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Kunst und Film

09.02.2018

In der relativ frisch an den Bülowbogen zugezogenen Galerie Laura Mars schauten wir eine Gruppenausstellung unter dem zu dieser Zeit der Wetterlage nicht ganz passendem Titel "Spring, Spring, Spring". Natürlich warten auch wir auf den Frühling, auch wenn das Weihnachtsgeschenk für die Enkel, ein Schlitten, noch nie Schnee unter den Kufen hatte.
Sieben KünstlerInnen waren vertreten: Guy Allott / Fritz Bornstük / Vitek Marcinkiewicz / Katrin Plavcak / Martin Städeli / Marcus Weber / Amelie von Wulffe.
Leider entwickelten sich bei mir keine künstlerischen Frühlingsgefühle, alles gemalte und gezeichnete an den Wänden war recht durchschnittlich. Einzig die putzigen aus Pappmaschee gefertigten Skulpturen Martin Städeli sprühten von Phantasie. Seinen Namen werde ich mir merken.

Danach landeten wir in der ehemaligen Hausbesetzterkneipe KOB in der Potse 157.

Dort befindet sich jetzt die Kino Bar Barton Fink. Sie ist nach dem Film  Barton Fink der Cohen Brüder benannt und befindet sich noch im Aufbau. Im vorderen Raum kann man / frau schon Getränke genießen, hinten wird gerade eine Bühne gebaut.


Endlich ein netter neuer Laden fußläufig entfernt.

Drei Werbetafeln am Stadtrand

07.02.2018

Ich gehörte sicher nicht zu den Ersten die Tree Billboards outside Ebbing, Missouri sahen, viele Bekannte haben mir positiv von dem hochgelobten Film berichtet.
Die Story:
Nachdem die Polizei sieben Monate nach der Ermordung ihrer Tochter keinerlei Ermittlungserfolge vorweisen kann platzt ihrer Mutter der Kragen. Sie mietet drei Werbetafeln am Rand der Kleinstadt und kritisiert darauf die Nachlässigkeit der Polizei.
Damit rüttelte sie am stillen Übereinkommen den Fall zu begraben.
Da der Polizeichef Krebs im Endstadium hat, begreifen viele EinwohnerInnen die Aktion als Angriff auf ihn und die herrschende Ordnung.
Im Film eskaliert die Situation immer mehr, aber zum Schluss wandelt sich sogar ein Bulle und Rassist zu einem empfindsamen Menschen. Doch der Mord wird nicht aufgeklärt.
Also Ente gut aber nicht alles.
Mich erinnerte der Film sofort an Fargo der Cohen Brüder, auch dort steht eine kleine Stadt im US nowhere im Mittelpunkt und eine starke Frau. Frances McDormand, Hauptdarstellerin auch bei Fargo, füllte ihre Rolle als Mutter und Rebellin exzellent aus.
Doch die Komik in der Story zündete bei mir nicht so gut wie bei Fargo, auch weil mir die Rolle der Polizei zu positiv dargestellt wird. Selbst wenn einer der stattlichen Gewalttäter Rassist ist und ständig Gewalthaten begeht, liegt das im Film an seiner schweren Kindheit und er wandelt sich zum Ende vom Saulus zum Paulus. Ich kam auf die Idee, das irgendein Fond der Polizei den Film gesponsert hat. Die Realität der Übergriffe in der USA spricht dafür, dass uns Sand in die Augen gestreut werden soll.
Ich stehe zu fast ACAB, nicht nur in den USA. Es gibt schließlich auch anständige Berufe.

Kritiken der Anderen: Süddeutsche Zeitung, Die Zeit, Spiegel, Tagesspiegel


 copyrigth 20CenturyFox

No Cumbia - Jazz

26.01.2018

Es gibt doch immer wieder musikalisch spannende neue Bands, die zu entdecken sind. Im Cafe Mila durften wir einem Auftritt von Ambrodavi (Modern Cumbia) lauschen und ansehen
Der Bandleader und Gitarrist David Riaño Molina komponiert die Stücke der Gruppe.

