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Besuch bei Peggy

19.09.2011

Nach einer erholsamen Nacht beschlossen wir den Palazzo zu besuchen, in dem das Peggy Guggenheim Museum untergebracht ist.
Erst einmal genossen wir jedoch den ersten Spritz des Tages in der kleinen Bar um die Ecke.

Hier treffen sich in erster Linie die Einheimischen und vermengen sich mit den wenigen Touristen, die dort einkehren.
Auf dem Platz davor beobachteten wir wieder eine geführte Gruppe BesucherInnen. Ich gehe lieber mit Augenstern auf Entdeckungstour.

Anschließend bestiegen wir ein Vaporetto und fuhren erst mal im Canal Grande am Ausflugsziel vorbei. Der Palazzo, den sich Frau Guggenheim leistete, sieht auch von der Wasserseite sehr hübsch aus.
Wir entstiegen dem Schiffchen an der Station Accademia.

Hier steht das Museum der 1750 gegründeten Akademie der schönen Künste Venedigs. 
Eigentlich war der Besuch nicht eingeplant. Doch Augenstern wollte Postkarten kaufen und ich machte den Vorschlag, dafür in den Museumsshop der Accademia zu schauen. Leider ist dieser nicht von außen erreichbar, aber der nette Herr an Eingang erklärte uns den Weg und ließ uns ohne Eintritt zu bezahlen hinein. Als wir uns umschauten, staunten wir nicht schlecht.

Veronese, Schlacht von Lepanto
Unterwegs zum Laden sahen wir mehr Gesichter der Renaissance an den Wänden hängen, als in allen anderen Museen der Welt vorhanden sind.
Das Haus profitierte stark davon, dass Kirchen und Klöster um 1800 geschlossen wurden und es deren Gemäldebesitz erhielt.
Leider hatten wir keine Zeit zu schauen. Bei der Menge der Bilder ist es auch sinnvoller zuerst den Katalog zu studieren.
Aber wir kommen wieder!

Beim Spaziergang in Richtung Guggenheim entdeckten wir dann auffällig viele italienische Fahnen und das Transparent rechts. Die Lega Nord scheint auch in Venedig Feinde zu haben. Ein Lichtblick, sonst kommt Italien eher dumpf und sexistisch rüber.

Dann erreichten wir das Peggy Guggenheim Museum. Den halbfertigen Palazzo Venier dei Leoni hatte Peggy 1949 erworben und zu ihrem Wohnsitz gemacht. Ab 1920 war sie Muse verschiedener Künstler in Paris, dann London und später in New York.

Copyright Airin
Langsam wurde sie auch eine Sammlerin und Galeristin für die Moderne.
Sie kaufte die damals noch wenig bekannten Maler wie Picasso, Braque, Kandinsky und was noch so in Paris abhing. In den USA zeigte sie in ihrer Galerie Jackson Pollock.

Leider ist es verboten in den Räumen zu fotografieren. Die Sammlung ist aber exzellent und die Räume bezaubernd. Leider waren viele BesucherInnen da und die Räume sind für einen Palazzo recht klein. Eigentlich hätten die Objekte mehr Raum verdient.


Nach dem Rundgang waren wir noch recht munter und so flanierten wir noch zur Lagune. Auf einem Dachfirst entdeckten wir eine nette Madonna, der der Stifter sogar einen Sonnen- Regenschirm spendiert hatte. Mit den Schornsteinen das Richtige für meine Kamera.

Am Wasser liefen wir dann zur östlichen Spitze der Insel, an der sich das alte Zollhaus an der Zufahrt zum Canal Grande befindet. Auch darin und in anderen Gebäuden am Weg befanden sich wieder Ausstellungen, doch die schauen wir beim nächsten Besuch an.

Auf der Spitze befand sich dann diese Skulptur. Ein nackter Jüngling mit Frosch. Hübsch anzusehen, aber kein Hinweis am Sockel und der Poliziotto, der ihn bewachte, war ahnungslos.
Es gibt wohl zu viel bemerkenswerte Kunst in Venedig.

Von dem Knaben waren es nur hundert Meter zur Basilika Maria della Salute. Auch diese besichtigten wir nicht, obwohl sie einst gebaut wurde, um die Pest aus Venedig zu verbannen. Dafür entdeckten wir unter einer begehbaren Plattform gemalte Kunst.

