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Kino zum Aperitif

19.01.2014

Auch um mein Italienisch aufzufrischen besuchte ich mit I. die bezaubernde Filmreihe Cinema Aperitivo im Kino Babylon Mitte. Wir sahen "Viva la Liberta" oder "Es lebe die Freiheit" von Roberto Andò.

Ein Beitrag der italienischen Filmwochen 2013 in der BRD.
Zur Geschichte: Der Chef der italienischen Opposition Partei hat es satt von einer Niederlage in die nächste zu taumeln, er schmeißt hin und haut heimlich nach Frankreich ab. Bei einer alten Freundin taucht er unter.

Der Parteivorstand verfällt auf die Idee ihn mit dem Zwillingsbruder zu ersetzen, der an seiner Statt den Spitzenkanidat spielen soll. Leider ist der Bruder ein etwas verrückter Philosoph. Er sagt seine ehrliche Meinung zu den Problemen des Landes, eckt damit natürlich bei der Partei an, gewinnt aber massiv Wähler. Ein ehrlicher Politiker scheint hier, ebenso in Italien, ein Wesen von einem anderen Stern zu sein.
Wie die teilweise recht witzige Geschichte ausgeht, der Bruder sorgt u.A. fürs Eheglück, verrate ich euch nicht.

Leider glaubt der Autor und Regisseur offensichtlich, dass die bürgerliche Demokratie noch zu retten ist.
Das gibt dem Film einen schalen Beigeschmack. Sonst ist er rundum als Unterhaltungsfilm zu empfehlen.



Die ZuschauerInnen diskutierten hinterher auf Deutsch und Italienisch bei Pizza und Aperitif das Gesehene.

Kritiken: FAZ, Welt, Schwäbisches Tageblatt, Bayrischer Rundfunk

Finnische Pinselkleckser

15.01.2014

Unter dem Titel, Hunger nach Bildern - Finnische Malerei der Gegenwart, zeigte das Felleshus (die nordischen Botschaften) jüngere MalerInnen. Tiina Elina Nurminen (geb. 1967), Janne Räisänen (geb. 1971), Maiju Salmenkivi (geb. 1971) und Jukka Rusanen (geb. 1981) waren dabei.
Nach der Reden der Botschafterin und der Kuratorin schaute ich die Bilder an. Zur Eröffnung spendierte die Botschaft Wein, Saft und leckere Fazer Schokolade, diese war Made in Suomi.

Unten zeige ich euch etwas von dem, was mir gefiel.

Tiina Elina Nurminen
Purple Way, 2012
Öl auf Leinwand
100 x 110
Jukka Rusanen, 2013
Spielende Jungs am Strand
Öl auf Leinwald
195 x 190
Tiina Elina Nurminen
Faszination, 2011
Öl und Acryl auf MDF Platte
124 x 122
Wie ihr vielleicht bemerkt habt, sind auf dem Post nur Bilder von zwei KünstlerInnen zu sehen. Die Arbeiten der Anderen fand ich des Fotografieren nicht würdig. Die Auswahl der Kuratorin Ritva Röminger-Czako begeistere mich nicht vollständig. Ich hoffe wirklich, dass ich nicht die vier besten MalerInnen zu sehen bekam.
Die Ausstellung ist noch bis zum 07. März zu besichtigen.

Stein, Kinetik und Jamboree

12.01.2014

Mit I. besuchte ich die Sonderausstellung zum Fotografen Fred Stein im Jüdischen Museum. Der lebte von 1909 bis 1967 und war ein Liebhaber der schwarz / weiß Fotografie. Bis ihm die Berufsausübung als Rechtsanwalt wegen seiner jüdischen Herkunft untersagt wurde lebte er in Deutschland. Es gelang ihm vor den Deutschen zuerst nach Frankreich und dann in die USA zu fliehen, so konnten ihn meine Vorfahren nicht umbringen. In Frankreich begann er zu fotografieren und es gelang ihm als Profi Fuß zu fassen.

Schnell kam er in Paris mit den damals berühmtesten Fotokünstler Man Ray in Kontakt. Während der deutschen Teilbesetzung Frankreichs gelang ihm die Flucht vor den Mördern über Marseilles in die USA.
Dort begann eine steile Karriere als Fotograf für ihn. Er portraitierte alles war Rang und Namen hatte, darunter Albert Einstein und Georgia O'Keeffe .
Fotoapparate der Firma Leica waren sein Handwerkszeug.
Das Bild rechts zeigt seine Meisterschaft.

