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Männer....

19.09.2014

Foto Irmeli Rother
Machogehabe kann auch unterhaltsam sein. I. und ich sahen "Fallen" beim Gorki Theater.
Vor dem Theater war eine Arena aufgebaut, in der zehn propere Kerle uns zeigten wie Gruppen von Männern gemeinsam, aber oft auch gegeneinander, agieren. Sie zeigten uns eine Tanztheater Performance.

Foto Irmeli Rother
Als die ZuschauerInnen auf den Tribünen Platz genommen hatten, liefen die gut gebauten Schauspieler als Gruppe in die sandgefüllte Arena ein und zeigten sich uns. Überwiegend recht hübsche Jungs.
Ich vermute, dass bei so mancher Frau und bei einigen Schwulen die Höschen heiß wurden.

Dann löste sich die Gruppe auf und die Männer begannen zu raufen.
Gewalt wurde authentisch gezeigt und manchmal so realistisch, dass ich Angst bekam, sie könnten sich verletzen. Ich vermute, sie haben sich von einem Wrestlingtrainer ausbilden lassen.
Das Stück war von Sebastian Nübling und Ives Thuwis kurz und knackig inszeniert.
Die Tänzer waren Hassan Akkouch, Tamer Arslan, Mehmet Ateşçi, Jan Bluthardt, Jerry Hoffmann, Taner Şahintürk, Dimitrij Schaad, Aram Tafreshian, Hasan Taşgın, Paul Wollin.
I. und ich waren begeistert. Unter der neuen Intendantin entwickelt das Gorki sich immer mehr zu dem jungen modernen Theater Berlins.
Vielleicht sollte das Stück im Knast von Knackis gespielt werden, so hätte es nebenbei zusätzlich einen therapeutischen Effekt. Aber eigentlich betrifft es noch mehr den alltäglichen Macho, den wir Männer jeden Morgen im Spiegel sehen.

Paris se veh

09. - 11..09.2014

Um bei einer Revision einer Getränkefabrik mitzuarbeiten verbrachte ich ein paar Tage in Clamart bei Paris. Eine bezaubernde Vorstadt mit zum Teil hübschen alten Häusern. Die Gegend entsprach gar nicht meinen Vorurteilen über Pariser Vorstädte.

Dies ist kein Ort wie das Märkische Viertel in Berlin, wo die vertrieben Armen aus den Innenstadt Bezirken zusammen gepfercht sind.
Wir wohnten in einen Hotel mit den sehr gepflegten Namen Victor Hugo.

Wiederkehrend speisten wir im Restaurant Fource leckere Gericht. Das ist an einem Rondel gelegen und in einem Eckhaus des Architekten Georges Massa untergebracht.
Leider verzehrte dies meist unsere tägliche Verpflegungspauschale.

Doch alleine der geile Süßkram zum Kaffee danach lohnte die Ausgabe. So saßen, aßen und tranken wir ein wenig wie Gott in Frankreich. Solch ein Arbeitseinsatz könnte länger dauern.



HRO - Hansestadt Rostock

29. - 31.08.2014

Freitag


Nachdem unser Zug in den  Rostocker Hauptbahnhof eingefahren war, wechselten wir auf die S-Bahn in Richtung Warnemünde. Ich hatte ausgekundschaftet, dass sich im Rostocker Fischmarkt bei der S-Bahn Station Marienehe eine Fischbräterei befindet. Es stellte sich raus, dass diese ein Selbstbedienungsrestaurant ist.


Dort werden Gericht zu sehr zivilen Preisen angeboten. Wir verzehrten eine super gute, große Fischplatte für zwei Personen für unter 20 Euro. Zander, Dorsch, Heilbutt und Gambas mit Bratkartoffeln waren auf dem Teller gruppiert. Sogar frisch gezapftes Bier wird angeboten. Leider sind die Zeiten sehr begrenzt (Di-Fr 11-15 Uhr, Sa 10-14 Uhr), aber ein Besuch lohnt sich auf alle Fälle, wenn man / frau Gemüse mit Augen und Gräten mag. Es findet sich dort auch ein gut bestücktes Fischgeschäft.

Anschließend checkten wir im Hotel Citymaxx ein  Es liegt fünf Minuten Fußweg von der Altstadt entfernt und ist relativ preiswert. Wie in den Kommentaren von NutzerInnen zu lesen war, ist es wegen Verkehrslärms eher was für Schwerhörige. Aber wir hatten spät gebucht und so war die Auswahl begrenzt.

