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Eiszeit

18.04.2014


Mit J. sah ich im Sputnik Kino den Film Snowpiercer vom Regisseur Bong Joon-ho aus Süd-Korea. Wieder mal eine Geschichte um den Untergang der Welt, wie wir sie kennen, durch den Klimawandel. In nicht so ferner Zukunft ist die Industrie so weit, den Staaten ein Mittel gegen die Erhitzung der Erde anzubieten. Leider geht die Aktion nach hinten los und die Erde versinkt in einer extremen Eiszeit.


Nur ein autarker Zug mit einem Abbild unserer Klassengesellschaft in Kleinem umkreist die Erde. Die Verdammten am Ende des Zuges planen den Aufstand und kämpfen sich durch den Zug zum Besitzer vor. Auf den Weg pflastern Leichen ihren Weg. Man / frau sagt dem koreanischen Kino nach, dass es sehr viel Gewalt bietet, dieser Film bestätigte das. Es war so heftig, dass J. meine Hand ergriff.


Für mich ist jedoch Gewalt im Film ok, wenn er eine Situation realistisch darstellt. Das war hier eher nicht der Fall. Alle tödlich Verletzten starben schnell und unbeobachtet.  Da haben Schriftsteller z.B. aus dem 1. Weltkrieg ganz anderes berichtet. Teilweise schrien die Sterbenden noch tagelang in den Stacheldrahtverhauen. Für Aktionszenen ist das aber wohl nicht gut geeignet.
Als der Anführer der Aufständischen an der Spitze des Zuges auf den Besitzer trifft, versucht sich der Regisseur in Philosophie. Der Besitzer des Zuges wollte nur testen, ob der Anführer arrangiert genug ist, um die Position als Nachfolger einzunehmen. Damit das Ende nicht zu blöd wurde, entgleiste dann der Zug. Eine Inuit und ein schwarzer Junge verlassen den Zug und stellen fest, dass die Eiszeit am Abklingen ist. Sie sollen wohl wie Adam und Eva die Erde neu besiedeln. Da können wir nur hoffen, dass die Inuit nicht unfruchtbar ist ;-)
Ente gut, alles gut, oder auch ein wenig Kitsch.


DarstellerInnen: Chris Evans, Song Kang-ho, Tilda Swinton, Jamie Bell, Octavia Spencer u.a

Kritiken der Anderen: Zeit, Spiegel, Perlentaucher, artchock, Filmgazette,

Atemlos

19.04.2014

In der Schaubühne sah ich mit I. das Stück Atmen von Duncan Macmillian, inszeniert von Katie Mitchell.
Frau Mitchell lernte ich als Regisseurin der fantastischen Inszenierung der Gelben Tapete kennen.
Die Geschichte von Atmen ist schnell erzählt.
Ein Paar diskutiert den eigenen Kinderwunsch vor dem Hintergrund, dass die Menschheit dabei ist, die Erde gegen die Wand zu fahren.
Ist es da legitim aus egoistischen Motiven ein Kind in eine eskalierende Klimakatastrophe zu werfen?

Das Kind wird schon allein durch seine Existenz die CO² Bilanz der Welt verschlechtern. Kann man / frau es dem Nachwuchs antun in einer sterbenden Welt zu leben?
Ich finde diese Diskussion spannend. Selbst denke ich manchmal, dass ich froh bin in absehbarer Zeit sterben zu können. So muss ich das kommende Elend nicht mehr erleben. Die nachfolgenden Generationen tun mir leid.
Das man / frau sich im Leben abstrampeln muss, wird ihn / ihr spätestens beim Eintauchen in den Schulalltag klar. Der Bühnenaufbau war daran orientiert.

