Dieses Blog durchsuchen

la notte alla turca

 09.06.2011

Zur Ehren des fantastischen Pianisten Fazil Say fand eine lange Nacht unter dem Motto Alla turca statt. Im Konzerthaus am Gendarmenmarkt wurde ab 19:00 Uhr in allen Sälen Musikalisches geboten.
Der Abend begann mit überwiegend klassischer Musik.


Bis zur Pause waren die Plätze hauptsächlich mit deutschem Kulturbürgertum besetzt. Der Pianist spielte mit dem Konzerthaus Orchester Werke von Joseph Haydn, Ahmed Adnan Saygun und sich selbst.

Im zweiten Teil wurde es etwas jazziger. Zusammen mit der Geigerin Patricia Kopachinskaja und dem Perkussionisten Burhan Öcal trug er Werke von Mozart, Ravel, Bartok und Brubeck vor.
Danach verließen viele ältere Konzerthausgänger den Saal. Sie waren wohl hauptsächlich wegen des Pianisten gekommen.

Als Überraschungsgast trat dann ein berühmter SAZ Spieler auf. Es folgte das Anatolian Jazz Orchestra mit oriental Jazz. Auch weil der Eintritt inzwischen frei war, strömten zunehmend mehr junge türkische Menschen ins Haus.

Die Softrockband Pinhani war für sie der Magnet. Bei ihrem Erscheinen lösten sie ein Jubelgeschrei der Fans aus. Ich kannte die Gruppe nicht, aber für TürkInnen scheint sie eine Supergruppe zu sein. Fast der ganze Saal sang die Texte mit.

Kunstradeln

04.06.2011

Wieder war ich mit Augenstern im Hohen Fläming auf dem Kunstwanderweg unterwegs. Zur Abwechslung auf der Nordroute.
Wir begannen diesmal in Wiesenburg, was gut mit der Regionalbahn RE3 zu erreichen ist.
Die namensgebende Burg ist allerdings eher ein hübsches Schloss, nicht das Richtige für kleine Ritter, aber Prinzessinnen und Prinzen dürften nicht enttäuscht sein.

Josefine Günschel, Roland Albrecht
Wir stießen nah beim Bahnhof im Schlosspark auf das erste Kunstwerk. Die etwas an Pilze oder Fahrradsättel erinnernden Teile standen ein wenig versteckt am Wegesrand, der Titel ist Von Liebe und Sinnen stehen.

Walter Gramming, Ushi F
Das zweite Werk zeigt mal wieder, wie wichtig es ist, altes Zeug zu sammeln, wenn man / frau  künstlerisch tätig sein will. Der Titel: Unverhoffte Begegnung zweier Stiefel mit der großen Rummel – Lob der Wanderschaft weist darauf hin, dass die Künstler alte Wanderstiefel nicht weg warfen.So etwas tun nur Nichtkünstler wie ich.
Die Schuhe hingen in einer Plexiglassäule und diese stand mitten in der Landschaft.

Hartmut Renner
Am Ortsrand von Schlamau lag dieser Findling aus verschweißten Edelstahlgittern geformt. Das Werk gefiel uns gut und passte super in die Landschaft.
Da man / frau auch noch hineinklettern kann, ist es das Richtige auch für einen Kinderspielplatz.


------------ KAFFEEPAUSE ------------

Einen Zwischenaufenthalt zwecks Genuss von Kaffee und Kuchen legten wir in der Königsblau Töpferei Schmerwitz ein. Speise und Getränk waren lecker und der Platz ist hübsch. Die angebotene Keramik war ansprechend.

------------ PAUSE ZU ENDE ------------
Leider gefiel der Künstlerin meine Kritik nicht, deshalb habe ich das Foto entfernt.
Ein ähnliches Foto könnt ihr unter unter dem link sehen.
Das nächste Kunstwerk entzückte uns nicht. Beton in die Landschaft zu platzieren und es PflanzenLabyrinth zu nennen, ist nicht besonders fantasievoll, auch wenn die Form einer Pflanze nachempfunden ist. Aber vielleicht sieht es vom Weltall betrachtet besser aus.

Das nächste Kunstwerk entzückte uns nicht. Beton in die Landschaft zu platzieren und es PflanzenLabyrinth zu nennen, ist nicht besonders fantasievoll, auch wenn die Form einer Pflanze nachempfunden ist. Aber vielleicht sieht es vom Weltall betrachtet besser aus.

Volkmar Haase
Die Skulptur mit dem Titel: Umgreifende Form mit Kreisbogen übersahen wir aus Versehen.
Der Kunstwanderweg ist aber auch wirklich ein Wanderweg, so dass es teilweise nicht so angenehm ist, diesen mit dem Fahrrad nachzuradeln. Tiefe Löcher mit märkischem Streusand und extrem schmale, holperige Schotterwege sind gerade noch mit einem Mountainbike zu bewältigen. Oder ihr nutzt die Wanderstiefel.

Sebastian David
Das folgende Werk Wandlungen zwischen Wunderpunkten fanden wir dagegen nur teilweise. Es ist in eine Hecke an Wegesrand integriert und mittlerweile in die Wildniss eingewachsen.
Die Natur tut Gutes, wenn sie ein wenig erwähnenwertes Kunstwerk überwuchert.

Wolfgang Buntrock, Frank Nordiek
Die auf Eisenstangen montierten Handpumpen waren endlich mal was richtig Bemerkenswertes. Sie waren schon von Weitem zu sehen und passten sehr gut in die Landschaft.
Der Titel:  Ein Wasserfall für den Fläming ist hintersinnig, Kunst sollte so sein.

Victor Bisquolm
Wieder mal nix Besonderes war die nächste Skulptur. Altbacken kam sie daher, gesehen hatte ich ähnliches schon hundert mal.
Der Titel: Steinschlange ist auch nicht gerade phantasievoll. Das Stück ist durchaus als Gartenzwerg Ersatz zu gebrauchen.

Jörg Schlinke
Dann entdeckten wir die Szene: Die Jagd. Ein Hund fällt gerade einen Hirschbock an.
Dadurch, dass der Beton der Figurengruppe direkt in den ausgehöhlten Boden vor Ort gegossen wurde, ist die Oberfläche nicht glatt sondern merkwürdig porös.

Susken Rosenthal
Eine Begegnung zwischen lebendigem Baumholz und verarbeitetem Bauholz stellte das nächste Werk in den Mittelpunkt. Man / frau merkte, dass die Künstlerin sich etwas dabei gedacht hatte. Der Titel lautete: Unter Kiefern. Die schiefe Konstruktion ist gelungen.

Susanne Ruoff
In einem Birkenwäldchen fanden wir dann das Werk Intermezzo. Die Künstlerin hatte einige Stämme mit dunklen Holzstäben umwickelt, die von den Bäumen durch das Wachstums gesprengt werden sollen. So ist dieses Werk nur Zwischenspiel - Intermezzo.

------------ ENDE MIT GERSTENSAFT ------------

Nach so viel Kunst hatten wir nur noch Durst auf ein leckeres Bier. Beim letzten Aufenthalt in Belzig hatten wir schon das Burgbräuhaus Belzig entdeckt. So ließen wir die beiden letzten Skulpturen links liegen und hingen noch etwas im hübschen Biergarten ab.

------------ HEIMFAHRT ------------

Junge Kreative

02.06.2011

Dass Designer auf die Adressaten ihrer Ideen zugehen und öffentlich ihre Entwürfe präsentieren, ist in den letzten Jahren zu einem Trend geworden. Weltweit finden deshalb Messen. Augenstern und ich besuchten die DMY im  Flughafen Tempelhof

Und wir staunten nicht schlecht. Die Austeller waren keine bekannten Designer, viele noch StudentInnen, die ihre Projektarbeiten vorstellten.

Die Themen Nachhaltigkeit und Umwelt spielten bei vielen Entwürfen eine Rolle. Wiederverwendbare Materialien und wenn Plastik, dann recycelt, waren Trumpf.
Hier z.B. zeigte EKOBE Fußboden Mosaik aus der Schale der Kokosnuss

Überall war Interessantes zu entdecken, oft war es auch "nur" andersartige Nutzung. Fantasievoll war viel, wir bieten euch einen kleinen Überblick.
Augenstern war besonders angetan, dass viele FinnInnen ihre Ideen vorstellten.

Hier sind es Plastikreste als Spiegelrahmen

Wenn Mann designt
Balzer und Qwertz

Leuchten im Filzmante von Baba Valyal
Aktenordner von SOR
Farbdesign mit Bällen

Licht Design von Pavel Eekra
Behäkeln scheint modern -
von Lambert Kamps
Fahrradreifen + Schläuche, fertig ist der Sessel
Männerdesign?! Balzer und Qwertz
Das Abtropfwasser gießt die Blumen.
von Chorong Baek
Hier wird der Designer Nachwuchs gedrillt

Es waren tolle Ideen dabei. Man / frau lernt Vertrautes neu zu sehen.

