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Poetisches aus dem Katzengraben

21.02.2014

Bei dieser Freitagslesung stellte der Kleinverleger Christian Ewald Titel aus seiner Katzengraben Presse im Antiquariat Morgenstern vor. Aus den verlegten Titeln Libellenflügel, Postzustellung und Myzellistan laß er vor.
Das Verlegen begann er, als die DDR in den letzten Zügen lag.

Damals hat sich Herr Ewald entschieden einen eigenen Verlag zu gründen. Die Handpresse und sorgfältig gearbeitete Kleinauflagen wurden sein Markenzeichen. Und ich muss sagen, die Bücher sind sehr ansehnlich. Die Verarbeitung und die Grafiken sind exzellent. Leider sind die Preise entsprechend.

Nicht viele meiner Bekannten würden für ein Buch mehr als 100€ ausgeben. Und ich, der alle gelesenen Bücher sofort weitergibt, bin sicher der Letzte, der so etwas tut.
Auch als Vorleser war der Verleger gut anzuhören, die Geschichten hatten Tiefgang.

Er brannte zum Schluss sogar ein Tischfeuerwerk in der Buchhandlung ab. Es wurde ein sehr witziger und unterhaltsamer Abend im Morgenstern.

Birkensalat

19.02.2014

Wieder mal postemigrantisches Theater im Maxim GorkiDer Russe ist einer, der Birken liebt nach dem Roman von Olga Grjasnowas beschreibt die Geschichte von Mascha, einer jungen Deutschen mit Eltern aus Aserbaidschan mit jüdischen Wurzeln. Sie fühlt sich in Deutschland angekommen.

Sie hat einen deutschen Freund mit dem sie die Zukunft plant. Doch unter der Oberfläche brodelt es in ihr. Als ihr Freund bei einem Unfall umkommt, bricht der Boden unter ihr weg und sie verwahrlost in ihrer Wohnung. Zum Schluss zieht es sie nach Israel.

Leider ist die Inszenierung von Yaeli Ronen ein wenig Ein Kessel Buntes mit Emigrantenstadl. Es treten auf ein schwuler Muslim, ein lactose-allergischer Araber, ein softer Deutscher und mitten drin Mascha mit ihren verdrängten Kindheitserinnerungen an gesehene Kriegsgräuel.
Doch oft gab es auch authentische Momente, die mich bewegten. Besonders Anastaia Gubareva als Mascha gelang es mich zu berühren.
Dimitrij Schaad als Singer / Songwriter mit Gitarre beeindruckte mich ebenfalls besonders.

Die Besetzung: Mehmet Ateşçi (Ori/Daniel), Knut Berger (Elias/Ismael), Anastasia Gubareva (Mascha), Orit Nahmias (Tal/Hanna), Tim Porath (Horst/Windmühle), Dimitrij Schaad (Cem), Thomas Wodianka (Sami)

Kritiken der Anderen: Deutschlandfunk, Neue Züricher, Tagesspiegel, FAZ, Berliner ZeitungNachtkritik,

Suche im Foto die Skulptur oder umgekehrt

16.02.2014

In der Akademie der Künste am Hanseatenplatz schauten wir die thematisch kuratierte Ausstellung: "lens based sculpture oder Die Veränderung der Skulptur durch die Fotografie". Ihr könnt sie noch bis zum 24.04 besichtigen.
Ich finde es schon spannend, wenn eine Ausstellung um ein Thema herum gestaltet ist, das ist meist schwieriger, als nur das Werk einer KünstlerIn vorzustellen, aber oft auch interessanter. Die Akademie ist ein wenig auf solche Konzeptschauen spezialisiert.

Étienne-Jules Marey, Chronofotografie, Bromsilbergelatineabzug, 1891
Die Liste der vertretenen KünstlerInnen ist lang und voll bekannter Namen:
John H. Ahearn, Francis Alÿs, Giovanni Anselmo, Dieter Appelt, Michael Asher, Rosa Barba, Lothar Baumgarten, Hans Bellmer, Joseph Beuys, Anna u. Bernhard Blume, Umberto Boccioni, Constantin Brâncuşi, Monika Brandmeier, Marcel Broodthaers, Johannes Brus, Chris Burden, John Chamberlain, Jean Cocteau, Tony Cragg, Richard Deacon, Georges Demenÿ, Jan Dibbets, Marcel Duchamp, Raymond Duchamp-Villon, Bogomir Ecker, Valie Export, Gilbert und George, Claudius Givaudan, Sabine Groß, Duane Hanson, Mona Hatoum, Thomas Hirschhorn, Martin Honert, Rebecca Horn, Stephan Huber, Joan Jonas, Allan Kaprow, Harald Klingelhöller, Raimund Kummer, Edmund Kuppel, Yayoi Kusama, Nikolaus Lang, Paul Etienne Lincoln, Étienne-Jules Marey, Gordon Matta-Clark, Bruce McLean, Ana Mendieta, László Moholy-Nagy, Robert Morris, Ron Mueck, Bruce Nauman, Cady Noland, Yoko Ono, Dennis Oppenheim,Giuseppe Penone, Hermann Pitz, Fritz Rahmann, Auguste Rodin, Reiner Ruthenbeck, Karin Sander, Michel Sauer, George Segal, Volker Seifried, Richard Serra, Roman Signer, Charles Simonds, Kiki Smith, Robert Smithson, Pia Stadtbäumer, Rachel Whiteread.

