Ich glaubte vorher nicht, dass mich Jazz nochmal so richtig vom Hocker reißen würde, ich hatte mich getäuscht. Dachte ich doch, dass der Jazz aus meiner Mutterstadt, auch wegen der vielen zugereisten MusikerInnen, einen hohen Standard erreicht hätte. Die Ray Anderson Band brachte mich wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Fakt ist, die können Jazz in den USA richtig viel besser. Spätestens als Tonny Cambell seine Plastikschweine auspackte und diese zu quicken brachte, war ich überzeugt.
Wer keine Geduld hat das ganze Konzert zu schauen, spult auf die 47ste Minute vor.
- Ich schaute Parallele Mütter, den neuen Film von Pedro Almodóvar. Mal ein andere Geschichte, als er sie sonst dreht. Ein wenig eine Verwechslungstragödie und dazu eine Aufarbeitung, der auch in Spanien so gern verdrängten Geschichte des Faschismus unter Franco. Wieder spielt bei ihm Penélope Cruz die weibliche Hauptrolle. Die zweite Mutter Milena Smit spielt ebenfalls eine tragende Rolle. Tragischerweise werden die Babys der Beiden nach der Geburt vertauscht. Die Tragödie nimmt ihren Lauf. Dass viele Leichen, der durch Franco-Anhänger ermordeten Menschen, bis heute noch nicht exhumiert wurden, ist ein brauner Fleck auf der bürgerlichen Demokratie in Spanien. Angehörige warten immer noch darauf ihre Verwandten zu beerdigen, sie liegen irgendwo verscharrt in der spanischen Erde. Daran knüpft der zweite Strang der Filmerzählung an. Fast dokumentarisch wird die Arbeit eines Teams gezeigt, dass ein Massengrab öffnet und die Leichen identifiziert. Auf seine alten Tage wendet sich Pedro Almodóvar einem politischen Thema zu. Bravo, der Film hat mich sehr berührt.
Frau Keersmaeker ist eine inzwischen 62 jährige Tänzerin und Choreografin und mit ihrer Truppe ROSAS eine internationale Größe in der Ausdruckstanz Szene.
Mit ihr traten die TänzerInnen Cassiel Gaube und Soa Ratsifandrihana und die Flötistin Chryssi Dimitriou auf. Deren musikalischen Improvisationen waren an Salvatore Sciarrinos „L’Opera per Flauto“ angelehnt.
Zu Beginn der Vorstellung wurde in der Halle ein Kreis gezirkelt, in diesem wurde getanzt, wir, die ZuschauerInnen, waren darum platziert.
Die Arbeit war spannend anzusehen. Besonders der Tanz der Grand Dame Keersmaeker gefiel mir ausnahmslos. Ihr Bewegungen sind so elegant anzuschauen.
Die beiden jungen Mitglieder der Truppe waren zwar kraftvoller, aber weniger ausdrucksstark.
Die Tonfolgen der Flötistin wiegten mich eher in den Schlaf, wenn sie nicht zwischendurch quietschiges produzierte hätte, wäre ich vielleicht ins Schnarchen geraten. Zum Glück hatte ich vorher einen Espresso getrunken.
Leider war die Performance nur für ein paar Tage in Berlin, sonst würde ich sie euch empfehlen.
- Am Kunstort Kindl Zentrum für zeitgenössische Kunst in Neukölln nahm ich an einer Performance teil. Von Angesicht zu Angesicht saß ich Antonia Baehr allein in einem Kellerraum gegenüber, nur durch eine Scheibe getrennt. Aus den Kopfhörer, den ich angehalten wurde zu tragen, erklang Blubbern, ich konnte die Geräusche nicht identifizieren. Mein erster Gedanke war, das sie mit einem Mikro auf ihren Bauch aufgenommen wurden, aber sicher bin ich nicht. Sonst schaute ich die junge Dame an, während sie langsam ihre Gesichtsausdrücke wechselte. Mal schaute sie ernsthaft, ja böse, dann distanziert, dann wieder streckte sie ihre Zunge heraus. Eine Art Peep Show mit nacktem Gesicht. Ob sie mich sehen konnte weiß ich nicht. Nach zehn Minuten war das Anglotzen beendet. Ich verliess etwas irritiert den Ort des Geschehens. Nicht das ich gelangweilt war, irgendwie war die Performance auch spannend, doch so richtig erschloss sich mir der Sinn nicht. Muss bei Kunst ja auch nicht immer sein, sie darf ja auch irritieren.