Nachmittags fand die Finissage der Arbeiten von Steffi Stangl - pericardium, kinetische Installationen, Zeichnungen und wundersame Objekte, in der Galerie im Turm statt. Mich wundert, dass sie noch nicht angegefragt wurde, eine Berufsausbildung zur Mechatronikerin zu machen.


Die auf und zu klappenden Scheren wurden mit pneumatischen Relais angesteuert. Ich war baff.

Abends schaute ich in die Mokkabar. Dort findet jeden Sonntag ein Jazz Jam statt. Ich dachte dort nur wenige Musiker anzutreffen, wo doch die meisten in der Samstagnacht zu Geldverdienen unterwegs sind. Aber Jazzer können wohl nicht schlafen, wenn andere ihre Instrumente auspacken.

Bezaubernde Vampire

02.01.2014

GASTBEITRAG Irmeli Rother


Zugegeben, ich bin kein Fan von bluttriefenden Vampirfilmen. Eigentlich kenne ich nur den Film „Tanz der Vampire vom Altmeister Polanski. Jetzt lockten der Name des Regisseurs und der Filmtrailer uns ins Kino Odeon in Schöneberg. Wir sahen den Film Only Lovers Left Alive von Jim Jarmush. Vampire sind untote, unsterbliche Wesen, die hauptsächlich nachts ihr Unwesen treiben. Tagsüber schlafen sie, oft in Särgen oder in Gruften. Sie ernähren sich ausschließlich vom Menschenblut.


Für die gezielten Bisse an die Halsader der Opfer sind ihre spitzen Eckzähne zweckmäßig. Fatal für die Gebissenen ist, dass sie selbst zu Vampiren werden. Bewährte Schutzmittel sind Knoblauchknollen, Kruzifixe und Weihwasser, auch starkes Sonnenlicht kann schützen.


© Pandora Film Verleih
Einen Vampir kann man unschädlich machen, in dem man ihm einen Holzpflock durch das Herz bohrt. Die bekanntesten Vampire sind wohl der aus Rumänien stammende Dracula sowie der Filmstar Nosferatu. In dem Film „Only Lovers Left Alive“ geht es um ein seit Ewigkeiten lebendes Vampir-Ehepaar. Auch wenn sie sich innig lieben, wohnen sie aus irgendwelchen Gründen getrennt. Adam lebt in einer Spukvilla in Detroit und  Eva hält sich in marokkanischem Tanger auf. Adam ist Musiker und Sammler von alten Gitarren und Röhrenverstärkern.


© Pandora Film Verleih
Er ist ein richtiger Messie und dazu noch schwer depressiv. In gewissem Sinne ist er für die Ernährung der Familie zuständig. Er geht jedoch nicht auf Jagd nach menschlichen Halsadern, sondern steckt sich ein dickes Geldbündel ein und fährt in seinem Straßenkreuzer in eine Klinik.


© Pandora Film Verleih
Dort werden ihm gegen Bares auf HIV und Anderes geprüfte Blutkonserven überreicht. Woher Adam das Geld dafür hat, bleibt unklar.
Auch Eva wohnt großzügig, um sie herum Bücherberge. In Tanger hat sie ihren Freund Marlowe, bei dem sie abends in einem Café ihre Blutkonserven abholen kann.


© Pandora Film Verleih
Adam und Eva sind trotz Fernbeziehung durch moderne Kommunikationsmittel, Mobilfunk und Skype, ständig miteinander in Kontakt. Als sie erfährt, dass es ihm sehr schlecht geht, bucht sie sofort einen Nachtflug in die USA. Ungemein spannend ist die Szene im Flugzeug, als ein Fluggast am Finger blutet und Eva Hunger hat.


© Pandora Film Verleih
In Detroit angekommen steht das Wiedersehen und die Liebe im Mittelpunkt. Am Tage wird geschlafen, bei dicken, zugezogenen Fenstervorhängen.
Nachts fahren sie durch die leeren Straßen der fast ausgestorbenen Stadt.


© Pandora Film Verleih
Das Leben der Beiden verläuft in ruhigen Bahnen, bis die quirlige kleine Schwester von Eva auftaucht und Einiges durcheinander bringt. Nach unglücklichen Ereignissen beschließen sich Adam und Eva nach Marokko zu flüchten.