Der gesamte verbrauchte Strom während der Verstellung (ca. 600 Watt) wird durch sechs Personen mit Fahrraddynamos erzeugt. Das ist eine tolle Idee.
Leider trat auch das Schauspieler Paar in die Pedale. Ihre Leistung, trotz der offensichtlichen körperlichem Anstrengung den Text sauber zu sprechen, kann ich nur bewundern.
Irgendwie bewirkt jedoch das dauernde Schnaufen und die Strampelei eine Hektik, die manchmal zu den Szenen nicht passen. Dieses Auseinanderklaffen der Geschwindigkeit der Handlung, mit dem immer gleichen Takt der Stromerzeugung, gefiel mir nicht.
Nun spielte das Paar ja gar nicht die Rolle, sie sprachen sie. Das war natürlich auch der Tretmühle geschuldet und bei so viel Text wurde ich etwas schläfrig. Leider verschlief ich einige Sätze.
Trotzdem klatschte ich gemeinsam mit den anderen ZuschauerInnen reichlich.
Es war ein klug und interessant gestalteter Abend.

© Irmeli Rother


Kritiken der Anderen: Berliner Zeitung, Tagesspiegel, taz, Deutschlandfunk, Nachtkritik

FotografInnen Disneyland

13.04.2014

© Irmeli Rother
Die Firma Olympus lud zu einer Werbeveranstaltung in die Opern Werkstätten am Nordbahnhof. Dort waren Kunstwerke aufgebaut, die zu einem Fotoparcours zusammengestellt waren. Nett, aber natürlich Werbung, war die Möglichkeit eine Olympus OM-D auszuleihen. Ich war neugierig und probierte eine aus.

© Irmeli Rother
Schön war, dass man / frau den eingelegten Speicherchip mit nach Hause nehmen konnte.
Ein wenig übertrieben fand ich, dass an den Kunstwerken genaue Anweisungen angebracht waren, wie der Apparat einzustellen war. So entstanden vielleicht keine schlechten Fotos, aber die Möglichkeiten der Kamera erkundet man / frau so nicht. Ich beachtete das nicht und I., die mich begleitete, nutze sowieso die mitgebrachte Sony.
Wenn ihr die Ausstellung besuchen wollt, habt ihr noch bis zum 25. Mai Zeit.

© Irmeli Rother
Das Kunststück von Maser war ein OP-Art Labyrinth, nicht sehr labyrinthisch, aber sehr OP-artig.
Ausgeleuchtete, knallige Farbstreifen sind natürlich für Digital Kameras ideal, knipsen war angesagt. Eltern fügten ihre Kinder als lebendigen Faktor dazu. Toll war, dass sie den Kleinen die farblich passenden Kapuzenpullis angezogen.

© Irmeli Rother
Das nächste Werk war genial fotospezifisch angelegt.
Eine Hauswand mit Fenstern und Erkern war am Boden liegend aufgebaut. Darüber ein riesiger Spiegel. Dieser ermögliche, die auf der Hauswand liegenden Menschen als an einer Hauswand kletternden Menschen auf Zelluloid bannen.
Die "Schau"spielerInnen waren mit vielen witzigen Ideen am Klettern und die FotografInnen drängelten sich an der Absperrung. Diese Installation war von Leandro Erlich.

© Irmeli Rother
Eine Arbeit, die auf die Blitzlichter der FotografInnen reagierte, stellte diese interaktiven Perückenköpfe des Werbeteams Alex und Liane dar. Je mehr geblitzt wurde desto heller leuchteten die Augen unter den Haarteilen auf.
In dem abgedunkelten Raum wirkten sie sehr fantastisch.
Für mich etwas kitschig.

© Irmeli Rother
Die von der Decke hängenden Plexiglas Scheiben von ANTIVJ, die von den Seiten mit wechselnd farbigem Licht bestrahlt wurden, sagten mir am meisten zu. Diese waren von außen spannend anzusehen, besonders wenn Personen sie durchstreiften, aber auch visuell sehr reizvoll, während wir sie selbst begingen.

© Irmeli Rother
I. war von der filigranen Kristallglas Installation von Philip Bessley begeistert. Vor dem Eingang zum Raum bildetete sich eine lange Schlange, denn nur eine begrenzte Anzahl BesucherInnen durfte hinein.
Dem Künstler gelang es mit geschickt eingesetztem Licht ein Wunderland für die Knipswütigen zu schaffen.


