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Zuviel Schwein

01.12.2012

Wir sahen den Film "Das Schwein von Gaza", ein Komödie über die gar nicht lustige Situation in diesem Teil der Welt.

Die Geschichte ist etwas verrückt:
Jaafar, ein Fischer aus Gaza ist nicht nur arm, er ist auch noch vom Pech verfolgt. Es genügt nicht, dass Israel ihm verbietet außerhalb von zwei Meilen zu fischen, sein Fang ist meist auch kärglicher als der der anderen.

Um so mehr freut er sich, als das Netz mal wieder richtig schwer ist. Nur leider befindet sich ein Hängebauchschwein darin. Als Moslem will er den Eber nicht berühren. Alle Versuche ihn zu beseitigen misslingen und auch ein UNO Mitarbeiter will das Schwein nicht.

Ein Freund rät ihm es bei einer israelischen Siedlung zu probieren. Auch bei gläubigen Juden ist das Schwein nicht gut gelitten und es darf nicht den Boden betreten. Deshalb werden die Schweine von ihnen auf Holzböden gehalten. Das Militär nutzt sie als Bombenschnüffler.

Jaafar nimmt mit einer Siedlerin Kontakt auf, doch sie will sein Schwein nicht, sondern nur den Samen. So überwindet er seinen Ekel und zieht Gummihandschuhe an. Er beginnt seinen Eber zu melken und bekommt für den Samen Bares.
Leider bekommt der Dihad von dem Samenhandel Wind und stellt ihn vor die Alternative als Verräter erschossen zu werden oder als Märtyrer zu sterben.
Als er kurz vor den Attentat flieht, jagen ihn die israelische Armee und der Dihad.

Mit einem Boot entkommt er in ein Palästina, in dem alle friedlich miteinander leben.

Der Regisseur des Films, Sylvain Estibal, ist nicht bereit den Status Quo in Palästina zu ertragen. Er hat vorher an einem Projekt mitgearbeitet, wo zwei Familien ohne voneinander zu wissen ihren Alltag von unterschiedlichen Seiten der israelischen Mauer fotografierten. Als diese hinterher die Fotos der anderen ansahen, stellten sie viele Gemeinsamkeiten fest und lernten sich kennen.
Aus diesem Erleben der absurden Situation in Palästina entwickelte er die Idee für eine Komödie.
Dem schwachsinnigen Vorschlag einer Zweistaatenlösung setzt er damit einen klugen Traum entgegen.



Die Kritiken der Anderen: TAZ, Spiegel, Deutschland Radio, Frankfurter Rundschau,

Ih, ein Jude!

28.11.2012

GASTBEITRAG zum Film Lore


Man kann sich es nicht aussuchen wo, wann und von welchen Eltern man geboren wird. Die 15-jährige Lore ist durch und durch davon überzeugt einer Herrenrasse anzugehören, so hat sie es gelernt und verinnerlicht.
Als die Nazi-Eltern im Frühjahr 1945 nach der Zerschlagung des Dritten Reiches verhaftet werden, muss Lore plötzlich die Verantwortung für vier kleinere Geschwister übernehmen, eins davon ein Säugling.

Deutschland brennt. Die Überlebenden versuchen zu überleben, sie suchen nach Essbarem, nach Schutz und Wärme. Sie versuchen sich irgendwohin duchzuschlagen, auf der Suche nach Angehörigen oder Freunden. Lore soll die Restfamilie aus Schwarzwald zur Großmutter nach Husum bringen.

© Vanessa Fuentes
Die Kinder laufen tagelang, wochenlang durch Wälder und Felder, durch Gestrüpp und Dickicht. Die Gruppe ist erschöpft, sie haben Hunger und das Baby schreit. Lore tauscht Familienschmuck und andere Wertgegenstände gegen Lebenmittel.

Die Reise endet an einem alliierten Posten, es gibt kein Durchkommen. Aus der prekären Situation werden sie von einem jungen Mann gerettet. Er zeigt den amerikanischen Soldaten seinen Judenstern, seine KZ-Papiere und sagt zum Entsetzen von Lore, sie seien seine Geschwister.