Tanger ist exotisch mit seinen engen Gassen und dem dunklen Sternenhimmel. Doch die Drogendealer an den Ecken bieten nicht das an, was ein Vampir braucht...



"Only Lovers Left Alive“ ist ein Meisterwerk von Jim Jarmusch, ein glänzender Juwel! Der Film ist voller wunderschöne Bilder, sowohl in Tanger als auch in Detroit. Das zum Parkhaus umfunktionierte Theater kannte ich schon aus einer Detroit-Fotoausstellung. Gern hätte ich mehr von den Ruinen der Stadt erhascht. Tilda Swinton als Eva ist umwerfend. Die Figur von Adam ist düster und morbid, bringt Assoziationen an Jim Morrison. Tom Hiddleston spielt die Rolle überzeugend. Insgesamt hat der Film einen gemächlichen Gang, die Dialoge sind knapp, wie bei Aki Kaurismäki. Die Musik unterstützt die Geschehnisse im Film perfekt.

Hinweis: wer Mitglied in einem Vampir-Club werden möchte, wird im Internet fündig.
Warnung: Achtung vor Personen, die im Flugzeug oder in Nachtclubs eine dunkle Sonnenbrille tragen!

Interview mit Jim Jarmush

Kritiken der Anderen: Spiegel, FAZ, Die Presse, Frankfurter Rundschau

Hommage to Bill Evans

29.12.2013


Um den verstorbenen Pianisten Bill Evans zu ehren, versammelten sich vier Musiker im Schlot.

Der Drummer Andrea Marcelli und der Bassist Robin Draganinc waren mir aus anderen Formationen bekannt.
Als das Konzert begann, war der Ort komplett gefüllt.
J. + mir sagte die Musik sehr zu, besonders der Drummer und Bandleader stach durch sein fantasievolles Spiel heraus.

Salongeschichten

28.12.2013

Der Literatursalon Potsdamer Strasse veranstaltet regelmäßig musikalische Lesungen in historischen Orten der Gegend. Dieses mal war er in den Räumen des Restaurants P130 Mischkonzern zu Gast.
Dort wartet ein Steinway Flügel auf Pianisten.

In der ehemaligen juristischen Fachbuchhandlung gibt es jetzt arabisch orientierte Mittelmeerküche.
Wir waren leider satt, aber das Essen sah lecker aus und die EsserInnen putzten ihre Teller leer. Ein gutes Zeichen für die Qualität der Küche.

Innen wirkt das Restaurant sehr gemütlich und an den Wänden hing spannende grossformatige Kunst, unter anderem von Britta Reinhardt.


Der Musiker des Abends, Martin Daske, ist Komponist Moderner Musik und so musste der Flügel ein wenig unter ihm leiden. Meist spielte er Werke vom Laptop, nur selten war er im Inneren des Instruments zu Gange. Nun sind die Geräuschfolgen der Modernen Musik nicht für jeden / jede erträglich, so wurden schon vor seinem zweiten Set viele Stühle frei. Alles Weicheier!
Wer kein musikalisches Jammerläppchen ist, kann die von ihm geleitete Reihe "Unerhörte Musik" im BKA besuchen.
Im Anschluss wurden Geschichten über die in der Vergangenheit vorhandenen Salons im Kiez vorgetragen. Diesen Teil bestritten Sybille Nägele und Joy Markert.

Nuscheln ist doof

27.12.2013

Im Theaterstück Der General von Rene Pollesch geht es laut Programmheft um ewige Liebe und warum wir nicht ewig leben. Leider war die Tonqualität dürftig und der Inhalt kompliziert oder wie meine Begleiterin so schön sagte: "Wenn ich mal was verstanden habe, habe ich es nicht verstanden". Keine gute Voraussetzung für einen gelungenen Theaterabend in der Volksbühne.
Wir konnten nicht nachvollziehen, warum ein Regisseur es fertig bringt, seine SchauspielerInnen nuscheln zu lassen. Aber leider passiert auf der Bühne auch sonst nicht viel mehr, als dass geredet wird. Einzig ein herrlich originalgetreu gearbeiteter Panzer aus Kiefernholz und die Kostüme sind ein Highlight.

Die in hübschen Kostümen steckenden Hauptdarstellerinnen Lilith Stangenberg und Silvia Rieger bemühen sich dem Stück einen Sinn zu geben, doch die klugen Textbrocken, die Pollesch ihnen in den Mund legt, sind zusammenhanglos und bleiben erst recht wegen der schlechten Akustik unverständlich.
Zum Glück hatte ich Freikarten gewonnen. So hielt sich mein Ärger in Grenzen.

Kritiken der Anderen: Nachtkritik, Frankfurter Rundschau, Tagesspiegel,

Etwas kitschig

26.12.2013

Mit J. besuchte ich die Ausstellung Mucha Manga Mystery im Bröhan Museum. Wie viele KünstlerInnen seiner Zeit war Alfons Mucha von den um 1880 in Europa bekannt gewordenen Farbholzschnitten aus Japan begeistert. Die japanische Kunst wurde zu einer entscheidenden Inspirationsquelle für die neue Kunst und auch für den Jugendstil.

Ein gutes Beispiel ist die Arbeit von Utagawa Hiroshige Abendregen an der großen Brücke von Atakaus aus dem Jahr 1857, einem stilbildenden Meister aus der Edo Zeit. Vincent van Gogh verfertige 1887 davon eine "Kopie".
Der Japonismus grassierte damals.

Das Sushi Stillleben rechts von Hiroshige würde zum Beispiel in jeden Bildband über Jugendstil hinein passen, wären da nicht die merkwürdigen Speisen und die Schriftzeichen.
Witzig ist, dass wiederum heute die japanischen Comics Mangas stark vom Jugendstil inspiriert sind.

Muchas Plakate, entworfen im Paris der Jahrhundertwende, begründeten seine Karriere.
Wobei ich finde, dass die Gesichter zu wenig ausdrucksstark sind. Genial ist aber die Ornamentik auf den Zeichnungen.
1896 entwarf er das Plakat links für einen Theaterabend mit Sarah Bernhardt.
Für mich hat jedoch gerade die Gebrauchsgrafik des Jugendstils einen Hang zum Kitsch.
In der Ausstellung wird versucht einen großen Bogen von Muchas Werk zum psychedelischen Design der Hippiezeit und den Mangas zu ziehen. Das gelingt nicht.

Beherrschten die KünstlerInnen des Jugendstils jedoch ihr Handwerk, ist das bei den ausgestellten Epigonen meist nicht mehr der Fall.
Wenn mit Stichworten wie Manga jüngere BesucherInnen ins Bode Museum gelockt werden sollen, empfiehlt es sich wenigstens künstlerisch hochwertige Mangazeichner auszustellen. Dass Mucha ein qualifizierter Maler war, zeigt sein Selbstportrait.

Nach dem Ende des ersten Weltkrieges zog er in seine tschechische Heimat und wurde der Künstler des neugegründeten Nationalstaates. Er gestaltete Banknoten, Orden und einen Nationalepos.
Deshalb setzten die Deutschen ihn auch sofort 1939 nach ihrem Einmarsch fest. An den Folgen der Haft starb er. Wieder ein Mensch, den meine Vorfahren auf dem Gewissen haben.

Seniorenresidenz Verdi

25.12.2013

Frei nach dem Film Il bacio di Toscana zeigte die Volksbühne das Stück Villa Verdi.
Giuseppe Verdi hat, anders als der asoziale Rassist Richard Wagner, von seinen Einnahmen als Komponist eine Pension für mittellose SängerInnen und TänzerInnen gestiftet. Diese existiert noch heute in Mailand. Unter dem Link Casa Verdi könnt ihr einen liebenswerten Bericht über das Haus lesen.
Im Schauspiel der Volksbühne treten ebenfalls ältere KünstlerInnen auf und die Bühne ist dem Inneren der Villa nach empfunden.

Die alten Recken sitzen an Schminktischen und diskutieren wie sie die jährliche Aufführung des Hauses gestalten sollen.
Es droht eine Kürzung der staatlichen Zuschüsse für die Villa.
Politiker versuchen wieder den Reichen das Geld zu geben und den Armen zu nehmen.
Deshalb, und gegen Mittelstreichungen bei der Kultur, wollen sie protestieren.
Schön ist es, dass es dem Regisseur gelungen ist, viele pensionierte DarstellerInnen zu gewinnen.

