Dieses Blog durchsuchen

2 x Schluss an Tag

23.02.2013

Zwei Endtage von Ausstellungen hatten wir, die Liebste und ich, uns vorgenommen zu besuchen.
Zuerst brachen wir ins Museum für Kommunikation nah beim Potsdamer Platz auf. Das ist in einem prunkvollen alten Gebäude an der Leipziger Strasse untergebracht. Es wurde 1898 als Postmuseum eröffnet. Einige der Exponate wirkten wie Werbeblöcke für die Telekom und Deutsche Post.
GLÜCKSFÄLLE – STÖRFÄLLE. Facetten interkultureller Kommunikation

So hieß die Sonderausstellung im MfK, die zu Ende ging. Dort hin begleitete uns der Sohn der Liebsten.
Die Ausstellung beleuchtete Aspekte der menschlichen Kommunikation im internationalen Maßstab. Unterschiede beruhen auf verschiedenen kulturellen Hintergründen.
Missverständnisse und Fettnäpfchen sind da nicht weit.

Die herrschende deutsche Ignoranz gegenüber anderen Kulturen ist dabei nicht hilfreich.
Das Kapital ist an das deutsche Überlegenheitsgefühl natürlich nicht gebunden. Würde Alice Schwarzer sicher keine Barbie mit Schleier akzeptieren, haben Kapitalisten keine Probleme zu verkaufen was Geld bringt.

Scheiterhaufen - Zungenbrecher
Jean-Luc Cornec,  2000
Einige Ausstellungsstücke gefielen mir besonders, weil sie neben der inhaltlichen Aussage auch künstlerische Qualität zeigten. Die Liebste mochte den kleinen Berg mit schwierigen deutschen Wörtern besonders, da steckt wohl leidvolle Erfahrung dahinter. Denn Bleistiftspitze und schnurstracks sind sicher herrliche Zungenbrecher für Menschen die Deutsch lernen.
Das kann ich nachvollziehen, besonders beim Finnischen hatte ich Schwierigkeiten, die Knoten aus der Zunge aufzuknüpfen.

Emma Cadwallader-Guild
Merkur drückt Taster, 1985
Der Wortsalat war eine Auftragsarbeit der Telecom.
Mir persönlich gefiel die Transformation einer Skulptur des lateinischen Götterboten Merkur. Dieser morst seinen ChefInnen gerade eine Nachricht. Da wir heute wissen, dass es keinen Gott oder GöttInnen gibt, stellt sich mir die Frage, was er sendet. Vielleicht informiert er die da oben, die es sie nicht gibt und dass wir deshalb nicht mehr auf sie reinfallen.
Eine traurige Aufgabe für den bedauernswerten Überbringer der schlechten Nachricht.

Möglicherweise wurde er deshalb in Stein verwandelt. Zeuss war ja für seinen Jähzorn bekannt.

Auch die Skulpturen unten stellen eine erstarrte Person dar. Der Besondere bei dem "Stille Post" genannten Werk ist, dass es unsere kulturelle Bestimmtheit demonstriert. Alle Arbeiten wurden von afrikanisch stämmigen Künstlern gefertigt. Die linke Büste wurde als Abbild einer weißen Frau gefertigt. Die zweite von links wurde von der ersten Büste kopiert und so weiter. So bekam die Skulptur immer mehr die Züge einer Afrikanerin.
Angelika Böck, Dramane Kolo-Zie Coulibaly, Amadou Coulibaly, Dosso N´Gouamué, Gboungué  Louna  Pascal, Bidije Goure
Als ich danach mit dem Sohn der Liebsten die Ausstellung besprach, kritisierte er, dass das Thema interkulturelle Kommunikation mit zu wenig Empathie rüber kam. Als alternatives Gegenbeispiel führte er den Film Angst essen Seele auf von Rainer Fassbinder an. Da musste ich ihm Recht geben.

Bei einem Zwischenstopp im preiswerten vietnamesichen Restaurant Lac Viet in Friedenau an der Rheinstrasse verzehrten wir Leckeres und zogen so gestärkt zur nächsten Finissage.

© epha
Nach dem wir ein paar Minuten gegen flach von vorne angreifenden Schneeregen gekämpft hatten, erreichten wir den Kunstraum Fröauf beim Walter-Schreiber-Platz. In der ehemaligen Fleischerei wird im Ladenraum ausgestellt.
Die bisher dort von mir besuchten Ausstellungen waren klein aber fein. Dieses mal war ich nicht ganz zufrieden.

© Andreas Fischer, 2010
Der bekannte Dokumentarfilmer Andreas Fischer zeigte die Fotoserie Tante Hilde. Sie hatte ihn aufgezogen und um ihr zu huldigen, hat er nach ihren Tod die Dinge ihres Lebens fotografiert. Zu sehen sind Alltagsgegenstände eines Haushalts, der sehr lange unverändert blieb.

© Andreas Fischer, 2010
Ich kenne solche Interieurs und kann nicht sagen, dass sie mich ästhetisch ansprechen oder Nostalgie bei mir auslösen. Wegen der engen persönlichen Beziehung mögen die Fotos für den Fotografen eine Bedeutung haben. Für mich sind sie Zeugnisse einer Zeit voll Lügen und Bigottie.

Keine Kommentare: