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Abschied in Schöneberg

09.12.2010

Schon wieder meine liebste Berliner Sambacombo AJA, diesmal in der Isotop-Bar in der Pohlstrasse in Schöneberg.
Ein angenehmer Platz im aufstrebenden Galerie Viertel rund um die Potsdamer Strasse.

Leider aber kein gleichwertiger Ersatz für das geschlossene El-Sur gegenüber, es ist kleiner.
Trotzdem,- AJA waren verlässlich gut und zum Abschied von Jabuti (Mitte) spielte sogar der italienische Brasilianer (links) wieder mit.

Jabuti reist für eine Weile in sein Heimatland Brasilien.
Auch wenn er ein wenig wie Santana aussieht, er ist es nicht.
Die Musik ging ordentlich in die Füße, bald tanzten fast alle.
Ich forrote und sambate hüftenwackelnd mit meinen Begleiterinnen durch den Raum.
Zum meinem Glück gaben sie sich die Klinke in die Hand, so dass ich nicht zu sehr außer Atem kam.

Schon wieder Saale

3. - 4.12.2010

Seit meine Liebste zur Kur in Saalfeld weilt, machte ich mich regelmäßig auf, um sie zu besuchen. Wegen der doch recht unzuverlässigen Deutschen Bahn und dem von ihr geforderten Fahrpreis nutzte ich meist eine MFG über die online Mitfahrtzentrale Deutschland. Bisher bin ich damit zu einem Drittel des Preises der DB und mit garantiertem Sitzplatz gut gefahren.

In Saalfeld angekommen beschnupperte ich mit meinem Schatz den Italiener am Marktplatz, das Restaurant Bellini.
Es ist chic und der Brunnen im Gastraum macht auch was her.
Gut besucht war es ebenfalls.


Leider weigerte sich die Kellnerin mir zu Rotwein ein Glas Leitungswasser zu servieren.Wütend wünschte ich dem Besitzer Pest, Cholera und die Steuerfahndung an den Hals.

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Am Nachmittag fuhren wir die ca. 50 Kilometer von Saalfeld nach Jena. Es liegt auch an der Saale und ist u.a. durch Optik und feuerfeste Glasschale bekannt geworden.
Wir parkten gleich beim ICE Bahnhof Jena-Paradies, dessen merkwürdiger Namen mir schon von Zugfahrten nach München geläufig war.
Wir schauten uns zuerst die Altstadt an, die mit Shopping Malls zu gepflastert ist. Also nur ein Paradies für flüssige Konsumenten?

Wegen des Wetters und dem Appetit suchten wir bald das Gasthaus zum Roten Hirsch in der Altstadt auf, dass 1509 das erste Mal urkundlich erwähnt wurde.
Der Wein war gut trinkbar und meine geschmorte Wildhasenkeule schmeckte vorzüglich. Doch leider war das Restaurant etwas überlaufen. Die KellnerInnen bedienten sehr fit, jedoch konnten wir ihnen den Stress anmerken.

Hauptsächlich aber wollten wir ins Theaterhaus Jena.
Der Zugang ist sehr schlicht, mich erinnerte er mehr an einen Lieferanteneingang.
Vom Haus ist auch nur noch die Hinterbühne nach dem Teilabriss von 1987 übriggeblieben.
 
Im Keller unter der Bühne befinden sich Kasse und Bistro, wir bezahlte pro Karte 13 Euro, was angesichts dessen was dann geboten wurde, preiswert war. Im Bistro fanden wir jedoch ein Haar in der Suppe, es wurde kein Kaffee angeboten, in unseren Augen eine Frechheit.

Theater auch am Pisoar
Vielleicht war dies ja dem Altersdurchschnitt der BesucherInnen geschuldet, die Generation Bionade überwiegte.
Das Besondere am Bistro ist, dass man / frau die Technik der Drehbühne betrachten kann, auf der später die Mimen agieren werden.
Gegeben wurde "Gotham City I - das Stück. Eine Stadt sucht ihren Helden".
Selbst erfahrene Kunstbanausen wie wir erkannten gleich, dass Goethe und Schiller nicht die Autoren sein können, es ist Rebekka Kricheldorf.