Dabei greift er auf die traditionelle Musik aus verschiedene Regionen seines Geburtslandes Kolumbien zurück und setzt sie jazzig um.
Auf der Bühne neben ihm standen Carolina Riaño – Gesang, Perc, Kati Brien - Sax, Gaita, Sergio Gomez - Bass und saß Javier Reyes - Drums. Unter den guten Musikern tat sich besonders die Schwester von David mit ihrer super Singstimme hervor.
Leider waren die Songs meist nicht tanzbar, schade denn ich hatte Lust mal wieder zur Cumbia zu stampfen. Aber als Band zum zuhören ist die Kapelle sehr geeignet.
Ihren nächsten Auftritt haben sie in b-flat am 26.02.18, allerdings kosten die Karten dort 14  €, im Mila waren es nur 8 €.

Aber ich liebe dich doch, Carmen

20.01.2018

Henri-Lucien Doucet
Carmen
Wir schauten und hörten die Premiere der Oper Carmen von Georges Bizet in der Deutschen Oper.
Während der Einführung durch den Dramaturgen erfuhr ich, dass dieses von schmissigen Gassenhauern durchsetzte Singspiel auf der Novelle von Prosper Merimee beruhte. Dieser Text ist ein fiktiver Reisebericht eines Geologen durch Spanien, durchsetzt mit einer von Antiziganismus und Machogehabe triefenden Lovestory.
Die Geschichte: Ein Gefreiter ist einer sehr erotisch aufgeladenen Gypsi Schönheit verfallen, desertiert und folgt ihr in die Berge.

Zum Schluss schneidet er ihr aus Eifersucht das Herz heraus, weil sie sich für einen anderen entscheidet,.
Man / frau kann nur vermuten weshalb diese recht einfach 1848 gestrickte Erzählung zu einem Hit in Frankreich wurde, damals war dort Spanien gerade sehr in Mode und Sex und Crime ist bei LeserInnen zeitübergreifend gut abzusetzen.

Die Oper ist 1874 uraufgeführt worden, und da würde es sich doch anbieten sie in einer vom Staub von 144 Jahren befreiten Inszenierung aufzuführen. Doch leider wurde quasi werkgetreu nachgespielt. Einzig das die Soldaten in modernen Uniformen steckten und deren Bewaffnung
Nachbildungen neuerer Sturmgewehre waren.
Auch in einigen weiteren Details gab es Aktualisierungen, aber überwiegend steckte die Oper im Althergebrachten fest.

Dabei wäre die Neuausrichtung so einfach zu bewältigen
- eine schwarze illegale Arbeiterin auf einer spanischen Bioobstplantage
- ein weißer Polizist der sie nicht bei der Ausländerpolizei verpfeift, weil sie mit ihm ins Bett geht
- ihr Mann der die Flucht aus Afrika über das Mittelmeer schafft und auf der Plantage auftaucht
diese Mischung wäre aktuell und explosiv gewesen.
Aber trotzdem war ich nicht traurig ob der bezahlten Tickets, das Orchester und die SängerInnen rissen es raus.

Besonders gefiel mir auch das Bühnenbild, die Tribüne einer Stierkampfarena die fleißig kreiste und das gehäutete Tier auf dem Vorhang, dass wie ein Menetekel das folgende Geschehen ankündigte.

Meine Bewunderung gilt auch den BühnentechnikerInnen, denen es trotz des verheerenden Wasserschadens im Dezember gelang ein Not- Bühnenbild aufzubauen.
Also bekommt das Stück trotz der Mängel und einiger unnötiger verspielter Einfälle eine Anseh- und AnhörtEmpfehlung.


Die Besetzung

Musikalische Leitung Nikolas Maximilian Nägele
Inszenierung Ole Anders Tandberg
Bühne Erlend Birkeland
Kostüme Maria Geber
Licht Ellen Ruge
Chöre Jeremy Bines
Kinderchor Christian Lindhorst
Choreografie Silke Sense
Dramaturgie Jörg Königsdorf, Katharina Duda
Carmen Irene Roberts
Frasquita Meechot Marrero
Mercédès Jana Kurucová
Micaëla Heidi Stober
Don José Charles Castronovo
Moralès Philipp Jekal


