28.08.2011
Zu Beginn besuchten wir den Tag der offenen Kultur im Rathaus Schöneberg. Catrin Pfeifer, eine tolle Akkordeonspielerin, hatte mich angelockt. Ich hörte sie schon in diversen Formationen, diesmal trat sie mit dem genialen Cellospieler Sonny Thet auf.
Doch es war auch ein Ort des Widerstandes. Hier wurde gegen den Schah von Persien (Iran) protestiert und die Polizei sah zu, wie iranische Geheimagenten, die so genannten Jubelperser, die Demonstranten mit Holzknüppeln verprügelte. Am Abend des 2.Juni 1967 erschoss dann ein Polizist den unbewaffneten Benno Ohnesorg. Der bewaffnete Kampf in der BRD begann.
Jährlich zum 1. Mai rief damals auch der DGB zur Kundgebung auf den Platz. Ich lehne die Sozialpartnerschaft der Gewerkschaft ab. Und so war ich 1969 dort, um den Berliner DGB Vorsitzenden Sickert mit dem Ruf: "Der Sickert, der sickert und sickert" zu verhöhnen. Das taten mit mir so viele, dass der DGB ab 1970 den ersten Mai lieber im Saal feierte.
Diesmal wollten wir das Rathaus besichtigen. Besonders interessant war der Turm mit der von den USA gekauften Freiheitsglocke, dem Symbol des kalten Krieges. Auf ihr prangt der Spruch: „Ich glaube an die Unantastbarkeift und an die Würde jedes einzelnen Menschen. Ich glaube, dass allen Menschen von Gott das gleiche Recht auf Freiheit gegeben wurde. Ich verspreche, jedem Angriff auf die Freiheit und der Tyrannei Widerstand zu leisten, wo auch immer sie auftreten mögen."
Angesichts der Politik der USA ein Hohn. Die Fotos des Massakers von My Lai im Vietnamkrieg und die Folter von islamischen Verdächtigen sprechen eine klare Sprache.
Im Turm spielte dann auch das Duo Pfeifer / Thet auf.
Sie sind Ausnahmekünstler an ihren Instrumenten und das Zusammenspiel harmonierte fantastisch.
Wir waren so begeistert, dass wir uns zwei Auftritte in Folge anhörten.
Konzerte unbedingt besuchen!
Wir nutzten die anschließende Turmbesteigung, um Berlin von oben zu betrachten und zu knipsen.
Schon auf dem Weg hinaus fesselte uns die Performance von "Frau Müller". Ihr lyrisches Puppentheater nutzte als Bühne einen kleinen Tisch auf dem sie mit ihren Fingern eine kleine Frau bewegte. Das war so herzzerreißend, dass wir unseren Aufbruch verschoben.
Den aufkommenden Hunger bekämpften wir im Restaurant Mario. Das Essen ist hier recht authentisch italienisch, aber auch nicht billig. Gute Zutaten haben halt ihren Preis. Lecker abgefüttert machten wir uns zum Sommerfest am Rüdesheimer Platz auf.
Das Fest lag in den letzten Zügen, wir liefen nur mal darüber. Nett war, dass viele Läden aus der Umgebung Produkte an Ständen anboten.
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