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barcelona seis - tienes de morir

03.10.2016

Neben den recht freundlichen BewohnerInnen, bauen diese, bei dem nötigen Kleingeld, gerne imposante Gräber für die Leichen und für sich selbst. Alle sollen sehen wie sehr man / frau den Toten liebte.
Gerne schaue mit der Liebsten Begräbnisstätten an.
Besonders in den südlichen Ländern bieten sie Interessantes, manchmal Kitsch, und / oder Lächerliches, wenn ich sie durch meine Augen betrachte.
Der 1883 eingeweihte Cementiri de Montjuïc ist in den recht steilen Hausberg Barcelonas hineingebaut.
Auf dem Montjuic befindet sich die Kopfstation der Seilbahn und die bröckelnden Sportstädten von Olympia.
Als wir am Friedhofseingang eine Busstation entdeckten, setzten wir uns und warteten, auf das was kommen würde. Uns gefiel die Idee nach oben gefahren zu werden und dann den Berg herunter zu schlendern.
Leider war der Fahrplan in Katalan, so dass wir nicht alles verstanden.

Der Hafen von oben vom Friedhof
Als nach zwanzig  Minuten nichts kam, fragten wir den Wachmann, der den Eingang bewachte und der hauptsächlich damit beschäftigt war, angepflanzte Kakteen zu wässern.
Der klärte uns auf, dass der Bus nur am Sonntag fährt. Also für euch der Tipp, Sonntags besichtigen!
Blöd gelaufen, wir mussten uns auf Schusters Rappen nach oben begeben.


Dieses Paar übertrieb es etwas
Eine geliebte Tochter
Ein Jockey
Jugendstil Engel
Jugendstil Mausoleum
Papa wird vermisst
etwas Kunst
Wie ihr seht gibt es beim Besuch viel zu schauen.
Leider war der Weg recht anstrengend, so dass wir zu müde waren die Gräber der im Kampf gegen Franco gefallen sind, zu suchen. Gerne hätte ich ihnen die Ehre erwiesen, ihre Gräber zu besuchen. Obwohl es ihnen wohl scheissegal ist. Tot ist man / frau nun mal tot.

Bei der Kraxelei war es verständlich, dass der Friedhof wie ausgestorben wirkte. Mit Krückstock und Rollator wird wohl kaum einer / eine nach oben kommen.
Ich denke, dass am Sonntag hier mehr los ist, besonders an den kleinen Urnengräbern.

Über den chaotischen Rückweg ins Zentrum berichte ich lieber nicht. Wir waren so lange unterwegs, dass unser Lieblingsrestaurant die Bodega la Palma geöffnet hatte.



Patatas Bravas, Croquette und Carpaccio bildeten einen sehr leckeren Abschluß.

Alle Fotos Irmeli Rother

barcelona cinco - santo domingo

02.10.2016

Auch am heiligen Sonntag machten wir die Stadt unsicher..

Nach einem Frühstück auf der sonnenbeschienenen Terrasse zogen wir los.
Zuerst lockte uns das Stadtteilfest auf dem Betonplatz gleich um die Ecke bei unserer U-Bahnstation El Carmel. Das Fest war winzig im Vergleich zu dem in Gràcia gestern, ein paar Trödelstände, Kinderkaraoke und Spiele für die Kleinen.
So etwas hätte ein Dorf in Brandenburg auch hingekriegt.
Das war für uns verwöhnte Berliner Kulturnudeln nicht der große Bringer.

Nett war es trotzdem, besonders als meine liebste Begleiterin eine junge Dame entdeckte, deren T-Shirt sie stark an ihre Heimat erinnerte. Diese erklärte uns  bei einem Schüleraustausch in Finnland gewesen zu sein.
Es ist schon merkwürdig, wie das doch sehr kleine Volk der Finnen es schafft stets auf sich aufmerksam zu machen. Ich denke, die Überlegenheit bei den PISA Ergebnissen haben sie ehrlich erworben, doch ich fühle mich manchmal wie der Hase - der Igel ist immer schon da.

