GASTBEITRAG zum Film Lore
Man kann sich es nicht aussuchen wo, wann und von welchen Eltern man geboren wird. Die 15-jährige Lore ist durch und durch davon überzeugt einer Herrenrasse anzugehören, so hat sie es gelernt und verinnerlicht.
Als die Nazi-Eltern im Frühjahr 1945 nach der Zerschlagung des Dritten Reiches verhaftet werden, muss Lore plötzlich die Verantwortung für vier kleinere Geschwister übernehmen, eins davon ein Säugling.
Deutschland brennt. Die Überlebenden versuchen zu überleben, sie suchen nach Essbarem, nach Schutz und Wärme. Sie versuchen sich irgendwohin duchzuschlagen, auf der Suche nach Angehörigen oder Freunden. Lore soll die Restfamilie aus Schwarzwald zur Großmutter nach Husum bringen.
© Vanessa Fuentes |
Die Reise endet an einem alliierten Posten, es gibt kein Durchkommen. Aus der prekären Situation werden sie von einem jungen Mann gerettet. Er zeigt den amerikanischen Soldaten seinen Judenstern, seine KZ-Papiere und sagt zum Entsetzen von Lore, sie seien seine Geschwister.
© Piffl Medien |
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Die Weite des Wattenmeeres am Ende des Filmes ist wie eine Erlösung.
Die australische Regisseurin Cate Shoterland hat sich an die Romanvorlage „Die dunkle Kammer„ von Rachel Seiffert gewagt. Die blutjunge Schauspielerin Saskia Rosendahl spielt die Rolle Lores souverän und überzeugend. Beim Stockholmer Filmfestival erhielt sie den Preis „Beste Schauspielerin“. Kai Malina als Thomas ist hervorragend. Der Film erhielt den Publikumspreis beim Filmfestival von Locarno, in Deutschland den Hessischen Filmpreis, in Spanien eine Auszeichnung für die beste Regie.
Die außergewöhnliche Perspektive der Geschichte - die des Täterkindes - hat mich ins Kino gelockt. Ich konnte aber sehr gut das Elend im Film ertragen, da es mir aus zwei Gründen die ganze Zeit bewusst war, dass es sich um eine Fiktion handelt. Erstens waren die Kinder alle wohl ernährt, gepflegt und immer adrett gekleidet. Zweitens war der Ton bei Außenaufnahmen leider grottenschlecht, es hallte wie es halt in einem Studio hallt. Trotzdem hat mir der Film gut gefallen. Einen superguten Auftritt hatte Eva-Maria Hagen als ekelhafte Oma.
Im Kant-Kino war die Frühvorstellung mitten in der Woche ausverkauft. Schuld daran war eine 30-köpfige Schulklasse. Zum Glück verhielten sich die Jugendlichen ruhig und konzentriert.
Der Film ist allemal sehenswert! Hingehen!
Kritiken der Anderen: TAZ, Spiegel, Süddeutsche, Berliner Zeitung
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