Zurück in unserem Stadtteil entschieden wir uns doch mal essen zu gehen. Die Trattoria Giorgione kannte ich schon vom letzten Besuch in Venedig. Sie liegt an der Via Garibaldi. Da das Wetter nicht so berauschend aussah, setzten wir uns in den Gastraum.
Beim Belauschen der Gäste an den anderen Tische mussten wir feststellen, dass bis auf die Bedienung keine Italiener anwesend waren. Zum "typisch" venezianischen Essen sang dann der Wirt noch "typisch" venezianische Lieder. Zum Glück schmeckten die Gerichte recht ordentlich und die Rechnung war auch bezahlbar.
Irgendwie fühlte ich mich trotzdem nicht glücklich. Alle spielten hier für die Gäste. Man / frau kann hier aber einen Abend verbringen.

Venedig ist wie Glas

19.09.2011

Am vorletzten Tag besuchten wir die zweite Hälfte der Ausstellung Glasstress am Canal Grande. Die Arbeiten im Museum auf Murano hatten uns begeistert.

Diesmal nahmen wir den Fußweg durch den von Touristen verstopften Bezirk San Marco. 
Unter den Flüchtlingen, die Diverses an Touristen verkaufen wollten, entdeckten wir einen Künstler. Der asiatisch aussehende Händler faltete Insekten aus Schilf.

Obwohl es in Italien wie bei uns regelmäßig rassistische Übergriffe gibt, sah ich keine Ausländer Raus Parolen. Dafür scheinen viele Venezianer genug von der Touristenschwemme zu haben. Ein wenig kann ich das verstehen, obwohl ich auch Tourist war.

So zeigte ich Augenstern die Rialtobrücke, bevor wir die Ausstellung im Istituto Veneto di Scienze, Lettere ed Arti besuchten. Das ist im Palazzo Franchetti untergebracht. Dieser ist ein richtiger Palast, wie einer aussehen sollte.

Schon das Äußere verrät, dass Baron Franchetti nicht verarmt war.
Riesige Räume und eine Ausstattung mit allem, was gut und teuer ist, war zu sehen. Wir holten uns fast einen steifen Hals beim Betrachten der Deckengemälde.
Ein schöner Ort zum Studieren.

Doch wir waren von der Glaskunst angelockt worden. Der zweite Teil der Ausstellung toppte den ersten. Schaut selbst.

Jan Fabre, Greek gods in a body-landscape, 2011
Erwin Wurm, wurm_03
Monica Bonvicini, Tears, 2011
Kendell Geers, Cardiac Arrest VIII, 2011
Tokujin Yoshjoka, Water block, 2002
Judy Schaechter, Nature, 2010

Im Garten entdeckten wir ein märchenhaftes Haus.

Erwin Wurm, Narrow House, 2010





















Wir stellten uns die Frage: "Wer mag der Herr wohl von diesem Häuschen sein?" Könnte es eine Hexe sein?
Als wir es betraten, wurde uns klar, dass nur Küchenmeister Schmal Hans hier wohnen kann.


Der Architekt war Erwin Wurm, Professor an der Universität für angewandte Kunst Wien.
So ist es wahrscheinlicher, dass dies ein Muster für das moderne Studentenquartier nach der Finanzkrise sein soll.

Mit Hunger und Durst kehrten wir in die Mensa des Instituts ein. Ebenfalls im Palast untergebracht, ist das Mobiliar eher funktional, aber der Leuchter und die Fenster waren super. Leider wurde die Terrasse umgebaut, sonst hätte der Ort noch mehr begeistert.

Sehr empfehlenswert ist aber das preiswerte Mittagsbüffet, das man / frau auch als TouristIn genießen darf. Suppe, warme und kalte Kleinigkeiten, Salat, Wasser und einen Espresso gab es für wenig Geld.
Die Mensa steht auch ohne Museumseintritt allen offen.

Draußen entdeckte und fotografierte Augenstern den oben zu sehenden Türknopf. Venedig ist einfach bezaubernd.

Abschied vom der Serenissima

21.09.2011

Am Morgen des Abflugtages waren wir etwas geknickt.
Beim Frühstück beobachteten uns die Möwen ein letztes Mal und hofften wieder vergeblich auf Futter.
Danach machten wir einen letzten Bummel über die Via Garibaldi und kaufen Vorräte für Berlin ein.