Wir fuhren wieder mit der Metro ins Zentrum. Unsere Line 5 war sehr neu,
aber auch sehr tief gegraben. Mehrere solcher Roll- und Treppen führten hinauf / hinunter. Sie überbrückten einen Höhenunterschied von ca. 30 Metern.

Waren wir vor zwei Tagen im Museum für zeitgenössische Kunst MACBA, besuchten wir diesmal das nebenan gelegene  CCCB (Centre de Cultura Contemporània de Barcelona). Es ist ein Kulturzentrum, in dem Konferenzen, Konzerte und Filme ihren Platz finden.

Wir schauten die Ausstellung "Die Denkmaschine: Ramon Llull". Der war ein Philosoph, Logiker und franziskanischer Theologe. Er lebte in der Zeit der etwa 700 Jahre bis 1492 dauernden Reconquista als christliche Armeen muslimische Armeen von der iberischen Halbinsel vertrieben. Anders als bei Kriegen zwischen Königen kam hier noch die ideologische Komponente, Christen gegen Ungläubige, hinzu.

Nun hatten die maurischen Herrscher wohl recht tolerant geherrscht. Dagegen setzten die neuen Herrscher auf unbedingte Treue zum Christentum. Um die deshalb Unzufriedenen zu knebeln, entwickelte Rom ja die Heilige Inquisition.
Ramon Llull wurde in diese Zeit 1232 geboren und verstarb 1316.

Deshalb verwunderte es mich, dass er sowohl mit christlichen als auch muslimischen Philosophen in Korrespondenz stand. Er besuchte sogar maurische Herrscher. Diesen Teil der Ausstellung fand ich spannend und er war verständlich aufgearbeitet.
Als Logiker entwickelte er eine virtuelle Denkmaschine, war somit ein Vordenker der IT. In diesem Teil der Ausstellung befanden sich Rechenmaschinen, z.B. die von Wilhelm Leibnitz, bis hin zum modernen PC. Leider reichten unsere spanisch / englisch Kenntnisse nicht aus, um die zugeordneten Texte vollständig zu verstehen. Schade, aber es war schön Llull kennengelernt zu haben ;-)
Die Katalanen lieben ihn besonders, weil er viel in Katalan schrieb.


Auf dem Vorplatz wurde Anderes geboten. Ein japanisches Comic Fest, mit allem was dazu gehört.

Weibliche Jugendliche, die sich zu Cosplays verwandeln, Jungmänner als Superhelden verkleidet, sind mir etwas suspekt. Aber vielleicht bin ich für so was auch zu alt. Ich in einem Supermann Kostüm, mit einer zwar kleinen aber vorhandenen Bauchmurmel, NEIN!

Man / frau müsste mich schon zwingen, in so etwas auf die Straße zu gehen.
Nach einem Spaziergang über die wenig gefüllte Rambla fuhren wir Heim.

 Alle Fotos Irmeli Rother

barcelona cuatro - siesta

01.10.2016

Ach, diese Stadt bietet wirklich exotische Momente.
Hier arbeitet ein Scherenschlei Trottoir. Er hat die Schleifscheiben an die Achse seines Motorrollers gekoppelt und kann damit seine Dienste mobil anbieten.
Es war Samstag und wir hatten erfahren, dass im Quartier Gràcia ein Stadtteilfest stattfindet. Wir kannten es vom ersten Tag. Es gilt als Künstlerviertel.
Der zweite Grund für den Besuch war das Wochenende der Jungen Galerien.

Drei befinden sich in Gàrcia.
Vor der untiteled BCN zeigte ein rot gefärbtes Schaf als Maskottchen an, dass dort Kunst geboten wurde.
Ein freundliches Paar, Jess und Xev, luden uns erst mal zu einem Kaffee ein und haben damit unser Herz gewonnen. In dem kleinen Laden wurden viele KünstlerInnen George Lloyd-Jones, Nettle Grellier, Marc Badia, Jon Riggall, Andy Kim, Emma Willimson, Sirmano, Mirthe Blussé, Elisa Munsó und Marc Marin gezeigt.