© Piffl Medien
Thomas wird Beschützer und Helfer der Gruppe. Angewidert und angeekelt ist Lore gezwungen Brot aus der Hand eines Juden zu nehmen. Sie ist jedoch auf die Hilfe von Thomas angewiesen. Im Laufe der Reise kommen sie zwangsläufig aneinander näher.

© Piffl Medien
Der Weg durch das brennende Land ist elendig, extrem beschwerlich und voller Grauen. Es liegen geschundene Menschenkörper und Körperteile in verlassenen Häusern, es wird weiter gestohlen, betrogen, ermordet und vergewaltigt.


Die Weite des Wattenmeeres am Ende des Filmes ist wie eine Erlösung.

Die australische Regisseurin Cate Shoterland hat sich an die Romanvorlage „Die dunkle Kammer„ von Rachel Seiffert gewagt. Die blutjunge Schauspielerin Saskia Rosendahl spielt die Rolle Lores souverän und überzeugend. Beim Stockholmer Filmfestival erhielt sie den Preis  „Beste Schauspielerin“. Kai Malina als Thomas ist hervorragend. Der Film erhielt den Publikumspreis beim Filmfestival von Locarno, in Deutschland den Hessischen Filmpreis, in Spanien eine Auszeichnung für die beste Regie.

Die außergewöhnliche Perspektive der Geschichte   -  die des Täterkindes  -  hat mich ins Kino gelockt. Ich konnte aber sehr gut das Elend im Film ertragen, da es mir aus zwei Gründen die ganze Zeit bewusst war, dass es sich um eine Fiktion handelt. Erstens waren die Kinder alle wohl ernährt, gepflegt und immer adrett gekleidet. Zweitens war der Ton bei Außenaufnahmen leider grottenschlecht, es hallte wie es halt in einem Studio hallt. Trotzdem hat mir der Film gut gefallen. Einen superguten Auftritt hatte Eva-Maria Hagen als ekelhafte Oma.

Im Kant-Kino war die Frühvorstellung mitten in der Woche ausverkauft. Schuld daran war eine 30-köpfige Schulklasse. Zum Glück verhielten sich die Jugendlichen ruhig und konzentriert.

Der Film ist allemal sehenswert! Hingehen!



Kritiken der Anderen: TAZ, SpiegelSüddeutsche, Berliner Zeitung

Kunst anpusten

26.11.2012

Franz Marc, Stallungen, 1913
Alexander Calder, OT, 1942
Unter dem Titel Visions of Modernity zeigt die Deutsche Guggenheim eine kleine Auswahl der Werke, die die Stiftung zusammengetragen hat. Der zeitliche Bogen reicht von 1880 bis 1947. Impressionistische, kubistische, surrealistische, expressionistische und konstruktivistische Arbeiten werden gezeigt. Nett ist es besonders montags die Ausstellung zu besuchen, denn dann entfällt der Eintritt. Dafür mussten R. und ich eine Weile anstehen, aber das hat sich gelohnt.

Constantin Brancusi
La jeune fille française 1914
Angenehm ist auch, das Fotografieren erlaubt ist und das Pusten nicht verboten.
Herrn Calder hätte das bestimmt gefallen.
Wegen der kleinen Holzfigur entbrannte ein kleiner Streit zwischen mir und R. was das wohl darstellt. Ich sagte zielsicher, eine junge Frau, was sich beim Lesen des Schildes bewahrheitete.
Dafür entdeckte R. beim Bild oben viele Pferdeärsche.
So nutzt jeder seine Fähigkeiten, um Kunst zu verstehen.

El Lissitzky, O. T, 1919
Dies ist die letzte Ausstellung der Guggenheim Stiftung in den Räumen der Deutschen Bank. Scheidung kann auch Gutes bedeuten. Bei einer so widerlichen Firma wie dieser Bank müssen KünstlerInnen doch Selbstzensur ausüben.
Die Ausstellung ist noch bis zum 17.02.2013 geöffnet.
Sie ist angenehm überschaubar, für das Anschauen reicht eine Stunde, trotzdem bietet sie einen guten Überblick. Eigentlich sind alle wichtigen Künstler der Epoche vor dem Beginn der Nachkriegsmoderne vertreten.