Am Abend zeigte ich meiner Begleiterin die Altstadt und die Hafen Promenade. Nach der von den BewohnerInnen verschuldeten Zerstörung der Stadt durch Bomber wurde diese ansehnlich wieder aufgebaut. Die Gebäude aus Fertigelementen wurden ganz hübsch mit maritimen Motiven dekoriert.

Samstag

Den Tag begannen wir mit einem Frühstück am Marktplatz vor dem Rostocker Rathaus.
Dem Gebäude hat die sächsische Herrschaft Schreckliches angetan. Die heute in zweiter Reihe stehende Backstein Gotik Fassade wurde durch einen barocken Vorbau ergänzt. Was für ein grässlicher Kitsch!

Es folgte ein Spaziergang über die Fußgängerzone. Dabei landeten wir am bezaubernden Fontänen Rondell vor dem Universitätsgebäude.
Das heißt "Brunnen der Lebensfreude" und wurde 1980 von den Bildhauern Jo Jastram und Reinhard Dietrich an die Stadt übergeben.

In der Fußgängerzone ereilte I. eine Erleuchtung. Dort gibt es einen Edeka Markt, der ihre Träume wahr werden ließ. Aufgeräumt, hell und breite, nicht vollgestellte Gänge waren super. An den Kassen stellten sich dann alle in einer gemeinsamen Schlange an und die nächste freie Kasse wurde ausgerufen.

Im Anschluss fuhren wir nach Warnemünde. Dort reihten wir uns in die Massen ein, bogen aber in touristenarme Straßen ab. Wir schauten die Villen aus der Kaiserzeit und besuchten den Strand. In Café Röntgen genossen wir leckere Sanddorntorte.

Im Fährhafen waren leider Kreuzfahrtschiffe vertäut. Zur Zeit unserer Anwesenheit waren es drei, diese spucken täglich tausende BesucherInnen in den kleinen Badeort und sorgen für Hektik und Überfüllung in den Straßen.
Das erinnerte uns ein wenig an Venedig, wo ebenfalls aus Geldgier das Leben für die BewohnerInnen unerträglich wird.
Ein Ort, der sehr voll ist, kann zwar auf den Fliegeneffekt hoffen (Leute esst Abfälle, Millionen Fliegen können nicht irren), aber als Seebad mit Stil hat er verspielt.

Die immer zahlreicheren Möwen freut der Zustrom allerdings, fällt doch so manches Fischbrötchen herunter und wird zur leichten Beute für sie ab.

Im Bier- und Branntweinkontor am Fischereihafen verspeisten wir je einen gedünsteten Dorsch in Meerrettichsoße.
Abends wieder in Rostock genossen wir noch leckere Getränke im französischen Bio Restaurant albert + emile in der Altstadt. An den anderen Tischen wurde noch gegessen, das Servierte sah vorzüglich aus. Als uns der Wirt noch einen affengeilen Nachtisch auf Kosten des Hauses servierte, waren wir endgültig davon überzeugt, das sich das Speisen dort lohnt. Doch einen Tisch vorbestellen sollte man / frau auch hier.

Sonntag


Nach einem sehr mittelmäßigem Frühstück im Hotel besuchten wir die Kunsthalle Rostock. Sie liegt etwas außerhalb beim Schwanenteich.
Sie ist der einzige Museumsneubau der DDR. 1969 fertiggestellt kündet sie vom relativen Reichtum und der Weltoffenheit der Stadt, auch im so genannten Sozialismus.

Der Eyecatcher im Schwanensee daneben war das halb versunkene Wohnhaus von Tea Mäkipää. Ihr vermutet richtig, dass die Künstlerin eine Finnin ist. Ich war ja auch mit einer solchen unterwegs.
Im Begleittext stand, dass die Arbeit mit dem Titel "Atlantis" auf die Klimaveränderungen hinweisen soll.


Das Kunstwerk war Teil einer finnischen Ausstellung unter dem Motto "Nature and More".
Irgendwie wird den FinnInnen ein besonderes Verhältnis zur Natur nachgesagt. Ob das für alle Kreativen richtig ist, kann ich nicht beurteilen. Im Alltag jedoch stellt suomalainen gerne mal das Altauto im Wald ab und einen Bioladen fand ich in Helsinki nirgendwo.