Sie stellten unter dem Motto: "Before we get old" aus.
Die meisten sind IllustratorInnen, wie auch Marc Marin. Seine Arbeiten gefielen mir.
Er nutzt historische schwarz / weiß Zeitungsfotos und bemalt diese partiell. Meist werden Haare und Gesicht koloriert, aber immer bekommen alle Pinocchio Nasen.
Dies hat wohl mit den abgebildeten Politikern zu tun. Auch zu sehende Journalisten kommen die Nasen verpasst.

Von Marc Marin kaufte ich dann eine Kopie seiner Arbeit, die Journalisten beim Interview eines Protagonisten während der Watergate Affäre zeigt.
Die beiden anderen Galerien waren leider während der Siesta geschlossen. Für uns als Menschen aus einem neoliberalen Hotspot war dies nicht nachvollziehbar. Während eines Stadtteilfestes mit vielen BesucherInnen und einem Galeriewochenende stur die Schließzeit einzuhalten, erschien mir sehr traditionell.

An einem Platz begegnete uns dann Vergangenheit  in Form eines Denkmals von Xavier Medina-Campeny für die Romanfigur Colometa von Mercé Rodoreda. Diese katalanische Autorin hatte in ihrem weltberühmten Roman "Auf dem Plaçe de Diamant" Colometas Leben während des Putsches und Bürgerkriegs durch General Franco beschrieben.

Die Markthalle "de la libertat", 1893 fertiggestellt, war noch geöffnet. Es scheint ein europaweites Phänomen zu sein, dass sich rund um Märkte Bars befinden, in denen sich Nachbarschaft trifft.

Bei einem Gläschen oder Espresso läutet frau / man den Abend ein.
Wir gerieten in einen Schnapsladen, in dem bis zur Decke internationale Alkoholika auf Regalen standen. Meine Begleiterin entdeckte sogar Finnisches.

Zwei ältere Damen und ein Dreißigjähriger (wahrscheinlich vom anderen Ufer) führten den Laden. Neben den flüssigen Verführungen darauf, hingen an den Regalen noch Pin-ups von jungen Männern. Die älteren Damen wirkten nicht so, als ob sie so etwas an Wände hingen.

Ein Teil der GästInnen trank vor der Tür.
Die Damen auf dem Bild hatten ihren Motorroller mit Hilfe eines Plastiktischs zu einer Getränkeablage umfunktioniert. Phantasie haben die BarcelonesInnen.

Das Straßenfest hatte noch nicht so richtig begonnen.
Aber in vielen Straßen bespaßten sich die Kinder selbst an den aufgestellten Spieltischen.
Wir waren schon visuell etwas abgefüllt und zu Hause warteten am Morgen gekaufte Herz-Muscheln auf uns.


Beim Schlendern zum Bus, der uns zurück zum Ferienquartier bringen sollte, entdeckten wir auf einem kleinen Flohmarkt dieses hübsche Möbelstück. Obwohl der Preis mit 375 € recht günstig erschien, sahen wir vom Kauf ab. Die hohen Transportkosten im Flieger schreckten uns ab.
Schade, heute könnte man / frau sein Geld dort sicherer als im Internet lagern. Die letzten Schränker (berlinisch für Panzerschrankknacker), einstmals die Schrecken der Besitzenden, dürften mittlerweile verstorben sein. Hacker werden sich wohl die digitalen Zähne ausbeissen.

Alle Fotos Irmeli Rother

barceona tres - Sex Sells

30.09.2016

Nachden wir Gestern das erste mal den ÖVNP in Barcelona nutzten, muss ich eine Empfehlung für diesen aussprechen. Es ist auch preislich dem in Berlin überlegen ( Barcelona 0,99 Ct - Berlin 2,50 €). Wichtig ist nur sich einen Metro- und einen Busfahrplan zu besorgen.
Der Tagesausflug begann mit der Suche nach einem Ersatz für das tote Ladegerät der Kamera meiner Süßen. Nah bei der Station Universität befindet sich eine Straße in der sich Elektronikgeschäfte ballen. Dort wurden wir fündig, so könnt I. weitere Fotos schießen.