Also hingehen!

Amedeo Modigliani, Akt, 1917

Mann, Junge!

24.11.2012

Wie, als wäre er in Luftpolsterfolie gewickelt, bewegt sich Niko im Film Oh Boy in seiner Umgebung. Die Geschichte spielt in Berlin, speziell in Prenzelberg. In dieser meiner Stadt fällt so jemand kaum auf, es gibt so viele Irre, da wirkt er eher harmlos.

Da ihn kaum etwas berührt, erreicht ihn auch der familiere Zwang Karriere zu machen nicht. Als ihm sein Vater, nachdem es Niko zwei Jahren gelungen war den Rauswurf aus der Uni zu verheimlichen, den Geldhahn abdreht, kratzt ihn das nicht besonders.

Der Vater - ein widerlicher Geschäftsmann - meinte, es wäre sinnlos weiter in seinen Sohn zu investieren, er schrieb diese Anlage ab.
Aber auch menschliche Beziehungen erscheinen Niko bedeutungslos. Er trennt sich von seiner Freundin, ohne dass es ihn zu berühren scheint. Einzig zu einem Saufkumpanen hält er distanzierten Kontakt.
Gefühlsmäßig ist er wohl eher eine Null.

Zum Ende des Films kippt das etwas, als eine Zufallsbekanntschaft zusammenbricht und Niko ihn ins Krankhaus begleitet. Er wartet dort die ganze Nacht. Als ihm die Ärztin den Tod des Unbekannten mitteilt, zeigt er das erste Mal eine Gefühlsregung.




Ob mir der Film gefällt, bin ich mir unsicher. Als Komödie geht er nicht durch. Dazu bleibt einem / einer zu oft das Lachen im Halse stecken. Aber der Hauptdarsteller Tom Schilling bringt Niko gut rüber. Witzigerweise ist mir erst beim Schreiben dieses Textes aufgefallen, dass der Film schwarz / weiss gedreht wurde. Das erhebt ihn natürlich etwas über viele Berlin Filme.

Danach besuchten wir die Geburtstagsfeier von G.
Wer genau hinschaut und die Köpfe der Rosen zählt, die der Kavalier in die Kamera hält, kann erfahren wie alt sie geworden ist.
Das Fest war rauschend, jede / jeder brachte etwas leckeres zu essen mit und dies verspeisten wir gemeinsam an einer langen Tafel. Später spielte dann noch die Saxophonistin Tina Tandler zu Ehren des Geburtstagskindes.

Kunst mit Tango

22.11.2012

Auf dem Weg ins Abendkonzert machte ich Station in der Marheineke Markthalle. Dort ist im zweiten Stock die Browse Gallery. Sie zeigt bis zum 01.12. die Ausstellung AugenBlicke. Stillstand und Bewegung. Fotografien aus Kreuzberg. Da kamen Erinnerungen hoch.

Viele Fotos entstanden in der Zeit, in der ich im Bezirk lebte. Von den sieben vorgestellten FotografInnen mochte ich Bilder von Wolfgang Krolow besonders gerne. Die anderen erreichten nicht diese Qualität. Mit ihm hatte ich auch das eine oder andere Mal gezecht.

Zufällig stolperte ich dann in eine Vernissage in das Geschäft vom Weingut Rollandhof, das gleich nebenan im ersten Stock leckere Drogen anbietet. Die Künstlerin Dani Teschlog stellt dort bis zum 20.01.2013 Skulpturen und Malerei aus. Manches Bemerkenswerte war dabei.

Die Hauptsache des Abends war jedoch das Konzert der finnischen Tango Kapelle Orkesteri Unto in der Passionskirche.
Leider verstand ich von den Texten nicht so viel wie meine Liebste. Nur das Wort rakastan konnte ich oft identifizieren. Jedoch die Gruppe war musikalisch Spitze. Sie spielten sowohl klassischen als auch Elektrotango al la finlandais.

