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Eine kleine Tänzerin

18.05.2014

© Irmeli Rother
Aus Anlass der Fertigstellung der von ihr finanzierten Restaurierung des Brunnens im Garten des Kolbe Museums lud die Theatergemeinde Berlin zu einem Empfang. Nach Reden von der Direktorin des Hauses Dr. Julia Wallner und dem Vorsitzenden der Gemeinde Martin Holländer hieß es Wasser Marsch.
Goerg Kolbe schuf ihn 1922 für den jüdischen Industriellen Heinrich Stahl. Auf meine Nachfrage wie der Brunnen in den Besitz des Museums geriet, versicherte die Direktorin, dass alles legal verlief.

Hoffentlich sehen das die Erben von Heinrich Stahl nicht anders. Es wäre nicht das erste Mal das Museen keine Lust haben Geklautes zurück zu geben.
Zu Sekt und Häppchen spielte dann das Jazz Duo Chestnut (Kastanie) auf. Achim Kleiner am Piano und Gregor Fuhrmann am Cello sorgten für gute Stimmung.

Der Festakt und das Konzert fanden zwischen den tollen Skulpturen von Robert Metzkes statt. Er ist ein Künstler mit DDR Hintergrund.
Seine Figuren sind aus Terracotta hergestellt.
Obwohl er fast ausschließlich mit den selben Modell arbeitete, konnte ich mich an seinen Plastiken nicht sattsehen. Teilweise erinnern der Gesichter an altägyptische Artefakte. Der Titel der Arbeit links lautet "Der Schal" der von der unten "Räkelnde in türkischer Hose".


Irgendwas mit Pilzen

17.05.2014

© Atia Trofimoff
Das gerade fertig renovierten Heizhaus der Uferstudios Berlin im Wedding wurde mit einer Ausstellung mit dem Titel Mykorrhiza: Ein Apparat eingeweiht. Nach dem Lesen des Infoblattes und den Besuch der Vernissage war ich armer Tor, nicht klüger als zuvor.

Ich weiß das biologisches im Augenblick in der Kunst aktuell recht beliebt ist und öfter kommt ansehnliches dabei heraus. Hier war die Objekte Pilze, die MacherInnen hatten hübsch aussehende Baumpilze in Kleiderschränke vom Trödel gehängt. Das war durchaus eine Augenweide. Der Raum ist ebenfalls interessant.
Trotzdem, weshalb können die Pilze nicht so einfach schöne Kunst sein, weshalb muss eine weitschweifige Erklärung sozusagen als intellektueller Überbau daherkommen.


Die Kuratorin Stefanie Wenner bemüht sich redlich einen globalen Zusammenhang bis hin zum Internet zu konstruieren.
Vernetzen tun sich bestimmte Pilze ja gerne, ich nehme an sie sollen als Vorbild für die Kunst gelten. Doch leider sind da Baumpilze biologisch nicht ganz die Richtigen. Steinpilz und Co. bilden Quadratkilometer große Netze.
Sei es drum, das Ausgestellte ist hübsch anzusehen.

Bis 5. Juli finden diverse Veranstaltungen in den Räumen statt und ab und zu gibt es Pilzgerichte zu geniessen.

Der Tod törnt an

11.05.2014

Die US Fernsehserie Six feet under hat uns gelehrt, dass es viel Slapstick im Beerdigungsgewerbe zu entdecken gibt.

© Matthias Heyde
Das Stück Sarg niemals nie der Neuköllner Oper knüpft ein wenig an die Erfolgsidee der Fernsehserie an. Das gelingt den Regisseuren und den drei Akteuren mehr als gut.

Im Stück ist der Papa und Beerdigungsinstitutsbesitzer verstorben. Der eine Sohn, der schüchterne und ängstliche, führt den Betrieb mit einer bezaubernden Angestellten weiter.

Beide lieben sich, doch er traut sich nicht, ihr das zu gestehen. Leider ist der Laden fast Pleite und dann taucht auch noch der nach Indien abgetauchte Bruder auf, der etwas vom nicht vorhandenen Erbe ab haben will und seine Kamasutra Kenntnisse gerne der Angestellten vorführen würde. Das ist der Stoff aus dem Komödien gestrickt sind. Apropos Stoff, es wird auch fleißig gekifft im Stück und beinahe saniert der Stoff, aus dem die Träume sind, auch das Geschäft. Mehr verrate ich nicht.


