21.01.2013
GASTBEITRAG
Zum Thema Sextouristinnen gab es vor ein Paar Jahren den Film "In den Süden" mit Charlotte Rampling in der Hauptrolle. Jetzt bringt der Österreicher Ulrich Seidl uns in seinem Film "Paradies: Liebe" nach Kenia. Dort suchen die in die Jahre gekommene Europäerinnen den Kick von jungen, knackigen Männern begehrt zu werden. Die fünfzigjährige Teresa macht Urlaub in Kenia, wo ihre Freundinnen sich schon routiniert von Einheimischen anbaggern lassen. Teresa hat als Anfängerin erstmal Hemmungen sich auf das Spiel einzulassen, sie ist unerfahren und teilweise naiv. Sie versucht an der Illusion Liebe festzuhalten, glaubt an echte Begierde.
Es geht jedoch um knallhartes Geschäft. Eine weiße Urlauberin ist für einen jungen kenianischen Familienvater eine zu Fleisch gewordene Geldbörse. Die Frauen nutzen deren Not in erniedrigendem, kolonialistischem Stil.
Das Wort Safari bedeutet Jagdreise, hier geht es um eine Sexsafari. Wer wen jagt, möge offen bleiben.
Teresa ist übergewichtig, weit entfernt von westlichen Schönheitsidealen. Den kenianischen Beachboys ist das Alter und die Festigkeit des Körperfleisches zweitrangig, Hauptsache die Medikamente für das Baby werden bezahlt.
Teresa wird in das raue, bescheidene Welt der Einheimischen mitgenommen, sei es für eine Mitleidstour in den ärmlichen Behausungen oder für schnellen Sex in einem trostlosen Stundenhotel.
Den jungen Männer sind alle Mittel recht, Hauptsache es springt was dabei raus. Es wird gelogen, getrickst, sexuelle Interessen, ja sogar Liebe, vorgegaukelt. Manche Methoden sind schlicht erniedrigend.
Teresa kann in den Schutz ihres Luxusressorts zurückkehren, wo Touristen Tag und Nacht bewacht werden.
Die Beutetouren werden zusammen mit den Freundinnen ausgewertet. Da wird unablässig über die Sexpartner gesprochen, sich lustig über deren Sprechversuche in Deutsch gemacht. Ist es Gleichberechtigung, wenn vier Frauen sich mit einem bezahlten Boy vergnügen? Ist es moralisch verwerflich, wenn es sich bei dem als Geburtstagsgeschenk bestellten Stripper um einen Mann aus der so genannten Dritten Welt handelt? Gibt es Freiwilligkeit in Sachen gekaufter Sex?
Die Rollen im Film sind teilweise mit Berufschauspielern, teilweise mit Laien besetzt. Terese wird grandios von Margarethe Tiesel gespielt. Vieles im Film wirkt authentisch, beinah dokumentarisch. Es ist kein fröhlicher Film, jedoch allermal sehenswert. "Paradies: Liebe" ist der erster Teil einer Trilogie des Regisseurs. Der dritte Teil „Paradies: Hoffnung“ läuft im Wettbewerb auf der Berlinale.
Kritiken der Anderen: Zeit, Tagesspiegel, Spiegel,
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Liedermacher Revival
19.01.2013
Als junger Kerl war ich in Berlin regelmäßiger Gast in Clubs, in denen auch Liedermacher mit Gitarre und deutschen Texten auftraten. Bei einer solchen Kombination sind die musikalischen Möglichkeiten jedoch recht begrenzt und so war ich froh, als der Hype um die Liedermacher abebbte. Zwar gibt es einzelne übrig gebliebene Leuchttürme wie Hannes Wader, aber ein Konzert mit ihm hätte ich nicht freiwillig besucht.
Dieses Mal war es eine Einladung, die mich ins SO36 lockte. Es war gerammelt voll. Der erste Minuspunkt beim Konzert war, dass das Rauchverbot nicht durchgesetzt wurde. Der Gestank war dementsprechend.
Dann trat die Vorgruppe Billi Rückwärts, zwei Jungs mit Gitarre und eine Frau mit Geige, auf. Musikalisch waren sie recht gut, leider waren die Texte spätpubertierendes Geschwätz.