- Im Deutschen Theater besuchte ich eine Solidaritätsveranstaltung gegen die Besetzung der Ukraine. Draußen auf den Vorplatz spielen MusikerInnen aus dem Land und drinnen wurden Texte zum Überfall gelesen. Die Veranstaltung führte das DT gemeinsam mit dem berliner ogalala Theater durch. Dieses Off Theater arbeitet seit Jahren mit KünstlerInnen aus der Ukraine zusammen, ist in der Lage Gelder an die Kulturschaffende zu vermitteln, die durch die Besetzung in problematische Situationen geraten sind. Öffnet eure Herzen und die Geldbeutel. Spendenkonto Inhaber: ogalala kreuzberg.e.V., IBAN: DE53 1005 0000 0191 0327 43,BIC: BELADEBEXXX
Zu Besuch in Basel
- Das Theater Basel hat international einen guten Ruf als innovative Spielstätte, ein Grund mehr dort eine Vorstellung zu besuchen. Wir sahen Ulysses von James Joyce, dem 1000 Seiten Roman, sehr heiß gewaschen, in einer Bühnenadaption. Aus diesem Buch ein Stück von 100 Minuten Länge zu machen ist dem Regisseur John Collins gelungen und zwar recht gut. Fundiert kann ich das jedoch nicht behaupten, habe ich doch den dicken Schinken von Joyes nie gelesen. Das Stück begann wie eine szenische Lesung, fünf SchauspielerInnen saßen in zum Zuschauerraum offen Boxen und lasen den Text vor. Wenn das so weiter gelaufen wäre, hätten wir tagelang im Theater sitzen müssen. Dann setzte der Regisseur die Schnelle Vorlauf Taste ein und der Text auf den Monitoren und der Ton lief schneller. So wurde Zeit eingespart. Eine geniale Idee! Im Roman sind zwei Männer am 16. Juni 1904 in Echtzeit von 8:00 Morgens bis 4:00 Uhr des nächsten Tages in Dublin unterwegs. Sie lernen sich kennen und ziehen zusammen um die Häuser. Der Autor teilte die Geschichte in Kapitel entsprechend der Odyssee von Homer ein. Zum Schluß berichte die Frau eines Protagonisten über ihre sexuellen Erfahrungen. Die SchauspielerInnen lieferten fantastische Leistungen ab, aber trotzdem der Roman eingedampft war, langweilte mich die Geschichte etwas. So will ich keine uneingeschränkte Empfehlung abgeben.
- In der Kunstmuseum Basel besuchte ich die Ausstellung Louise Bourgeois x Jenny Holzer. Frau Holzer ist 39 Jahre jünger als Frau Bourgeois und fühlte wohl ein künstlerische Seelenverwandtschaft mit ihr. Sie trat hier in der Rolle der Kuratorin auf und zeigte mir Louise Bourgeois ganz neu. Ich kannte von ihr bisher ihre riesigen Spinnen und Käfige mit gefangenen Figuren. Hier wurde sie als Malerin gezeigt. Diesen anderen Aspekt ihrer Kunst kennenzulernen war zwar spannend, jedoch finde ich, sie ist bis auf Ausnahmen für mich keine bedeutende Malerin. Zum Glück hatte ich eine Führung gebucht, sonst hätte mich allein die Menge, 250 Werke laut Katalog, schier erschlagen. Doch so erfuhr ich das Frau Bourgeois eine Workaholic war, Zeiten häufiger Schlaflosigkeit verbrachte sie meist im Atelier. Vielleicht erklärt sich so die Menge an eher mittelmäßigen Zeichnungen und Aquarellen.
Jenny Holzer ist auch schon siebzig Jahre alt, sie hat ihre Freundin, die 2010 verstorben ist, überlebt. Ihr Metie ist die Konzept- und Installations Kunst. Sie ist auch als Schriftbilder Macherin bekannt, u.A. ist sie im Reichstag mit einem Spruchband vertreten.