Idee/Regie: Dominik Wagner und Jörn-Felix Alt
Komposition: Christoph Reuter und Cristin Claas
Musikalische Leitung: Nikolai Orloff
Choreographie: Jörn-Felix Alt
Regieassistenz: Anna Roller
Mit: Yvonne Greitzke, Patrik Cieslik, Maximilian Mann


Das kleine Opernhaus an der Karl-Marx-Straße schafft es immer wieder, dass ich mir die Hände rot klatsche. Besonders nett war, dass es im Anschluss an die Vorstellung einen Umtrunk und ein kaltes Büfett gab. Maximilian Mann, einen der Darsteller, kannte ich witzigerweise als Leiter eines Chores aus Steglitz, in dem ich mal sang.

Kritiken der Anderen: Tagesspiegel, Kulturradio, Livekritik, Berliner Zeitung

Kunstverrückt

01.-09.05.2014

Zum jährlich stattfindenden Gallery Weekend wollen alle in Berlin Bildende Kunst verkaufen. Ich dehnte das Wochenende auf eine Woche aus. Ich sah einiges und möchte euch davon berichten.

Finnland Zentrum

© Irmeli Rother
Neben den sonstigen verrückten Ritualen, die FinnInnen so zum 1. Mai anstellen, wird in Kreuzberg eine Ausstellung zur Besichtigung freigegeben.
Dieses Mal stellten Marja-Liisa Skibba und drei Männer, Aku Jääskeläinen, Erkki Aarti und Jorma Huusko, aus. Zwei sind aus Finnland, zwei aus Berlin.


© Irmeli Rother
Die weißen Mützen der Künstler (Abimützen) sind so ein 1. Mai-Ritual aus Finnland.
Es wurde wie jedes Jahr eine schöne Vernissage mit Sekt und Häppchen. Dazu wurde gesungen und performt.
Von den Bildern gefiel uns das von Erkki Aarti Moon River besonders gut.

Black Market

In einer Fabriketage in Moabit fand diese Veranstaltung statt. Die Halle war etwas ranzig, aber das liebt der Kunstbegeisterte ja.
Weshalb allerdings elf als KuratorInnen Genannte bestimmt hundert Kunstobjekte wild durcheinander an die Wände nagelten, verstand ich nicht. Die elf schafften es noch nicht mal alle Objekte mit Namen zu beschriften und Titel und Entstehungsdatum waren nirgendwo zu finden.
Aber es war voll, die KünstlerInnen waren alle gekommen und ich kannte sogar einige.
Leider ging der Bar nach einer Stunde der Wein aus, da wollte ich nicht mehr bleiben, trotz der teilweise sehr guten Kunst.

Peter Kröning
Hans Scheib
Thomas Hartmann
Matti Kalkamo
Isabelle Borges
Römer + Römer

P 103 Mischkonzern

In dem recht großen Caféhaus wirkt große Kunst erst richtig groß. Für die großen Tapisserien von Margret Eicher ein angemessener Ort. Sie montiert digital Vorgefundenes zu Collagen meist mit einem großen, wie gemalt wirkenden Rahmen. Manches fand ich witzig, manches kitschig.

Galerie forma:t

In der kleinen Galerie am Dennewitzplatz wurde Abstraktes von einem meiner Lieblingskünstler, Daffke Hollstein, und Fotoarbeiten von Rosemarie Berger gezeigt. Die Fotos zeigten marode Schiffe.
Zur Eröffnung gab es Sekt und eine knackige Rede der Galeristin


Suomesta

Nicht ganz zufällig landete ich in dieser finnischen Galerie. Unter dem Titel Heilige Orte stellten Vater und Tochter aus.

Stefan Bremer
© Irmeli Rother
Sari Bremer
© Irmeli Rother

Die Künstlerin ging mit Gemaltem an den Start.
Ich fand die Arbeiten ein wenig langweilig.
Die Motive waren zu viel mit Naturkitsch aufgeladen.

