Die Tanzschule Jeder ist tanzbar hatte dazu geladen und ich gab mit S. mein Bestes, um das Parkett ordentlich zu quälen.
Angenehm war, dass der Ball nicht zu stark besucht war, so konnten wir beim Walzer durch den Raum schweben.
Es wurde Musik queerbeet gespielt und es stand ein kleines Buffet bereit, denn eine Tanzlehrerin gab ihren Abschied.
Der Rotwein war vorzüglich.
Das Paar rechts hatte wohl trotzdem sehr unterschiedliche Freude beim Tanzen.
Wir ließen keine Rumba oder ChaCha aus und testeten sogar unsere frisch gelernten Tangoschritte.
Als sich die anderen langsam trollten, zog es uns auch Heim nach Steglitz.
Dieser Aussage würden die fünf jungen Musliminen, die von Feridun Zaimoglu und Günter Senkel interviewt wurden, bestimmt zustimmen.
Gemeinsam ist ihnen, dass sie den Islam für sich entdeckt haben, nicht die Tradition hat ihn ihnen aufgezwungen. Allah akbar (Gott ist groß) steht in unsichtbaren Lettern über dem Theaterabend.
Das Stück Schwarze Jungfrauen ist starker Tobak, aber angenommen, die Autoren haben die Aussagen nicht um des Effektes wegen verstärkt, stellen sie wohl authentische Meinungen dar, die die Enttäuschung über die "Freiheiten" der westlichen Welt widerspiegeln.
Für mich als Feind alles Religiösen ist das Nachvollziehen solcher Positionen schwer, aber ich habe auch keine Berührungsängste vor diesen doch sehr fragwürdigen Ideen. So kann ich den Hass vieler AraberInnen auf den Westen verstehen.
Die ach so demokratischen kapitalistischen Zentren unterstützen jeden Putsch gegen demokratisch gewählte Bewegungen in der Welt, wenn er ihren Interessen dient, Monarchen und Diktatoren sind gute Freunde, wenn es um Profite geht.
Mit einer solchen verlogenen Politik sind sie auf die Dauer nicht glaubwürdig.
So gesehen hat mir das Stück keine neuen Erkenntnisse beschert, eher mein Weltbild bestärkt.
Doch die Monologe waren trotz gewisser Längen spannend anzuhören, wie Berichte aus einer anderen Welt.
Toll waren die Schauspielerinnen, die die teilweise abstrusen Aussagen wiedergaben.
Nach dem "Kaffee" im Hotel träumten wir von was Echtem, deshalb stiegen wir noch einmal auf den Weg zum Bahnhof aus.
Ihr glaubt nicht wie lecker der Türkentrank schmecken kann.
Das Kaffeehaus im Viertel bietet viele Sorten und Frühstück in guter Qualität.
Mit einem Blick auf den Ziegenbock verabschiedeten wir uns vom Ostertor Viertel und der schöne Kurzurlaub ging zu Ende.
Den Vormittag begannen wir mit der Besichtigung vom Schnoor, dem ältesten Stadtviertel von Bremen.
Kleine, schmale Fachwerkhäuser und gelungene Neubauten sind hier auf kleinem Raum konzentriert.
Neben uns waren auch viele andere Touris im Schnoor, doch rechtfertigt dies einen Laden wie diesen?
In Bremen sind montags die Museen geschlossen, so entschieden wir uns für eine Hafenrundfahrt mit der Reederei Hal över. Das Wetter war eh bremisch, so dass wir uns eine Fahrradtour besser ersparten. Lieber Wasser unter dem Kiel, als nass, meine ich.
Wie in vielen Häfen sind die meisten Kais in Richtung Meer verlagert worden, hier findet die Ladetätigkeit überwiegend in Bremerhaven statt. So sahen wir nur ein paar Bedarfsanleger von ansässigen Firmen.
Hier der Nahrungsmittel Konzern Kellogs.
Trotzdem, Wasser und Schiffe erwärmen immer mein Herz.
Und wenn dann noch in den Wanten der Windjammern der Wind rumjammert...
Leider ist das SeefahrerInnnen Leben wohl nicht 1% so romantisch wie ich Landratte es mir erträume.
Auf der kurzen Flussfahrt von ca. einer Stunde hatten wir jedoch viel Freude, besonders weil das Wetter den Aufenthalt an Deck erlaubte und wir ordentlich knipsen konnten.
Dabei erwies sich Dora als sehr talentiert, so dass auch in diesem Post viele Fotos von ihr sind.
Als wir dann den Brauturm von Beck´s sahen, wussten wir, dass wir bald wieder festen Boden unter den Füßen haben.
