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Totenkult in Stahnsdorf

19.05.2012

Für einen kleinen Fahrradausritt bei Berlin ist der Friedhof Stahnsdorf ein spannendes Ziel. In wachsenden Berlin wurden um 1900 die Friedhofsplätze knapp. Die Bezirke Schöneberg und Charlottenburg gemeinsam mit der evangelischen Kirche erschlossen das Areal.

Es befindet sich südwestlich Berlins. In dem weitläufigen Gelände wurden viel Natur erhalten und integriert. So lässt sich ein Waldspaziergang mit dem morbiden Charme eines Friedhofsbesuchs verbinden. Früher war die Anreise mit der S-Bahn möglich.

Leider ist die Fahrt mit der sogenannten Witwenbahn nicht mehr möglich.
Diese eingleisige S-Bahn transportierte bis zum Mauerbau Tote und Lebende zum Friedhof. Nach der Einverleibung der DDR wurde diese leider nicht wieder aufgebaut. Eine historische Wanderung entlang der Strecke ab dem Bahnhof Wannsee bietet der Verein Berliner Unterwelten an.
So reisten wir mit dem Radle an.
Auf dem Friedhof ist Radfahren erlaubt.

Dies lohnt sich doppelt, denn die Wege sind gut und der Totenacker ist sehr weitläufig.
In den älteren Gräbern und Mausoleen sind viele Prominente begraben, wie der Zeichner und Fotograf Heinrich Zille und der von den Deutschen ermordete Sozialdemokratische Politiker Rudolf Breitscheid.
Auch verstorbene Kriegsgefangene des 1. Deutschen Angriffskriegs 1914-18 sind hier in eigenen Sektionen begraben. Italiener und und britische Tote liegen hier.

Italienisches Gräberfeld
Britisches Gräberfeld
Während des nächsten Deutschen Reiches kamen andere Ruhestätten dazu. Berlin sollte zu Germania umgebaut werden und so wurden Gräber vom Alten St. Matthäus Friedhof aus Schöneberg hier her umgebettet. So kam das Grab des Verlegers Langenscheidt dort hin.

Eine hübsche neuere Art des Totenkults stellen Urnengräber unter den Bäumen des Geländes dar. Um die Bäume nicht zu beeinträchtigen, werden nur ganz kleine Grabplatten benutzt.
Ich ziehe die Mülltonne als Recyclingort für Körper vor, aber die Gesetze erlaubt dies nicht.

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