Das Hauptziel des Tages war jedoch das MACBA (Museu d’Art Contemporani de Barcelona).
Ein Neubau in dem Altstadtviertel nah beim Touristenmagnet Rambla
Für einen Obolus von 10€ wurde uns dort viel geboten.
Das Haus selbst ist schon innen wie außen eine architektonische Augenweide und mit seinem grellen Weiß wirkt es zwischen den Altbauden auf uns anziehend wie ein Magnet.

Wir beschauten zuerst die Einzelausstellung von Andrea Fraser. Diese US Künstlerin ist hauptsächlich als Performerin unterwegs. In der Ausstellung unter dem Titel L’1%, c'est moi zeigt sie hauptsächlich Videos ihrer Aktionen aus dreißig Jahren.
Diese werden als kunstkritisch bezeichnen. Ein wenig konnte ich das nachvollziehen, aber das sie im Kunstbetrieb integriert und ihn gleichzeitig grundsätzlich in Frage stellt?

Das konnte ich so nicht erkennen.
Ich fand eher, dass sie sich über die Kunst mit Kunstaktionen lustig macht, was ja auch nicht schlecht ist.
Auf alle Fälle tut sie es mit vollem Körpereinsatz, sicher hat sie sich dabei von Marina Abramovic inspirieren lassen.

weg geworfene Karnevalskostüme
So war sie im einem Video als Pornodarstellerin zu sehen. Sie war mit einem Mann im Bett beim Sex zu gange. Ihre Geschichte die sie dazu erzählte - Ihr Sexpartner war ein Gallerist, der das Video damit erwarb und weiter verkaufen durfte, allerdings ohne Lifeton. Kunst die BetrachterIn und Künstlerin bespasst.

Sonst erklärte sie BesucherInnen einer Kunstausstellung welche tiefen Gefühle der Maler eines komplett schwarzen Gemäldes damit ausdrücken wollte oder zieht bei einem Vortrag ihr Kleid aus, referiert ungeniert nackt weiter.

In der Dauerausstellung, die wir anschließend ansahen, zeigten sie viele Werke aus den Sechzigern des letzten Jahrhunderts, aber auch neueres.
Mir fielen die Arbeiten von Andreas Siekmann unter dem Thema "Modernologies" besonders auf. Er nutzt ausschließlich die Grundfarben rot, blau und gelb in dieser Arbeit. Der Stil erinnert an Popart. Außerdem hat er einen Faible für Blue Jeans immer ohne Personen darin. Diese entwickeln bei ihm ein Eigenleben.


Meiner Liebsten gefiel besonders die Fotoserie von Hans-Peter Feldmann. Er hat die selben Personen über  Jahrzehnte immer wieder fotografiert und so ihre äußerliche Entwicklung abgebildet.


Die Liebste knipste im ganzen Museum die Architektur des Hauses. Diese ist sehr spannend gestaltet. Vom oberen Stockwerk gelang ihr diese Aufnahme von Menschen in der Ruhezone.
Mehr von ihren tollen Fotos könnt ihr auf ihrer Facebook Seite entdecken.

Nach dem Museumsbesuch schafften wir die Überquerung der Rambla ohne von Touristenmassen tot getreten zu werden. Im Gotischen Viertel erklommen wir den Turm der Kirche Sants Just I Pastor.
Nach dem Aufstieg bot sich uns ein fantastischer Überblick.

Ein kleines Gotteshaus wo Gläubige noch richtig beten. Wir waren wohl die einzigen Touristen, die dort anwesend waren.
Wer nicht wie bei der Kathedrale gegenüber viel Eintritt bezahlen will und die Ruhe vorzieht ist hier richtig.