Dann erschien Götz Widmann, der Star des Abends. Er spielte ein Wunschkonzert. Seine Fans hatten die Auswahl getroffen. Schon beim ersten Song sangen viele mit, die Texte wurden besser, doch richtig begeistert war ich auch nicht.
Nach dem dritten Lied verließen wir das SO36.
Wir zogen weiter ins Ballhaus Naunynstrasse. Dort hat die bekannte DJane Grace Kelly die Bar im Keller übernommen. Die hat sie auf den Namen "Heimlich" getauft. Wie gehofft, hörten wir dort einen tollen Weltmusikmix aus dem Laptop.
Auf dem Heimweg entdeckten wir im Treppenhaus spannende Kunstwerke von Silvina Der-Meguerditchian.
Sie ist Nachfahrin armenischer Flüchtlinge aus der Türkei und zog aus Argentinien nach Berlin. Ihr Teppich mit eingewebten, geschlossenen Augenpaaren steht für die geleugnete Verantwortung der Türken an der Vertreibung und den Massakern an der armenischen Minderheit 1915 / 1916.
Die Opferzahlen schwanken zwischen 300.000 und 1,5 Millionen.
Als junger Kerl war ich in Berlin regelmäßiger Gast in Clubs, in denen auch Liedermacher mit Gitarre und deutschen Texten auftraten. Bei einer solchen Kombination sind die musikalischen Möglichkeiten jedoch recht begrenzt und so war ich froh, als der Hype um die Liedermacher abebbte. Zwar gibt es einzelne übrig gebliebene Leuchttürme wie Hannes Wader, aber ein Konzert mit ihm hätte ich nicht freiwillig besucht.
Leider ist das Foto etwas veraltet. |
Dann trat die Vorgruppe Billi Rückwärts, zwei Jungs mit Gitarre und eine Frau mit Geige, auf. Musikalisch waren sie recht gut, leider waren die Texte spätpubertierendes Geschwätz.
Dann erschien Götz Widmann, der Star des Abends. Er spielte ein Wunschkonzert. Seine Fans hatten die Auswahl getroffen. Schon beim ersten Song sangen viele mit, die Texte wurden besser, doch richtig begeistert war ich auch nicht.
Nach dem dritten Lied verließen wir das SO36.
Wir zogen weiter ins Ballhaus Naunynstrasse. Dort hat die bekannte DJane Grace Kelly die Bar im Keller übernommen. Die hat sie auf den Namen "Heimlich" getauft. Wie gehofft, hörten wir dort einen tollen Weltmusikmix aus dem Laptop.
Auf dem Heimweg entdeckten wir im Treppenhaus spannende Kunstwerke von Silvina Der-Meguerditchian.
Sie ist Nachfahrin armenischer Flüchtlinge aus der Türkei und zog aus Argentinien nach Berlin. Ihr Teppich mit eingewebten, geschlossenen Augenpaaren steht für die geleugnete Verantwortung der Türken an der Vertreibung und den Massakern an der armenischen Minderheit 1915 / 1916.
Die Opferzahlen schwanken zwischen 300.000 und 1,5 Millionen.
Finissage mit Fuffzehn
12.01.2013
Eine kleine feine Galerie hat in der Nähe des U-Bahnhofs Walter-Schreiber-Platz ihre Tore geöffnet. Die Galerie Fröauf ist einem Laden untergekommen. Deshalb war ich skeptisch, als ich die Anzahl der KünstlerInnen sah, die dort ausstellen wollten.
Doch Platz ist in der kleinsten Hütte, wenn Frau weiß, wie geschickt gehängt wird. Die Hängung war sehr gelungen und die meisten Werke fand ich beachtenswert.
Die Werke der meisten KünstlerInnen fanden mein Wohlwollen. Nur die Arbeit von David Gessert fand ich richtig schlecht.
Eine kleine feine Galerie hat in der Nähe des U-Bahnhofs Walter-Schreiber-Platz ihre Tore geöffnet. Die Galerie Fröauf ist einem Laden untergekommen. Deshalb war ich skeptisch, als ich die Anzahl der KünstlerInnen sah, die dort ausstellen wollten.
