23 - 26.12.2009
Den Heiligen Abend verbrachte ich wie in den Jahren zuvor mit S. im Kreis ihrer Familie.
Dort wurde an Kitsch alles geboten, was ich so liebe.
Ein Tannenbaum, Geschenke und das Absingen von christlichem Liedgut gehörten natürlich dazu. Ich trällerte wie immer tapfer mit.
"Prachtig war's", wie der / die BayerIn so zu sagen pflegt.
So begannen die Festtage in München.
Doch in M. gibt es auch über stets spannende Hoch- Kultur zu berichten.
1. Feiertag
Im Haus der Kunst besuchte ich erst mit T. und später mit S. + Ch. die Ausstellung "So sorry" von Ai Weiwei.
Endlich mal wieder ein Künstler, der Konzept Kunst mit der sozialen Realität verknüpft.
So hatte er die gesamte Fassade mit 9000 Kinderrucksäcken verkleidet, die farbig chinesische Schriftzeichen darstellten.
Deren Bedeutung "Sieben Jahre lang lebte sie glücklich in dieser Welt" bezieht sich auf die Anklage eine Mutter, deren Tochter in einer schlampig gebauten Schule beim großen Erbeben in Sichuan 2008 zu Tode kam.
Wegen der Recherchen zu diesem Skandal wurde er am 12.08.2009 von der Polizei krankenhausreif geschlagen.
In der Ausstellung fanden sich viele spannende Installationen.
So hat Ai Weiwei den Fliesenboden der großen Halle mit Teppichfliesen belegt, jede einzelne Fliese mit ihren Gebrauchsspuren wurde nachgewebt.
Darauf stehen 100 Baumwurzeln und die Wände sind mit Portraits von 1001 ChinesInnen geklebt, die auf seine Initative hin von der documenta nach Kassel eingeladen wurden.
Der Entstehungsprozess der Installation „soft ground" and „rooted upon" ist im Video dokumentiert.
In einem weiteren Raum stand ein Zelt, in dem in Kassel die ChinesInnen genächtigt haben. Die Koffer standen an den Betten und jeden Moment erwartet man / frau, das die BewohnerInnen zurückkehren.
Genial, wie er vergangene Aktionen in seine Werkschauen einbettet.
Ständig war ich während des Rundgangs von Neuem fasziniert.
Zum Beispiel wurden in dieser Skulptur aus Holzstühlen, dadurch dass sie zerschnitten und unsitzbar zusammengeleimt waren, neue Sichten auf so ein altes Sitzmöbel möglich.
Ganz stark rührte mich eine große bunte Porzellanskulptur an.
Von weitem schaute sie wie ein Fischwesen aus und beim Näherkommen war zu entdecken, dass das Tier aus menschlichen Organen bestand.
Solche Momente der Irritation bieten nur große Künstler.
Klickt unbedingt auf das Bild, um es zu vergrößern!
2. Feiertag
Mich zog es wieder zur Kunst. Und schon auf dem Weg dorthin entdeckte ich in der U-Bahn diese merkwürdige Werbung für ein Studio, das seine Dienste beim Haarentfernen anbietet.
Ein witziger Blickfang, obwohl ich altmodisch bin und eine rasierte Genitalumgebung nicht notwendig erotischer finde.
Aber immer noch besser als die in meiner Jugend beliebten Genitalsprays, die versuchten jeden Eigengeruch mit Parfüm zu überdecken.
Im Universtätsviertel erwartete mich eine große Dauerausstellung, die Sammlung Stiftung Brandhorst. Diese besteht ausschließlich aus moderner Kunst nach 45. Der Freistaat Bayern hat extra, um dieser einen würdigen Rahmen zu geben, einen Neubau bezahlt.
Ein etwas fragwürdiger Deal, spätestens, wenn eine andere Stadt der Stiftung bessere Konditionen bietet und die Kunstwerke abwandern.
Das Haus ist aber ein Juwel, sowohl von außen wie von auch von innen.
An der Fassade sind 36.000 farbige Keramikstäbe angebracht, die selbst schon aus dem Betonklotz ein Kunstwerk machen.
Die Treppen und der Boden bestehen aus Eichenholz.
Die Wände sind weiß.
Ein sehr gediegener Ort, um Kunst zu präsentieren.
S. war besonders von den vielen Werken von Cy Twombly faziniert, er ist einer ihrer Lieblingskünstler. Ich entdeckte seine Skulpturen und fand diese interessanter als sein Krickelkrackel auf Leinwänden, das ihn berühmt gemacht hat..
Obwohl, der Raum mit Gemälden zur Seeschlacht von Lepanto, den S. gerade durchmisst, gefiel mir ebenfalls.
Hier Kunst von Cy Twombly aus der Sammlung:
Es folgen weitere Werke der Sammlung: |
Links: Alex Katz ------------------------------- Rechts: Frank West |
Links: Jeff Koons ------------------------------- Rechts: Ron Mueck |
Links: John Camberlain ------------------ Rechts: Katharina Fritsch |