In einem Farbraum von Maser durften die BesucherInnen in ein farblich passendes Overall schlüpfen.
Hier zeigte sich wieder mal der kleine Unterschied der Geschlechter. Nicht einen Mann sah ich im Kostüm posieren, dafür durften wir die geliebten Wesen ablichten.


Ein Bild von den von mir geknipsten Fotos gefiel mir besonders gut. Es sieht ein wenig aus wie der Zugang oder Abgang zur Hölle, war aber nur ein Abluftrohr.


Wir Männer sind Woyzeck

11.04.2014

Dank eines Gewinnspiels sahen I. und ich im Gorki Theater Woyzeck III - Magic Murder Mystery.
Der Regisseur Mirko Borscht ließ sich zusammen mit dem Ensemble von dem Drama Fragment Woyzeck von Georg Büchner inspirieren.
Das Original beschreibt den Zusammenbruch des Soldaten Woyzeck, nachdem seine Freundin Marie mit dem Offizier, dessen Diener er ist, angebandelt hat.

Wer das Stück traditionell kennt, sollte das vorher Erfahrene vergessen. Hier war der Ansatz, dass alle Männer Woyzeck sind, gewalttätig und potenzielle Vergewaltigter. Konsequenterweise traten neben Marie mehrere Woyzecks auf.
Die Bühne war geteilt. Im hinteren Bereich, der am Anfang abgeteilt war, zerhackte ein Wilder Mann Stoffpuppen mit einem Beil und legte die Gliedmaßen zu Buchstaben zusammen. Wir konnten ihn dabei über einen Videomonitor beobachten.
Am Ende wurde er freigelassen und durfte sich auch mit Marie beschäftigen.

Davor machten die anderen Darsteller mit Marie herum. Mal wurde sie beschuldigt fremdgegangen zu sein, mal wurde sie gewürgt, mal vergewaltigt, mal mit Messern attackiert. Doch Marie durfte immer wieder auferstehen.
Zwischendurch verbündeten sich die Männer beim Saufen oder Rauchen, manchmal sogar mit Marie. Einer trug 20 Minuten lang einen philosophischen Text von Julian Jaynes vor. Darin ging es um die Bewusstseinsentwicklung der Menschheit. Es wurde die These vorgetragen, dass vor der Antike alle Menschen schizophren waren. Sie hörten Stimmen im Kopf, die ihnen göttliche Befehle übermittelten. Danach verlegten die Menschen die Götter ins Außen und damit verschwanden die Stimmen aus dem Kopf. Wer heute Stimmen in sich hört, hat entweder ein Handy verschluckt oder gilt als verrückt. Das wird sich wohl erst wieder ändern, wenn den Menschen die Handys implantiert werden.

© Irmeli Rother
Das Stück war also insgesamt nicht erheiternd, doch auch Büchners Vorlage bietet das nicht. Ich fand, diese Aufführung stand durchaus legitim in der Woyzeck Tradition und sie war spannend.
Am Ende war ordentlich viel Dreck auf der Bühne abgeladen und die BühnenarbeiterInnen hatten gut was zu putzen.

Die SchauspielerInnen: Tamer Arslan / Mareike Beykirch / Friederike Bernhardt / Dimitrij Schaad / Falilou Seck / Till Wonka
Bühne Christian Beck

Kritiken der Anderen: Freitag, Tagesspiegel, Kulturradio, RBB, Berliner Zeitung, TAZNachtkritik

Pop, Sex und Tantra

10.04.2014

Mit der Ausstellung von Werken, der in Berlin lebenden Künstlerin Dorothy Iannone, hat die Berlinische Galerie wieder mal einen Hit gelandet.

Unter dem Titel This Sweetness Outside of Time zeigte sie Gemälde, Objekte, Bücher aus den Zeitraum 1959–2014.
In den sehr prüden USA der sechziger / siebziger Jahre verknüpfte diese ihre sexuellen Erfahrungen und Fantasien mit ihrer stark psychodelisch beeinflussten Kunst. Damit verletzte sie gleich zwei Regeln. Sexualität und besonders weibliche Sexualität waren Tabu.