Links: Mit der beschrifteten Windeln wurde überall in Basel von ihr für die Ausstellung geworben.
- In der Fondation Beyerler war eine Ausstellung mit Bildern von Georgia O`Keeffe zu sehen. Alleine das Museum und der umgebende Garten sind es schon wert einen einen Blick zu riskieren.
Dort waren die Werke chronologisch gehängt, so dass es möglich war den künstlerischen Werdegang der Malerin nach zu vollziehen. Ihre Farbgebung und der Malstil haben mich komplett begeistert. Wer in der Gegend ist sollte die Ausstellung unbedingt besuchen.
- Die letzten drei tollen Tage in Basel verbrachte ich bei der Baseler Fasnacht. Auch dieses Mal, es war mein drittes Mal, ein beeindruckendes Erlebnis. Besonders liebe ich die kleinen und große Gruppen, die Tag und Nacht durch die Stadt ziehen. Fantasievolle Kostüme sind zu sehen und die Luft ist mit Klängen von Pfeifen, Trommeln und Blechblasinstrumenten erfüllt. Und die Kinder in ihren Verkleidungen sind "So Süss". Auch sie sind oft bis spät in der Nacht unterwegs. Ich hatte das Gefühl, das halb Basel auf den Beinen war und das ein Drittel der Bevölkerung ein Musikinstrument spielt. Bei 170.000 EinwohnerInnen unwahrscheinlich.
1. Schön das meine Heimatstadt fast an jedem Abend ordentliche Jazzkonzerte zu bieten hat. Der a-train ist einer der traditionellen Berliner Clubs, die oft Hochklassiges zu bieten haben. Das ULI KEMPENDORFF FIELD QUARTET erzeugte leckeren Ohrengenuss. Jonas Westergard (bass), Peter Brunn (Schlagzeug), Cristopfer Dell (Vibrafon) und Uli Kempendorf (Saxophon und Klarinette) waren die Bestandteile. Hört selbst!
2. Berlinale No.1 I Poli ke i Poli (die Stadt und die Stadt) ist ein griechischer Beitrag aus der Abteilung Encounters. Die beiden in der Stadt Thessaloniki geboren Filmemacher stöbern in der Geschichte der Juden der Stadt. Die jüdische Bevölkerung stellte bis zur Besetzung Griechenlands einen großen Teil der Einwohner. Auch christliche Griechen veranstalteten Pogrome gegen die Juden der Stadt, doch die systematische Ausrottung der Juden bleib den Deutschen vorbehalten. 97 Przent der Juden wurden ermordet. Die Wenigen die aus den Vernichtungslagern heimkehrenden, hatten nach der Befreiung Schwierigkeiten ihren Besitz wieder zu erlangen, christliche Griechen hatten ihn sich unter den Nagel gerissen. Mir gefiel an dem Film, dass er nicht auf scheinbar dokumentarische Szenen beschränkt war. Ein Beispiel: Die sogenannten Leibungsübungen, ein Mittel der Besatzer die Menschen zu demütigen und zu quälen, fanden live im heutigen Thessaloniki statt, wie damals auch auf öffentlichen Plätzen. Ein spannender Film der hoffentlich in die Kinos kommt.
3. Im Deutschen Theater wurde das Stück von Carlo Goldini "Der Diener zweier Herren" gegeben. Der 1707 in Venedig geborene Dramatiker transferierte Elemente der Commedia dell` arte, das italienische Volkstheater, auf die großen Bühnen. Der Inhalt ist entsprechend einfach gestrickt und lohnt sich nicht zu erzählen. Zotten und Slapstick sind die Hauptbestandteile dieser Verwechslungskomödie. Das fünf Frauen in wechselnden Kostümen alle Rollen ausfüllen war beachtlich. Trotzdem, vielleicht war ich auch nicht in der Stimmung, ich habe mich überwiegend gelangweilt.