Doch Platz ist in der kleinsten Hütte, wenn Frau weiß, wie geschickt gehängt wird. Die Hängung war sehr gelungen und die meisten Werke fand ich beachtenswert.
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Andreas Fischer Tante Hilde |
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Lupe Godoy `Schwarz ist mein Name` 2012, Collage auf Pappe, 30 x 30 cm |
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Heinz Kasper Into the Light (ein Schneelabyrinth) Kunst am Berg Zell am See (A) Januar 2012 |
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Ulrike Hogrebe | |||
Silke Koch from the series "Rockets from Evil Empire" - 2008/09 porcelain, plastic, metal, glass 45cm x Ø 13cm |
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Julia Neuenhausen | |||
Ernst Baumeister “Gesicht weiblich” 2011, Siebdruck |
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Mechthild Ehmann `Little Hip` 2011, Sodalit |
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David Gessert | |||
Jürg Schmiedekind Berlin-Mitte, Vossstraße, 2012, Fotografie |
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Ev Pommer `durchlässig` 2004 – 2007, Holz/Pigment, 74 x 46 x 95 cm |
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André Baschlakow Aus der Serie `Tagebaulandschaften der Niederlausitz` Kontaktprintverfahren, Baryt |
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Susanne Wehr `restless` 2012, Photocut, 70 x 100cm, gerahmt |
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Angela Bröhan Aus der Serie “In anderen Gegenden” Teneriffa 2012, Fotografie, Format 30 x 30 cm, Auflage 10 + 1 AP |
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Gregor Cürten `Marlen Haushofer 1955` 2010, Eitempera und Enkaustik auf Bütten, 51x39cm |
Deutsch - Skandinavische Freundschaft
06.01.2013
Am Sonntag trieb es uns, meine geliebte Finnin und mich, zur Deutsch - Skandinavische Jugend-Philharmonie. Dieses Orchester existiert seit 1981 und tritt ein mal im Jahr in Berlin auf. Es probt stets ca. zwei Wochen und dann folgt ein Abschlusskonzert in der Berliner Philharmonie.
Nachmittags trudelten wir dort ein und nahmen in dem etwas klein geratenen finnischen Block Platz.
Trotzdem das Konzert unter dem Motto "Karelien" stand, war das gut gefüllte Auditorium nicht mehrheitlich mit Suomi gefüllt. Ich hatte dies erwartet, denn vielen FinnInnen ist Karelien ein heiliger Ort. Ihr Nationalepos Kalevala soll dort entstanden sein und einige trauern immer noch dem im Krieg gegen die Sowjetunion verlorenen Gebiet nach.
Am Beginn des Konzerts waren die jungen MusikerInnen wohl noch etwas nervös, denn es kam zu kleinen Missgeschicken, aber dann griff der Dirigent Andreas Peer Kähler ein und später lief alles rund.
Das Programm war anspruchsvoll:
- Jean Sibelius selten gespielter Karelia-Ouvertüre op. 10
- Jean Sibelius Karelia-Suite op. 11
- Igor Strawinsky Orchestersuite zu dem Ballett Der Feuervogel
Das waren bekannte Stücke, die dem Orchester gut gelangen. Richtig genial war jedoch die Eigenkomposition vom Dirigenten Andreas Peer Kähler und der Volkssängerin und Musikwissenschaftlerin Karoliina Kantelinen. Frau Kantelinen kam von Rang herunter zum Pult und stimmte dabei Joik (Obertongesang) im Wechsel mit den Gruppen des Orchester an. Sie forderte diese mit gesungenen Passagen zur Antwort heraus.
Eine tolle Idee, die das Konzert mit den 90 jungen Musikern aus 15 Ländern zu etwas sehr Besonderem machte. Bei dieser Aufführung durften sogar die PercussionistInnen die Ärmel hochkrempeln und mit Wasser plempern. Für das Orchester war das Stück eine Herausforderung.
Zum Schluss gab es lang anhaltenden Beifall und sogar noch eine kleine Zugabe.