Bei einem Imbiss auf der Piazza im Anschluss tranken wir den letzten Wein leer.
Dann packten wir die Koffer, schloßen zum letzten Mal die Tür und warfen einen letzten Blick auf´s Apartment. Zum letzten mal liefen wir die paar Schritte zur Station Arsenale.

Wir schipperten ein letztes mal über den Canal Grande.
Eine spannender Urlaub ging zu Ende. Am liebsten würde ich das nächste Mal eine Woche vor der Eröffnung der Biennale 2013 einfliegen. Dann finden überall Vernissagen statt und ich berichte euch davon.

Gewinnspiel

04.09.2011

Mal schauen, wie gut sich BerlinerInnen in ihrer Stadt auskennen. Die Fotos stammen von einem Ort, nicht weit vom Hauptbahnhof. Der / die Erste, die den Platz kennt, mit dem gehe ich in einen Film seiner Wahl in Berlin.


Viel Spaß beim Suchen!

Herumstreunen in Kreuzerg

03.09.2011

Zuerst bewegten wir uns zu dem neuen Park an der Möckernstrasse. Unter den Yorckbrücken entdeckten wir dann dieses Werk ohne Namensschild. Eine witzige Skulptur, mit ihr fiel das Ertragen des Krachs und der Gestanks der Auspuffgase an dieser Strasse leichter.

Einige der Eisenbahnbrücken wurden ja bereits abgerissen. An einem Sockel hat die Natur ihr Zerstörungswerk begonnen. Es ist immer wieder schön zu sehen, dass es nur ein paar hundert Jahre dauern wird, die Spuren des Menschen von der Oberfläche zu tilgen.

Zur Parkeröffnung waren wir schon etwas spät dran. Das Bühnenprogramm war schon beendet, wir legten aber noch eine flotte Sohle zur Mucke vom DJ der Tanzschule Maxixe auf´s Parkett.
Viele Drachen flatterten am Himmel und die Stimmung war ausgelassen.

Gleich nebenan in der Hornstrasse fand das jährliche Straßenfest statt. Kleiner als ich es in Erinnerung hatte, war es zu einem Hoffest der Kirchengemeinde geschrumpft. Dort trafen wir R. und S. und wie um S. glücklich zu stimmen, trat ein Chor aus ihrer Heimat Russland auf.

Wir genossen den lauen Abend, die Gerichte vom Grill und den Rotwein.
Als es dunkeler und kälter wurde brachen wir auf. In einer Brandmauer am Kirchhof hatte sich ein Teelichtkünstler ausgetobt und ich hatte damit den perfekten Abschieds- Knips im Kasten.

Weiter ging´s, die Art Kreuzberg, weckte unsere Neugierde. Im Gebiet rechts und links der Gneisenaustraße waren zahlreiche Galerien geöffnet und an einigen Orten wurde auch Musi oder Performance geboten.

Leider kamen wir zum zweiten Mal zu spät, aber im Atelier von IK & Company brannte noch Licht. Als wir die gute Stube betraten,  lief der Fernseher, Thilo Sarrazin verbreitete wieder mal politischen Dünnpfiff. Ich wollte umdrehen, doch ich bemerkte die Künstlichkeit der Situation .

Und wir entdeckten weitere interessante Werke, wobei Augenstern ihr Wesen freimutig offenbarte. Zielstrebig ging sie zu der Skulptur rechts und fotografierte ein Detail. Für mich bewies sie wieder, das Heteras immer nur an das Eine denken. Die Künstlerin nutzt als Arbeitsmaterial oft Latex. Die Körper wirken dadurch recht echt. Sie durchkreuzt diesen Eindruck, in dem sie Nähte und Klebestellen sichtbar läßt.

Die Werke von Isolde Krams gefielen mir sehr. Bei dem an einen Stein gefesselten Fisch dachte ich sofort an das Ritual, welches teilweise an nicht Geständigen der Hexerei verdächtigen durchgeführt wurde. Man band diese an einen Stein und versenkte sie im See.

Tauchte sie nicht wieder auf, war bewiesen, dass sie nicht log. Gelang es der armen Person sich zu befreien und aufzutauchen, war der Beweis erbracht, dass sie mit dem Teufel paktierte. Der Scheiterhaufen war ihr gewiss.