4. Berlinale No.2 Unrueh ist ein schweizer Film aus der Abteilung Encounters. Sein Name stammt von der in mechanischen Uhren verbauten Unruh. Er setzt ein Teil der Autobiografie des Anarchisten Kropotkin dramaturgisch um. Der war 1872 für drei Monate bei der Juraföderation in der Schweiz zu Gast und beschrieb, die dort starke anachistische Bewegung unter den UhrmacherInnen. In seinem Buch "Memoiren eines Revolutionärs, Band 1" ist das nachzulesen. Die Verhältnisse in der Schweiz erschienen ihm wohl wie Neu-Lummerland, die im Gegensatz zu Russland relativ freie Situation hatte ihm wohl die Sinne vernebelt. Dass die schweizer Bourgeoisie nicht eine so panische Angst vor Linken hatte wie die adligen Blutsauger der damaligen Zeit, mag für den damaligen historischen Moment richtig sein, aber später wurde die anarchistischen Gruppen auch dort von ihr verboten und verfolgt. Leider beschreibt der Film die Schweiz als ein Tal der Glückseligen, ich fand ihn deshalb recht mittelmäßig.
5. Berlinale No.3 Á propos de Juan (Die Zeit die wir teilen) ist eine mit genialen Schauspielern besetzte französische Produktion. Isabelle Huppert spielt eine Verlegerin um die Fünfzig, deren Sohn sechsjährig ertrunken ist. In ihrer Vorstellung lebt er jedoch, ist regelmäßig anwesend. Sie "lebt" mit ihm in einer Villa. Der Junge war das Ergebnis einer Liason mit einen irischen Taschendieb, diesen trifft sie Jahrzehnte zufällig später in Paris. Dadurch bricht vieles in ihr auf. Erst als sie sich auf eine Liebesbeziehung zu einem jüngeren Autor, gespielt von Lars Eidinger, einlässt verschwindet das Gespenst aus ihrem Leben. Sie verkauft die Villa und Ente gut verbringt sie hoffentlich glückliche Tage mit dem Autor. Ein toller Film, unbegingt ansehen!
Jetzt müssen wir nur noch 200 Jahre warten, dann ist die Super Schnapszahl 2.2.2222 erricht. Bis dahin etwas aus dem Kulturleben:
1. Es gibt ein neues Kinoerlebnis aus Finnland. Der jüngere Bruder Kaurismäki, Mika, hat ein neues Leinwand Epos abgeliefert. Da ich eine gewisse Begeisterung für das große, wenig bevölkerte Land pflege, sah ich mir "Eine Nacht in Helsinki" an. Die Story: Ein Barbesitzer kommt mit einem Benzinkanister in sein Lokal, kocht sich ein Abschiedsessen und öffnet eine Flasche guten Wein. Corona sei Dank ist die Bar seit Monaten geschlossen und Pleite. Dann klopft ein Bekannter an die Tür. Er ist Mediziner, braucht unbedingt etwas zu trinken, ihm ist gerade eine 14 jährige Patientin weggestorben. Die berufliche Niederlage löst bei ihm eine Lebenskrise aus. Er stellt sein Leben und seine Ehe in Frage. Nach dem ersten Glas Wein berichtet er dies dem Barista. Als die zweite Flasche geöffnet wird tritt ein Unbekannter durch die versehentlich nicht geschlossene Tür und begehrt sein Handy aufzuladen. Nach kurzem Hin-und Her wird ihm das gewährt und auch er wird zu einem Glas Wein eingeladen. Dann stellt sich heraus, dass er der Täter ist, der von der Polizei wegen eines Totschlags gesucht wird. Doch er erklärt den Beiden, dass er den Ex seiner Geliebten in Notwehr getötet hat. So schwatzen sie bei einigen Flaschen Rotwein bis zum Morgengrauen. Das riecht nach einem fürchterlichen Kater, aber der Wein (am Set gibt es nur roter Traubensaft) scheint gut gewesen zu sein. So taucht die Frau des Medizineres auf, die Beiden versöhnen sich und gehen Arm in Arm Heim. Der Totschläger beschließt sich der Polizei zu stellen und der Barbesitzer nutzt das Benzin doch nicht um seine Bar abzufackeln. Ente gut,- Alles gut Ein hoffnungsvoller Film in Pandemie Zeiten.