Der Titel klingt eher nach BATMAN und wirklich ist der Handlungsort eher in der Gegenwart einer gesetzlosen Stadt angesiedelt.
Die Hauptrolle spielt jedoch keine Fledermaus, sondern ein ziemlich kaputter Bulle.

Er kämpft gegen den Drogenboss, den Herrn oben, recht erfolglos. Aber der Bulle gewinnt schlussendlich, doch auch er will nur sein Schäfchen ins Trockene bringt, sprich, seiner Ex ordentlich eins auswischen.
Wer an das Gute im Menschen glaubt, wird hier eher zum Zweifeln angeregt.
Gespielt wurde auf einer Drehbühne, die ob der turbulenten Handlung auch ordentlich rotierte.
Gefühl, Klamauk und Slapstik wurden geboten, ein Auto fuhr durchs Bild, Video Sequenzen brachen die Handlung durch eine parallele Darstellung, ihre geheimen Gedanken äußerten die DarstellerInnen über Mikrofone, die überall herumstanden.
Sex, Drogen, Leidenschaft und Geld spielten inhaltlich eine Rolle, so dass es uns trotz drei Stunden Spielzeit nicht langweilig wurde.


Das Stück und die Darsteller wurden mit einem ordentlich Applaus gefeiert.

Kritiken: Nachtkritik, Thüringischen Landeszeitung,

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An nächsten Morgen verabschiedete sich die Nacht mit einem fulminaten Sonnenaufgang.

Hattie sings the Blues

02.12.2010

Abends besuchte ich trotz Schnee und Kälte mal wieder das Celtic Cottage in Steglitz nah beim Walter- Schreiber Platz.
Zweimal in der Woche ist hier, Do. und Sa. Abends, live Musik zu hören und dazu ist sogar der Eintritt frei.

Ein angenehmer Platz, weil dort nicht gequalmt werden darf.
An diesem Donnerstag sang und spielte Hattie St. John für uns. Mit ihrem musikalischen Begleiter, ebenfalls an der Gitarre, brachte sie uns Blues und Jazz zu Gehör.
So klang der Abend gut aus.

Christa Wolf und der Mantel der Verdrängung

23.11.2010

Christa Wolf las im Berliner Ensemble aus ihrem neuen Buch "Stadt der Engel oder the overcoat of  Dr. Freud". In dem Buch geht es u.a. um die von ihr angeblich vergessene Stasi Mitarbeit von 1959 - 1962, die hier beschrieben wird.

Meinem Meinung nach hat sie diese nie vergessen, sie dauerte mehrere Jahre und als treue Parteisoldatin erschien die Zusammenarbeit mit dem Geheimdienst zwangsläufig.
Leider rückte sie mit der Wahrheit erst heraus, als ihre Akte auftauchte.

Ehrlicher wäre es gewesen, zu ihrer Informantentätigkeit zu stehen, sie hat es ja nicht für Geld oder Vergünstigungen getan, wie viele Spitzel des BND. Sie bleibt trotzdem eine große Autorin.
Zum Afterlistenig ging´s in die BE Kantine, mit Rotwein und Boulette klang der Abend aus.

Wieder baden

21.+ 22.11.2010

Diesmal verschlug es meine Liebste und mich auf einen Kurzurlaub nach Bad Saalfeld.
Ein Nest in Thüringen an der Saale gelegen. Es gibt Brunnen mit Heilwasser und außerhalb eine Kurklinik. Also nicht ein Kurhaus mit Stadt wie Bad Steben.

Dort hatten wir mit unseren achtundfünfzig Jahren das Gefühl gehabt den Altersdurchschnitt zu drücken.
Wir stiegen in der kleinen Pension Töpferstüb´l ab, um die Ecke von lebendig wirkenden Gassen und dem entstehenden Weihnachtsmarkt.