Die Arbeiten des Vaters waren dagegen bemerkenswert. Meine Begleiterin wusste, dass er ein sehr bekannter Fotograf ist. Durch ihre Sprachkenntnis erfuhren wir, wie das Foto entstand. Was ihr seht, war ein Feuerwerk in einem See, mit einer längeren Verschlusszeit aufgenommen.

Gallery Paolo Erbetta

© Irmeli Rother
Durch einen Aufsteller vor der Potsdamer Strasse 107 wurden wir auf die Ausstellung von Rieko Hotta aufmerksam. In ersten Stock fanden wir die Galerie.
Unter dem Titel Mash (manschen, matschen) zeigte sie sehr ansehnliche Strukturarbeiten.
Den Namen der Künstlerin werde ich mir merken.

© Irmeli Rother

Freies Museum

Die Galerie sollte man / frau bei einem Rundgang nicht versäumen.
Im Erdgeschoss waren an den russischen Konstruktivismus erinnernde Arbeiten von Serge Vorontsov zu besichtigen. Er machte sich jedoch über die Vorbilder lustig. Ich verstand allerdings die russischen Späße nicht.


Im Obergeschoss befand sich eine Gruppenausstellung der Kunsthochschule Weißensee. Dabei gefiel uns diese Arbeit von Amelie Kemmerzehl gut. Sie hat einfach einen der üblichen Sockel für Skulpturen zerbohrt.

Keine Kampf Kunst

27.04.2014

Auch alte Zausel können was dazu lernen. Als ich ein Ticket für das Festival Korean Cinema Today gewann, fürchtete ich einen Sonntag im Haus der Kulturen der Welt Filme im Stil der martial art splatter movies zu erleben. Doch wie oft, ist es besser Vorurteile an der Garderobe abzugeben.

Ich sah drei Filme:
1. Die Doku Non-Fiction Diary von Jung Yoonsuk
In ihr werden drei fast zeitgleiche Ereignisse aus dem Jahr 1994 betrachtet.

© Promo
  • die extrem brutale Mordserie einer Bande, die Wohlhabende ausraubte, folterte und verscharrte
  • der Einsturz einer Brücke mit 35 Toten als Folge von Wartungsmängeln
  • der Kollaps eines Einkaufszentrums wegen Schlamperei bei Umbaumaßnahmen mit 500 Opfern
Damals war das Ende der Militärdemokratie von Gnaden der USA gerade ein Jahr her. Der erste gewählte zivile Präsident Kim Young-sam setze auf eine neoliberale Wirtschaftspolitik. Wie Grüne, SPD und die Christlichen Parteien in Deutschland sorge er dafür, dass die Armen ärmer und die Reichen reicher wurden und staatliche Kontrollen z.B. im Bauwesen verringert oder abgeschafft wurden.
Der Regisseur vergleicht die Reaktionen des Staates auf die oben genannten Ereignisse.
So wurde der verantwortliche Besitzer des Sampoong Warenhauses zu einer Freiheitsstrafe von 10 Jahren verurteilt. Dagegen wurden die Mörder der Reichen durch eine Medien Kampagne zu Monstern gemacht und gehängt.

2. Der Spielfilm Nobody's Daughter Haewon von Hong Sangsoo beschrieb einen Lebensabschnitt einer Studentin, die alleine lebt und die Geliebte ihres Professors ist. Irgendwie ist der Film wahrscheinlich für SüdkoreanerInnen eine Erleuchtung. Ich konnte mit der Geschichte jedoch leider nichts anfangen.

© Promo
3. Zum Ausklang wurde der Film Geomeun Meori (Black Hair) von Lee Mam-hee gezeigt. Ein schwarz / weiß Drama aus dem Gangstermilieu des Jahres 1964.

Zur Geschichte: Die Geliebte eines Gangsterbosses wird beschuldigt ihn betrogen zu haben. Deshalb wird ihr entsprechend der Gangregeln Säure ins Gesicht geschüttete.
Danach arbeitet sie als Prostituierte, mit einem teilweise entstellten Gesicht.
Aber die Liebe ist stärker und so will der Gangsterboss sie zurück. Dies bedeutet seinen Tod.

© Promo
Wenn Shakespeare Koreaner wäre, hätte die Geschichte von ihm sein können.