Nur Muslime sind hier wohl nicht gerne gesehen. Die bekloppten Islamhasser der AfD hätten ihre Freude beim Anblick des abgeschlagenen Muselmanen Kopfes.

 Der Appetit trieb uns danach in die Bodega la Palma. Wieder ein Tipp aus dem Barcelona Reiseführer von CITIX60. Dieser war diesmal ein Volltreffer. Das Restaurant ist ein kulinarisches Highlight. Das Essen ist super lecker und nicht überteuert.
Als Vorspeise aßen wir Paella.

Diese war auf katalanische Art zubereitet. Ohne Huhn, nur mit Meeresfrüchten zubereitet, mundete sie uns vorzüglich.
Übertroffen wurde sie nur vom Nachtisch.
Ziegenfrischkäse mit einer Marmelade aus Kalamata Oliven. Zum reinlegen!

Positiv muß noch erwähnt werden, das der Platz zwischen den Tischen ausreichend war und die Bedienung exzellent. Sie erklärte uns die Gerichte mit viel Geduld, trotzdem wir des Spanischen nur rudimentär mächtig sind.

Alle Fotos Irmeli Rother

barcelona dos - Der Wassertag

29.09.2016

Gestern latschten wir uns die Füße platt, heute lernten wir den sehr gut ausgebauten öffentlichen Nahverkehr der Stadt kennen. Mit dem Bus fuhren wir zum Meer.
Aber wir wollten nur schauen. Rumhängen am Strand ist nicht so unsere Sache.

Deshalb liefen wir weiter in den Stadtteil La Barceloneta. Einstmals ein Fischerdorf wurde es zu einem eng bebauten Viertel, in dem überwiegend arme Leute wohnten.

Deutsche und Italiener bombardierten es mehrmals während des Militärputsches gegen die gewählte Regierung durch General Franco. Besonders erfolgreich waren Bomben auf die Markthalle des Stadtteils und eine Schule, die viele zivile Opfer forderten.

Kein Pilot der deutschen Legion Condor wurde wegen dieser Kriegsverbrechen verurteilt. Wenn sie nicht den wohlverdienten Heldentod für das Deutsche Reich starben, genossen sie ihre Pension in der BRD oder der DDR.

Heute ist La Barceloneta ein Touristenmagnet. Die malerische und restaurierte Altstadt lädt zum Flanieren ein.
Leider mit den üblichen Nebenwirkungen. Es werden viele Wohnungen an Feriengäste vermietet und die Einheimischen werden verdrängt.

Eine eher kleine, aber süße Attraktion war der Wagen der Stadtreinigung, der nicht nur die Straßen bürstete, sondern auch von zwei Mitarbeitern begleitet wurde, die Desinfektionsmittel versprühten. So etwas bekommt man / frau in Berlin nicht zu sehen.

Der Besuch in Barceloneta war von einem englischen Reiseführer empfohlen worden, den ich vorher in Berlin erstanden hatte. In ihm geben einheimische KünstlerInnen Tipps. CITIX60 Barcelona ist ein guter, handlicher Begleiter. Der hat uns das Restaurant Can Maño empfohlen.

Es ist sehr klein und wer Körperkontakt zu Einheimischen sucht, ist dort richtig. Uns war es etwas zu laut und zu eng. Gegen das Essen lässt sich nichts sagen. Es ist preiswert und gut.
Meine in Weißwein gekochten Muscheln waren hervorragend. Ich speiste mit viel Vergnügen.
Nur das Dessert crema catalana war etwas misslungen. Der Koch hatte wohl vergessen den Zucker auf ihm zu karamellisieren.

Ja, ziemlich hektisch ging es dort schon zu.

Den würdige Abschluss des Tagesausflugs bildete eine kleine Hafenrundfahrt.
Das Meeresgetier in unseren Bäuchen wollte auch noch einmal hinaus aufs Meer.
Wir waren aber hauptsächlich im Brackwasser des Hafenbeckens unterwegs.

