19.12.2011
Der neue Film von Andreas Dresen, Halt auf freier Strecke, zeigt wie ein Mann um die vierzig versucht mit der Diagnose Gehirntumor umzugehen. Er weiß, dass er nur noch Monate zu leben hat. Langsam setzt der Verlust der geistigen Fähigkeit ein.
Er vergisst wie Dinge und auch wie seine Kinder heißen.
Die Familie versucht ihn aufzufangen, doch das ist schwieriger als gesagt. Der Tochter ist der sabbernde Vater peinlich. Der Sohn ist noch klein und kann mit der Situation umgehen.
Seine Frau ist überfordert neben Arbeit und Haushalt auch noch die Pflege zu leisten. Ihr Mann wird jedoch nicht nur sonderbar, sondern auch aggressiv.
Der sich Verlierende bemerkt diesen Verfall und findet das nicht toll.
Spätestens wenn er denkt, er kann etwas leisten und es klappt nicht. Oft versucht er so etwas zu verstecken.Wenn PflegerIn ihm helfe, wehrt er ab. Das hört meist erst auf, wenn das Ende naht und die Demenz stark fortgeschritten ist.
Bevor die Frau zusammenbricht, gelingt es ihr professionelle Beratung und Krankenpflege zu akzeptieren. So kann ihr Mann im Kreis der Familie sterben. Den DarstellerInnen gelingt es gut diese gerne verdrängte Geschichte darzustellen.
Doch war ich am Schluss froh, dass der Film vorbei war. Sterben ist selten lustig, und der dargestellte geistige Verfall ist nicht gerade was man / frau sich als Vorspiel zum Tod wünscht. Ich bekam Angst.
Kritiken: Süddeutsche Zeitung, Hamburger Abendblatt, Stern, TIP Berlin,
2 Kommentare:
Hallo,
ich bin selbst betroffen von einer ähnlichen Krankheit und weiß ganz gut über die Angst vor Schmerzen und Tod Bescheid. Ich habe es fürs Erste überwunden, was mich enttäuscht ist, dass die Leute aus meinem Umfeld sich überwiegend ab- bzw. nicht oder kaum zugewendet haben. Nicht alle und nicht gänzlich, aber mehrfach deutlich spürbar. In manche schwächelnde Beziehungen passte das womöglich gerade gut rein, um sich abzuseilen. Andersrum ist das eher nicht passiert, d. h. eine Intensivierung eines Kontaktes hat nicht stattgefunden.
Ich habe mich früher auch nicht gern mit Krankheiten beschäftigt und denke jetzt, dass es ein Fehler ist, Krankheit und Tod an den Rand der Gesellschaft zu drängen. Ich lebe wieder, mit Handicap, ganz gut, weiß nicht wie lange noch. Die Zeit aber, die ich habe, möchte ich gern in Würde leben, inklusiv und geschätzt als der Mensch, der ich wie bisher auch weiterhin bin. Selbst wenn man sich verändert braucht jeder Mensch Anerkennung durch andere und seine Menschenwürde zum Überleben. Ohne sie wird man einsam und verrostet nur schneller.
Wertschätzung ist nun aber in einer unsolidarischen egoistischen Gesellschaft "Mangelware". Keine/r muss sich jedoch mit Aktivitäten überschlagen, es tut den Menschen doch schon gut, wenn Kontakte gehalten werden, auch wenns mal schwierig wird. Deshalb sind solche Filme, wie auch "Ziemlich beste Freunde" wichtig und sie erinnern uns hoffentlich daran, dass wir mal wieder "zu normal" geworden sind und zuwenig anderes Leben an uns rankommen lassen. Dabei ist es sehr bereichernd, wie ich aus meiner Arbeit mit Menschen mit Behinderungen weiß, soviel wie möglich „Anderes“, „Nicht Konformes“, „Unbequemes“, „Nicht Normales“ an sich heranzulassen. Dadurch wirst Du zum Menschen an und für sich.
Schöne Grüße an alle und speziell an Martin
vom Harald
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