Neben der hervorragenden Sängerin und den anderen guten Musikern überzeugte mich  besonders die Akkordeonspielerin Johanna Juhola.

Künstler Rauswurf

18.11.2012


Dass Berliner Politiker lügen ist bekannt, doch dies ist wirklich dreist. Da behaupten sie, sie müssten KünstlerInnen aus ihren Atelierhäusern herauswerfen, um Wohnraum zu schaffen. Mit dieser Begründung werden in der Stadt Ateliers an Investoren verkauft. Viele Politiker wollen damit wahrscheinlich nur ihre Spezis mit Grundstücken in interessanten Lagen versorgen.

Wir besuchten den Tag der offenen Ateliers im Haus Sigmaringer Strasse 1. Unter dem Motto: "WERTE WELTEN" protestieren diese gegen den Betrug. Ich unterstütze den Protest.
Zum Thema stellte Kultur-Staatssekretär Schmitz zynisch fest, dass Künstlerinnen und Künstler aus den Innenstadtbereichen Berlins verdrängt werden. Dies habe aber nicht nur negative, sondern auch positive Aspekte, weil es zeige, dass „die Stadt sich weiterentwickelt“. Die Künstlerinnen und Künstler sollten es mal positiv sehen: „Sie werden von ihrem eigenen Erfolg verdrängt.“
Siehe Berliner Zeitung vom 25.10.2012.

Doch meine Liebste und ich kamen zuerst, um Kunst zu sehen. Uns gefiel nur wenig richtig gut, aber das Bessere dokumentierten wir für euch.

Annette Polzer, Paris Nr.2, 2006
Öl auf Leinwand
Die Künstlerin ist eine Meisterin darin, Licht und Schatten in feinsten Nuancen darzustellen.
Für meinen Geschmack ist der Künstler zu sehr dem Gegenständlichen verpflichtet. Trotz dieser Selbstbegrenzung gelingt ihm damit manchmal Spannendes, auch weil er Bilder mit der Exotik Arabiens auflädt.
Munir Alubaidi
Sonnenuntergang 1, 2, 3
Ewa Finn Paszkiewicz, 2011
Elektroschocks
Diese Malerin hat es mit Albinowesen, die sich schwebend in Sphären bewegen. Die Bilder sind sehr ansehnlich.
Bei dieser Künstlerin wurde es abstrakter, obwohl sie oft Ausgeschnittens im Bild einarbeitet.
Für mich die interessantesten Arbeiten im Atelierhaus.
Michaela Habelitz, 2010
Collage auf Bütten
© VG Bild-Kunst

Wer neugierig ist, sich nicht vor der direkten Konfrontation mit KünstlerInnen scheut, sollte die seltenen Gelegenheiten nutzen Atelierhäuser zu besuchen. Meist ist unter viel Durchschnittlichem, der eine oder andere Edelstein zu finden.

Baku, Helsinki und Prag

16.11.2012

Fakhriyya Mammadova, 2009, Ein paar Tage mit Anya
Nach ihrem Feierabend traf ich die Liebste im hübschen Café des Me Collectors Room. Dort wurde die Ausstellung "Fly to Baku" gezeigt. Gesponsert von der Regierung Aserbaidschans. Dort herrscht eine geld- und machtgeile Oligarchie, die es mit den Menschenrechten nicht so genau nimmt. Bereits im Café stellte sich das Land jedoch als Touristenidyll dar.
Unter diesen Umständen erwarteten wir keine kritische Kunst. Die Erwartung erfüllte sich überwiegend, trotzdem waren viele qualitativ gute Arbeiten dabei.

Mirnadir Zeynolow
Fishing Tackle, 2011
Mixed Media on Canvas
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Tora Aghabayova
Kaspische Ferien, 2011
Oil on Canvas
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Rashad Alakbarov
Fly to Baku, 2011
Plexiglas Flieger vor Fototapete
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Aga Ousseinov
Study for Portrait of a Failed Arctic Explorer, 2009
Holz, Draht und Fiberglas
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Mammad Mustafayev
Time of Chane 1, 2011
Bambus und verschiedene Objekte
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Eliyar Alimirzoyev
Last Supper, 2005
Öl- und Acrylfarbe auf Holz, Metalleimer und Spiegel
Die zweite Station des Abends war eine Vernissage in der von FinnInnen betriebene Galerie Toolbox in Mitte. Dort stellte Maija Helasvuo Holzskulpturen und Zeichnungen im Preisspektrum von 150 bis 9.000 Euro aus.