Wir liefen erst mal in der Gegend herum und bestaunten die gelungen renovierte Altstadt.
Als sich der Hunger meldete, suchten wir das für seine thüringischen Spezialitäten in der WEB Plattform Qype gelobte Restaurant Alte Post auf.

Nostalgische Erinnerungen an die DDR kamen auf, wir wurden im leeren Restaurant platziert.
Doch das Essen (natürlich mit Thüringer Klößen) und der Wein (natürlich Saale/Unstrut Riesling) waren gut.
Auch das historische Gemäuer war nett dekoriert.

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Am nächsten Tag war ein Ausflug in die Feengrotte geplant. Mit dieser Sehenswürdigkeit wirbt Bad Saalfeld in der ganzen Umgebung an den Straßen.
Entsprechend der touristischen Bedeutung des Ortes ist die Infrastruktur ausgelegt.

Es gibt einen Pavillon mit allerlei Feen- und Bergwerk Schnickschnack, einen riesigen ziemlich leeren Parkplatz und ein laut Qype grottenschlechtes Restaurant.
Um 15:00 Uhr versammelten wir uns mit weiteren Neugierigen zu einer Führung in die Grotte.

Sie ist nicht sehr tief, nur ab und zu geht es mal ein paar Meter eine Treppe nach oben oder unten. Es ist jedoch oft sehr feucht, denn von oben dringt durch den Stein Regenwasser ein.
Bemerkenswert fand ich, dass die Gänge nicht abgestützt wurden. Die Führerin erklärte mir, dass nur schonend mit Hammer und Meißel geschürft wurde, durch Maschinen und Sprengunggen hervorgerufene Abgänge entstanden so nicht.

Der Abbau von Alaune per "Hand" war möglich, weil das umgebende Gestein sehr weich ist. Die Wände der so entstandenen Grotten sind durch die unterschiedlichen ausgewaschenen Mineralien sehr farbig.
Tropfsteine sind auch zu sehen.

Ich fand die Besichtigung gesamt nicht so interessant, mir fehlten technische Infos. Aber wenn es kalt ist und es regnet und einem nichts Besseres einfällt, sind die 8,- Euro Eintritt gut angelegt.

Danach speisten wir im laut Web zweitbesten Restaurant Pappenheimer.
Ein hübsches Lokal. Wir aßen wieder thüringisch, das Essen war jedoch nicht so gut wie am Tag zuvor, aber wir durften uns den Sitzplatz selbst aussuchen.

Wer bei Pappenheimer an das Zitat "Daran kenne ich meine Pappenheimer" aus Schillers Wallenstein denkt, hat recht. Zwar konnte ich nicht heraus finden, was das Lokal mit der historischen Figur zu tun hat, aber das Haus stammt aus der Zeit des Dreißigjährigen Kriegs und der Name ist bekannt. Das die BesitzerIn sich damit einen der wichtigen katholischen Kriegsverbrecher der damaligen Zeit zum Namenspatron nimmt, scheint keine Rolle zu spielen.

Rund um die Welt

20.11.2010

Jedes Jahr findet an den Wochenenden vor Weihnachten im Ethnologischen Museum Berlin der Markt der Kontinente statt. Es wird eine Mischung aus indigenem Handwerk und Ethnokitsch angeboten.
Stände von Initiativen akzeptiere ich gerne.
Die Händler dort bieten aber meist keine Garantie dafür, unter welchen Bedingungen (Sklaven- und / oder Kinderarbeit) ihre Produkte hergestellt werden, auch wenn sie oft sehr hübsch sind. Arbeitsbedingungen wie in der Textilindustrie mag ich nicht unterstützen.

Ich traf dort aber auch die netten Damen vom Freundeskreis Radio Multikulti und half einige Luftballons aufzupumpen.
Da Familientag war, wurden uns die Ballons von den vielen anwesenden Kindern aus den Händen gerissen.

