Neben Western, Krimi, und Horror existiert für mich eine Filmkategorie Frauenfilm. Cineasten benutzen sie nicht, doch meine Joberfahrung im Kino sagt mir, es gibt sie. Mein Argument für die Kategorie ist ein Quantitatives. Stehen Machos vorm Kino, fehlen die Frauen.
Wenn aber im Kino der Anteil der Besucherinnen mehr als 70 % ist, spricht der Film offensichtlich Wesen ohne äußere primäre Geschlechtsmerkmale mehr an. Das ist dann meist kein Horrorfilm, Western, Science Fiction, eher ein Beziehungsfilm.
Als ich mit T. in Fenster zum Sommer ging, waren von den zwölf ZuschauerInnen zwei Männer.
Die Geschichte im Film:
Wir sehen ein glücklich verliebtes Hetero Paar an einem See in Finnland baden und in einer Hütte einschlafen. Am nächsten Morgen wacht die Frau Monate früher in Berlin in Bett mit ihrem Verflossenen auf.
Die daraus erwachsende Irritation ist heftig. Nina Hoss schafft es dies in der Rolle als Juliane glaubhaft darzustellen. Sofort taucht die Frage auf, ob sich das Leben exakt wiederholen wird oder ob Juliane eingreifen kann und z.B. den Unfalltod ihrer Freundin verhindern kann. Das ist spannend anzusehen.
Das Ende war dann eher Happy, damit nicht zu viele vollgeheulte Taschentücher liegen bleiben.
T. und ich fühlten uns anregend Unterhalten.
Im Haus der Berliner Festspiele sah ich mit T. "Die Nacht kurz vor den Wäldern" von Bernard-Marie Koltès.
In einem atemlosen Monolog trug Clemens Schick die Worte des Stückes vor. Alleine nur mit Licht dekoriert, presst er die Sätze hervor und läuft dabei fast die ganze Zeit auf der Stelle. Eine 75 Minuten lange Tortur, sicher nicht nur für den Schauspieler.
from danielefior on Vimeo.
Doch wenn Theater anstrengt, muß es nicht schlecht sein.
Die
vorgetragene Geschichte ist einfach. Ein junger obdachloser Mann fragt
auf der Strasse einen Mann nach einem Schlafplatz. Dabei versucht er
sich und seinen Zustand zu erklären. Dies fällt im sichtlich schwer, weil er unter Speed steht oder an Hyperaktivität leidet.
Mich hat das Stück beeindruckt und die schauspielerische Leistung begeistert.
"Den Kapitalismus in seinem Lauf, hält weder Ochs noch Esel auf" Dieses leicht abgewandelte Erich Honnecker Zitat kam mir beim Besuch der Fotoausstellung THE RUINS OF DETROIT in den Sinn.
Wir sahen sie im neuen Kunstort Kühlhaus Berlin am Gleisdreieck.
Es wurden achtundzwanzig Großformatige Fotos von Yves Marchard und Romain Meffre gezeigt, die den Verfall Detroits dokumentieren. Aufgegebene Theater, Schulen, Fabriken künden vom Niedergang der Stadt, die früher Motor Town der USA waren.
Seit den sechziger Jahren zog die Hälfte der BewohnerInnen weg. Detroit ist nach Kriminalitätsstatistik die gefährlichste Stadt der USA. Dies hat sicher mit der Verarmung der Bevölkerung zu tun.
Leider sind in der Ausstellung nur ästetisch dargebotene verfallende Häuser zu sehen. Die Menschen der Stadt werden vollkommen ausgeblendet. So kann man / frau dem größten Elend noch hübsche Seiten abgewinnen, ohne sich mit ihm zu konfrontieren.
Aus Anlass der Finissage sollte ein dj Partystimmung zaubern. Auch wenn er ausgesucht guten Soul zum Klingen brachte, standen und saßen alle, bis auf ein paar Kinder, gelangweilt rum.
Als Nachlese zum Venedig Aufenthalt wollte ich mit A. eine Fotoausstellung im Aufbau Haus anschauen.
Dort hatte ich mir bei der Eröffnung des Hauses den Kochladen Coledampf´s mit angeschlossener Kantine ausgeguckt.