Umberto Boccioni
Einzigartige Formen der
Kontinuität im Raum, 1913
Das Spektrum der ausgestellten Objekte umfasste frühe experimentelle Fotografie, Futurismus, Dada, Konzeptkunst, Pop Art, Land Art, Abstraktion, Hyperrealismus, Arte Povera,Videos von Performances usw. Ein Problem der Ausstellung ist die Vielfalt der künstlerischen Positionen. Dass sich seit 1900 fast alle KünstlerInnen mit der Fotografie konfrontiert sahen, ist selbstverständlich. Spätestens, wenn eine Skulptur auch Menschen, die nicht physisch anwesend sind, bekannt gemacht werden soll, kommt sie zum Einsatz.

Vielfach werden die neuen Medien aber auch direkt genutzt.
Für mich erschien der Zusammenhang mit Fotografie bei einigen Werken jedoch etwas konstruiert. Bei einem Betonblock von Bruce Nauman konnte ich ihn gar nicht entdecken.
Neben den Objekten und Fotos bietet die Ausstellung noch zwei hölzerne Pavilions mit zusätzlichen Informationen. Leider steht aber nur in einem eine Sitzbank, sonst sind keine Sitzmöbel vorhanden. Wenn man / frau alles in Ruhe anschauen will, ist hinterher ein Fußbad nötig.

Valie Export, "Einarmung, Körperkonfiguration", 1972
© VG Bild-Kunst, Bonn

Yamato trommelt

12.02.2014

I. lud mich zu einer Show der japanischen Taiko Trommelgruppe Yamato in den Admiralspalast ein. Wir saßen auf einem Platz im Parkett und sahen so gut. Die Gruppe lieferte eine eindrucksvolle Vorstellung ab.


Taiko Trommeln (Dicke Trommeln) gelangten um das angebliche Jahr Null aus Korea nach Japan. Dort wurden sie unter anderem als Signaltrommeln im Krieg und bei Festen eingesetzt. Yamato benutzte neben ihnen Zimbeln und Flöten und erzeugte mit diesem Instrumentarium ordentlich Schalldruck. Durch die perfekte Bühnenperformance wurde alles auch noch sehr ansehnlich präsentiert.
Wären nicht die etwas unverschämten Preise für Getränke und Garderobe (Tasche und Jacke je 2€) gewesen, wäre der Abend rundum gelungen gewesen. Aber die hat der Betreiber des Veranstaltungsorts zu verantworten.

Schatzsuche in Fargo

08.02.2014

© Irmeli Rother
Der Film Fargo der Coen Brüder ist ein cineastischer Geheimtipp. Eine schwangere Provinzpolizistin und zwei komplett durchgeknallte Gangster ergeben eine tolle Filmgeschichte.
Bei der Berlinale sahen wir Kumiko, the Traesure Hunter der Zellner Brüder.
Da versucht eine verrückte Tokioterin den im Film Fargo in den Weiten von North Dakota versteckten Schatz zu finden.

Wer Fargo sah, weiß dass der blödeste Gangster den Geldkoffer neben einem vom Horizont bis Horizont reichenden Weidezaun im metertiefen Schnee verbuddelt hatte und um die Stelle zu kennzeichnen einen kleinen Eispickel in den Schnee steckte.

Da lachten alle im Kino, denn es war klar, dass er den Koffer nie wiederfindet, selbst wenn er im Laufe der Handlung nicht draufgeht.