Anni Rapinoja, Netzschuhe, 2014
Die Künstlerin überraschte uns mit witzigen Schuhen, Handtaschen und Hüten, die aus Naturmaterialien gefertigt wurden.
Bienennester, Blätter und Blüten dienen ihr als Ausgangsmaterial.
Der Fotograf scheint immer nur vom Fliegen zu träumen. Er inszeniert sich mit den merkwürdigsten Flugmaschinen vor einer Kamera mit Selbstauslöser.
Hals- und Beinbruch dürften nicht fern sein, wenn er es wirklich versucht.
Janne Lehtinen, cage, 2004
Marja Pirilä, Anu, 2004
Diese Fotografin arbeitet mit Doppelbelichtung durch eine Camera Obscura. Durch ein kleines Loch im verdunkelten Zimmer kommt dabei die Außenwelt gespiegelt und verkehrt herum mit ins Bild.
Der Künstler stellt Objekte und Collagen her, die er fotografisch dokumentiert. Ich kannte schon andere Arbeiten von ihm.
Oft versucht er BetrachterInnen zu überraschen.
Sami Parkinnen, Memory, 
Susanna Majuri mag es fantastisch. Mit ihren Fotos lässt sie Bilder und Geschichten im Kopf entstehen.
Am späten Nachmittag setzten wir uns dann in den Zug nach Berlin.

Fotos © Irmeli Rother

Kirche und Kapital

22.08.2014

Wir sahen die neuste Arbeit von Ken Loach,
Jimmy´s Hall, im Odeon Kino in Schöneberg original Englisch mit Untertiteln.
Wer von Ken Loach schwachsinnige Blockbuster für Blöde erwartet, ist bestimmt im falschen Filmtheater. Er ist der englische Regisseur für realistische, sozialkritische Filme.
Die Handlung beruht auf einer "wahren" Geschichte aus dem Irland der Zeit nach kapitalistischen Krise 1929.

Damals verbündete sich weltweit das Kapital mit Kirchen, Faschos und Konservativen, um sich gegen die durch Massenentlassungen geschwächten Arbeiterbewegung durchzusetzen. 1932 war in Irland nach Unabhängigkeit- und Bürgerkrieg Ruhe eingekehrt.

Jimmy kehrte aus dem Exil in den USA nach Irland zurück.
Mit den BewohnerInnen aus der Gegend eröffnet er ein ehemaliges Gemeindezentrum wieder.


Die Herrschenden beobachten dies mit Argusaugen, droht ihnen doch die Kontrolle über die Menschen zu entgleiten. Die katholische Kirche kämpft dabei an vorderster Front.
So wird das Zentrum zuerst beschossen, dann abgebrannt und zum Schluss wird Jimmy mit juristischen Tricks in die USA abgeschoben.
Also kein Happy End, aber Jimmy und der Film säten einen Samen des Widerstandes in die Herzen der Menschen.
Kein Wunder, dass das Kapitalblättchen Frankfurter Allgemeine Zeitung ätzt: "altmodisches Schaukastenkino mit politischer Schlagseite".

Kritiken: Spiegel, Süddeutsche, Zeit, critic

Aqua de Angola und Diashow

09.08.2014


Mit Konzertkarten für den angolanischen Sänger und Musiker Bonga lösten wir ein lange vorher gegebenes Geschenkversprechen bei einem befreundeten Paar ein.
Der Star des Abends Bonga Kuenda ist durch den Weltmusikhit Angola international bekannt geworden.
Das Wetter spielte mit und so wurde es ein bezaubernder Abend auf den Dach des Hauses der Kulturen der Welt. Die meisten der Konzerte des jährlich stattfindenden Festivals Wassermusik sind eh spitze.
I. und ich stellten uns direkt an die Bühne und hörten dem über siebzig jährigem mit seiner vorzüglichen Band zu. Der performte auf der Bühne, dass es eine Augenweide war. Ich hoffe in zehn Jahren auch noch so fit zu sein.
Musikalisch sind seine Lieder eine Mixtur aus afrikanischen und südamerikanischen Stilen. Mit seinen bis heute aufgenommen dreißig Platten ist er wohl der einflussreichste Musiker Angolas.
Nach kurzer Zeit begannen wir kuschelig zu tanzen.



Nach dem Konzert statteten wir der Dia / Sound Installation in der Neuen Nationalgalerie des vor kurzen verstorbenen Otto Pieneeinen Besuch ab.

Der Titel der Arbeit lautet: "Die Sonne kommt näher". Diese entstand 1967 und wurde Anlass bezogen weiter entwickelt.
Zwischen 22:00 Uhr und 4:00 Uhr wurden im ebenerdigen Pavillon auf riesige Leinwände Dias von Sonnen projiziert und das Ganze von Sound und einer Stimme begleitet.
Viele BesucherInnen spielten mit ihren Schatten und teilweise entstanden kleine Schattentheater Stücke.
Links sind I. und M. als Scherenschnitt zu sehen.