Schwarzfuss, 2012, Espe und Kohle










Tod des Pfau, 2011, Espe
mit Jazzband
Im wieder eröffneten Tschechischen Zentrum endeten wir.

Das befindet sich in der tschechischen Botschaft, einer der größten architektonischen Sünden Berlins. Hässlich ist noch zu positiv.
Bei Wikipedia wird dieser Stil Brutalismus genannt und das nicht ohne Grund.
Wer dort arbeiten muss, kann mir leid tun. Das Haus schlägt bestimmt auf´s Gemüt.

Dort gab es zu Staropramen sauer eingelegte Wurst und Musik des Nauzea Orchestra (Orchester der Übelkeit), kostenlos. Die Band versuchte den New Wave der 80er wieder zu beleben, was mäßig gelang. Das Bier war lecker, doch lange hielt es uns nicht auf der Stehparty.

Beton und Oberton

10.11.2012

Am Nachmittag besuchten die Liebste und ich das Atelierhaus am Südkreuz. Dort waren die Ateliers geöffnet und vierzehn KünstlerInnen beantworteten Fragen. Wir zeigen euch, was uns gefiel.

Zuerst besuchten wir Isabel Glathar. In ihren Arbeiten tauchen immer wieder geometrische Formen auf. Ich empfinde die Arbeiten persönlich als ein wenig zu dekorativ.
Nicolas Freitag arbeitet rechnergestützt. Seine 'Tapeten' wirken wie Betrachtungen durch ein Kaleidoskop, sind jedoch am Rechner generiert. Hier seht ihr seine Motivsammlung Deutschland.
An Ev Pommers Arbeiten beeindruckte mich die filigrane Skulptur besonders. Sie vermittelte den Eindruck, dass sie davon fliegen würde, wäre sie nicht angebunden.
Roswitha Paetel zeigte ansehnliche Papierarbeiten, denen das Material nicht anzusehen war.

Ich verschaute mich ein wenig in die Betonobjekte von Ute Hoffritz. Mit ihren dunklen Toren und Schlitzen wirken sie angenehm geheimnisvoll. Sie scheinen etwas zu verbergen.
Der Holzbildhauerin Susanne Ruoff gebührt besonderer Dank, denn sie hatte uns zum Atelierrundgang eingeladen.
Ihre Werke sägt sie aus Platten aus, rundet sie mit der Raspel und setzt sie dann mit Zapfen und Leim zusammen. Es entstehen 3D Objekte. Respekt!

Das ist eine sehr anstrengende Arbeitsweise, doch das Ergebnis ist bemerkenswert.

Am Abend wechselten wir vom Beton zum Oberton.
Im Panda Theater trat Arjopa mit Band auf. Sie singt Kehlkopfgesang im Stil der tuwinischen Schamanen. Diese leben in der zur russischen Föderation gehörenden Republik Tuwa.
Leider versucht sie ein wenig in die Fußstapfen von Nina Hagen zu treten, wenn sie eher rockige Songs singt. Dazu fehlt ihr allerdings das stimmliche Können. So verlief der Abend musikalisch gemischt.

Aber da ich mit FreundInnen in den 60sten reinfeierte, war das egal.

Liebe ist ... Gewalt

08.11.2012

und zwar ... die höchste..
Wenn sich zwölf bedeutende Berliner SchauspielerInnen zusammentun, um eine Schriftstellerin mit einer Lesung zu ehren, dann macht mich das neugierig.
Das Objekt der vortragenden Zuneigung war Etel Adnan.
Von ihr hatte ich zum ersten Mal in einem Fernsehbericht über die letzte Dokumenta gehört. Dort trat sie ein wenig schäbig gekleidet auf und wurde als Malerin gepriesen.