Genau diesen will jedoch Kumiko suchen und finden, nachdem sie den Film Fargo gesehen hat.
Sozusagen doppelt bekloppt.
Dafür reist sie mit Hilfe einer in der Firma geklauten Kreditkarte von Tokio in die USA, findet sich in einem Flughafen wieder und die Suche beginnt. Ohne Sprachkenntnisse und nur mit einer Pause des Standbildes von der Stelle, wo der Gangster das Geld verscharrte, scheint das unmöglich, doch im Film ist Vieles möglich und so gelingt ihr Vorhaben.

Mir war das Alles zu abgedreht, doch meine Begleiterin war begeistert.
Ich fand nur witzig, dass diesen Film ebenso ein Bruderpaar erarbeitet hatte. Während des After Film Gesprächs trank ich lieber draußen einen Kaffee.

© Irmeli Rother

Romanzen und Trash

31.01.2014

© Irmeli Rother
Den Abend begannen I. und ich im Kinderbuchladen Nimmersatt in Kreuzberg 61. Dort hörten wir Romanzen in den Sprachen Armenisch, Russisch, Roma, Griechisch, Französisch und Spanisch vom Duo Stepan Gantralyan (Gesang) und Mauricio Almanzor (Gitarre). Das ging ins Herz und nicht nur die Frauen schmelzten dahin.

Danach war die Nacht noch jung und wir konnten noch ein wenig Trash gebrauchen. In der Bar Mädchen ohne Abitur gibt es davon mehr als genug, I. knipste fleißig, damit auch ihr was zu schauen habt.

© Irmeli Rother
© Irmeli Rother
© Irmeli Rother
© Irmeli Rother
© Irmeli Rother
Auf den Fotos befindet sich auch ein Mädchen mit Abitur. Mit ihr schlenderte ich nach dem Barbesuch zum Südstern.

Neue Nationale Rostlaube

29.01.2014

© Irmeli Rother
Besuchen sie die Neue National Galerie bevor der Bau vom Rost zerfressen ist! Die Renovierung ist so lange verschlampt worden, dass wir nur hoffen und bangen können, dass die bald geplante Sanierung nicht zu teuer wird.
Wasser dringt von durch die Dichtungen der Scheiben herein und am Metall frisst der Rost.

Wie dort Kunstwerke hängen können ohne zu schimmeln ist mir unverständlich.
Den Rundgang begangen wir mit einem Kaffee im Untergeschoss. Dort hing eine Tafel mit den Namen von Stiftern.

Darunter div. deutsche Kriegsverbrecher wie Krupp und die Deutsche Bank und vieler Anderer. Dabei war auch der Profiteur der Kunstdiebstähle der deutschen Regierung Wolfgang Gurlitt.
Da sollte die Neue Nationalgalerie besser noch mal recherieren, was sie alles im Depot hat.

Nousu, 1977
Zuerst betrachteten wir die Arbeiten von Karl Otto Götz, einem Wegbereiter des Informel in der BRD. Er war Lehrer unter anderem von Gerhard Richter, Sigmar Polke an der Düsseldorfer Kunstakademie, damals mit der Kölner Kunsthochschule der Hotspot der Kunstausbildung. K.O. Götz war einer der wenigen nationalsozialistisch unbelasteten überlebenden deutschen Künstler. Hinter ihm gingen die vielen "Ex" Nazis in Regierung und Verwaltung gern in Deckung.

Vorzeigbare Deutsche waren selten.
Doch er lässt sich wirklich nicht auf diese Funktion reduzieren. Seine Kunst war  intensiv und innovativ.
Interessant war zu sehen, dass seine Ölbilder nicht das Resultat spontaner Pinselstriche waren.

Seine Vorstudien wurden auch gezeigt.
Damit unterschied er sich klar von dem ebenfalls abstrakt arbeitenden Zeitgenossen  Jackson Pollock, der ausschließlich spontan malte.

Leider sind die Bilder von K.O. Götz nicht mehr  in Berlin zu sehen.
Eine Ausstellung pro Tag ist jedoch eindeutig zu wenig. Im Keller der Rostgalerie hängt und steht "Ausweitung der Kampfzone. 1968-2000. Die Sammlung Teil 3". Die Werke stammen alle aus dem Depot und sind noch bis Ende 2014 zu besichtigen.


Schön, dass die Nationalgalerie Kunst für Gefährlich hält. Die Kunstsammlungen von der Deutschen Bank und Krupp zeigen jedoch das Mörderfirmen wissen, dass im Verhältnis zu ihnen, Kunst ein Fliegenschiss ist.