Wir wurden positiv überrascht, die Qualität der Speisen war hoch und die Preise moderat. Wer unter der Arbeitswoche in der Nähe des Moritzplatz in Kreuzberg Lust hat etwas Leckeres zu speisen, sollte das Coledampf`s in die Auswahl aufnehmen.
Ich aß geschmortes Ossobuccofleisch auf Wirsing / Steckrüben. Oh, war das lecker. Die Speisenauswahl ist zwar begrenzt, aber bietet von Allem für Jeden / Jede etwas.
Schön ist auch die Einrichtung, wie der Tisch links wo unter Glas Besteck angerichtet ist. Was der Laden sonst noch rund ums Kochen anbietet ist beachtlich. Kochbücher und Werkzeuge für den ambitionierten Hobbykoch gehören dazu. Frauen dürfen auch dort kaufen.
Im Anschluss schauten wir Fotos unter dem Titel Stilles Venedig von Peter Knaup. Er fotografiert ausschließlich schwarz / weiß und vermeidet es, dass Menschen auf den Fotos zu sehen sind. Ein Bildband ist zum stolzen Preis von 49,90 € in der Edition Braus erschienen.
Meine A. und ich waren ob der schlechten Hängung und der dürftigen Beleuchtung nicht begeistert. Auch fanden wir Venedig ohne Menschen nicht so spannend wie mit.
Beim Heimweg wurden wir von der BVG Überwachungskamera auf dem U-Bahnhof Kottbusser Tor abgelichtet. Doch ich schoss zurück!
Der Besuch der filmische Dokumentation war das Weihnachtsgeschenk von N. Hannes Wader und Konstantin Wecker sind alte Barden der Protestbewegung der BRD. Doch während Wader sich später in der DKP wiederfand, war mir Wecker früher sympathischer. Er war links ohne sich in einen dogmatischen Verein einzuordnen.
Konstantin Wecker
Hannes Wader
Der Film berichtete sowohl von einer Konzert-Tournee der Beiden sowie von ihrer Geschichte und den Verhältnissen in denen sie leben. Sie sind vom Typ her sehr verschieden, so dass es mich wunderte wie sie eine gemeinsame Konzertreise durchstanden. Wader wirkt sehr in sich gekehrt, hat Schwierigkeiten andere Menschen in seiner Nähe zu ertragen. In der Garderobe merkte man ihm wie viel Überwindung es ihn kostet aufzutreten. Wecker dagegen ist eine Rampensau, liebt das Publikum. Doch er kann anderen Künstlern auch Raum gewähren, so dass die Waderfans nicht zu kurz kamen.
Privat klafft es ähnlich auseinander. Wader ist seit seiner 1986 mit einer etwa gleichaltigen Frau verheiratet, Wecker hingegen ist seit 1996 mit einer 35 Jahre Jüngeren zusammen.
Wecker lässt auch gern den bajuwarischen Burschen raushängen. Er wirkte auch in dieser Rolle in div. Filmen mit. Wobei er seine Rolle als Sepp in Beim Jodeln juckt die Lederhose und in weiteren Softpornos in den frühen achtziger Jahren auf seiner WEB Seite nicht verschweigt. Heute sind seine Rollen eher ernsthaft.
Er schreibt auch Film- und Theatermusik, Musicals und Bücher. Auch als Kabarettist wurde er bekannt.
Insgesamt also ein umtriebiger Künstler.
Waders musikalische Karriere begann in den siebziger Jahren in Berliner Folklore Clubs. Das GO-IN, der Steve Club und das Folkpub boten damals Künstlern Auftrittsmöglichkeiten. Ich besuchte diese damals regelmäßig.
Die "Berliner Liedermacher" wie Reinhard Mey, Ingo Insterburg, Schobert & Black verdienten sich dort erste Sporen, leider gelang es ihnen nicht, dem von mir damals gehassten Deutschen Schlager, den Garaus zu machen.
Der Film lohnt sich anzuschauen. Es bringt Spaß sich die gemeinsamen Konzerte anzuhören und spannend ist, was die beiden über ihr Leben erzählen können. Durchaus nicht nur für Nostalgiker.