Kritiken der Anderen: Der Opernfreund, Tagesspiegel, Berliner Zeitung,



Intelligenter Klamauk

02.12.2017

Ein Zeppelin, ein Zeppelin!
Im Zuschauerraum der Schaubühne schauten wir zuerst auf einen weißen Vorhang. Als er sich senkte blickten wir auf ein fast die ganze Bühne ausfüllendes Skelett eines Zeppelins. Dieser ist auch Namensgeber des Fragments eines Stücks von Ödön von Horváth. Der lebte zwischen 1901 und 1938 in Europa und gilt als linker Volkstheater Autor. Sein bekanntestes Werk ist Geschichten aus dem Wienerwald.
Herbert Fritsch, der Regisseur des Abends, ist viel vom Stummfilm Slapstick inspiriert worden.
Wie in seinen bisherigen Stücken agieren die Schauspieler mit übertrieben Gesten, wie sie in den Filmen benutzt wurden als die Bilder laufen lernten.
Es fehlt diesmal auch wieder eine zusammenhängende Handlung und selten agieren die Mimen miteinander, meist nutzen sie das Skelett als Klettergerüst.
Aber immer wieder werden kleine Sketche gespielt, so das der Abend nicht langweilig wird.
Dies ist die erste Arbeit von Fritsch an der Schaubühne, nach den die Volksbühne als Theater abgewickelt wurde und er diese verlassen hat.
Der Schlussapplaus war sehr ordentlich, hingehen lohnt sich.



Kritiken der Anderen: Tagesspiegel, Nachtkritik, Deutsche Bühne, Berliner Zeitung, TAZ

Husten in Peitz

19. - 24.2017


Mit Atemwegskrankheiten die Lausitz zu besuchen ist wohl noch blöder als Eulen nach Athen zu tragen. Trotzdem verbrachte ich ein paar Tage von Grippe lahmgelegt in Peitz, einem Ort nah beim Kraftwerk Jänschwalde. Der Aufenthalt war natürlich nicht ganz freiwillig, meine Ricola pflegte mich armen kranken Freund in ihrer Zweitwohnung.

Das Kraftwerk sieht aus der Ferne, wenn es sonnenbeschienen die giftigen  Abgase in dem Himmel abdampft, ganz schön aus. Als jedoch bei entsprechender Windrichtung den Rauch ins zum Lüften geöffnete Fenster kroch, stank es.

Es roch wie in Berlin 1970 im Winter, als in West und Ost noch mit Braunkohle verheizt wurde.

Das Städtchen ist mit etwa 4500 Einwohnern klein, langweilig außer einer nur noch teilweise erhaltenen Festung eines italienischen Baumeisters. Außerdem ist das Nest ein wichtiger Produzent von Karpfen. Viele BewohnerInnen hängen finanziell von der Braunkohlenförderung und den stinkenden Kraftwerken ab. Leider hat sich die Erkenntnis noch nicht durchgesetzt, das die Braunkohle nicht nur die Menschen in der Umgebung vergiftet sondern auch viel CO2 emittiert und das Klima nachhaltig erwärmt.

Damit ist diese Energieerzeugung tot, doch die die von der Braunkohle abhängig sind stecken den Kopf in den Sand.

Man / frau sieht von Außen dem hübschen Städtchen nicht an, dass es eine Stadt mit fielen Nazis ist. Die Peitzer machten die AfD mit 30,4 % bei der Bundestagswahl zur stärksten Partei. Den einzigen Hinweis darauf entdeckte ich einer Kleingartensiedlung, dort flatterte eine Reichskriegsflagge fröhlich im Wind.
Eine Entschuldigung dafür erscheint mir der hohe Quecksilberausstoß der Kohlenkraftwerke, davon soll auch wenig zu Gehirnschäden führen.

Doch leider wirken Nazis nicht Tourismusfördernd und sind sie neben dem Gestank der Braunkohle sicher kein Grund die Gegend zu besuchen.
Doppelt Braun ist doppelt doof, Schade!
Da hilft es auch nicht das 70% der EinwohnerInnen anders gewählt haben, wenn diese "ihre" Nazis tolerieren, lassen sie ihnen den Raum für rassistische Angriffe.

Bei der Karpfenernte

Persische Laute

07.11.2017

Um meinem iranischen Flüchtlings Girlie auch mal neben Deutschunterricht etwas Kultur zu bieten, schleppte ich sie in ein Tar Konzert. Sie war sofort bereit mit zu kommen, ist das Instrument doch eines der wichtigsten in der klassischen Persischen Musik.
Die Tar ist mit ihrem doppelten Klangkörper ungewöhnlich, andere Lauten haben nur einen.
Ihr Klang erinnerte mich etwas an ein indische Sitar, doch hat sie nur sechs Saiten..