Hans Ticha, Deutsches Ballett
© Martin Gerhard
Rebecca Horn
Die Malmaschine
© Martin Gerhard
George Segal
Man Installing Pepsi Design
© Martin Gerhard
Jeff Wall, Schlaflosigkeit
© Irmeli Rother
Keith Haring
ohne Titel
© Irmeli Rother
Edward Kienholz
Volksempfänger
© Martin Gerhard
Franz Gertsch, Barbara und Gaby, Acryl auf Baumwolle
© Irmeli Rother
Paul McCarthy
Penis und Vagina
© Martin Gerhard
Wolfgang Mattheuer
Mann mit Maske
© Martin Gerhard

KunststudentInnen im nachgebauten Atelier der Familie Blume
© Martin Gerhard

Der Besuch lohnt sich.

Goya verarscht Sloterdijk

26.01.2014

© Heiko Schäfer
Langsam muss ich mich als Fan von Lars Eidinger outen.
Zuerst bin ich jedoch wieder einmal auf einen ungewöhnlichen Titel eines Theaterstückes hereingefallen. Bei "Soll mir lieber Goya den Schlaf rauben als irgendein Arschloch" rumpelt es bei mir. Die Schaubühne ist ja auch meist ein Garant für einen gelungenen Abend. Der Autor und Regisseur Rodrigo García war bis dahin für mich ein unbeschriebenes Blatt.
Die Geschichte ist fast zu bizarr zum Erzählen. Eidinger spielt einen Vater, der was Verrücktes anstellen will.

© Heiko Schäfer
Er räumt sein Konto leer (viel ist nicht drauf), schnappt seine beiden Jungs und fliegt mit ihnen nach Madrid. Die finden seine Idee nachts in den Prado einzusteigen nicht so geil, sie wollen lieber ins EuroDisney.
Er setzt sich durch und so stehen sie bald in Tegel und warten auf den Flieger.

© Irmeli Rother
Damit der Aufenthalt für die Kleinen nicht langweilig wird, lässt er mit falschen Versprechungen den Philosophen Peter Sloterdijk einfliegen und fährt mit seinen Söhnen und ihm im Taxi durch Madrid.
Natürlich ist alles ein Monolog, Lars Eidinger schafft das alleine zu spielen.

Am Ende pflanzt unser Held Bücher in den Kunstrasen und begießt sie.
Es ist eine total irre Geschichte, die er mit vollem Einsatz spielt. Im Ergebnis war es das beste Stück, was ich mit ihm sah. Er ist echt eine Rampensau. I. und ich waren begeistert.



Kritiken der Anderen: Milchmädchenmonolog,

Ein Auge zu

25.01.2014


Mein erster Besuch in Cafe, Buchladen, Galerie und Veranstaltungsraum playing with eels recht nah beim U-Bahnhof Südstern. Ein netter Ort, doch warum und wer dort mit eels (Aalen) spielt, kann ich nicht nachvollziehen.

Der Anlass war ein Konzert der Düsseldorfer Band One eye open.
Drei gute Musiker in dem kleinen Saal. Ein Drummer und zwei Seitenzupfer lieferten ein gutes professionelles Konzert ab. Wir mussten dafür keinen Eintritt zahlen und es ging am Ende noch nicht mal der Hut rum.

Wir und die anderen Gäste konsumierten zwar ordentlich, doch wie viel dafür als Bezahlung für die Musiker übrig blieb, möchte ich besser nicht wissen.
Trotzdem gefiel uns und den anderen ZuhörerInnen die Mucke sehr gut.



Slowakei, wo ist denn das?

23.01.2014



In der Bülowstraße 90 besuchte ich das wieder erstandene Freien Museum Berlin. War es früher in einem charmant morbiden Hinterhaus in der Potsdamer Straße untergebracht, residiert es jetzt in schicken Ladenräumen mitten im Straßenstrich. Damit die männlichen Besucher trotzdem den Weg in die Galerie finden, werden sie mit einer roten Reklame angelockt.

Mit I. und J. besuchte ich die Finissage der Ausstellung Zero Years  – Nullerjahre. Eine Dekade Kunst in der Slowakei. Gezeigt wurden Werke, die seit 2000 entstanden sind.
Verdienstvoll ist das Zeigen der Werke, hatte ich doch bisher wenig Vorstellung davon, wie phantasievoll die Kunstszene der Slowakei ist.
Irgendwie war das Land für mich hinter den sieben Bergen, bei den sieben Zwergen.
Auf alle Fälle hinter Tschechien.

Lucia Dovicakova, MHD, 2008
Peter Kalmus, Punk Mediocrity Orchestra, 2005 - 2009
Igor Ondrus, Born Natural Children, 2006
Leider ist die Ausstellung nicht mehr sichtbar, es war noch einiges Spannendes mehr dabei.