Leider arbeite ich nicht mehr für das Radio, das Handling der Finanzen war mir zu undurchsichtig.
Am Stand traf ich meine Liebste. Wir hatten uns vor einem Jahr dort kennen gelernt. Danach besuchten wir im Keller das Beduinenzelt. Dort wurde arabisches Essen angeboten, wir genossen Einiges von Büfett. Dabei hockten wir auf Sitzkissen ziemlich flach. Zum Glück schauten unsere Zehen nicht aus den Strümpfen.

Im Zelt ist nämlich Schuhe ausziehen angesagt. Den Besuch empfehlen wir uneingeschränkt allen ohne Stinkefüße und / oder Rückenprobleme.

Auf der Alm da gibt´s kei Sünd

17.11.2010


Im Schlot veranstaltet der Deutsche Alpenverein regelmäßig Filmabende, die natürlich mit höheren Bergen als dem Kreuzberg zu tun haben. Weshalb es überhaupt so hohe Berge geben muss, verstehe ich nicht. Gut, sie sind in der tektonischen Geschichte der Erde entstanden, aber eigentlich versperren sie nur den Blick nach Italien. Aber vielleicht sollten Flachländler nicht über Dinge reden, die sie nicht verstehen.

Hierankl – Ein ‘Heimatfilm’ von Hans Steinbichler war zu sehen. Auch ein Familienfilm, in dem es ein wenig wie in Sodom & Gomorrha zugeht.
Zum Inhalt: Alt68er mit Frau feiert seinen Sechzigsten in seinem Haus im Chiemgau.

Anwesend sind Sohn und Tochter und ein Freund des Sohnes, der Liebhaber der Frau. Bald trifft ein Freund ein, der jahrelang nicht gesehen war. Die Tochter und er beginnen bei einer Bergtour eine Sexbeziehung.

Dann erscheint überraschend die Geliebte des Jubilars.
Als heraus kommt, dass die Tochter nicht von Geburtstagskind stammt und mit ihrem wirklichen Vater schläft, nimmt das Drama seinen Lauf.

Die Story schwankt etwas zwischen griechischer Göttertragödie und Fernseh Vorabendserie.
Die tollen Darsteller (Johanna Wokalek (Tochter), Barbara Sukowa (Mutter), Josef Bierbichler (Jubilar), Peter Simonischek (der Liebhaber und Vater) reißen es nicht so richtig raus.
Aber die Landschaft war trotz der Berge schön anzusehen.

Storchenstadt

14.11.2010

Zum Sonnenschein am Sonntag fuhren wir in Richtung Storkow, einem Nest im Südosten von Berlin.
Unser Weg führte uns auf der Autobahn Richtung Dresden bis zur Abfahrt Bestensee.
Wir befuhren die B 246 bis Gross Schauen.

Dort befinden sich zwei Fischereibetriebe mit Restaurant. Nachdem wir etwas an den Fischteichen entlang gelaufen waren, genossen wir vor dem Aalhof ein leckeres Brötchen mit Lachsforelle.
So gestärkt fuhren wir nach Storkow.

Diese Kleinstadt am Storkower Kanal gelegen ist von Moor- und Sumpfland umgeben. Ein idealer Standort für Frosch und Maus, der Leib- und Magenspeise der Großvögel, die uns die Babys bringen.
Das Wappentier von Storkow, der Weißstorch (Ciconia ciconia), war wegen des fortgeschrittenen Jahres jedoch schon in wärmere Regionen wie Afrika abgereist.

Doch überall in der Gegend sahen wir verlassene Nester. Im Frühjahr sicher ein heißer Tipp für´s Meister Adebar Watching. Wir besuchten zuerst die Burg Storkow. Bevor die Deutschen die Slawen aus der Region vertrieben, stand hier schon eine Sumpfburg.

Im 12. Jahrhundert entstand eine steinerne Wehranlage. Leider ist sie nach dem Großbrand 1978 nicht mehr historisch aufgebaut worden, viele alte Feldsteine sind durch Backstein ersetzt worden. Nicht sehr ansehnlich, aber der Kaffee im Burg-Café war ok.