Im Garten des angegliederten Klosters begrüßte der heiliger Jacob uns WanderInnen.
Angelandet besichtigen wir in der Altstadt den 1200 Jahre alten, im
gotischen Baustil errichteten Sankt
Petri Dom.
Im Anschluss spazierten wir durch die Wallanlagen um die Altstadt herum.
Die Tram brachte uns danach ins Viertel.
An einer Hauswand in der Straße Am Sielwall entdeckten wir diese Figuren aus der Sesamstraße.
Ganz Bremen ist merkwürdigerweise voll mit Wandmalereien. Ihre Anzahl ist im Verhältnis viel größer als Berlin.
Ob sich die Bremer dabei von den nahen Niederlanden inspirieren lassen?
Auf alle Fälle nutzen die Hausbesitzer klug die Fähigkeiten der Graffiti KünstlerInnen.
Ein besonders schwerer Fall von Frauen Diskriminierung begegnete uns aber auch noch.
Angeblich, um diese zu schützen, dürfen sie nicht die mit einer Sichtblende geschützte Straße der Prostituierten betreten.
Dora war empört.
Den Tag ließen wir wieder im Restaurant Cabra ausklingen. Wir aßen gut, tranken leckeren Ökowein und ich ließ mir mal wieder beim Scrabble von Dora (welche Schande gegen eine Ausländerin) das Fell über die Ohren ziehen. Grrrrr....
Wir hatten die letzten Tage so viel Kultur genossen, dass uns der Sinn erst mal nach einem Spaziergang stand. So liefen wir zum Fluss und am Stadion vorbei in Richtung Innenstadt. Zum Glück spielte Werder nicht und wir konnten die Weserwiesen ziemlich ungestört genießen.
Natürlich waren wegen des guten Wetters relativ viele SpaziergängerInnen unterwegs, aber BremerInnen ohne grün / weißen Schal und Bierdose sind recht gut zu ertragen. Wir wollten die Sonne nicht privatisieren.
Bei einer Tasse Kaffee pausierten wir im Bürgerhaus Weserterrassen, ein Cafe mit Weserblick und vielfältigen Veranstaltungen. Bei Sonnenschein besuchenswert.
Nach etwa einer Stunde Fußwanderung erreichten wir dann unser Ziel, den Teil des Weserufers, der an das Viertel grenzt. Hier stehen viele fette Villen an der Uferstraße.
Im Fluß darunter verkehrt die Sielwall Fähre. Sie transportiert Räder und Menschen zum Cafe Sand, das sich am gegenüber liegenden Ufer befindet.
Auf dem Bild fährt die Fähre allerdings wieder zurück.
Neben dem Glashaus hat es eine große Terrasse und einen Badestrand zu bieten, der zum Planschen einlädt.
Wem das öfter eingetrübte Wasser nicht geheuer ist, kann sich zwischen Mai und September über die Wasserqualität informieren.
Beim Stöbern im Bremer Veranstaltungskalender mussten wir feststellen, dass die Auswahl an Spannendem für den Abend gering war. Was soll man / frau bei einem Nest mit gut fünfhunderttausend Einwohnern erwarten. Wir waren halt nicht in Berlin
Mehr aus Verlegenheit entschieden wir uns fürs Kino. In einem der Arthouse Kinos Bremens, der Schauburg, direkt im Viertel gelegen, fanden wir uns wieder. Ein nettes altes Kino mit zwei Sälen und einem Cafe.
Sogar der Wein war lecker.
Es lief die Friseuse von
Doris Dörrie. Darin geht es um die Diskriminierung von Dicken, die materielle Armut der Ossis, vietnamesische Flüchtlinge, allein erziehende Mütter, Multiple Sklerose und darum, dass frau das Leben positiv sehen soll.
Im Film werden diese Themen nett, aber etwas dreist zusammen gemixt.
Nach so viel dümmlichem Humor gönnten wir uns einen kleinen Imbiss (Hühnerspieße) und leckeren Rotwein im gemütlichem Restaurant Cabra (Ziege), gleich um die Ecke vom Kino am Ziegenmarkt gelegen.
So ging der lazy sunday zu Ende.
Am Samstag fuhren wir nach Groningen in den Niederlanden. Um 6:00 Uhr stiegen Dora, J. und ich in den Public Express, um 3 Stunden später am Groningen Museum auszusteigen. Es ist eines der schönsten Museen, das ich kenne.