2. Es muß nicht immer Quietsch, Pfeif und Krach sein! Auch gefälligerer Jazz ist manchmal gut zu ertragen. Das Anna Greta Sigurdardottir Trio aus Island gastierte in den Nordischen Botschaften. Sie war für Gesang und Klavier zuständig, Bass und Schlagzeug begleiteten sie. Ich hörte angenehm sanfte Musik und das Konzert war wie meist in Botschaften kostenlos.
3. Der Alptraum Weg (Nightmare Alley) ist wie der Name andeutet kein Film für zarte Gemüter. Regisseur Guillermo del Toro ist für seine recht blutigen Filme bekannt. Dieses Mal ist ein junger Mann die Hauptperson, der von seinem Aufstieg bis zum Untergang begleitet wird. Zu Beginn tötet er seinen Vater, steckt dessen Haus in Brand, und begibt sich auf die Reise. Nach Stationen als Hilfsarbeiter auf dem Rummel, Star Magier in der Stadt, Mörder aus Habgier landet er als alkoholsüchtiger Hobo on the Road. Zum Schluß endet er als Geek (bezeichnete in den USA im frühen 20. Jahrhundert Menschen, die auf Jahrmärkten lebendigen Tieren den Kopf abbissen). Ente schlecht,- Alles schlecht
4. Es kommt auch vor, dass ich spannende Ausstellungen nicht besuche, aber Dank Corona kann man/frau viel im Netz nachschauen. Abgelaufen ist die Zeit der Ausstellung "the cool and the cold" über den Kalten Krieg in der bildenden Kunst. Es gibt ein interessanten virtuellen Rundgang anzusehen.
- Johann Sebastian Bach: Fuga (2. Ricercata) a sei voci aus „Das musikalische Opfer“ in der Orchesterbearbeitung von Anton Webern.
- Alban Berg (1885-1935) Violinkonzert („Dem Andenken eines Engels“)
- Johannes Brahms Klavierquartett g-Moll Fassung für Orchester: Arnold Schönberg (1874-1951)
Also ein Abend mit Schönberg und seinen Meisterschülern Berg und Webern. Alles Heroen der Wiener Schule der Moderne, Stück Eins und Drei waren jedoch nur Orchesterbearbeitungen, also ohne atonale Töne.
Hier die Solistin des Abends mit einem anderen Orchester.
2. Die Jazzpianistin Julia Hülsmann gastierte mit ihren Trio in den Räumen des ZigZag Clubs. Begleitet wurde sie am Vibraphon von Christopher Dell und an der Posaune von Nils Wogram. Sie spielten ein Programm mit improvisierten Beatles Stücken und Eigenkompositionen. Wir hörten Jazz auf sehr hohem Niveau.
Hier ein Live Mitschnitt des Beatles Programms vom Bayrischen Rundfunk.
Bei dem Beatles Titeln erinnerte ich mich besonders gut an "Paperback Writer", aber stellte fest, dass ich bis auf den Namen keine Vorstellung vom Songtext habe. Doch das ist dank Suchmaschinen kein Problem mehr:
"Sehr geehrte Damen und Herren,
wären Sie so freundlich, mein Manuskript zu lesen?
Ich habe Jahre gebraucht, um es zu verfassen - schauen Sie wenigstens mal rein?
Die Story beruht auf einem Roman eines gewissen Herrn Lear.
Ich bin derzeit auf Jobsuche, und da dachte ich, Taschenbuchautor wäre das Richtige für mich.
Es kommt viel Sex drin vor, die Geschichte handelt von einem richtig geilen Bock.
Seine Frau versteht ihn nicht, hängt aber wie eine Klette an ihm.
Sein Sohn arbeitet für die "Daily Mail" - ein sicherer Job, aber eigentlich wäre er lieber Taschenbuchautor... Es sind ungefähr tausend Seiten, aber in ein, zwei Wochen kann ich nachliefern.
Wenn Ihnen die Schreibe gefällt, kann ich problemlos noch was dran stricken.
Bei Bedarf kann ich auch was verändern -
schließlich will ich ja Taschenbuchautor werden.