In den Siebzigern schloss sie sich gemeinsam mit ihrer großen Liebe Dieter Roth der Fluxus Bewegung an, einer Art Wiedergeburt des Dadaismus. Frau Iannone verlegte damals ihren Lebensmittelpunkt nach Europa.
Wie unschwer zu erkennen ist, sind ihre Bilder stark durch die buddhistisch / indische Malerei beeinflusst und in ihrem Spätwerk spielt auch der Buddhismus eine große Rolle.
Was mich umgehauen hat ist ihre stark farbige Ausdrucksfähigkeit.

Wir hatten das Glück, an einer Führung von Dr. Annelie Lütgens der Leiterin der Grafischen Sammlung und Kuratorin der Ausstellung teilzunehmen. So erfuhren wir viel über das Werk und das Leben der Künstlerin, mit der sie bei der Vorbereitung der Ausstellung zusammen gearbeitet hat.
Zum Beispiel über den von ihr entworfen Stuhl, den sie benutzte, der also nicht nur ein Kunstobjekt ist. Spannend fand ich auch die Video- und Audio Arbeiten.

Auf dem Weg zum Ausgang begegneten uns dann noch diese merkwürdigen aus Modellen gefertigten mit Elektronik aufgeblasenen Lafetten. Diese Panzer wollten mit uns kommunizieren. Sie fuhren herum, stoppten wenn sie auf Hindernisse wie uns trafen und gaben, wenn man / frau sie ansprach das Gesagte über Lautsprechertürme dem Anwesenden zur Kenntnis. Nic Nowak hat die Geräte gebaut und mit ihnen den Gasag Kunstpreis 2014 gewonnen.

Mir gefielen die Maschinchen, sicher auch weil ich als Elektroniker so was spannend finde. Meine weibliche Begleitung fand die Kleinen jedoch langweilig. Das wurden sie leider für mich auch, nachdem ich eine Weile mit ihnen gespielt hatte.

An der Mauer, auf der Lauer...

06.04.2014

... liegt heute kein DDR Grenzschützer mehr.

I. und ich radelten auf dem ehemaligem Grenzstreifen von Lichterfelde Süd Richtung Osten.
Beim vormaligen Schießplatz der US Besatzer Berlins entdeckte I. eine marode Fabrikhalle.
Ruinen, Kaputtes und Schrottreifes zu fotografieren ist die große Leidenschaft von I.


Vorbei an sonnenbeschienenen Rapsfeldern rollten wir mal auf den Mauerweg der DDR Grenzpolizei, mal auf dem Grenzweg der Berliner Polizei.
Zum Glück haben unsere bekloppten Politiker diesen Weg nicht so schnell zerstören können wie die Mauer. Mauersegmente waren einfacher zu verramschen.

Irgendwann bogen wir nach Brandenburg ab. In der Nähe von Friederikenhof entdeckten wir merkwürdige, mit Folien abgedeckte Felder. Im Sinne der Sendung mit der Maus "wer nicht fragt bleibt dumm" nutzen wir das Wissen von Fremden. Diese klärten uns auf, dass dies Spargelbeete waren.

Leider ist die Gastwirtschaft im Osten immer noch recht unterentwickelt. Ein Ort, um unseren Kaffeedurst zu stillen, war nicht einfach zu finden. Da haben es selbst Hunde besser.
Im Tierhotel Mama Mo haben sie neben diversen Angeboten sogar einen Pool zum Baden. Doch wir wollten denen nichts wegsaufen.

Auf dem Rückweg entdeckten wir in Birkholz endlich einen kleinen Gasthof mit Biergarten.
Sohny's Hexenhaus ist sicher keine Reise wert, aber man kann dort bei gutem Wetter recht nett draußen sitzen.
Der Kaffee war nix besonderes und der Kuchen staubig.
Die Gerichte, die an den anderen Tischen servierte wurden, erinnerten im Aussehen an gute alte HO Gaststätten und der Anblick machte uns auf keinem Fall Lust auf mehr.

