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Etwas kitschig

26.12.2013

Mit J. besuchte ich die Ausstellung Mucha Manga Mystery im Bröhan Museum. Wie viele KünstlerInnen seiner Zeit war Alfons Mucha von den um 1880 in Europa bekannt gewordenen Farbholzschnitten aus Japan begeistert. Die japanische Kunst wurde zu einer entscheidenden Inspirationsquelle für die neue Kunst und auch für den Jugendstil.

Ein gutes Beispiel ist die Arbeit von Utagawa Hiroshige Abendregen an der großen Brücke von Atakaus aus dem Jahr 1857, einem stilbildenden Meister aus der Edo Zeit. Vincent van Gogh verfertige 1887 davon eine "Kopie".
Der Japonismus grassierte damals.

Das Sushi Stillleben rechts von Hiroshige würde zum Beispiel in jeden Bildband über Jugendstil hinein passen, wären da nicht die merkwürdigen Speisen und die Schriftzeichen.
Witzig ist, dass wiederum heute die japanischen Comics Mangas stark vom Jugendstil inspiriert sind.

Muchas Plakate, entworfen im Paris der Jahrhundertwende, begründeten seine Karriere.
Wobei ich finde, dass die Gesichter zu wenig ausdrucksstark sind. Genial ist aber die Ornamentik auf den Zeichnungen.
1896 entwarf er das Plakat links für einen Theaterabend mit Sarah Bernhardt.
Für mich hat jedoch gerade die Gebrauchsgrafik des Jugendstils einen Hang zum Kitsch.
In der Ausstellung wird versucht einen großen Bogen von Muchas Werk zum psychedelischen Design der Hippiezeit und den Mangas zu ziehen. Das gelingt nicht.

Beherrschten die KünstlerInnen des Jugendstils jedoch ihr Handwerk, ist das bei den ausgestellten Epigonen meist nicht mehr der Fall.
Wenn mit Stichworten wie Manga jüngere BesucherInnen ins Bode Museum gelockt werden sollen, empfiehlt es sich wenigstens künstlerisch hochwertige Mangazeichner auszustellen. Dass Mucha ein qualifizierter Maler war, zeigt sein Selbstportrait.

Nach dem Ende des ersten Weltkrieges zog er in seine tschechische Heimat und wurde der Künstler des neugegründeten Nationalstaates. Er gestaltete Banknoten, Orden und einen Nationalepos.
Deshalb setzten die Deutschen ihn auch sofort 1939 nach ihrem Einmarsch fest. An den Folgen der Haft starb er. Wieder ein Mensch, den meine Vorfahren auf dem Gewissen haben.

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