Vorbei fuhren wir an Frachtern, Kreuzfahrtschiffen und einem verflucht protzigem Einkaufszentrum. Weshalb Shopping bei vielen TouristInnen so einen hohen Stellenwert hat, kann ich nicht verstehen. Fast alle Geschäfte sind auch in Berlin zu finden.

Aber vielleicht bin ich auch aus der Zeit gefallen. Ich konsumiere gerne frisch zubereitete Speisen, leckeren Wein und reichlich Kunst und Kultur, aber Markenklamotten gehen mir sowas am Arsch vorbei.
Das "Große Meer" war für uns nur ein attraktives Fotomotiv.

Wir fuhren dann aber auch mal kurz aus dem Hafenbecken ins Mittelmeer. Dort war das Wasser klarer und Barcelona war plötzlich sehr fern.
Nach vierzig Minuten hatten wir wieder festen Boden unter den Füßen. Visuell und kulinarisch abgefüttert fuhren wir Heim.

Alle Fotos Irmeli Rother, außer der Luftaufnahme der italienischen Kriegsverbrecher vomn ihrem Bombardement

barcelona uno - Erste Eindrücke

28.09.2016

Als wir am Vorabend in unserem Feriendomizil in Barcelona im Stadtteil El Carmel ankamen, bemerkten wir gleich, dass wir nicht in einer touristischen Hochburg gelandet waren. Als wir die Metro verließen, betraten wir einen betonierten Platz zwischen Neubauten, mit Namen Plaza Pastrana. Dort saßen Emigranten und Katalanen, schwatzten und um ihre Beine herum spielten viele Kinder. Alles sehr lebendig, dort kamen wir uns mit unseren Rollkoffern eher exotisch vor.

Unsere Wohnung befand sich im 5.Stock und darüber eine Terrasse, von der wir einen hübschen Überblick  über die Stadt bis hinunter zum Meer hatten. Landeinwärts sahen wir die Barcelona einschließende Bergkette.
Das war ein schöner Anfang.

Am nächsten Morgen, beim Frühstückseinkauf, war ich baff ob den vielen Menschen, die auf der Straße unterwegs waren. Viele saßen vor Cafés oder auf Straßenbänken. Sie unterhielten sich, begrüßten sich laut über die Straße und das trotz der stinkenden Autokolonne, die den Berg hochkroch.

Sowas kennt man / frau nicht, höchstens von der Potsdamer Straße, bei mir zu Hause um die Ecke. Dort ertragen die Menschen den bleihaltigen Benzingeruch und den Dieselruß ebenfalls klaglos, wenn sie nur vor Cafés sitzen können.

Zum Glück entdeckte ich sofort die lokale Markthalle Mercado de Carmel. Für uns als Liebhaber von totem Meeresgetier das Paradies. Knapp die Hälfte der Stände bot Fisch und Co.
Es gab aber auch super leckeren rohen Schinken von iberischen Schweinen.

Nach unserem ersten barcelonischen Frühstück machten wir uns zu Fuß auf den Weg zum Park Güell. Auf der Karte nicht weit von unserem Feriendomizil entfernt, doch leider enthielt diese keine Höhenangaben. So erkletterten wir erstmal den Hügel, der das Zentrum des Park del Carmel bildet. Als wir die Rolltreppen und Zahnradbahnen entdeckten, die das Hinaufkommen erleichtern, waren wir froh dem Tipp Fahrräder zu mieten nicht gefolgt zu sein.

Die vielen Hügeln in den Außenbezirken erfordern entweder erfahrene BergradlerInnen oder Elektromotoren.

Praktisch sind Drahtesel nur in der Innenstadt.
Die BewohnerInnen der Stadt nutzen deshalb meist Motorroller.
Beim Klettern auf den Berg entdeckten wir, dass viele BarcelonerInnen nicht nur einen Vogel haben. Dieser war mit fünfundzwanzig am Start.