Mit ein paar Bekannten besuchten Augenstern und ich das Russische Theater in der Kulturbrauerei in Prenzelberg. Das ist recht versteckt gelegen und im Internetauftritt sind die Programmeinträge von 2009. So wussten wir nur, dass es irgendwie Musik geben sollte.
Der Tipp kam von einer Russin.
Enttäuscht wurden wir nicht. Der Auftritt wurde mit Obertongesang eingeläutet. Eine angeblich aus der Mongolei stammende Dame trat mit einem äußerlich an Lenin erinnernden Mann auf. Er begleitete sie mit Maul- und Schamanentrommel.
Dann holte Sasha Pushkin, der Zeremonienmeister des Abends, weitere Freunde auf die Bühne. Jetzt wurde es gut tanzbar. Die musikalische Tendenz war balkanisch, schnell und heftig. Tische wurden zur Seite geräumt und Menschen verrenkten sich im Takt.
Augenstern und ich nutzten die gemeinsamen freien Tage zum Besuch der Ausstellung Polen - Deutschland / Tür an Tür. Nicht nur weil Augensterns Schwiegertochter Polin ist, sondern auch weil ich Polen immer noch zu wenig auf dem Schirm habe, machten wir uns auf den Weg in den Martin-Gropius-Bau.
Dort bezahlten wir den recht hohen Eintrittspreis von 12 Euro pro Nase.
Die Schau gliederte sich in drei Teile. Im ersten Abschnitt, der auf der Hälfte des Rundgangs im Parterre zu sehen war, ging es eigentlich nur darum, welche adligen Blutsauger wann geherrscht hatten und welche ihrer Töchter sie an wen verschachert hatten.Weil dieser Teil für mich uninteressant war, durchquerte ich ihn schnell. Nur ab und zu blieb ich bei auffälligen Gemälden hängen.
Brautkutsche der Herzogin Hedwig
Danach entdeckte ich einen PC, auf dem multimedial die Beziehungen Polen / Deutschland ansehbar waren. An seinem Touchscreen verbrachte ich eine gute Stunde. Hier konnte ich einige neue Informationen zur Geschichte des Nebeneinander her Lebens der beiden Nationen finden.
Danach konnte ich mir besser erklären, weshalb Deutsche gerne auf die Polen herabsehen. Wenn man ein Volk für den eigenen Profit beherrschen und unterdrücken will, bietet es sich an, dieses für minderwertig zu erklären. Dann hat man keine Skrupel es unter die Knute zu zwingen.
Schlacht bei Grunwald, der Deutsche Orden wird besiegt
Im Mittelteil der Ausstellung befand sich dann eine große Installation zum Konflikt Deutscher Orden versus Polen. Leider wurde hier nicht Roß und Reiter genannt. Der Deutsche Orden war es, der polnische Gebiete besetzte und einen Kreuzzug gegen das ebenso christlichen Polen anführte. Schlussendlich konnte Polen diese Raubritter vertreiben.
Erschießung mit einem Jungen
Andrezej Wróblewski, 1949
Der dritte Teil widmete sich der Eroberungen Preußens und des 2. deutschen Reiches in Polen. Auch damals wurden die Polen von den deutschen Herren als Arbeitskräfte ausgebeutet. Fast ohne Unterbrechung knüpfte das 3. deutsche Reich an diese Politik an. Die polnische Intelligenz wurde systematisch ermordet, die polnischen Schulen wurden geschlossen und die Menschen in die Zwangsarbeit gezwungen. Zum Glück bereitete die Sowjetarmee diesem Spuk ein Ende.
Doch dies erzählte die Ausstellung nur sehr verhalten, ich spürte förmlich, dass alle Fettnäpfchen der Geschichte vermieden werden sollten. Auch die Vertreibung der deutschsprachigen Polen aus den Land nach 1945 kam nur wenig zur Sprache. Wenigstens wurde die Rolle der Solidarnosc bei der Zerschlagung des verlogenen Sozialismus gewürdigt.
So verfehlte die Ausstellung ihr Ziel die Geschichte der Beziehungen Polen / Deutschland umfassend darzustellen. Es war zu merken, dass die Kuratorin sich selbst zensiert hatten.