Am Sonntag trieb es uns, meine geliebte Finnin und mich, zur Deutsch - Skandinavische Jugend-Philharmonie. Dieses Orchester existiert seit 1981 und tritt ein mal im Jahr in Berlin auf. Es probt stets ca. zwei Wochen und dann folgt ein Abschlusskonzert in der Berliner Philharmonie.
Karelische Mädchentracht |
Trotzdem das Konzert unter dem Motto "Karelien" stand, war das gut gefüllte Auditorium nicht mehrheitlich mit Suomi gefüllt. Ich hatte dies erwartet, denn vielen FinnInnen ist Karelien ein heiliger Ort. Ihr Nationalepos Kalevala soll dort entstanden sein und einige trauern immer noch dem im Krieg gegen die Sowjetunion verlorenen Gebiet nach.
Am Beginn des Konzerts waren die jungen MusikerInnen wohl noch etwas nervös, denn es kam zu kleinen Missgeschicken, aber dann griff der Dirigent Andreas Peer Kähler ein und später lief alles rund.
Das Programm war anspruchsvoll:
- Jean Sibelius selten gespielter Karelia-Ouvertüre op. 10
- Jean Sibelius Karelia-Suite op. 11
- Igor Strawinsky Orchestersuite zu dem Ballett Der Feuervogel
Das waren bekannte Stücke, die dem Orchester gut gelangen. Richtig genial war jedoch die Eigenkomposition vom Dirigenten Andreas Peer Kähler und der Volkssängerin und Musikwissenschaftlerin Karoliina Kantelinen. Frau Kantelinen kam von Rang herunter zum Pult und stimmte dabei Joik (Obertongesang) im Wechsel mit den Gruppen des Orchester an. Sie forderte diese mit gesungenen Passagen zur Antwort heraus.
Eine tolle Idee, die das Konzert mit den 90 jungen Musikern aus 15 Ländern zu etwas sehr Besonderem machte. Bei dieser Aufführung durften sogar die PercussionistInnen die Ärmel hochkrempeln und mit Wasser plempern. Für das Orchester war das Stück eine Herausforderung.
Zum Schluss gab es lang anhaltenden Beifall und sogar noch eine kleine Zugabe.
Finnische Wettergöttin
30.12.2012
Wenn mein finnisches Naturmädel aus dem Fenster schaut und sagt heute regnet es nicht, werde ich zukünftig heimlich eine Regenhaut einstecken.
Der Sonntag begann mit frühlingshaften Temperaturen und teilweise Sonnenschein.
Es schien wie gemacht für einen kleinen Ausflug auf zwei mal zwei Rädern. So schlug ich vor eine Ausstellung im Haus am Waldsee in Zehlendorf zu besuchen.
Da die Liebste regenfreiheit verkündet hatte, verzichteten wir auf entsprechende Kleidung. Nach 20 Minuten, etwa zehn Minuten vom Ziel entfernt, begann es wie aus Eimern zu schütten. Pudelnass und durchgefroren kamen wir an. Zum Glück war das Museumscafe geöffnet
Als wir heißem Kakao tranken, kehrten unsere Lebensgeister zurück.
So gerüstet besahen wir uns was Erik Schmidt an Kunst zu bieten hat.
Den hat die Occupy Wallstreet Bewegung in NewYork so begeistert, dass viele seiner letzten Arbeiten um dieses Thema kreisen.
Die früheren Malereien begeisterten mich wenig, sie wirkten zu flach und waren eher Architekturzeichnungen. Auch die Videos begeisterten wenig.
In der Occupy Serie verwendet er viel aus Tuben und mit Spachtel aufgetragene Ölfarbe. Von Nahem betrachtet wirken sie wie Reliefs. Durch den groben Farbauftrag entfalten die Bilder ihre Wirkung erst nach einigem Abstand zum Betrachter.
Für diese Bilder hat sich der Besuch der leider schon zu Ende gegangen Ausstellung gelohnt. Obwohl die Liebste den, mit 7 Euro doch recht heftigen, Eintrittspreis bemängelte.