Live is a Cabaret

25.04.2014

Ein kleines Konzert in der kleinen netten Bar Sally Bowles beim U-Bahnhof Nollendorfplatz bildete das Programm des Abends.
Ich traf dort zwei Frauen und zum Anfang genossen wir die Abendsonne auf den Trottoir der Eisenacher Strasse. Bis auf einige testosteron gesteuerte Jungmänner in Autos ist die Straße ruhig.

Inmitten des schwulen Quartiers rund um den Nollendorfplatz eine nicht nur auf dieses Publikum ausgerichtete Bar zu eröffnen scheint unpassend.
Doch der Name stammt aus dem Roman Goodbye To Berlin von Christopher Isherwood, so passt sie genau in die Gegend und wer nicht an Homophobie leidet, findet sie bestimmt.
Der Autor war selbst schwul und wohnte bevor die Deutschen ihren Führer erwählten mehrere Jahre im Viertel.

Im Hinterraum spielte ein Jazz Trio, Christine ten Napel (Gesang),  Michael Gechter (Gitarre) und Nesin Howhannesijan (Bass), auf. Ruhigere Stücke aus dem american songbook waren zu hören. Doch der Genuss wurde durch Gesprächsfetzen aus dem Vorderraum getrübt.

Eiszeit

18.04.2014


Mit J. sah ich im Sputnik Kino den Film Snowpiercer vom Regisseur Bong Joon-ho aus Süd-Korea. Wieder mal eine Geschichte um den Untergang der Welt, wie wir sie kennen, durch den Klimawandel. In nicht so ferner Zukunft ist die Industrie so weit, den Staaten ein Mittel gegen die Erhitzung der Erde anzubieten. Leider geht die Aktion nach hinten los und die Erde versinkt in einer extremen Eiszeit.


Nur ein autarker Zug mit einem Abbild unserer Klassengesellschaft in Kleinem umkreist die Erde. Die Verdammten am Ende des Zuges planen den Aufstand und kämpfen sich durch den Zug zum Besitzer vor. Auf den Weg pflastern Leichen ihren Weg. Man / frau sagt dem koreanischen Kino nach, dass es sehr viel Gewalt bietet, dieser Film bestätigte das. Es war so heftig, dass J. meine Hand ergriff.


Für mich ist jedoch Gewalt im Film ok, wenn er eine Situation realistisch darstellt. Das war hier eher nicht der Fall. Alle tödlich Verletzten starben schnell und unbeobachtet.  Da haben Schriftsteller z.B. aus dem 1. Weltkrieg ganz anderes berichtet. Teilweise schrien die Sterbenden noch tagelang in den Stacheldrahtverhauen. Für Aktionszenen ist das aber wohl nicht gut geeignet.
Als der Anführer der Aufständischen an der Spitze des Zuges auf den Besitzer trifft, versucht sich der Regisseur in Philosophie. Der Besitzer des Zuges wollte nur testen, ob der Anführer arrangiert genug ist, um die Position als Nachfolger einzunehmen. Damit das Ende nicht zu blöd wurde, entgleiste dann der Zug. Eine Inuit und ein schwarzer Junge verlassen den Zug und stellen fest, dass die Eiszeit am Abklingen ist. Sie sollen wohl wie Adam und Eva die Erde neu besiedeln. Da können wir nur hoffen, dass die Inuit nicht unfruchtbar ist ;-)
Ente gut, alles gut, oder auch ein wenig Kitsch.


DarstellerInnen: Chris Evans, Song Kang-ho, Tilda Swinton, Jamie Bell, Octavia Spencer u.a

Kritiken der Anderen: Zeit, Spiegel, Perlentaucher, artchock, Filmgazette,

Atemlos

19.04.2014

In der Schaubühne sah ich mit I. das Stück Atmen von Duncan Macmillian, inszeniert von Katie Mitchell.
Frau Mitchell lernte ich als Regisseurin der fantastischen Inszenierung der Gelben Tapete kennen.
Die Geschichte von Atmen ist schnell erzählt.
Ein Paar diskutiert den eigenen Kinderwunsch vor dem Hintergrund, dass die Menschheit dabei ist, die Erde gegen die Wand zu fahren.
Ist es da legitim aus egoistischen Motiven ein Kind in eine eskalierende Klimakatastrophe zu werfen?