Die spielen, als wenn es darum geht, dass sie nicht vergessen werden. Doch genau das ist ja auch ein Problem vieler älterer DarstellerInnen.
Davon erzählen sie, von abgewickelter DDR Kultur und Rausschmiss und Hartz IV.
Ständig blitzt jedoch die Spiellust wieder auf.

Am härtesten trifft das Altern wohl die TänzerInnen, sie sind mit dreißig weg vom Fenster.
Yoshiko Waki verdeutlicht dies drastisch. Nachdem ein junges Paar einen Pas De Deux hingelegt hatte, schob sie eine Kreissäge auf die Bühne und ab war das Bein. Fortan tanze sie mit blutigem Stumpf und Krücken.

Trotz dieser bedrückenden Momente sind die Alten einfach eine Wucht.

Hildegard Alex (Johanna Edel), Sarah Behrendt (Nora Melrose), Annekathrin Bürger (Ebba Kühn), Cornelia Kempers (Anni Schmidt), Jochen Kowalski (Max Wallstein), Roland Renner (Antonio Ristuccio), Ilse Ritter (Maria Janson), Andreas Seifert (Karl Grün), Jutta Vulpius (Katerina Skolonski), Harald Warmbrunn (Hans Borowski), Osvaldo Ventriglia (Tänzer), Yoshiko Waki (Tänzerin), Frank Maus (Musikdirektor Kurt Leider), Sandor Farkas (1. Geige), Karl-Heinz Brößling (2. Geige), Erhard Starke (Bratsche), Daniel Roither (Cello)

Regie: Johann Kresnik
Text: Christoph Klimke
Komposition/Arrangements: Walter Haupt
Bühne: Marion Eisele
Kostüme: Erika Landertinger
Konzeptionelle Mitarbeit/ Musikdramaturgie: Joachim Rathke
Licht: Torsten König
Dramaturgie: Sabine Zielke

Kritik der Anderen: Nachtkritik, Deutschlandfunk, Berliner Zeitung, Tageszeitung,

Singer / Songwriter

19.12.2013

© STUDIOCANAL GmbH
Inside Llewyn Davis heißt der neue Film der Coen Brüder. Ein nur wenig erfolgreicher Folksänger in den siebziger Jahren steht im Vordergrund.
Er bekommt gleich in der ersten Szene ordentlich was aufs Maul, am Ende des Films erfährt man dann, weshalb er die Tracht Prügel verdient hat.
Der Sänger ist ein arrogantes Arschloch und hält sich für super, verdient aber fast nichts und kann sich noch nicht mal ein Zimmer leisten. So zieht er in New York herum, auch immer auf der Suche nach einer Bleibe für die Nacht.

Mich erinnerte das an die Zeit, als über Berlin die Folkwelle rollte und in der ganzen Stadt entsprechende Clubs existierten. Go-In, Folk Pub und Steve Club waren Orte, an denen im schnellen Wechsel KünstlerInnen mehr oder weniger ihr Können zeigten.

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Wahrscheinlich wurden sie ähnlich schlecht bezahlt wie Llewyn.
Die Geschichte des Films ist an die Autobiografie von Dave Van Ronk angelehnt, ein Folksänger aus den Siebzigern. Im Künstlerviertel Greenwich Village gab es damals viele Folkclubs.

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Sie hießen Gaslight Café and Gerde's Folk City. Dem Darsteller des Llewyn, Oscar Isaac, gelingt es sehr gut, den sich überall durchschlauchenden Sänger darzustellen.
Llewyn ist musikalisch gut und könnte ein Star werden.

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In der Epoche, in der weltweit Folkmusik Furore machte, wäre dies möglich gewesen, doch im Film ist er gerade immer zur falschen Zeit am falschen Ort. So als Peter, Paul and Mary, das bekannteste Trio seiner Zeit, gegründet wurden.

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Da gehört er zur engeren Wahl der Mitspieler, wird jedoch übergangen. Auch Bob Dylan trat im selben Club wie er auf. Trotzdem ist er kein sympathischer Verlierer, so wie er sich seinen Freunden gegenüber verhält, wünscht man ihm nicht viel Gutes.

Tragikomisches findet sich jedoch Vieles, so eine vertauschte Katze oder ein fixender Rockstar, mit dem er im Auto durchs Land fährt.


Kritik der Anderen: Guardian,