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Abends besuchte ich mit Augenstern das Konzert der 17 Hippes in der Kulturbrauerei. Wir bewegten uns recht weit in Richtung Bühne vor, um etwas von der Band zu sehen. Diese 1995 gegründete Gruppe spielt Weltmusik. Meist sind das gut tanzbare Stücke.
Wir hatten uns einen Platz gesichert, auf den wir ein Tänzchen wagen konnten, trotzdem das Kesselhaus brechend voll war. Das Konzert war ausverkauft.
Toll ist dass die Band neben einem vielfältigen Repertoire sehr gut Musiker vereint.
Einzig die Anzahl der Musiker ist Betrug, es waren nie siebzehn, mit Gästen mal fünfzehn. Deswegen wollte ich zuerst Geld zurückfordern, Augenstern musste mich erinnern, dass wir Freikarten gewonnen hatten.
Der neue Film von Andreas Dresen, Halt auf freier Strecke, zeigt wie ein Mann um die vierzig versucht mit der Diagnose Gehirntumor umzugehen. Er weiß, dass er nur noch Monate zu leben hat. Langsam setzt der Verlust der geistigen Fähigkeit ein.
Er vergisst wie Dinge und auch wie seine Kinder heißen.
Die Familie versucht ihn aufzufangen, doch das ist schwieriger als gesagt. Der Tochter ist der sabbernde Vater peinlich. Der Sohn ist noch klein und kann mit der Situation umgehen.
Seine Frau ist überfordert neben Arbeit und Haushalt auch noch die Pflege zu leisten. Ihr Mann wird jedoch nicht nur sonderbar, sondern auch aggressiv.
Der sich Verlierende bemerkt diesen Verfall und findet das nicht toll.
Spätestens wenn er denkt, er kann etwas leisten und es klappt nicht. Oft versucht er so etwas zu verstecken.Wenn PflegerIn ihm helfe, wehrt er ab. Das hört meist erst auf, wenn das Ende naht und die Demenz stark fortgeschritten ist.
Bevor die Frau zusammenbricht, gelingt es ihr professionelle Beratung und Krankenpflege zu akzeptieren. So kann ihr Mann im Kreis der Familie sterben. Den DarstellerInnen gelingt es gut diese gerne verdrängte Geschichte darzustellen.
Doch war ich am Schluss froh, dass der Film vorbei war. Sterben ist selten lustig, und der dargestellte geistige Verfall ist nicht gerade was man / frau sich als Vorspiel zum Tod wünscht. Ich bekam Angst.
Ein subpolares Basislager hatte Christop Marthaler für uns bereitet. Wir durften Blicke in den Innenraum werfen und anfangs war auch nicht mehr zu sehen als ein etwas unaufgeräumten Containerraum. Nach etwa zehn Minuten kam die Besatzung zur Tür herein.
Sie zogen die Schneeanzüge aus und setzte sich an einen Tisch. Es wurde gesungen und an einander vorbei geredet. Es gab ein wenig Auftritte und Abtritte. Dann meldete sich die Zentrale auf Deutsch und eine Grönländerin antwortete auf Grönländisch ohne Übersetzung.
So wenig wie sich die Kommunikationspartner verstanden, so wenig verstanden Augenstern und ich, was wir vielleicht auch nicht verstehen sollten. Doch muss man / frau seine Zeit mit Beschauen des doch recht eintönigen Alltags einer arktischen Station verbringen?
Wir sahen dies nicht ein und verließen nach einer Stunde die Vorstellung. Zum Glück hatten wir die Karten gewonnen.
Ohne R´s Geburtstagsgeschenk hätte ich Mummenschanz nicht kennen gelernt. Das ist eine fantastische, internationale, herumreisende Maskentheater Gruppe. Was sie in 3-10 Minuten Sketchen zeigen sind wunderbar poetische Gedichte ohne Ton.
Manchmal ist dabei nur eine Maske auf der Bühne, oft interagieren zwei oder mehr miteinander. Der Auftritt fand im Admiralspalast statt, leider war dieser jedoch nur halb besetzt, 60.- Euro für die preiswertesten Karten war wohl Vielen zu heftig.