Am Morgen besichtigten wir das einzige Museum für Moderne Kunst der Stadt. Der Name Kunstforum Ostdeutsche Galerie klingt lächerlich und ist es eigentlich auch. Es wurde auf der Grundlage des Kulturparagraphen im Bundesvertriebenen- und Flüchtlingsgesetz eingerichtet. Sicher nicht aus Versehen in Regensburg, denn dort regiert die CSU, die versucht am rechten Rand Stimmen zu fangen. Dort orten sich auch viele so genannte Vertriebene.
Ihre Vorfahren gehörten zur deutschstämmigen Bevölkerung in Polen, Tschechien und anderen Ländern, die den deutschen Eroberern zujubelten. Sie beteiligten sich an der Vertreibung und den Pogromen gegen die anderen Bevölkerungsgruppen. Als sie dann am Ende des Kriegs nach Deutschland vertrieben wurden, wagten sie es sich trotzdem zu beschweren. In der alten Bundesrepublik bildeten sie gemeinsam mit der CSU, rechten Burschenschaft und Nazis den Block der Revisionisten. Diese wollten "Ostdeutschland" wieder zurück erobern. Diese Koalition erreichte, dass überall in Westdeutschland Denkmäler und Museen für sie gebaut wurden.
Aus diesem Sumpf stiegt auch das Kunstforum auf.
Zwar ist der Einfluss der Revisionisten inzwischen sehr gering geworden, doch das Museum ist immer noch mit dem Anspruch unterwegs, nur Kunst aus den verloren gegangenen Regionen zu zeigen. Das ist zwar schwachsinnig, aber zum Glück gibt es genügend gute KünstlerInnen, die irgendwie Wurzeln im Osten haben. Diese dürfen ins Haus.
So bekamen wir trotzdem gute Arbeiten zu Gesicht.
Tagesschau 2008 |
Er gilt als Chamäleon der Kunstwelt.
Sein erster Raum enthielt Fernsehsequenzen digital in Streifen geklebt.
Santa Cruz 2007 |
Im nächsten Raum zeigte er Zeichnungen durch Kerzenruß.
Dabei projizierte er Bilder an die Decke und "malte" sie mit Ruß nach.
So kreativ sind nicht viele KünstlerInnen. Dokoupil ist ein Suchender, will immer Neues entdecken. Andere finden ihren Stil irgendwann und halten den dann bis zum Lebensende durch.
Nicht umsonst gewann Dokoupil den wichtigen Lovis Corinth Preis 2012.
Transparente Eruption, 2010 |
Hier hat er mit farbigen großen Seifenblasen experimentiert und versucht diese auf Leinwand zu platzieren.
In einem Video berichtete er von den Schwierigkeiten Seifenlauge mit Farbe anzureichern.
Das Ergebnis dieser Versuche begeisterte mich endgültig.
Im Rest des Hauses, in der ständigen Ausstellung, befindet sich jedoch auch noch ansehnliche Werke.
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Auf dem Weg in unsere Unterkunft fanden wir an einer Kirche diesen Wegweiser nach Santiago de Compostela. Damit ich freiwillig so weit laufe, müsste ich schon etwas ordentlich an der Waffel haben. Eine Beleidigung der Katholischen Kirche und ihrer Würdenträger wäre mir nicht genug Motivation. Zumal ich das am Tag sicher zwanzig Mal in Gedanken tue. Das schleift sich ab. Außerdem glaube ich nicht an jenes höhere Wesen, dass wir verehren, dann gibt es für mich sowieso keine Erlösung.
Mögen Andere ihre Schuhsohlen auf dem Weg nach Spanien ablatschen.
Im Hausflur musste mir die Liebste jedoch mal wieder zeigen, wo der künstlerische Hammer hängt.
Ja, ich weiß, dass sie die bessere Fotografin ist! Stimmt doch, oder! Auserwählte können das Bild vielleicht im nächsten Jahr einen Monat lang bewundern.
Am späten Nachmittag besuchten wir ein Konzert in der Oswaldkirche.
Das Trio Emily´s Poetry zauberte eine wunderbare Stimmung in die Kirche. Vorgetragen wurden die Gedichte von Emily Dickinson mit musikalischer Begleitung. Maria Nikolayczik sang, Rolli Bohnes spielte Gitarre und Oliver Horeth Kontrabass.
Frau Dickson lebte im 19. Jahrhundert in den USA. Sie litt unter Depressionen, lebte recht isoliert in ihrem Haus und verfasste herrliche Lyrik.
Sturmnacht! - Sturmnacht! Wär ich bei Dir, Sturmnächte wären Unser Pläsier! Harmlos die Stürme Dem Herzen im Port - Wirf Deinen Kompaß Und Karten fort! Rudernd in Eden- Meer bist Du mir! Lasse zur Nacht mich Ankern in Dir! |
Wild nights - wild nights! Were I with thee Wild nights should be Our luxury! Futile the winds To a heart in port - Done with the compass, Done with the chart! Rowing in Eden - Ah, the sea! Might I moor Tonight in thee! |
Leider verstand ich die englischen Texte nur teilweise, bei Lyrik ist das oft besonders schwierig, besonders wenn das Englisch alt ist. Doch die gesungenen Gedichte schlichen sich auch in Englisch ins Ohr und ins Herz. Für Euch habe ich eine Übersetzung gesucht und gefunden.
Nachts ging es dann wieder zum Abhotten in den Leeren Beutel.
Wieder unterliegen alle unbezeichneten Fotos dem Copywrite von Irmeli Rother.
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