Im teuren Villenvorort Dahlem sind die Preise wohl dem Einkommen der EinwohnerInnen angepasst.
Als wir unsere Drahtesel bestiegen, war uns der Wettergott wieder gnädig. By the way entdeckten wir dann noch diese tolle Schnecke an der Auffahrt zum Museum. Während die Sonne unterging radelten wir Heim.
Wenn mein finnisches Naturmädel aus dem Fenster schaut und sagt heute regnet es nicht, werde ich zukünftig heimlich eine Regenhaut einstecken.
Der Sonntag begann mit frühlingshaften Temperaturen und teilweise Sonnenschein.
Es schien wie gemacht für einen kleinen Ausflug auf zwei mal zwei Rädern. So schlug ich vor eine Ausstellung im Haus am Waldsee in Zehlendorf zu besuchen.
Da die Liebste regenfreiheit verkündet hatte, verzichteten wir auf entsprechende Kleidung. Nach 20 Minuten, etwa zehn Minuten vom Ziel entfernt, begann es wie aus Eimern zu schütten. Pudelnass und durchgefroren kamen wir an. Zum Glück war das Museumscafe geöffnet
Als wir heißem Kakao tranken, kehrten unsere Lebensgeister zurück.
So gerüstet besahen wir uns was Erik Schmidt an Kunst zu bieten hat.
Den hat die Occupy Wallstreet Bewegung in NewYork so begeistert, dass viele seiner letzten Arbeiten um dieses Thema kreisen.
Die früheren Malereien begeisterten mich wenig, sie wirkten zu flach und waren eher Architekturzeichnungen. Auch die Videos begeisterten wenig.
In der Occupy Serie verwendet er viel aus Tuben und mit Spachtel aufgetragene Ölfarbe. Von Nahem betrachtet wirken sie wie Reliefs. Durch den groben Farbauftrag entfalten die Bilder ihre Wirkung erst nach einigem Abstand zum Betrachter.
We shall overcome, 2012 |
Tony Cragg, 2008 Outspan © Irmeli Rother |
Im teuren Villenvorort Dahlem sind die Preise wohl dem Einkommen der EinwohnerInnen angepasst.
Als wir unsere Drahtesel bestiegen, war uns der Wettergott wieder gnädig. By the way entdeckten wir dann noch diese tolle Schnecke an der Auffahrt zum Museum. Während die Sonne unterging radelten wir Heim.
Überall Grenzen
28.12.2012
Kurz vor Toreschluß schafften wir es noch die Ausstellung Über Grenzen im Haus der Kulturen der Welt zu besuchen. In ihr erkundeten Fotografen der Ostkreuz Agentur innere und äußere Grenzen weltweit und zeigten sie in großformatigen Fotoserien. Diese waren auf große Stellwände gruppiert.
Dabei war nicht nur die Eingrenzung durch Staaten, sondern auch Ausgrenzung durch Gesellschaften ein Thema.