Als wir den Hügel erklettert hatten, bot sich uns ein toller Blick auf die Stadt und Mülltüten. Danach ging es abwärts zum Park Güell. Dort erfuhren wir, dass wir nicht nur 8 € Eintritt berappen mussten, sondern auch erst ein paar Stunden später Einlass begehren konnten.

Am Park konnten wir die mittlerweile europaweit übliche Jagd auf Flüchtlinge beobachten, die versuchten sich ein paar Euros mit dem Verkauf von Andenkenschrott zu verdienen. Sozialdarwinistische Politik ist widerlich.

Um uns die Zeit bis zum Eintrittsfenster in den Park zu vertreiben, besuchten das Stadtviertel Grácia. Auf dem Weg dorthin entdeckten wir einen besetzten Palast. Widerstand gegen die Gentrifizierung lebt weltweit und lohnt sich.

In Grácia sind neben Hippstern viele junge TouristInnen unterwegs. Es roch etwas wie Kreuzberg 36, nur ohne Döner. Hier finden sich viele Cafés und Plätze, die zum Verweilen einladen.
An einer Kirche prangte eine feministische Aufschrift.


Ein Sohn meiner Liebsten hatte uns einen Reiseführer "Barcelona mit Kindern" geliehen und so besuchten wir das dort empfohlene Café mama. Biologische Kost wird hier geboten. So richtig warm wurden wir nicht. Das Café war so international ausgerichtet, dass es so beliebig wie eine Mac Donalds Filiale wirkte.

Wie um die Multikulturalität des Kiezes zu beweisen, stießen wir auf einen deutschen Kinderladen. Aufmerksam wurde ich darauf, weil junge Frauen davor Deutsch sprachen. Das Eins Zwei Drei wirbt mit deutschen ErzieherInnen, kleinen Gruppen und flexiblen Betreuungszeiten.


Auf dem Weg zurück zum Park Güell entdeckten wir die Bodega Manolo. Das Innere mit seinen Regalen voll Fässern wirkte überzeugend, dass wir noch zwei Cava, unser Lieblingsgetränk in Barcelona, genossen. Bei einem neuen Besuch in der Stadt werden wir wiederkommen.

Zurück beim Park Güell, reihten wir uns in die Schlange für unser Zeitfenster ein. Die Gartenanlage wurde vom Antoni Gaudí entworfen. Er entwickelte einen eigenen Stil, der sich an Art Deco und die arabisch / andalusiche Architektur anlehnt, mit vielen Rundungen, Tieren und Pflanzen.

Überall im Park sind Mosaike vorherrschend. Alles ist schön anzusehen, obwohl es mir teilweise zu kitschig daherkam. Besonders bei den von Gaudi entworfenen Häusern im Park dachte ich an Disneyland.
Leider ist es schwierig das Gelände in Ruhe zu betrachten. Barcelona ist eine Touristenstadt, wir waren ja auch solche, aber die Mengen, besonders die geführten Gruppen, waren kaum zu ertragen.

Aber auch die etwa zweihundert FotografInnen mit Selfiestick waren anstrengend. Mir fehlt der Zugang zu dieser Kultur, ich weiß nicht was daran cool ist, sich vor Denkmälern abzulichten. Wenn ich diese fotografiere, kann ich mich doch beim Betrachten der Bilder daran erinnern.

Dass ich dort war, weiß ich doch, weshalb muss ich mich davor ablichten.
Vielleicht taten mir aber auch nur die Füße vom Laufen weh, so leidend gefiel mir Gaudi und das Drumherum nicht.
Die Säulengänge in einem Teil der Anlage sind zu bombastisch.

Für mich ein wenig "kitsch as kitsch can".
Irgendwie sieht man / frau mir die Unzufriedenheit auch an.
Meine I. dagegen war noch guter Dinge, ihr machte der einstündige Rückmarsch in die Unterkunft nichts aus.
Ich hingegen jammerte erbärmlich.

Wir Männer sind hat Weicheier...

Alle Fotos Irmeli Rother