Das Kind wird schon allein durch seine Existenz die CO² Bilanz der Welt verschlechtern. Kann man / frau es dem Nachwuchs antun in einer sterbenden Welt zu leben?
Ich finde diese Diskussion spannend. Selbst denke ich manchmal, dass ich froh bin in absehbarer Zeit sterben zu können. So muss ich das kommende Elend nicht mehr erleben. Die nachfolgenden Generationen tun mir leid.
Das man / frau sich im Leben abstrampeln muss, wird ihn / ihr spätestens beim Eintauchen in den Schulalltag klar. Der Bühnenaufbau war daran orientiert.

Der gesamte verbrauchte Strom während der Verstellung (ca. 600 Watt) wird durch sechs Personen mit Fahrraddynamos erzeugt. Das ist eine tolle Idee.
Leider trat auch das Schauspieler Paar in die Pedale. Ihre Leistung, trotz der offensichtlichen körperlichem Anstrengung den Text sauber zu sprechen, kann ich nur bewundern.
Irgendwie bewirkt jedoch das dauernde Schnaufen und die Strampelei eine Hektik, die manchmal zu den Szenen nicht passen. Dieses Auseinanderklaffen der Geschwindigkeit der Handlung, mit dem immer gleichen Takt der Stromerzeugung, gefiel mir nicht.
Nun spielte das Paar ja gar nicht die Rolle, sie sprachen sie. Das war natürlich auch der Tretmühle geschuldet und bei so viel Text wurde ich etwas schläfrig. Leider verschlief ich einige Sätze.
Trotzdem klatschte ich gemeinsam mit den anderen ZuschauerInnen reichlich.
Es war ein klug und interessant gestalteter Abend.

© Irmeli Rother


Kritiken der Anderen: Berliner Zeitung, Tagesspiegel, taz, Deutschlandfunk, Nachtkritik

FotografInnen Disneyland

13.04.2014

© Irmeli Rother
Die Firma Olympus lud zu einer Werbeveranstaltung in die Opern Werkstätten am Nordbahnhof. Dort waren Kunstwerke aufgebaut, die zu einem Fotoparcours zusammengestellt waren. Nett, aber natürlich Werbung, war die Möglichkeit eine Olympus OM-D auszuleihen. Ich war neugierig und probierte eine aus.

© Irmeli Rother
Schön war, dass man / frau den eingelegten Speicherchip mit nach Hause nehmen konnte.
Ein wenig übertrieben fand ich, dass an den Kunstwerken genaue Anweisungen angebracht waren, wie der Apparat einzustellen war. So entstanden vielleicht keine schlechten Fotos, aber die Möglichkeiten der Kamera erkundet man / frau so nicht. Ich beachtete das nicht und I., die mich begleitete, nutze sowieso die mitgebrachte Sony.
Wenn ihr die Ausstellung besuchen wollt, habt ihr noch bis zum 25. Mai Zeit.

© Irmeli Rother
Das Kunststück von Maser war ein OP-Art Labyrinth, nicht sehr labyrinthisch, aber sehr OP-artig.
Ausgeleuchtete, knallige Farbstreifen sind natürlich für Digital Kameras ideal, knipsen war angesagt. Eltern fügten ihre Kinder als lebendigen Faktor dazu. Toll war, dass sie den Kleinen die farblich passenden Kapuzenpullis angezogen.

© Irmeli Rother
Das nächste Werk war genial fotospezifisch angelegt.
Eine Hauswand mit Fenstern und Erkern war am Boden liegend aufgebaut. Darüber ein riesiger Spiegel. Dieser ermögliche, die auf der Hauswand liegenden Menschen als an einer Hauswand kletternden Menschen auf Zelluloid bannen.
Die "Schau"spielerInnen waren mit vielen witzigen Ideen am Klettern und die FotografInnen drängelten sich an der Absperrung. Diese Installation war von Leandro Erlich.

© Irmeli Rother
Eine Arbeit, die auf die Blitzlichter der FotografInnen reagierte, stellte diese interaktiven Perückenköpfe des Werbeteams Alex und Liane dar. Je mehr geblitzt wurde desto heller leuchteten die Augen unter den Haarteilen auf.
In dem abgedunkelten Raum wirkten sie sehr fantastisch.
Für mich etwas kitschig.

