05.10.2010
In den Schlachthöfen war neben der heiligen Johanna für fünf Tage Kunst zu Hause.
Der stillgelegte Zentralvieh- und Schlachthof ist an der Landsberger Allee in Lichtenberg gelegen. Die Gegend ist recht unwirtlich und wirkt ein wenig verwahrlost.
Dora und ich, nutzten die Vernissage des 7. Berliner Kunstsalon, um uns das Ausgestellte bei freiem Eintritt anzusehen.
Sowohl Galerien als auch KünstlerInnen präsentierten sich auf der riesigen Fläche der ehm. Rinderställe.
Alle mussten sich zwar ihre Werke beim Veranstalter vorstellen, aber thematische Vorgaben wurden nicht gemacht.
300 Euro für die Anmeldung plus 30 Euro pro Quadratmeter wurden gefordert.
Die Bandbreite des Gezeigten war recht groß.
Ob der ca. drei Meter hohe Gartenzwerg dazu gehörte?
Als wir ankamen, füllte sich die Halle, so begannen wir schnell den Rundgang, bevor die Kunst von den BesucherInnen verdeckt wurde.
Wir trafen auch wieder auf alte Bekannte. Den Künstler des Werks rechts kannten wir aus der Galerie Kuhn & Partner. Er zeigte dort platt Erotisches. Meist etwas schlüpfrigen Sexkitsch. Rechts eine gelungenere Skulptur von ihm. |
|
|
Eindrucksvolles auf Fotos bot der Künstler links. Fotografien zwischen Lust und Schmerz heißt ein Fotobuch von ihm, in dem weitere Hautveränderer abgebildet sind. Der Preis von 29,90 Euro ist moderater, wenn man / frau die Bilder nicht als Poster braucht. |
| Aus der Sprayer Szene war auch eine Künstlerin vertreten. Graffitti ist ja heute nicht mehr kriminell, wenn man / frau damit Geld verdient. Ja, so sind die BürgerInnen. Schreien sie gerade noch Schmiererei, zücken sie kurze Zeit später die Geldbörse. |
Diese Skulptur hatte es mir sehr angetan. Voll Bewunderung stand ich vor diesem seltsamen Vogel, der aus Gips und Draht gefertigt war. Mit einer Höhe von fast 70 Zentimetern konnte er nicht übersehen werden. Alle Tiere der Künstlerin sind ähnlich filigran gearbeitet. Schaut euch die anderen auf ihrer WEB-Site an. Dazu müßt ihr den blauen unterstrichenen Namen rechts anklicken. |
|
Cihangir Gümüstürkmen, Headscarf´s | |
Wir betraten einen dunklen Raum, in dem von hinten beleuchtete Fotos gehängt waren. Das Thema Kopftuch wurde um einen männlichen Kopf variiert. Das war sehr schön anzusehen. |
|
In einer Koje stellte die Galerie Sarah Cay diese ca. zwanzig Zentimeter große Bronze Plastik aus. Von den vorgestellten KünstlerInnen fielen mir die Skulpturen von Grashoff besonders auf. Sie waren in Bronze und Alabaster gearbeitet. Die Figuren sind rundlich und in ihren weichen Formen handschmeichelnd. Sie waren gefällig, aber nicht gefall süchtig. Einen solchen Staubfänger hätte ich gern mit nach Hause genommen. |
Leider habe ich nie wirklich Zugang zur Kunst des Barocks gefunden. Diese Pracht- und Machtentfalltung von kirchlicher und weltlicher Gewalt war mir schon immer suspekt. Gibt es einen Grund diese verrottete Kunst in die Gegenwart zu übernehmen? Ich mag diesen Kitsch nicht! |
|
|
Viel Aufsehen erregte Danzer mit ihrer Koje. Babypuppen, nichts als Babypuppen, entweder als Foto an der Wand oder in mit Watte ausgeschlagenen Rollwagen. Was will uns das sagen? Ich vermute, dass ein versteckter Kinderwunsch dahinter steckt. |
Neben "Kunst" wurde aber auch "Technik" geboten. Hier zeigt eine Robotik Firma ein System, bei dem bei Personen die Augen erkannt werden und auf dem Monitor grün eingekreist werden. Ein echter eyecatcher eben, aber warum auf einer Kunstmesse? |
|
|
Aber nicht nur Künstler können verrückt sein, Verrückte auch Künstler. Manchmal soll der Übergang auch fließend sein. Die Künstlerin links gehört zum Atelier der Berliner Werkstätten für Behinderte. Seit Hans Prinzhorn 1919 begann Werke von PsychatriepatientInnen zu sammeln, ist bekannt, dass einige Verrückte spannende Kunstwerke produzieren. |
Mit dem Gefühl einen guten Überblick über die Berliner Kunst Szene gewonnen zu haben, verließen wir die Rinderställe.