Wenn Sie wollen, können Sie die Rechte haben,
ich spiele Ihnen aus dem Stand eine Million ein.
Falls Sie's doch nicht gebrauchen können, schicken Sie's an meine Adresse zurück.
Dann lege ich eben eine Kreativpause ein -
aber ich will Taschenbuchautor werden!"
Ich muß zugeben, jetzt das erste mal den Text verstanden zu haben. Kannte ich bisher Taschenbücher nur als preiswerte Ausgabe von gebundenen Büchern, deshalb dachte ich, dass es eigentlich keine Taschenbuch Autoren gibt. Aber im Englischen ist ein "Paperback Writer" wohl so etwas wie ein Schreiberling für Schundromane. Für diese Erkenntnis musste ich neunundsechzig werden. Mann lernt nie aus!
3. Zu meinen Lieblingsregisseuren gehören die Coen Brüder. Einer von beiden, Joel, hat jetzt eine Neuverfilmung von Macbeth vorgelegt. Ziemlich mutig, - hat doch Altmeister Roman Polanki schon eine meisterliche Verfilmung des Stoffes geschaffen. Außerdem ist die Version von Joel Coen nur eine, von bisher fünfundzwanzig, des Dramas von Shakespeare. Nun bin ich kein Cineast und kenne nur zwei. Bei der von Coen sind mir die Bauden, zwischen denen die SchauspielerInnen bewegen, zu künstlich. Sie erinnern mich an Dekorationen von Expressionistischen Filmen aus dem 20er Jahren des 20. Jahrhunderts. Ebenfalls recht antiquiert ist die Art wie die die SchauspielerInnen die Texte vortragen. In Dokumentationen von Stücken aus den sechziger Jahren des letzen Jahrhunderts werden Texte ähnlich steif deklamiert. Verstärkt wurde dieser Eindruck noch dadurch, dass der Film Schwarz/Weiss aufgenommen ist. Zu Loben ist die Leistung der Kameraleute und Beleuchter, die beeindruckende Licht / Schatten Effekte gezaubert haben. Die sehr hohe Kunst der SchauspielerInnen ist zu bewundern, wobei von der Creme der US Akteure eigentlich auch nichts anderes zu erwarten ist. Bei Frances McDormand und Denzil Washington ist keine schlechte Leistung möglich. Jedoch sind mir die beiden Hauptpersonen zu alt besetzt, bei Polanki ist es ein junger ergeiziger Heißsporn und seine machtgeile junge Frau, die passen meiner Meinung nach besser zum Stück. Auch gefällt mir die eher naturalistische Realisierung von Polanski besser. Dort sind die Ritter nach der Schlacht verdreckt, der Hof der Burg ist voll Matschepampe und Blut macht sich in Farbe auch besser. 👿
Macbeth in der Version von Roman Polanski
Macbeth in der Version von Joel Coen
Die englisch sprachige Orginal Version von Polanski könnt ihr im Netz zu bewundern.
4. Allzu viel habe ich von einer Lesung in der Katholischen Akademie nicht erwartet. Bei kirchlichen Institutionen, egal welcher Richtung, bin ich vorsichtig. Aber die Veranstaltung war professionell organisiert. Gisela von Wysocki stellte ihr Buch „Der hingestreckte Sommer“ vor. Das sind neunundvierzig Kurzgeschichten, teilweise biografisch. Hier ein Interview mit de Autorin zu ihrem neuen Buch. So ein Buch mit kleiner Poesie hat meist den Vorteil recht kurzweilig zu sein. Doch man/frau merkt der Erzählerin an, das sie bei Adorno studiert hat. Einige Geschichten waren sehr hintersinnig und nicht leichtgängig zu verstehen. Aber die Literaturkritik jubiliert.
Gisela von Wysocki: Der hingestreckte Sommer. Suhrkamp Verlag, Berlin 2021. 240 Seiten , 24,00 EUR. ISBN-13: 9783518430149
5. Bei der Familie Flötz war ich schon mehrfach zu Gast. Das Maskentheater bezaubert durch Pantomime ohne Miene. Dadurch dass ihre Gesichter hinter Masken verborgen sind, können sie Geschichten nur durch Körpersprache erzählen. So erstaunlich wie das klingt, es funktioniert. Nach kurzer Zeit fängt das Gehirn an die fehlende Mimik auf die Masken zu projizieren. Ähnliches kenne ich vom Marionetten Theater. Diesmal spielen sie im Schillertheater, dort ist z.Z. die Komödie am Kurfürstendamm zu Gast.
