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Tanze mit mir in den Morgen

16.06.2010

Als der Teufel die Tanzlust verschenkte, sollen die FinnInnen laut "Wollen wir" gebrüllt haben.
Wir waren neugierig, ob diese Meldung stimmt, so zogen wir los.

Dora und ich fuhren mit dem Rad zum Schwoof in den Tanzpavillon Helsinki Pavi.
Eine Lokalität mit 600 m² Tanzfläche, das ist viel größer als alles, was ich aus Berlin kenne. Der Tanzplatz liegt in einem Industriegebiet außerhalb der Stadt.

Als wir um 20:00 Uhr eintrafen, war der Parkplatz schon voll und wie wir später erfuhren, fährt eine Buslinie bei Veranstaltungen extra einen Umweg dorthin. Nachdem wir je 12 Euro Eintritt zahlten, durften wir aufs Gelände.

Wahrscheinlich war das Gebäude einmal ein Lager. Mit ca. 1000 anderen füllten wir die Halle und die war riesig. Gemütlich ist anders, schon wegen der Größe, aber auch wegen des Mobiliars, das wohl früher in Werkskantinen seinen Dienst tat.

Ungewöhnlich fand ich, dass im Eingangsbereich Tanzschuhe verkauft wurden. Eine gute Idee, ähnliches kenne ich in Berlin nur vom Pura Salsa.
Gewöhnungsbedürftig war es für mich auf den Sekt zur Einstimmung und auf den Wein in den Pausen zu verzichten.
Alkohol wurde nicht ausgeschenkt.
Dies mag an der fehlende Schank- Konzession liegen, aber ich fing deshalb nicht an zu zittern..

Links seht ihr BesucherInnen, die sich in der gemütlichen Lounge treffen.
Dabei soll nach Doras Aussage auch der Inhalt des einen oder anderen Flachmanns heimlich in die Brause gekippt werden.


Derweil füllte sich das Parkett und im Hintergrund seht ihr die wartenden Damen. Im Gegensatz zur allgegenwärtigen Finninenpower (1906 erkämpften sie als erste in Europa das Wahlrecht) sind die Regeln beim Tanzen sehr traditionell. Fast schon devot warten die Frauen, sitzend oder an einem Durchgang in einem großen Pulk stehend, auf den Kavalier. Hier braucht niemand Angst zu haben von einer Frau aufgefordert zu werden, wie das in der Bundesrepublik immer öfter der Fall ist. Außer es ist Damenwahl, aber dann gibt es ja Verstecke.

Da immer zwei gleiche Tänze aufeinander folgen, sucht sich der Herr in der kurzen Pause dazwischen die Dame seiner Wahl aus. Die Regeln dabei lauten: Die Dame "darf" nicht ablehnen, außer er ist betrunken, schmutzig, stinkt oder alles zusammen.

Danach muß sie zwei Tänze bei ihm bleiben, das gilt aber auch für ihn. Dumm gelaufen ist es nur, wenn einer von beiden den Tanz nicht beherrscht, dann darf dieser das Handtuch werfen. Leider weiß nur die Kapelle, was der nächste Tanzblock bringt.

Zum Glück sagte die Band aber meist den nächsten Tanzblock an. Eija Kantola, die Tangokönigin 1992, sang,  mit ihrer Combo coverte sie gekonnt bekannte Evergreens. Die Paare zeigten dazu auf dem Parkett, was sie konnten und das war nicht wenig.

Dora und ich hielten ganz gut mit.
Leider konnte ich jedoch keine schwulen und/oder lesbischen Paare auszumachen, die für mich den Tanzboden in Berlin bunter gemacht haben.
Trotzdem, der Besuch einer Tanzveranstaltung sollte für TouristInnen Pflicht sein.
Mann braucht nur Saanko luvan (Darf ich bitten) zu sagen und für danach reicht das Wort Kiitos (Danke).
Doch bei Humppa dürften TouristIinnen wohl versagen. Den Tanz gibt es nur in Finnland, im Stil ist er an Volkstanz angelehnt. Ich find ihn toll hüpfig und würde ihn gerne lernen.

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