Das Städtchen selbst machte einen trostlosen Eindruck.
Die Innenstadt, d.h.der Marktplatz wirkte verlassen, in den Nebenstraßen befanden sich die üblichen Supermärkte und am Platz fanden sich nur vereinzelt Geschäfte und viel Leerstand.
Ob dagegen die Kauf vor Ort Kampagne nützt? Was Rainald Grebe so treffend singt: "ich fühl' mich heut' so leer, ich fühl' mich Brandenburg.", konnten wir nachvollziehen.



Der nett gemeinte Versuch den Leerstand mit bemalten Brettern vor den Fenstern zu kaschieren erinnert etwas an die Protokollstrecke für die DDR Regierung. Damals wurden verfallene Häuser für die Wagenkolonne von Honecker verkleidet und angemalt.

Ein architektonisches Kleinod der Stadt ist die Zugbrücke über den Storkower Kanal, der den Scharmützelsee mit der Dahme verbindet. Die Konstruktion ist offensichtlich von holländischen Siedlern inspiriert. Sie ist ein Nachbau von 2001, aber gelungener als die Burg.

Als wir aus Storkow abfahren wollten, verabschiedete sich der Himmel mit diesem Schauspiel.

Zwangsarbeit + Festbankett

12.11.2010

Am Nachmittag besuchte ich das Jüdische Museum, um die Ausstellung "Die Deutschen, die Zwangsarbeiter und der Krieg" anzusehen. Neben der Architektur und den ständig gezeigten Exponaten zum jüdischen Leben, werden öfter spezielle Aspekte beleuchtet.
Es tut gut sich zu vergegenwärtigen, wie der Traum der germanischen Herrenrasse die Vorfahren meiner Mutter dazu brachten, Minderwertige schamlos auszubeuten. Da die Herren ihr Leben im Krieg verloren, wurden Arbeitskräfte gebraucht. Dabei gab es eine feine Abstufung der Bedingungen.von Angehörigen germanischer Rassen wie den Flandern bis zu denen, die zur Vernichtung durch Arbeit vorgesehen waren.

Davon profitierte nicht nur die deutsche Industrie, auch der "normale" Deutsche konnte endlich über Sklaven herrschen.
Die Schweinereien unserer Vorfahren sind noch bis zum 30.01.2011 zu besichtigen.

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Abends besuchten meine Liebste und ich die Krimishow Mord beim Festbankett im Abacus Tierpark Hotel in Lichtenberg. Dazu wurde ein vier Gänge Menü gereicht. Die Show hatte Laientheater Niveau und das Essen war überwiegend a la Kantine.

Was man so als Kulturgenuß verkaufen kann, ist unglaublich und die Menschen bezahlen auch noch Geld dafür.

Ganz schön alt

11.11.2010

Langsam komme ich in die Jahre, mit 58 Lenzen kann man ja schon mal langsam nachdenken, wen man zur eigenen Beerdigung einlädt. Den Geburtstagsabend verbrachte ich mit der Liebsten und Kultur. Zuerst zogen wir uns eine Ausstellung rein.



Nänzi, In Erwartung, 2010
2.800 Euro
Der Künstlersonderbund veranstaltete sie in den Uferhallen im Wedding.
Er hat sich vom Künstlerbund abgespalten, weil dort Abstrakte angeblich zu sehr dominieren, er steht für figürliche Arbeiten.
Der Vorteil ist, dass man / frau meist gleich identifizieren kann, was er / sie zu sehen meint. Doch Vorsicht, Schein und Bedeutung sind nicht immer deckungsgleich.
Sehr gut gefielen mir die gar nicht braven Frauen von der Bildhauerin Nänzi Reichert.