Das neue Stück der Familie "Feste" zeigt ein Team von Bediensteten, das ein Hochzeitsfest bei reichen Leuten ausrichten. Slapstick und viel Herz und Schmerz gehören immer zum Repertoire dieser Theater Truppe. Lachen und bewegende Momente wechseln sich ab. Mir gefällt das, und wenn ihr keine Angst vor ein wenig Kitsch habt, schaut euch das Stück an. Witzig war, dass drei männliche Schauspieler, die bestimmt zwanzig Rollen, von der Putzfrau über die Braut bis zu Hausmeister ausfüllten. Der Applaus war dem entsprechend heftig.
Wenn Kälte- und Coronawelle zusammen treffen ist es draussen ungemütlich, man/frau bleibt lieber daheim. Aber ich habe immer Hummeln im Hintern und suche nach risikoarmen Kunstereignissen.
Viele Arbeiten waren spannend anzusehen. Der Gewinner in der Kategorie Professionell / Kreativ montierte fantasievolle Situationen auf unserem Trabanten, dem Mond. Der Fotograf zeigt viele gelungene Einfälle zum Thema.
Diese jährlich stattfindende Ausstellung habe ich schon mehrfach besucht. Oft fand ich die Fotos zu aufgemotzt, sprich am PC wurde die Farbigkeit für meinen Geschmack zu übertrieben nachgearbeitet. Diesmal war es angenehmer, dass die Farben zum Teil zurück genommen waren. Die
Ausstellung ist noch bis zum 12.01.2022 von Dienstag bis Sonntag 10:00
bis 18:00 Uhr geöffnet. Voranmeldung und 2G sind gefordert.
2a. In der Hauptausstellung zeigte die Berlinische Galerie Malerei vom Ferdinad Hodler. Der lebte um die Jahrhundertwende 19. / 20. u.a. auch in Berlin. Das ist das Kriterium, in der BG einen Künstler vorzustellen.
Ferdinad Holder begann als Landschaftsmaler, wurde dann stark vom Jugendsstil beeinflußt und entwickelt sich danach zu einem der Hauptvertreter des Symbolismus.
Wir hatten eine Führung durch die Ausstellung gebucht und kamen dadurch zu einigen neuen Erkenntnissen über den Künstler. Besonders interessant fand ich, dass er, trotz seiner schweizer Herkunft, als deutscher Künstler angesehen wurde, bis er Kriegsverbrechen der deutschen Wehrmacht kritisierte. (Die Kathedrale von Reims war im September 1914 durch deutschen Artilleriebeschuß zerstört worden). Danach wurde u.a. das von ihm geschaffene Wandgemälde in der Universität Jena verhängt.
2b. Ebenfalls im Haus wurden Skulpturen von Luise Stomps gezeigt.
Diese Bildhauerin hatte ich bisher nicht auf den Schirm. Ich denke das sie auch deshalb vom Verborgenen Museum ausgewählt wurde. Sie scheint eine der Künstlerinnen zu sein, die vom männlich dominierten Kunstbetrieb ignoriert worden sind. Zwar ist ihr Grab auf dem Friedhof Zehlendorf seit 1990 ein Ehrengrab der Stadt Berlin, trotzdem wurde sie systematisch vergessen. Ich hoffe diese Ignoranz ist jetzt vorbei, ihre Skulpturen sind nämlich klasse.
Die Ausstellungen in der Berlinischen Galerie sind beide noch bis zum 17.01.2022 zu besuchen.