Bethaniens Geburtstag

28.05.2011

Das ist unser Haus, war der Kommentar der Band Ton-Steine-Scherben, als die Bullen das Georg-von-Rauch Haus im Bethanien- Komplex in Kreuzberg 1971 räumen wollten.
In die anderen leerstehenden Gebäuden des ehemaligen Krankenhauses zogen später (legal) u.a. die Musikschule und Kunsträume ein.
Das ganze Haus, auch die neu hinzugekommenen Besetzer aus dem geräumten Wohnprojekt Yorkstrasse 59, beteiligten sich am Fest.

Augenstern und ich begannen mit einer Innenbesichtigung, die Kunst Ausstellungen waren unser Ziel.
Im Haus befinden sich neben Ateliers Präsentationsräume.
Mir gefielen die im ganzen Haus mit Grafitti "besudelten" Wände sehr gut.

Stephanie Kiwitt, Self Kassa, 2010
Unter den Werken die gezeigt wurden fand ich die großformatigen Drucke von Frau Kiwitt bemerkenswert.
Ich knipste eine Arbeit aus dem Zyklus Self Kassa.
Vergrößerungen auf 2 x 1,5 Meter sind so und so eindrucksvoll, aber ihre Bild Kompositionen erzählen auch Geschichten.
Dies gelingt ihr auch ohne sichtbare Personen. Denn eine nichtbesetzte Kasse stellt die Frage, wo ist die Bedienung?

Wieder draußen auf dem Mariannenplatz hörten wir gerade die Schlußakkorde der Bigband der Musikschule Kreuzberg / Friedrichshain.
Deshalb wechselten wir zur zweiten Bühne im Innenhof.
Dort spielte man / frau ebenfalls Musik.

Außerdem gab es das zweite finnische Nationalgetränk Kaffee und deutsche Bratwurst.
Unser Ziel waren auch die begehrten Liegestühle des ebenfalls auf dem Gelände ansässigen Freiluftkino Kreuzberg, denn bei Einbruch der Nacht sollte der Dokumentarfilm Nanuk der Eskimo gezeigt werden.
Robert J. Flaherty drehte ihm im Jahr 1922 in Kanada. Filmen in der Natur war damals noch revolutionär.

Er zeigt das traditionelle Leben von Nanuk und seiner Familie, einem Inuk.
Heute wohnen Inuit meist in Fertighäusern, viele sind arbeitslos und verbringen den Tag mit TV glotzen, saufen und Kinder zeugen. Irgendwie schade!
Aber können wir entscheiden wie die Inuit leben sollen? Die Jagd auf Robbe und Walross haben wir ihnen verboten. Robben, besonders die Babies, sind ja so süß und kuschelig.

Bergbahnen für Reiche

26.05.2011

Ödön von Horvath, war einer der Autoren, die in den 30er Jahren des 20sten Jahrhunderts das Volkstheater erneuerten.
Mit knapp 26 Jahre schrieb er das Stück Revolte auf Cote 3018 oder Die Bergbahn. Er stellte die Arbeiten an einer Eisenbahnstrecke in den Tiroler Bergen in den Mittelpunkt der Handlung.
Der Bau der Zugspitzbahn bot die reale Vorlage.

Zum Stück: Unter fürchterlichen Bedingungen, angetrieben von einem Ingenieur und dem Geschäftsführer, schuften Arbeiter für einen Hungerlohn. Als ein Arbeiter bei einem Arbeitsunfall getötet wird, kommt es zur Revolte.

Wiedermal war mir das Freikartenglück hold.
Ich sah das Stück gemeinsam mit Augenstern in einem Nebenraum der Volksbühne. Dieser hat keine Bühne, die SchauspielerInnen agierten mit uns auf einer Ebene.

So durfte dann auch Jemand aus der ersten Reihe einen Bierseidel halten und Theaterblut und andere Flüssigkeiten erreichten die vorne Sitzenden tröpfchenweise. So sollte wohl die Distanz aufgehoben werden.

Der Regiseur Andreas Merz hätte die Chance gehabt uns intensiv zu erreichen, die er aber bravourös verspielte.
Das die besitzende Klasse für ihren Profit über Leichen geht ist keine Theaterabend füllende Neuheit.