Fotos © Irmeli Rother

Freiheit oder Kummet

01.08.2014

Christian Schmidt-Chemnitzer
I. R.
Ob ein Pferd glücklich ist, wenn es einen Kummet um den Hals trägt und Lasten ziehen muss, lässt sich nicht so gut sagen. Die PerformerInnen oben scheinen vom Halsring eher betroffen zu sein. Ihr Gesichtsausdruck erinnert ein wenig an Buster Keaton.

Im Freien Museum Berlin wurde mal wieder zu eine Ausstellung eröffnet. Unter dem nichtssagenden Titel "Let's Fix It!....It’s Fixed!" stellen neun KünstlerInnen aus.
Besonders peinlich fand ich, dass die Galerie es versäumt hatte, die Werke zu beschriften. Außerdem fehlte eine Liste der Arbeiten.
BesucherInnen auf das Internet zu verweisen ist frech, besonders wenn auf der Webseite gerade mal eine Namensliste zu finden ist.

So versuchte ich die geknipsten Bilder den genannten KünstlerInnen zuzuordnen. Irgendwie blöd.

Cox Parrow
ter Hell
Axel Pahlavi
Anschließend zeigte das im Hinterhaus ansässige Filmfestival ContraVision während der Hofparty eine Auswahl seiner Kurzfilme. Wir schlürften Rotwein und staunten nicht schlecht, was dort für fantasievolle Arbeiten zu sehen waren.
Stunden später gingen wir ein wenig versöhnt nach Hause.


Fotos © Irmeli Rother

Am Knie der Spree

13.07.2014

Die offenen Ateliers in Oberschöneweide sind ein jährliches Kunstereignis. Sie firmieren unter Kunst am Spreeknie. Wir fuhren wieder bis zum S-Bahnhof Schöneweide und bewegten uns in Richtung Kaisersteg, einer autofreien Brücke.

Manuel Perrin, 2014
You wan´t see me
Vor dem Spreeübergang beschauten wir in der Hasselfelder Villa die ersten Arbeiten unter dem Motto "Nachspiel".
So empfing uns im Garten zuerst der Fußball durch einen mit Bällen vollgestopften BMW.
Zum Glück sind wir beide, I. und ich, gegen Massen Hysterie durch Fußball relativ resistent.


In der Villa fielen uns einige Bilder von Verena Schock auf.

Der Teufel steckt im Detail
Wer schöner ist, ist geschminkt

Auf der anderen Spreeseite schnüffelten wir erstmal durch ein paar kleine Galerien. In der Ladengalerie in der Rathenaustraße entdeckten wir die Konstallation 2.0. Die UdK Meisterschüler Robert Günther und Mathias Roloff stellten dort aus.

Mathias Roloff, Die Wand, 2014
Im Anschluss besuchten wir die großen Hallen in der ehemaligem Kabelfabrik.
Im Maschinenhaus des Umspannwerkes war Metaphysik das Leitthema. Susanne Roewer und John Power elektrisierten dort.


Es folgten die Spreehallen. Alles was ich tue war hier das Motto der Fotoausstellung. Von Katrin Streicher, Christian Muhrbeck, Tor Seidel, Paul Langmead sowie Alexander Schippel war professionell Geknipstes aus Peking, Dubai, den USA, Bremen und Schöneweide gehängt..

Paul Langmead, Bejing
In der Halle 125 fand eine Messe statt. Die ArtSale sollte Kunst verkaufen. Einiges gefiel uns recht gut.

Delia Valentina Fröhlich
Prints
Mathias Roloff
Ein Brudermord

Ursula Heermann-Jensen, Candy 1, 2, 3
Pauline Pieper, Regulierungswut
Georg Krause, Begegnungen 1-6
Alero Boyo, Mystical ferris wheel

Dann besuchten wir das Atelierhaus am Spreeufer, in dem wir im letzten Jahr an einem Samstag bis in die Puppen gefeiert hatten. Am Sonntag war natürlich keine Party, aber am Ufer sitzen und Bilder schauen war schon erlaubt.



Sabine Burmeisters Arbeiten unter dem Titel "Die spinnen doch alle" waren dabei hervorragend. Mit einem Dampfer der Reederei Riedel verließen wir die Kunstszene und fuhren zurück nach Berlin.