Über Marienfelde - Lankwitz - Steglitz fuhren wir Heim.

Alle Fotos © Irmeli Rother

Puppe performen

04.04.2014

© Irmeli Rother
Puppentheater ist schon lange nicht mehr nur der Kasper, der das Krokodil verhaut und die Grete, die den Kasper vertrimmt.
Der Ort auch für experimentelles Puppenspiel in Berlin ist die Schaubude beim S-Bahnhof Greifswalder Straße im ehem. Ostberlin.
Dort trifft sich die internationale Szene der PuppenspielerInnen.

© Uta Gebert
Wir sahen das Stück Manto. Die menschengroße Puppe Manto wurde direkt durch eine Spielerin geführt. Dabei war sie schwarz gekleidet und Manto trug weiß. Die Szene wurde grell von vorne beleuchtet, so dass die Person hinter Manto kaum zu erkennen war.
Das Äußere von Manto erinnerte mich ein wenig an die Puppe aus Casanova von Frederico Fellini. Mit ihr hatte Casanova im Film, wie mit allen weiblichen Personen, Sex.
Manto war dagegen eher prüde.

© Uta Gebert
Wenigsten war sie obenrum unbekleidet. Weshalb sie allerdings ein Geweih trug, erschloss sich mir nicht. Doch die Puppe war beeindruckend und die Szenen sehr poetisch. Im Stück der Numen Company erwachte sie zum Leben, fürchtete sich vor Schatten und wehenden Vorhängen. Das hatte sich jedoch nach kurzer Zeit abgenutzt und ich war glücklich, dass nach 60 Minuten Schluss war. 30 Minuten hätten gereicht. Da nutzte es auch nichts, dass Manto in der griechischen Mythologie die Tochter des blinden Sehers Teiresias von Theben war.

© Irmeli Rother
Nach der Vorstellung schauten wir noch die fantasievollen Maskenentwürfe der verstorbenen Puppenmacherin Mo Bunte  in der Bar der Schaubude an.

Viele Schwestern

22.03.2014

© Irmeli Rother
Ich habe früher beim Thema Musical stets die Nase gerümpft. Seit ich die Neuköllner Oper kenne, konnte ich dieses Vorurteil überwunden.
Dieses Mal schaute und hörte ich dort mit I. was Feministisches, Schwestern im Geiste von den männlichen Choreografen und Autoren Thomas Zaufke und Peter Lund.

In dem Stück sind drei Frauen der Gegenwart mit den Leben der Schriftstellerinnen und Schwestern Brontë konfrontiert. Diese konnten im 1900ten Jahrhundert in England nur unter männlichen Synonymen bekannt werden. Frauen schrieben damals nicht, sie waren Ehefrauen.

Sie sprachen nur wenn sie gefragt wurden.
Die Frauen der Gegenwart befassten sich mit der Geschichte der Schwestern im Deutsch Unterricht. Den Schülerinnen von heute fehlte der Bezug zur Gegenwart. Später entdeckten sie jedoch Parallelen.

Die Protagonistinnen sind eine Deutschlehrerin und zwei ihrer Schülerinnen. Toll ist, dass im Stück die Unterschiede der Situationen damals und heute herausgearbeitet werden, auch die Unterdrückung der Frau in der heutigen Zeit gezeigt wird.
Die SchauspielerInnen leisteten dabei Großartiges.

Mit: Katharina Abt, Denis Edelmann, Andres Esteban, Jaqueline Reinhold, Sabrina Reischl, Teresa Scherhag, Keren Trüger, Dalma Viczina, Rubini Zöllner.
Bühnenbild und die MusikerInnen waren ebenfalls Klasse, leider steht das Stück nicht mehr auf den Spielplan.