Straße der Toleranz

22.05.2011

Gustav Gans gewann mal wieder Freikarten, diesmal für ein Stück von  Christoph Schlingensief im Rahmen des Theater Treffens 2011 in den Berliner Festspielen. Wir stellten uns zum avant Kunstgenuss vorher im Garten des Hauses ein.

Volkmar Hasse, Gruppe, 1963
Ein lecker Weinchen und gucken wer da ist, ist eine feine Sache.
Im Gegensatz zum von Aussen ziemlich hässlichen wirkenden 60er Jahre Klotz ist der Garten bezaubernd. Auch zum aprés Kunstgenuss ist er sehr gut geeignet.
Nur regenen oder schneien darf es natürlich nicht.
Hier entdeckten wir auch eine ansehnliche Stahlskulptur, die in der selben Zeit wie das Gebäude geschaffen wurde.

Das Stück hieß Via Intolleranza II. Der Name bezieht sich auf die Oper Via Intolleranza 1960 des Komponisten Luigi Nono. Dieser sagte: "Sie (die Oper) ist ein flammender Protest gegen Intoleranz und Unterdrückung und die Verletzung der Menschenwürde."

Bei der Bienalle in Venedig 1961 uraufgeführt wurde sie von den Rechten zum politischen Skandal gemacht. Nono geisselte den italienischen Kolonialismus. Ähnlich wie von den Deutschen, wird dieser gerne zu einer Mission des Fortschritts verklärt.

Das postmortem aufgeführte Werk von  Schlingensief dürfte keinen Aufruhr auslösen. Es beschreibt in erster Linie die Unsicherheit, die der antikolonialistische  Autor, mit seinem Afrikabild hat.
Sein Projekt, das Operndorf in Burkina Faso, ist die typische Idee eines Intellektuellen, der seine Schuldgefühle abarbeiten will.


Wenn wir akzeptieren, dass Armut und Kriege in Afrika von der ersten Welt, also von uns, organisiert sind und wir davon profitieren, dürfen wir uns durchaus verantwortlich fühlen. Unterstützung der Katastrophen Hilfe ist da durchaus denkbar, doch Entwicklungshilfe in Afrika ist kritisch zu beäugen.
Die staatliche dient fast ausschließlich dazu Exportmärkte zu öffnen, die einheimische Produktion zu zerstören und Diktatoren zu stützen, die die Rohstoffquellen für das Kapital sichern.
Gutgemeinten Projekten, wie das von Schlingensief, kann man / frau dies nicht vorwerfen, aber nützen sie etwas?
Erstmal bringt das Stück einige KünstlerInnen aus Burkina Faso nach Europa. Sie spielen, tanzen, singen zusammen mit Mitgliedern der Kampnagel Fabrik Hamburg , dem Kunstenfestivaldesarts Brüssel und der Bayerischen Staatsoper München.

Da Schlingensief das Stück nicht beenden konnte, wurde ein Arbeitsentwurf gezeigt.
So wurde es eine Art Generalprobe des Stücks.
Das Ergebnis war eher ein Kessel Buntes.

Aber in Teilen war dieser durchaus anseh- und hörbar. Die Schwarzen trugen musikalisch und tänzerisch dazu bei.

FinnInnen haben die Chance, das Stück am 24.8. und 25.8.2011, um 19 Uhr im Finnisches Nationaltheater in Helsinki zu sehen.

Kritiken: Nachtkritik, Tagesspiegel, Deutschlandfunk, Frankfurter Rundschau, Neuen Zürcher Zeitung, TAZ

Kopulierende Frösche

21.05.2011

Wieder eine Radtour, diesmal nördlich von Oranienburg. Mit der S-Bahn eine unkomplizierte Anreise, denn die Stadt ist Endstation der Linie S1, die von Wannsee aus dorthin fährt.
Eine Tour in der Nähe habe ich schon beschrieben. Siehe -
Normales Wochenende

Augenstern und ich fuhren noch einmal dorthin, denn es gibt hier viel mehr zu entdecken.
Am KZ Sachsenhausen fuhren wir diesmal vorbei und passierten diese schnuckelige Verkehrsinsel am Ortsrand.

Nachdem wir Friedrichsthal hinter uns gelassen hatten, erreichten wir den Löwenberger Land Radweg
An der Personenbrücke über den Spree Oder Kanal trennt er sich vom Radweg Berlin Kopenhagen.
Wir nutzten zum ersten Mal eine Radkarte von bikeline, die vom ADFC waren uns zu unübersichtlich.Wir kamen mit dem Plan sehr gut zurecht..
Über Liebenberg erreichten wir dann Bergsdorf.