Die Künstlerin Elshan Ghasimi spielt die Tar virtuos und leidenschaftlich.
Blumige Klangbögen schwebten im Raum.
Sie lebt in Berlin und Teheran.
Ihre Stücke begeisterten uns und die anderen ZuhörerInnen.
Am Ende wurde heftig geklatscht und zwei Zugaben herraus geholt.
Endlich habe ich durch das Konzert den Literatursalon Lettretage kennen gelernt.

Balkan ohne Brass

14.10.2017

Diesmal schleppte ich Ricola mit ihrem Bruder in die Galatea Wine Bar nach Neukölln.
Ein netter Ort nicht weit vom Hermannplatz  entfernt, an dem es oft spannende Live Musik gibt.
Der Wein ist so spanisch wie das Essen.
Diesmal waren die Speisen jedoch nicht so lecker wie sonst, teilweise waren sie zu lange im Ofen.

Der Wein war jedoch gut und die Band super. Trotzdem sie balkanisches ohne Blechblasinstumente spielten kam bei mir nicht das Gefühl auf, dass eine Tuba fehlte.
Ich zahlte deshalb reichlich in den herumgehenden Hut.
Angenehm beduddelt fuhren wir Heim.

Zwitschern auf der Potse

08.10.2017

Das auf der Potsdamer Straße in Schöneberg / Mitte Vögel zwitschern ist eher ungewöhnlich. Ich denke das sie nach kurzer Zeit, wegen der giftigen Autoabgase, tot von den Ästen fallen.

Nur die Bordsteinschwalben, BerlinerInnen nennen so Straßenstrich Huren, sprechen Männer an.
Dort nah bei der Göbenstraße befindet sich eine Galerie mit dem eigenartigem Namen Zwitschermaschine. Mein Besuch dort war schon lange vorher geplant gewesen.


Die Vorführung des Anitationsfilms 1917 - Der wahre Oktober  in der Ausstellung von Druckgrafik der Susanne Pönisch animierte mich schlussendlich..


Die Künstlerin hat Hintergrund Grafiken zum Film beigetragen. Diese sind ansehnlich und wenn ihr sie noch sehen wollt müßt ihr euch sputen, sie hängen nur noch bis zum 15. Oktober.

Die Regisseurin Kathrin Rothe hat die Vormonate des Sturm auf Winterpalais aus der Sicht russischer KünstlerInnen geschildert. Diese gehörten zur politischen Bewegung, die den Sturz des Zaren herbeisehnte und den Krieg beenden wollte. Doch einige der Zitierten befanden sich in Opposition zu den Bolschewiki, die am Ende die Macht an sich rissen.
Es ist eine spannende Sicht auf die Ereignisse aus dem Mund von KünstlerInnen der Zeit.

U.a. Gorki, Malewitsch und Majakowski treten auf. Die Animation dazu ist gut gelungen. Auch die hervorragenden Sprecher haben viel zum Gelingen beigetragen. So möchte ich euch ans Herz legen den Film anzuschauen.

Wiedergeburt

22.09.2017

Immer wenn ich in Neukölln von U-Bahnhof Rath. Neukölln durch die Fuldastraße schlenderte erinnerte mich an die kleine bezaubernde Galerie DasLabor. Ein Treffpunkt der neukölner Künstler Boheme.

Neben der ausgestellten Werken waren die Anwesenden ansehenswert. Das Publikum war nicht vergleichbar mit den doch sehr bürgerlich gekleideten BesucherInnen der Galerien in meinem Wohnumfeld. Armani Anzüge und der Porsche vor der Tür waren dort extrem selten.

Erfreut war ich als mich über Facebook die Nachricht erreichte, das die Galerie wieder eröffnet. Nett war es einige alte Bekannte wieder zu sehen. Aber es waren auch mir unbekannte bunte Vögel und da Wein und Bier auch immer noch günstig sind werde ich gerne wieder kommen.
Den MacherInnen Christine Balbach, Cornelius Perino und Christian Appl wünsche ich viel Fortun. Geöffnet ist die Galerie Donnerstags 17:00 -19:00 Uhr und zu zahlreichen Veranstaltungen.

Tragt euch auf der Mailingliste ein oder liked die Galerie auf Facebook.

Einer der BesitzerInnen performte zwischen seiner ausgestellten Kunst. Seht selbst.-


Video Copywrite DasLabor