Zum Ende des Arbeitseinsatz besuchte mich meine Liebste noch mal in Leipzig. Ich hatte inzwischen die Unterkunft gewechselt. Diese bot leider nur Ausblick von vierten Stock, war aber sonst hervorragend in Schuss.
Wenn ihr mal eine gute Ferienwohnung in Leipzig mieten wollt, gebe ich euch gerne die Telefonnummer des Besitzers.
Das Quartier, die Neustadt, wird von der Eisenbahnstraße geteilt, laut Medien die kriminellste Meile der BRD. Ich empfand jedoch keine Angst, zehn Jahre in Nord-Neukölln hatten mich in dieser Beziehung abgehärtet. Und so ein paar Kriminelle sind mir lieber als widerliches Nazipack.
Bei einem kleinen Straßenfest mit Kinderprogramm in einer Seitenstrasse der gefährlichsten Straße Deutschlands lernte ich eine frisch zugezogene Kölnerin kennen, die mir ein paar Tipps für nette Orte im Kiez geben konnte.
FREITAG
Copywrite Restaurant Tenne |
Sicher kein Gourmettempel, zum Hunger stillen aber ein schöner Ort. Hierhin führt der / die Leipziger StudentIn auch gerne die besuchenden Eltern.
SAMSTAG
Mit dem Rad fuhren wir Nachmittags zur Karl-Liebknecht-Straße.
Wir schlenderten die Festmeile entlang, die viele Kneipen und Restaurants als Anlieger hat. Zuerst besuchten wir den Flohmarkt in der Fabrikruine, der ehemaligen VEB Feinkost Leipzig.
Bei der Feinkostgenossenschaft gab es viel Spannendes zu sehen und zu kaufen.
Beim Rundgang durch den Kiez verführte ich die Liebste in die Eisdiele Pfeifer. Diese entdeckte ich schon während einer Fahrradtour ein paar Wochen zuvor.. Das Geschäft existiert schon seit 1953, und präsentiert sich im besten DDR Design.
Das Eis ist gut, mit viel Frucht darin. Anders als der Chemiemüll, den die überall aus dem Boden schießenden "italienischen" Eisdielen anbieten.
Doch richtig gut, wie bei Marille und Vanille aus Berlin ist das Eis nicht.
Wieder auf der Karli entdeckten wir die Galerie Süd. Sie zeigte Fotos zu verlassenen Orten von Daria S. Diese bietet auch Touren durch Ruinen an, wo Mutige nach Herzenslust knipsen können.
Mir persönlich waren die Fotos von Daria S. jedoch zum Teil zu stark nachträglich koloriert.
Als sich die Straße langsam mit BesucherInnen füllte verliesen wir die Karl-Liebknecht-Straße.
SONNTAG
Ein Fest lockte uns wieder ins Grassi Museum.
Im Hof wurde allerlei Kulturprogramm geboten. Zu Kaffee und Kuchen passte das Akkordeon Duo Kratschkowski aus der Ukraine vorzüglich. Sie kamen sehr wohlerzogen daher, wie es sich am Sonntagnachmittag im Museum gehört.
Da im Grassi eine ethnologische Abteilung integriert ist bot es sich an dort die Performance "Fremd ist der Fremde nur in der Fremde" aufzuführen.
Die Akteure waren Gaetan Noussouglo und Alexej Vancl
Alexej Vancl gab einen zerstreuten Professor, er holte uns an der Museumskasse ab. Er führte uns durch die polynesische Abteilung, doch er behauptete steif und fest wir wären in der Afrika Sektion. Er verlas unbeirrt vor den Vitrinen seine mitgebrachten Erklärungen.
Irgendwie waren diese auch ein wenig stimmig, trotzdem die Objekte nicht aus Afrika stammten. Das wirkte recht komödiantisch, auch weil der Professor ständig seinen Koffer vergaß. Gerne verhedderte er sich in seinen Blättern. Eben ein typischer akademischer Nerd, wie er so im Buche steht.
Nachdem wir viel über die afrikanische Kunst gelernt hatten, entdeckte ich in eine Vitrine einen Schwarzen in einen Anzug. Der fing an zu singen und trat aus dem Glaskasten.
Dann griff er unseren Professor an, weil der die Objekte der spirutuellen Komponente entkleidet.
Damit endete die Performance.
Ein wenig beleuchtete sie auch unseren problematischen Umgang mit den rituellen Artefakten. Mir fehlte leider die Aussage, dass diese meist von uns gestohlen wurden.
Am Abend verließen wir Leipzig, nicht ohne den Vorsatz es wieder zu besuchen.
Alle Fotos Irmeli Rother
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