16.06.2010
Wir besuchten das Museum für Moderne Kunst
Kiasma, ein sehr gelungener Bau von
Stefen Hall
(1998) mit einer bemerkenswert beschwingten Architektur. Ein Ort der aktuellen Kunst mit fünf Stockwerken, wir
beschauten Ausstellungen auf drei Etagen. Kiasma ist fußläufig in fünf Minuten vom Hauptbahnhof zu erreichen, mich zog es magisch an, ich war ja schon zwei Wochen lang nicht mehr Kunstwerke glotzen.
Doch zuerst erlagen wir der gemeinen Kaffeegier, die FinnInnen regelmäßig ereilt, ein wenig bin ich wohl auch schon finnlandisiert.
Das Design des Museumscafes war schnucklig und aus einem Guss.
Es ist auch ohne Kunst einen Besuch wert.
Weshalb die meisten deutschen Museen recht langweilige Cafés haben müssen, verstehe ich nicht. Passen diese besser zu uns?
Beim Klo Besuch entdeckte ich dann, dass dort ebenfalls Design angesagt war. Auch das Handwaschbecken war entworfen.
Auf dem Foto ist außerdem eine finnische Besonderheit zu sehen. Die Dusche im Vordergrund dient zur Intimreinigung danach. Mit etwas Übung kann man / frau all das reinigen, was in der Unterhose versteckt wird. Auch ich genoss die Sauberkeit.
Deutschland ist da Entwicklungsland.
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Im zweiten
Stockwerk besuchten wir
Common things, schwedische und finnische moderne
Kunst wurde in einer Gemeinschaftsausstellung dargeboten.
Von den KünstlerInnen fand nur
Kristina Müntzing vor den Augen unserer Kameras Anerkennung. Ihre Installation heißt
New Swedes.
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Im dritten Stockwerk besuchten wir "
It's Set-up". Dort werden siebzig Arbeiten verschiedener
aktueller Künstler präsentiert .
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Johanna Lecklin, story cafe, Videoarbeit,
London 2008, Türkei 2009, Helsinki 2010 |
Die Künstlerin hatte Menschen angeboten vor der Videokamera Geschichten vorzutragen. Im Gegenzug erhielten diese eine Tasse Kaffee.
Sasha Huber macht ein Experiment zu Rassismus und Kolonialismus. Sie landete mit einem Hubschrauber auf dem Agassizhorn und nannte es um.
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Renty |
Das
Projekt Rentyhorn stellt die schweizerischen Behörden bei dem Versuch bloß, den Namen des Naturforschers
Louis Agassiz (18087-1873) nicht beschmutzen zu lassen.
Er ist Namensgeber eines Bergs zwischen den Kantonen Bern und Wallis und war aber auch ein bedeutender Rassist und ein Vordenker der Apartheid.
Als dieser hat er kein Recht, dass ein Berg nach ihm benannt ist. Die Künstlerin will deshalb, quasi als späte Wiedergutmachung, dass der Berg nach einem von ihm wissenschaftlich beschriebenen Sklaven
benannt wird. Renty hieß er für die Weissen, war Sklave des Herrn Taylor aus Columbia in Carolina und wurde im Auftrag von Agassiz fotografiert, um die Minderwertigkeit der schwarzen "Rasse" zu belegen.
Bitte unterschreibt die
Petition zur Umbenennung des Agassiz Horn.
Die beiden KünstlerInnen bauen in Schneekugeln "Dramen" auf. Oben ein vielleicht zerstrittenes Paar im Winterwald. Leider sind sie aber wie Sträflinge durch eine Fußkette verbunden. Die KünstlerInnen scheinen etwas böse zu phantasieren, mal tapsen Blinde über ein winziges Eiland, mal baumeln Gehängte an Bäumen und eine Menschengruppe wartet darauf, die nächsten Hinrichtungen zu befehlen.
Auf Finnisch mal richtig nein (ei) sagen zu können, ist wohl hier das Motiv des Künstlers
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Jacob Dahlgrenin, The Wonderful World of Abstraction, Silk ribbons and aluminium |
Es bereitete den BesucherInnen viel Freude dieses begehbare Kunstwerk zu durchstreifen.
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Im fünften
Stockwerk wurde die Austellung
Figure Out der Fotografin
Denise Grünstein gezeigt.
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Head Hunter, 2009 |
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Figure in Landscape, 2001 |
Sie komponiert Fotos, die auch immer kleine Geschichten erzählen.Manches erinnert an Fantasie Märchen.
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Voll guter Eindrücke verließen wir das Kiasma, nicht ohne vorher noch einen Fensterausblick aus diesem wunderbaren Museum zu knipsen.