Heinrich Völkel zeigte in seiner Serie "The Green Line" Bilder von der Waffenstillstandsgrenze aus Zypern. Nach dem Versuch der griechischen Militärdiktatoren Zypern in Hellas einzuverleiben kam es zu einem Bürgerkrieg (1974). Als Folge dessen spaltete die türkische Minderheit einen Teil der Insel ab. Dieser wird bis heute von türkischem Militär gesichert. "The Green Line"
Tobias Kruse erkundete die Szene am stillgelegten Busbahnhof von Tel Aviv. Dort leben Illegale und Heroinsüchtige und gehen der Prostition nach. Die dort lebenden Menschen grenzt die israelische Gesellschaft aus. "Terminal"
Jordis Antonia Schlösser beschreibt eine doppelte Ausgrenzung in Norditalien. Dort in Prato wird die so genannte Pronto Moda (schnelle Mode) hergestellt. Schon seit dem Mittelalter wurde sie dort in Textilfabriken gefertigt. Seit ein paar Jahren sind fast alle Fabriken von chinesischen Unternehmern übernommen worden. Dort arbeiten ausschließlich chinesische ArbeiterInnen, meist zu Hungerlöhnen, denn sie sind Illegale. So fühlen sich die ehemaligen italienischen NäherInnen verdrängt. Die Fabrikbesitzer haben ihre Arbeitsplätze verkauft. Bei den allgemeinen mafiösen Strukturen in Politik und Verwaltung in Italien war dies einfach. Kauften sich früher italienische Fabrikanten von Vorschriften und Steuerzahlungen frei, tun dies heute Chinesische. "Made in Italy"
Jörg Brüggemann fotografierte die Grenze zwischen Nord- und Südkorea. Dort herrscht eine seltsam operettenhafte Atmosphäre. Die Demarkationslinie existiert seit 1953 und ist unter anderem ein Touristenmagnet. "Visit Korea"
Anne Schönharting besuchte das immer noch von Briten besetzte Nordirland, in dem in vielen Städten die britischen Viertel mit Mauern vom Rest des Landes abgetrennt sind. "Road Closed"
Dawin Meckel lernte IndianerInnen des Volks der Cree kennen. Sie leben in einer Zwischenzeit. Sie wohnen in einem Erdöl Explorationsgebiet. Gerade zur Zeit protestieren die UreinwohnerInnen in Kanada wieder gegen ihre Armut und Ausgrenzung. "Lubicon Cree"
Julian Röder beobachtete die Menschenjäger an der Grenze der EU zwischen Griechenland und der Türkei. Dort versuchen sie Flüchtlinge und EmigrantInnen abzuhalten ihre Reiseziele zu erreichen. "Mission and Task"
Annette Hauschild besuchte Roma Ghettos in Osteuropa und Italien. Ihre Bilder belegen, welche sozialdarwinistische Widerwärtigkeit die Abschiebung von Romaflüchtlingen in den "sicheren" Kosovo bedeutet. "Hit the road Jack"
Pepa Hristova ging dort hin wo es wehtut. Sie dokumentierte den Alltag von Kindern in einem bulgarischen Waisenhaus. In den Fotos ist die Kälte ihres Lebens spürbar. "Labyrinth aus Glas"
Weitere Fotografen waren Espen Eichhöfer - "Ein Staat entsteht", Sibylle Fendt - "Sehr geehrte Frau K.", Harald Hauswald, Ute und Werner Mahler, Thomas Meyer "Exil Kalkutta", Frank Schinski , Anne Schönharting, Linn Schröder , Maurice Weiss "Arabischer Herbst".
Kurz vor Toreschluß schafften wir es noch die Ausstellung Über Grenzen im Haus der Kulturen der Welt zu besuchen. In ihr erkundeten Fotografen der Ostkreuz Agentur innere und äußere Grenzen weltweit und zeigten sie in großformatigen Fotoserien. Diese waren auf große Stellwände gruppiert.
Dabei war nicht nur die Eingrenzung durch Staaten, sondern auch Ausgrenzung durch Gesellschaften ein Thema.
Heinrich Völkel zeigte in seiner Serie "The Green Line" Bilder von der Waffenstillstandsgrenze aus Zypern. Nach dem Versuch der griechischen Militärdiktatoren Zypern in Hellas einzuverleiben kam es zu einem Bürgerkrieg (1974). Als Folge dessen spaltete die türkische Minderheit einen Teil der Insel ab. Dieser wird bis heute von türkischem Militär gesichert. "The Green Line"
Tobias Kruse erkundete die Szene am stillgelegten Busbahnhof von Tel Aviv. Dort leben Illegale und Heroinsüchtige und gehen der Prostition nach. Die dort lebenden Menschen grenzt die israelische Gesellschaft aus. "Terminal"