Vor Ort in Kassel, als ich ihre Bilder sah, fand ich diese nicht sehr eindrucksvoll. Dass sie eine beeindruckende Schriftstellerin ist, erfuhr ich erst bei der Lesung in der Akademie der Künste.

Ihre wunderbare Poesie erklang aus den Mündern von Margit Carstensen, Christian Grashof, Johannes Gwisdek, Corinna Harfouch, Alexander Khuon,

Kathleen Morgeneyer, Hans-Ulrich Müller-Schwefe, Frank Raddatz, Klaudia Ruschkowski, Suheer Saleh, Christian Schmidt und Ulrike Stoltz.
Corinna Harfouch sagte über Etel Adnan:

Selten hat mich eine Schriftstellerin so tief berührt. Ihre Texte öffnen innere Räume, von denen man gar nicht wusste, dass sie existieren
„Liebe ist die höchste Gewalt, verborgen in der Nacht unserer Atome. Wenn ein Bach dem Fluss entgegen fließt, ist es Liebe und ist Gewalt.“ „Etel Adnan
Die 1925 in Beirut geborene und in Kalifornien und Paris lebende Autorin und Malerin verfasste den in viele Sprachen übersetzten Antikriegsroman


„Sitt Marie Rose“ (1978), den Gedichtzyklus „Arabische Apokalypse“ (1989), Erzählungen, Reise- und Kunstbücher. Stets ist in ihrem Schreiben die vom Kolonialismus entstellte Geschichte als Katastrophe anwesend. Aber gleichzeitig gehen die Szenarien der Zerstörung bei ihr in einen poetischen Kosmos über, in Imagination und Schönheit.“
Während des voranschreitenden Abends schloss ich die kluge alte Dame immer mehr in mein Herz.

007 liebt Mutti

06.11.2012


Nun, da James Bond bereits 50 Jahre für das Gute, sprich für den britischen Imperialismus kämpft, darf er endlich ein Problem damit haben, dass er zu viel säuft. Auch psychologisch wird Einiges offen gelegt. Seine Eltern sind früh gestorben und wie die Leiterin des Geheimdienstes MI 5 so schön sagt, sind Waisen die besten Rekruten. Dass sie Mutterersatz für ihn ist, ist offensichtlich. Sein verächtliches Verhalten gegenüber Frauen erklärt sich aus einer nicht verarbeiteten Wut darauf, dass seine leibliche Mutter ihn alleine ließ. Auch dass ihm sein Leben wenig bedeutet und er es immer wieder für seine Ersatzmutter auf Spiel setzt, weist auf ein geringes Selbstwertgefühl hin. Da könnten nicht aufgearbeitete Schuldgefühle am Tod seiner Eltern eine Rolle spielen.
Auch der Bösewicht, ein ehemaliger Agent, suchte in der Chefin des MI 5 einen Mutterersatz und will sie deshalb vernichten, weil er sich von ihr verstoßen fühlt. So schließt sich der Kreis und die sonst sehr dünne Handlung kann beginnen.
Passenderweise findet der finale Showdown in Bonds Geburtshaus statt.

Die Geschichte im Film Skyfall: James tötet mindestens 50 Feinde, hat Sex mit mehren Frauen, "muss" diverse Gefahren bestehen und rettet die Ersatzmama.
Das sah man / frau schon öfter.

Skyfall merkt man deutlich die Co- Finanzierung durch das britische Innenministerium und die Tourismusindustrie an.
Fazit: Es gibt interessantere Filme!

Als wir J., M. und Th. und ich den Kinosaal betraten, war ich sehr verwundert, dass mehr Frauen als Männer im Saal saßen. Was das bedeutet kann ich nur erahnen. Früher waren die Filme mit James Bond was für überzeugte Machokacker. Ich hoffe nicht, dass der Wandel im Zuschauerinnen Interesse auf einen sinkenden Intelligenzgrad der weiblichen Bevölkerung hinweist. Ich denke eher sie ahnen insgeheim, dass James doch auch nur eine Mutter sucht, Frauen sind für so etwas leicht empfänglich. Wahrscheinlich liegt alles an den Hormonen.