Von den künstlerischen Fotos, die Augenstern an diesem Tag schoss, gefiel mir diese besonders. In der Tradition der Meister des beginnenden 20sten Jahrhunderts brachte sie sich, vertreten durch ihren Schatten mit ins Bild.


Von Schöneberg nach Rüdesheim

28.08.2011

Zu Beginn besuchten wir den Tag der offenen Kultur im Rathaus Schöneberg. Catrin Pfeifer, eine tolle Akkordeonspielerin, hatte mich angelockt. Ich hörte sie schon in diversen Formationen, diesmal trat sie mit dem genialen Cellospieler Sonny Thet auf.

Zuerst schauten wir uns im Rathaus um. Bis zum Anschluss der DDR der Sitz des Westberliner Parlaments. Mit dem Vorplatz verbinde ich manche Erinnerungen. Hier versammelte sich der antikommunistische Mob, um dem Morden der USA in Vietnam zu zujubeln.

Doch es war auch ein Ort des Widerstandes. Hier wurde gegen den Schah von Persien (Iran) protestiert und die Polizei sah zu, wie iranische Geheimagenten, die so genannten Jubelperser, die Demonstranten mit Holzknüppeln verprügelte. Am Abend des 2.Juni 1967 erschoss dann ein Polizist den unbewaffneten Benno Ohnesorg. Der bewaffnete Kampf in der BRD begann.

Jährlich zum 1. Mai rief damals auch der DGB zur Kundgebung auf den Platz. Ich lehne die Sozialpartnerschaft der Gewerkschaft ab. Und so war ich 1969 dort, um den Berliner DGB Vorsitzenden Sickert mit dem Ruf: "Der Sickert, der sickert und sickert" zu verhöhnen. Das taten mit mir so viele, dass der DGB ab 1970 den ersten Mai lieber im Saal feierte.

Diesmal wollten wir das Rathaus besichtigen. Besonders interessant war der Turm mit der von den USA gekauften Freiheitsglocke, dem Symbol des kalten Krieges. Auf ihr prangt der Spruch: „Ich glaube an die Unantastbarkeift und an die Würde jedes einzelnen Menschen. Ich glaube, dass allen Menschen von Gott das gleiche Recht auf Freiheit gegeben wurde. Ich verspreche, jedem Angriff auf die Freiheit und der Tyrannei Widerstand zu leisten, wo auch immer sie auftreten mögen."

Angesichts der Politik der USA ein Hohn. Die Fotos des Massakers von My Lai im Vietnamkrieg und die Folter von islamischen Verdächtigen sprechen eine klare Sprache.


Diese Bilder schossen mir durch den Kopf, als ich die Freiheitsglocke sah. Eigentlich sollte man / frau die Glocke einschmelzen. BuntmetalldiebInnen an die Arbeit!

In einem Saal lauschten wir dann erst einmal den Akazien-Grazien. Ich freute mich sehr unter ihnen eine Bekannte begrüßen zu können. Sehr angenehm war, dass ihr Programm nicht zu ernst war, viele Schlager aus den 20ern und 50ern wurden mit Ironie vorgetragen.

Im Turm spielte dann auch das Duo Pfeifer / Thet auf.
Sie sind Ausnahmekünstler an ihren Instrumenten und das Zusammenspiel harmonierte fantastisch.
Wir waren so begeistert, dass wir uns zwei Auftritte in Folge anhörten.
Konzerte unbedingt besuchen!

Wir nutzten die anschließende Turmbesteigung, um Berlin von oben zu betrachten und zu knipsen.





Schon auf dem Weg hinaus fesselte uns die Performance von "Frau Müller". Ihr lyrisches Puppentheater nutzte als Bühne einen kleinen Tisch auf dem sie mit ihren Fingern eine kleine Frau bewegte. Das war so herzzerreißend, dass wir unseren Aufbruch verschoben.

Den aufkommenden Hunger bekämpften wir im Restaurant Mario. Das Essen ist hier recht authentisch italienisch, aber auch nicht billig. Gute Zutaten haben halt ihren Preis. Lecker abgefüttert machten wir uns zum Sommerfest am Rüdesheimer Platz auf.

Das Fest lag in den letzten Zügen, wir liefen nur mal darüber. Nett war, dass viele Läden aus der Umgebung Produkte an Ständen anboten.