Jordis Antonia Schlösser beschreibt eine doppelte Ausgrenzung in Norditalien. Dort in Prato wird die so genannte Pronto Moda (schnelle Mode) hergestellt. Schon seit dem Mittelalter wurde sie dort in Textilfabriken gefertigt. Seit ein paar Jahren sind fast alle Fabriken von chinesischen Unternehmern übernommen worden. Dort arbeiten ausschließlich chinesische ArbeiterInnen, meist zu Hungerlöhnen, denn sie sind Illegale. So fühlen sich die ehemaligen italienischen NäherInnen verdrängt. Die Fabrikbesitzer haben ihre Arbeitsplätze verkauft. Bei den allgemeinen mafiösen Strukturen in Politik und Verwaltung in Italien war dies einfach. Kauften sich früher italienische Fabrikanten von Vorschriften und Steuerzahlungen frei, tun dies heute Chinesische. "Made in Italy"
Jörg Brüggemann fotografierte die Grenze zwischen Nord- und Südkorea. Dort herrscht eine seltsam operettenhafte Atmosphäre. Die Demarkationslinie existiert seit 1953 und ist unter anderem ein Touristenmagnet. "Visit Korea"
Anne Schönharting besuchte das immer noch von Briten besetzte Nordirland, in dem in vielen Städten die britischen Viertel mit Mauern vom Rest des Landes abgetrennt sind. "Road Closed"
Dawin Meckel lernte IndianerInnen des Volks der Cree kennen. Sie leben in einer Zwischenzeit. Sie wohnen in einem Erdöl Explorationsgebiet. Gerade zur Zeit protestieren die UreinwohnerInnen in Kanada wieder gegen ihre Armut und Ausgrenzung. "Lubicon Cree"
Julian Röder beobachtete die Menschenjäger an der Grenze der EU zwischen Griechenland und der Türkei. Dort versuchen sie Flüchtlinge und EmigrantInnen abzuhalten ihre Reiseziele zu erreichen. "Mission and Task"
Annette Hauschild besuchte Roma Ghettos in Osteuropa und Italien. Ihre Bilder belegen, welche sozialdarwinistische Widerwärtigkeit die Abschiebung von Romaflüchtlingen in den "sicheren" Kosovo bedeutet. "Hit the road Jack"
Pepa Hristova ging dort hin wo es wehtut. Sie dokumentierte den Alltag von Kindern in einem bulgarischen Waisenhaus. In den Fotos ist die Kälte ihres Lebens spürbar. "Labyrinth aus Glas"
Weitere Fotografen waren Espen Eichhöfer - "Ein Staat entsteht", Sibylle Fendt - "Sehr geehrte Frau K.", Harald Hauswald, Ute und Werner Mahler, Thomas Meyer "Exil Kalkutta", Frank Schinski , Anne Schönharting, Linn Schröder , Maurice Weiss "Arabischer Herbst".
Kunst im Bunker
22.12.2012
Nach einem Fehlversuch vor ein paar Jahren besuchte ich mit meiner Liebsten die Sammlung Boros. Die Familie Boros hattte 2003 den im Dritten Reich gebauten Bunker an der Reinhardstrasse gekauft, umgebaut und stellt dort ihre gesammelten Werke aus.
Viele Decken und Wände wurden entfernt und damit interessante Durchblicke geschaffen. Leider ist das Haus nur bei einer Führung zu besichtigen und dafür muss man / frau sich anmelden. Der Preis dafür beträgt 10 Euro.
Doch das lohnt sich. Die gezeigten Kunstwerke sind das Anschauen wert.
Schon an Eingang konnten wir über Holzstämme stolpern, die Olafur Eliasson dort verloren hatte. Auch über dem Kassenschalter schwebte Kunst.
Es gab viel zu bestaunen.
Das brachte sogar einen erfahrenen Kunstwanderer wie mich dazu, dass ich mit offenem Mund da stand. Neben den Werken faszinierte mich besonders das geschickte Herausschneiden von Gebäudeteilen. Wie die mindestens dreißig Zentimeter Betonmauern rausgetrennt wurden, konnte ich nur erahnen. Das muss eine Heidenarbeit gewesen sein und ich war froh, dass ich diese nicht ausführen musste.
Die ersten Werke, die uns die Führerin vorstellte, waren die Spinnen von Tomas Saraceno. Diesen kannte ich seit der Biennale in Venedig 2009.
Seine Skulpturen sind wohl stark von Quallen und anderem Meeresgetier inspiriert. Oft verarbeitet er auch Plastikfolie. 2500 Euro kostete das Netz.