Doch dazu später. Natürlich öffnet ein Museum noch nicht um 9:00 Uhr und so zeigte ich meinen BegleiterInnen erstmal die Altstadt. Mein erstes Ziel war der Markt, um mit Dora eine typisch niederländische Spezialität zu frühstücken, den Jonge Haring.
Dies sind Baby Heringe, die frisch ausgenommen und gereinigt werden. Man / Frau ißt sie roh mit rohen Zwiebeln. Das ist lecker, aber nicht für jeden / jede. Dora fotografierte nur den Kauf, um euch den Anblick des toten Babys zu ersparen.
In Anschluss schlenderten wir ausführlich über den Markt und bewunderten die vielfältigen Auslagen.
Um eimal ein wenig die Ruhe der Kleinstadt ohne Frauen zu geniessen, lieferte ich sie im Droppi ab, ein Geschäft mit einigen hundert Sorten Drop - Lakritz (würg). Dieser Laden in der Astraat 7 war wohl das Paradies für sie, nach einer halben Stunde hatten sie ihn noch nicht leergekauft.
Im langsam einsetzenden Regen strebten wir danach am Wallgraben entlang zum Museum.
Das Gerücht, dass in den Niederlanden viele Menschen in Hausbooten wohnen und mehr Fahrräder als Autos fahren, konnten wir leicht durch Augenschein überprüfen.
Nach einer europaweiten Untersuchung des VCÖ ist Groningen der Spitzenreiter, was den Anteil des Fahrrads am Verkehr betrifft. Etwa 50 Prozent der Wege werden hier mit dem Rad zurückgelegt, verglichen mit Amsterdam und Bremen (22 %) oder München (15 %) und Berlin (10 %).
Leider sind die Fahrrad Nutzerinnen nicht daran gewöhnt, dass Touristen wie wir nicht sofort die Straße frei machen, wenn sich ein Fahrrad annähert.
So wurden wir regelmäßig per Klingel vom Weg gescheucht. Da freut es, wenn die Räder im Ständer ruhen.
Groningen ist eine schöne Stadt, doch für mich ist das Museum die Attraktion. Es wurde 1994 eröffnet. Es erinnert ein wenig an eine Fähre, wie es so im Wasser liegt. Innen finden sich viele Schrägen und Rundungen, so dass das Gebäude ein Juwel ist.
Leider erzeugten die angebotenen Ausstellungen bei uns nicht sehr großes Wohlgefallen.
Die erste war eine Schau der Mode Designer Bernhard Willhelm und Jutta Kraus.
Einzig der Herr mit Schwanz im Auspuff seines Cadillac erregte Aufsehen.
Die Zweite Abteilung präsentierte Folkert de Jong - Circle of Trust. Selected works 2001-2009. Dieser Künstler baut alle Werke aus Styropor. Manches war ansehnlich, vieles mittelmäßig interessant, anderes langweilig. Ziemlich durchwachsen das Ganze.
Dieser Aufmarsch der "Krieger" gefiel mir gut.
Die dritte Abteilung überflogen wir nur, es waren Bilder der Brücke Künstler aus Berlin, irgendwie hatten wir die fast alle schon mal gesehen.
Max Pechstein, Im Boot
Nach so viel Kunst besuchten wir noch das ebenfalls im gleichen Stil designte Museums Cafe.
Gestärkt durch Kaffee und erfreut dadurch, dass der Regen sich vertrocknet hatte, starteten wir unseren zweiten Ausflug in die Innenstadt.
Dort gibt es viel Spannendes zu entdecken.
Doch wie das so ist, wenn drei Kulturnudeln unterwegs sind, landeten wir wieder bei der Kunst. In einer Seitenstrasse vom Vismarkt fanden wir das Depot Jan Steen, eine Galerie mit Beelden (Skulpturen) und Schilderen (Gemälde) von ihm..
Lecker Art!
Dann neigte sich der Aufenthalt dem Ende entgegen. Zu guter Letzt kehrten wir in das Markt Gasthaus de Beurs am Vismarkt ein. Stilvoll alt ist es und mit schönen Leuchtern ausgestattet. Ein guter Platz, um nach dem Einkauf bei Klaviermusik zu entspannen.
Dora und ich begannen eine Belgische Bierspezilität der Brauerei Bosteels mit dem schönen Namen Kwak zu trinken. Drei Gläser pro Nase dürften es gewesen sein. Leider haben wir erst jetzt bei der Nachlese im Internet erfahren, dass es 8,4 Drehungen hat. Kein Wunder, dass wir so fröhlich zum Bus schwankten und beim Rückweg nach Bremen dösten.
Im Hotel angekommen schliefen wir gut, fest und lange.