© Irmeli Rother
Kritiken der Anderen: Tagesspiegel,  Kulturzeit rbb, Opernnetz

Bandwürmer am laufenden Band

15.03.2014

Eigentlich sollte ich aus meiner Dusseligkeit lernen. Doch immer wieder denke ich, dass hinter einem poetischen Titel ein tolles Theaterstück stecken muss.
Das Summen der Montagswürmer klingt wirklich bezaubernd. Diese Regiearbeit von Tugsal Mogul und Antje Sachwitz wurde im Ballhaus Naunynstrasse gezeigt.
Zuerst hatte ich Skrupel einen Verriss zu schreiben, denn wenn eine Truppe die Themen Kommerzialisierung des Gesundheitswesen und drei Generationen einer emigrantischen Familie auf die Bühne bringt, verdient sie Respekt.

Die Geschichte: Mutter und Vater kamen aus der Türkei, arbeiteten im Krankenhaus und sind jetzt RentnerInnen. Der Vater ist unheilbar an Krebs erkrankt und trifft im Hospital die Tochter (Chirurgin) und die Enkeling (Managerin).
Die Tochter steht unter Strom, erzählt langweilige Chirurgenwitze (sollen die härtesten Witze überhaupt sein) und die Enkelin präsentiert per Powerpoint ihre Erfolge bei der Rationalisierung.
Nach einigem Hin und Her verstirbt der Vater und die drei Generationen Frauen sitzen auf einer Bank, sprechen über alte Zeiten.

Dabei sitzt noch eine befreundete Krankenschwester kurz vor der Rente.
Dann war das Stück endlich aus.
I. und ich fanden es insgesamt langweilig und aufgesetzt.
Viele Dinge auf der Bühne geschahen zusammenhanglos und waren wirr zusammen montiert.
Da konnte auch der Mann am Klavier nicht helfen, auch wenn er der einzige Lichtblick im schlechten Spiel war. Uns wurde jedoch nicht klar, weshalb er überhaupt mitspielte.
Komischerweise fand ich nur positive Kritiken im Netz.

Die SchauspielerInnen: Elmira Bahrami (Enkelin), Melek Erenay (Tochter), Margot Gödrös (Krankenschwester), Sema Poyraz (Mutter), Tobias Schwencke (Pianist), Nuri Sezer (Vater)
Diese brachten alle ihre Rollen authentisch rüber. Das Stück brachte uns aber keinen Erkenntnisgewinn und war noch nicht mal unterhaltsam.

Kritiken der Anderen: Tagesspiegel, Freitag, Deutschlandradio

Blutlachen in Finnland

14.03.2014

Angelehnt an eine Geschichte des finnischen Nationalepos Kalevala hörte ich mit I. die Kullerwo Sinfonie vom Komponisten  Jean Sibelius von 1891. Die stimmlichen Instrumente waren der YL Männerchor  aus Helsinki und die SolistInnen Lilli Paasikivi Sopran und Jorma Hynninen Bariton. Der Text kam in Altfinnisch daher.

Wahrscheinlich hätte niemand, der nicht aus diesem wundersamen Land kommt, diesen singen können.
Pietari Inkinen, ebenfalls aus Finnland, dirigierte das
Konzerthausorchester.
Leider war der Große Saal des Konzerthaus am Gendarmenmarkt nicht ganz gefüllt.

Akseli Gallen-Kallela
Kullervos Fluch
Der Epos Kullervo, um versehentlichen Geschwistersex, ist ergreifend und endete in einem Blutbad mit Mord und Selbstmord. Meine finnische Begleiterin war sehr ergriffen.
Besonders trug der seit 1883 existierende Männerchor dazu bei. Der hatte bei der Uraufführung 1891 in Helsinki mitgewirkt.
Dem jungen Dirigenten gelang es gut, die stark dramatische Musik durch die Stimmen des Orchesters, erklingen zu lassen.
Die beiden SolistInnen waren ebenfalls hervorragend, nur leider auf dem recht lauten Klangteppich des Orchesters nicht immer gut zu hören.


Das Konzert war ein sehr besonderes Ereignis.

Die beiden Fotos oben © Irmeli Rother