Hier hat sich der Maler Kurt Mühlenhaupt einen Bauerhof gekauft und zu einem ihm selbst gewidmeten Museum umbauen lassen. Nach seinem Tod betreibt die rührige Witwe das Anwesen und fertigt fleißig Kopien von seinen naiven Bildern und Skulpturen.

Einiges von ihm ist ganz witzig. Seine Zwerge haben was.
Ein Aufenthalt lohnt sich auf alle Fälle, der angebotene Kaffee hat Westniveau und der Kuchen ist lecker.
Bei gutem Wetter, wir hatten Glück, sollte man / frau unbedingt im Garten sitzen.

Im herrlich angelegten Teich tummelt sich allerlei Getier. Wir konnten Frösche beim GV beobachten. So etwas ist nicht alle Tage zu sehen.


Gestärkt setzen wir unseren Weg über Häsen, Gutengermendorf und Biberow fort. Auf dem letztgenannten Teilstück versagte die Karte dann doch einmal. Ausgewiesen war ein asphaltierter Radweg, doch es war ein mieser, fieser Schotterweg mit Rollsplitt als Belag.
Irgendwo am Wegesrand entdeckten wir dann diesen von der Natur geschaffenen Baum. Ein Blitz war wohl beteiligt. So manche/r Künstler/in kann sich davon was abgucken.

Weiter in Meseburg standen wir vor einem Gästehaus der Bundesregierung. Ein prächtiges Schloss umgeben von einem Hochsicherheitszaun und mit Videoüberwachung. Das erschien mir wie ein Menetekel auf den Untergang unserer parlamentarischen Republik.Wenn unsere "Volksvertreter" so abgehoben und dekadent wie ihre Vorgänger, die Adligen, sein wollen, dann müssen sie sich um ihre Zukunft Sorgen machen.
Ein Gästehaus für Kinder, deren Eltern sich keinen Urlaub leisten können, wäre auf alle Fälle angemessener.

Trotzdem ist der Ort eine Reise wert. Nebenan beim Schlosswirt Meseburg.speisten wir vorzüglich. Es ist zwar etwas übertrieben schick eingerichtet, doch der Aufenthalt auf der Terrasse war herrlich. Die Sonne schien und wir ließen es uns gutgehen.

Augenstern verzehrte Wildbraten mit Wirsinggemüse und Servietten Klößen

und ich Saibling mit Fenchel / Rote Beete Gemüse und Rosmarin Backkartoffeln
Gut und preiswert gesättigt radelten wir etwas müde unsere letzten sechs km bis Gransee. Dort entdeckten wir diesen witzig gestylten Imbiss in einer ehemaligen Tankstelle.
Die Altstadt ist mit einer komplett erhaltenen Stadtmauer gesegnet.

Anna und Otto, Gerhard Rommel, 2005
Am Tor begrüßte uns die Bronzeskulptur eines älteren Paares.
Leider wirkte die Stadt sonst ziemlich öde.
Wenn Touristen durchfuhren, dann schauten sie aus dem Auto die Altstadt an.
So richtig zum Verweilen lädt der Ort aber auch deshalb nicht ein, weil es keine halbwegs passablen Restaurants gibt. (Ich konnte im WWW keines finden)

Denkwürdige Gebäude findet man / frau jedoch viele.
Zum Beispiel die Hospitalkapelle gleich hinter dem Ruppiner Tor. Dort ist die Touristen Information und das Heimatmuseum untergebracht.
Wir bewegten uns weiter zum Luisenplatz, der seinen Namen von einer preußischen Schmarotzerin auf dem Königinnenthron erhielt.
Diese hatte auf ihrer Reise als Leiche eine Nacht im Ort gerastet.

Deshalb nannten die braven Bürger einen Platz nach ihr und stifteten ein Denkmal. Dieses wurde vom Baumeister Schinkel als ein Sarkofag entworfen. Zu Fuße der virtuellen Leichenkiste tranken wir unseren mitgebrachten Kaffee und aßen Brote.

Kaffee hätten wir lieber in einem Strassencafé am Platz genossen, das gab es aber nicht.
Von der Station Gransee fuhren wir dann mit den Regional Express nach Lichterfelde Süd. Von dort ist es ein Katzensprung nach Steglitz.