Nänzi, Die Audienz, 2009
3.900 Euro
Die Künstlerin hat es schon geschafft einen Skandal in der evangelischen Kirche in Berlin Brandenburg zu provozieren und diese ordentlich vorzuführen. Ihre 3,5 Meter große barbusige Flügelfigur ohne Kopf, "Apokalyptischer Engel", wurde aus Kirchen verwiesen, deshalb sucht sie jetzt Asyl.

Carl Constantin Weber, 2008
Schleswigerin, 36.000 Euro
Natürlich gab es auch viel Braveres zu sehen.
Diese Skulptur ist wohl das Richtige für den Stadtpark in Schleswig, aber doch ein wenig altbacken.
Ohne Datum hätte ich die Bronze von 2008 eher auf 1955 geschätzt.
Dass der Künstler auch Spannenderes produzieren kann, ist auf seiner WEB-Site zu sehen.
Klickt seinen Namen an.
Leider hatte ich bei ihm und einigen KünstlerInnen das Gefühl, dass sie zu sehr Vergangenem verhaftet waren.

Ewa Kwasniewska, 2002, Pieta
Zum Beispiel das Gemälde links erinnert doch verdammt an Werke aus der Zeit des Jugendstils. Wenn ich so etwas im Bröhan Museum sehe, gefällt es mir nicht und aktuelle Kunst ist es nicht.

Volker Leder, 1999, Stilbruch
Dass es auch anders geht, zeigt das Gemälde rechts.
Es ist im Stil und den Farben der Zeit Goethes gemalt, als jeder deutscher Maler ins verehrte / verklärte Italien fuhr, um dort sein Arkardien zu finden.
Mit den hinzugefügten Satellitenschüsseln bricht der Künstler diesen Kitsch, denn wenn Heute bei Capri die Sonne im Meer versänkt, Goethe vor der Glotze abhängt.

 2004, Über der Stadt
Aufsehenerregend spannend fand ich die Bilder  von Norbert Wagenbrett.. Der Maler ist ein Urgestein der Leipziger Schule und definiert sich in der Tradition der Neuen Sachlichkeit aus der Zeit zwischen den Kriegen. Deren bekanntesten Vertreter waren Otto Dix und George Grosz.
Er war Meisterschüler bei Willi Sitte, dem langjährigen Präsidenten des Verbandes der Bildenden Künstler der DDR.
Der Künstler führt uns hier mit dem Bildtitel in die Irre. Das Äußere passt zwar zu einem Mädchen, doch die Hände und die Körperhaltung nicht.

Eberhard Linke, 2010,
Hoffmanns Murr
Ein weiteres Meisterwerk der gegenständlichen Kunst ist die Skulptur rechts.
Auf dem Arm lief einstmal ein Vierbeiner, wahrscheinlich eine Katze. Der Titel weist in diese Richtung. E.T.A. Hoffmann schrieb "Die Lebensansichten des Katers Murr"
Doch wo ist die Katze?



Insgesamt bot die Ausstellung viel Interessantes, nur merkte man / frau den fehlenden Kurator, hier stellt halt eine Künstlergemeinschaft aus, die Qualität war so sehr unterschiedlich.

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Nach so viel Kunst meldete sich der Hunger bei uns. Der Einfachheit halber fuhren wir ins LaLuz in den Osramhöfen, denn die Brauseboys, die dort später auftraten, hatten es empfohlen.
Für die Zukunft werde ich nichts auf Restaurant Tipps von Schreiberlingen geben.
Richtig schlecht waren die Speisen nicht, aber auch nicht richtig lecker. 

Meine passend zu meinem Wiegenfest gewählte Gänsekeule war OK, dass Lamm meiner Liebsten aber zäh. Auf ihre Beschwerde hin wurde uns aber dann eine schmackhafte Nachspeise kostenfrei gestellt.
So waren wir etwas versöhnt.

Meine herzallerliebsten Brauseboys waren verlässlich gut. Zwei Boys wohnen wohl im gleichen Haus und berichteten über die niemals endende Renovierung des Hausflurs.
Auf dem Bild singen sie sich gerade beim Abschiedssong die Seele aus dem Leib.