterschüler von Joseph  Beuys bis über das Berühmtwerden in den USA bis hin zu großen Ausstellungen in Deutschland erfuhr ich durch Videoschnipsel. Und zwischendurch fährt der Meister mit dem Fahrrad durch sein neues riesiges Atelier, in dem riesige Bilder darauf warten, dass er noch ein wenig daran weiterarbeitet.
Gut, interessant waren ein paar Einblicke in die Techniken, mit denen er Skulpturen und Bilder fertigte..
Aber insgesamt war der Film nicht sehr erhellend.
Auch die fiktiven Einsprengsel aus seiner Jugend waren dürftig.
Mir fehlte z.B. eine Dissusion mit Wenders über das Gemeinsame und Trennende der künstlerischen Arbeitsweisen.
So verschlief ich teilweise den überwiegend schwermütigen Film. Vielleicht war auch die etwas eintönige Musik daran schuld.
Die filmischen Bilder waren natürlich gewaltig und schön, wie es bei Wenders zu erwarten ist,
doch u.A. Artes Mediathek bietet KünstlerInnen Portraits, die erheblich kurzweiliger und  spannender sind.


Kritiken der Anderen: epd, ndr, br, Kunst+Film

Gemischter Salat

 20.09.2023

 - Im International, dem Großraum Kino der DDR Hauptstadt, sah ich Fallende Blätter von Aki Kaurismäki. Dieser Film von ihm ist mal wieder ein von Beginn an tragischer Liebesfilm, der nach Wirrungen zum Schluss ein glückliches Ende findet.
Zwei einsame Menschen lernen sich kennen, er verliert ihre Telefonnummer und ist Alkoholiker. Er macht, um sie zu gewinnen, einen Entzug. Die Frau schafft sich derweil einen Hund an. Dann finden sie sich wieder.
Ich habe das Gefühl, dass der Regisseur altersmild geworden ist. Der Film ist nicht schlecht, aber durch das Happyend für mich etwas zu kitschig. Ich mag es heftiger.

Kritiken der Anderen: Das Erste, EPD, NDR

- Danach spielte die finnische Damenkapelle Maustetytöt (Gewürz). Das Duo singt die zu Kaurismäi passenden etwas düsteren Texte zu zucker süßem Synthiepop.

Ein Auszug aus einem ihrer Songs:
Ich habe doch die falschen Lottozahlen gewählt
während ich am Auslosungstag ängstlich war
ganz allein in meinem Zimmer
 
Am Ende habe ich mir sogar eine Zigarette gedreht
Ich trank das Grippemittel meiner Großmutter
während ich Pirkka-Bier trank
 
Als die Bälle durch die Gosse rollten
dachte ich an die kleinen Kinder im Sudan
die sich gerne betrinken möchten
zumindest haben sie echte Probleme

https://lyricstranslate.com


 - Wenn ein Musikschul-Orchester 35 Jahre alt wir gibt es was zu feiern. Das JayJayBeCe / Jazz Composer Orchesta ist ein Kind der Musikschule City West. Es trat in Industriesalon Schöneweide auf.
Es verändert sich kontinuierlich, denn MusikerInnen, welche die Musikschule verlassen werden durch neue SchülerInnen ersetzt.
Gegründet wurde es 1987 von Christof Griese, der es bis heute dirigiert. Aus Anlass des Geburtstags tauchten 25 Ehemalige auf, die zeitweilig mitspielten.
Der Jazz ist eher gefällig.

 

- Im A-Train hörte ich Andreas Schmidt (Piano),  Heinrich Köbberlig (Schlagzeug), Rudi Mahall (Bass). Herr Schmidt lädt fast jeden Montag MusikerInnen zum kostenlosen Konzert ins A-Train.
Das Video unten zeichnet ein älteres Konzert nach.


- Endlich mal wieder besuchte ich die Berliner Philharmonie. Es ist und bleibt ein exelentes Konzerthaus. Selbst leise Instrumente, wie die Harfe, heben sich gut von den anderen Klangerzeugern ab und sind gut zu identifizierten
Für das musikalische Vergnügen sorgte diesmal das Deutsche Symphonie Orchester (DSO) unter der Dirigentin Marin Alsop.
Auf dem Programm standen:
1. Strumm von Jessie Montgomery, ein Stück für Streichorchester.


2. Konzert für Violoncello (Alban Gerhard) und Orchester von  Brett Dean

3. Nach der Pause gab es die Symphonie Nr.9 von Antonin Dvorak: "Aus der Neuen Welt"


- Die deutsche Jazzunion bittet euch diesen Appell zum Erhalt von Jazzsendungen im Öffentlichen Rundfunk zu unterschreiben.