Teilweise waren die Wände noch Bunker roh und pur. Thomas Scheibitz hängte seine Werke darauf. Auch er war schon auf der Biennale vertreten, allerdings 2005. Seine Arbeiten sind meist stark abstrakt, aber teilweise auch figürlich. Das Werk Tinte und Zucker entstand 2007.
Alicja Kwade versucht uns zu verwirren, unsere Wahrnehmung zu erschüttern und sie dadurch zu schärfen.
Etwas so banales wie mit Blattgold verkleidete Steine wirken bei ihr durch die Platzierung in einem dunklen Raum und dezente Beleuchtung wie ein Schatz.
Hinterhältig waren auch Plastikklumpen, die sie wie Edelsteine schleifen ließ. Richtig gut sahen die in einer Schale offen herumliegenden Diamanten aus, so dass es manchen in den Fingern juckte.
Schade fand ich, dass die Führerin nicht richtig gut fit war. Einige Male wusste sie keine Antworten auf unsere Fragen.
Trotzdem war ich zufrieden, die Kunstwerke überdeckten diese kleine Schlamperei.
Nachdem wir den Bunker verlassen hatten, entdecken wir an der Außenwand diese nette Graffiti.
Doch Kunst macht hungrig und so verschlug es uns in die Berliner Ensemble-Kantine um die Ecke.
Nach einem Fehlversuch vor ein paar Jahren besuchte ich mit meiner Liebsten die Sammlung Boros. Die Familie Boros hattte 2003 den im Dritten Reich gebauten Bunker an der Reinhardstrasse gekauft, umgebaut und stellt dort ihre gesammelten Werke aus.
Viele Decken und Wände wurden entfernt und damit interessante Durchblicke geschaffen. Leider ist das Haus nur bei einer Führung zu besichtigen und dafür muss man / frau sich anmelden. Der Preis dafür beträgt 10 Euro.
Doch das lohnt sich. Die gezeigten Kunstwerke sind das Anschauen wert.
Schon an Eingang konnten wir über Holzstämme stolpern, die Olafur Eliasson dort verloren hatte. Auch über dem Kassenschalter schwebte Kunst.
Es gab viel zu bestaunen.
Das brachte sogar einen erfahrenen Kunstwanderer wie mich dazu, dass ich mit offenem Mund da stand. Neben den Werken faszinierte mich besonders das geschickte Herausschneiden von Gebäudeteilen. Wie die mindestens dreißig Zentimeter Betonmauern rausgetrennt wurden, konnte ich nur erahnen. Das muss eine Heidenarbeit gewesen sein und ich war froh, dass ich diese nicht ausführen musste.
Netzwerk 5, 2011 |
Seine Skulpturen sind wohl stark von Quallen und anderem Meeresgetier inspiriert. Oft verarbeitet er auch Plastikfolie. 2500 Euro kostete das Netz.
Teilweise waren die Wände noch Bunker roh und pur. Thomas Scheibitz hängte seine Werke darauf. Auch er war schon auf der Biennale vertreten, allerdings 2005. Seine Arbeiten sind meist stark abstrakt, aber teilweise auch figürlich. Das Werk Tinte und Zucker entstand 2007.
Alicja Kwade versucht uns zu verwirren, unsere Wahrnehmung zu erschüttern und sie dadurch zu schärfen.
Etwas so banales wie mit Blattgold verkleidete Steine wirken bei ihr durch die Platzierung in einem dunklen Raum und dezente Beleuchtung wie ein Schatz.
Hinterhältig waren auch Plastikklumpen, die sie wie Edelsteine schleifen ließ. Richtig gut sahen die in einer Schale offen herumliegenden Diamanten aus, so dass es manchen in den Fingern juckte.
Schade fand ich, dass die Führerin nicht richtig gut fit war. Einige Male wusste sie keine Antworten auf unsere Fragen.
Trotzdem war ich zufrieden, die Kunstwerke überdeckten diese kleine Schlamperei.
Nachdem wir den Bunker verlassen hatten, entdecken wir an der Außenwand diese nette Graffiti.
Doch Kunst macht hungrig und so verschlug es uns in die Berliner Ensemble-Kantine um die Ecke.
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