© Irmeli Rother
Die von der Decke hängenden Plexiglas Scheiben von ANTIVJ, die von den Seiten mit wechselnd farbigem Licht bestrahlt wurden, sagten mir am meisten zu. Diese waren von außen spannend anzusehen, besonders wenn Personen sie durchstreiften, aber auch visuell sehr reizvoll, während wir sie selbst begingen.

© Irmeli Rother
I. war von der filigranen Kristallglas Installation von Philip Bessley begeistert. Vor dem Eingang zum Raum bildetete sich eine lange Schlange, denn nur eine begrenzte Anzahl BesucherInnen durfte hinein.
Dem Künstler gelang es mit geschickt eingesetztem Licht ein Wunderland für die Knipswütigen zu schaffen.


In einem Farbraum von Maser durften die BesucherInnen in ein farblich passendes Overall schlüpfen.
Hier zeigte sich wieder mal der kleine Unterschied der Geschlechter. Nicht einen Mann sah ich im Kostüm posieren, dafür durften wir die geliebten Wesen ablichten.


Ein Bild von den von mir geknipsten Fotos gefiel mir besonders gut. Es sieht ein wenig aus wie der Zugang oder Abgang zur Hölle, war aber nur ein Abluftrohr.


Wir Männer sind Woyzeck

11.04.2014

Dank eines Gewinnspiels sahen I. und ich im Gorki Theater Woyzeck III - Magic Murder Mystery.
Der Regisseur Mirko Borscht ließ sich zusammen mit dem Ensemble von dem Drama Fragment Woyzeck von Georg Büchner inspirieren.
Das Original beschreibt den Zusammenbruch des Soldaten Woyzeck, nachdem seine Freundin Marie mit dem Offizier, dessen Diener er ist, angebandelt hat.

Wer das Stück traditionell kennt, sollte das vorher Erfahrene vergessen. Hier war der Ansatz, dass alle Männer Woyzeck sind, gewalttätig und potenzielle Vergewaltigter. Konsequenterweise traten neben Marie mehrere Woyzecks auf.
Die Bühne war geteilt. Im hinteren Bereich, der am Anfang abgeteilt war, zerhackte ein Wilder Mann Stoffpuppen mit einem Beil und legte die Gliedmaßen zu Buchstaben zusammen. Wir konnten ihn dabei über einen Videomonitor beobachten.
Am Ende wurde er freigelassen und durfte sich auch mit Marie beschäftigen.

Davor machten die anderen Darsteller mit Marie herum. Mal wurde sie beschuldigt fremdgegangen zu sein, mal wurde sie gewürgt, mal vergewaltigt, mal mit Messern attackiert. Doch Marie durfte immer wieder auferstehen.
Zwischendurch verbündeten sich die Männer beim Saufen oder Rauchen, manchmal sogar mit Marie. Einer trug 20 Minuten lang einen philosophischen Text von Julian Jaynes vor. Darin ging es um die Bewusstseinsentwicklung der Menschheit. Es wurde die These vorgetragen, dass vor der Antike alle Menschen schizophren waren. Sie hörten Stimmen im Kopf, die ihnen göttliche Befehle übermittelten. Danach verlegten die Menschen die Götter ins Außen und damit verschwanden die Stimmen aus dem Kopf. Wer heute Stimmen in sich hört, hat entweder ein Handy verschluckt oder gilt als verrückt. Das wird sich wohl erst wieder ändern, wenn den Menschen die Handys implantiert werden.

© Irmeli Rother
Das Stück war also insgesamt nicht erheiternd, doch auch Büchners Vorlage bietet das nicht. Ich fand, diese Aufführung stand durchaus legitim in der Woyzeck Tradition und sie war spannend.
Am Ende war ordentlich viel Dreck auf der Bühne abgeladen und die BühnenarbeiterInnen hatten gut was zu putzen.

Die SchauspielerInnen: Tamer Arslan / Mareike Beykirch / Friederike Bernhardt / Dimitrij Schaad / Falilou Seck / Till Wonka
Bühne Christian Beck

Kritiken der Anderen: Freitag, Tagesspiegel, Kulturradio, RBB, Berliner Zeitung, TAZNachtkritik