3. Auf dem Tempelhofer Feld gastierte das Berlin Circus Festival. Ungewöhnliche Zirkuse aus aller Welt gaben sich die Ehre. Von allen meinen nichtdeutschen Geliebten ist eine kleine Liebe zu deren Heimatländern übrig geblieben, so entschied ich mich für eine finnische Truppe. Ihr Name "Mad in Finnland"deutete schon an, dass es sich um eine etwas verrückte Truppe handelte. Die sieben Frauen boten wenige aber gute zirzensische Leistungen, aber ihre Karikatur der finnischen Seele hatte Witz und Humor. Die Sportbegeisterung, die Armee und die Tanzwut der Finnen wurden ordentlich durch den Kakao gezogen. Das war Spitze!
4. Für mich fand das letzte Konzert in 21 im ZigZag Jazz Club statt. Lisa Bassenge - Vocals (D), Joe Smith- Drums (USA), Larry Porter - Piano (USA), Andreas Lang - Bass (DK) spielten auf zu einem Tribut an Billie Holliday. "Lady sings the Blues" passt bei Lisa Bassenge wie die Faust aufs Auge. Ihre Interpretation der alten Lieder war gelungen. Die Unterstützung durch ihe Kapelle war sehr gut. Es war ein schöner und viel beklatschter Auftritt.
- Mich zog es ins Autopsi, um wieder Katzenmusik zu hören und zwar
diesemal wirklich von Katzen, kein Kater war an diesem Abend auf der Bühne. Im der kleinen Bar in der Pohlstr. lief ein kleines Festival unter dem Namen Revuelta, bei dem ausschließlich Musikerinnen auftraten.. Ich musste feststellen, dass Frauen genauso gut Schräges produzieren können.
Mir gefielen die Arbeiten von Hr. Schünemann, weil er nicht flache Flächen nutzt, sondern halbrunde Holzleisten nebeneinander montiert und dann Fotos darauf klebt. So entsteht eine Art Relief.
Frau Wild zerschneidet Hochhaus-Fotos und klebt sie verändert zusammen. Geniale Idee! Die Ausstellung ist noch bis zu 27.11 zu sehen.
- Von zwei Konzerten aus dem Jazz Club Schlot kann ich berichten.
- Im Composer´s Orchestra sind alle KomponistInnen. Als Orchester bezeichnen sie sich, weil in der ersten Reihe Streichinstrumente sitzen. Es waren nur Eigenkompositionen zu hören, die Auswahl nennen sie Free Range Music, also vielfältige Musik, kein Wunder bei 20 kreativen Notenschreibern. Hörenswert!
- Der Trompeter Paul Schlingenschlögel hat die Plearden-Suite komponiert. Die Musik klang etwas sphärisch und erinnerte mich stilistisch an den Jazz der 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts, der gerne von den Regisseuren der Nouvelle Vague benutzt wurden. Beim Auftritt wurde er von Antonis Anissegos (p), Kubi Kubach (b), Denis Stilke (dr), und den Special Guests: Jan von Klewitz (as), Petra Woisetschläger (p) unterstützt. Mir gefiel das Konzert, hört unten mal rein.
- Klassik in der Philharmonie. Es wurde das Singspiel Mazeppa vom Peter Tschaikowsky nach einem Gedicht von Alexander Puschkin. Die Philharmoniker unter Kirill Petrenko waren Klasse, der Rundfunk Chor ebenso und die SängerInnen war exelent. Ein Singspiel war es deshalb, weil die SängerInnen nicht schauspielerten sondern "nur" denn Text gesanglich vortrugen. Also keine Schwertkämpfe und Sterbende, die beim Sterben sangen. Die Sänger waren alle des Russischen mächtig und so war die Oper OmU. So konnte ich den Inhalt auf einem Bildschirm mitlesen. Leider war die Geschichte grottenschlecht, ein billiger Groschenroman und dazu noch wilderlich nationalistisch. Ich hätte besser getan wo anders hin zu schauen. Der Geschichte ist anzumerken, dass Alexander Puschkin bei Zar Alexander gut Wetter machen musste. Ein wenig gibt er die Hofschranze.
- Jetzt noch Kino,- Mit "The French Dispatch" ist der neue Film des Regisseur Wes Anderson, der mit "Grand Budapest Hotel" den Goldenen Bären der Berlinale gewann. Eine witzige Geschichte um die Wochenendbeilage einer kanadischen Zeitung, die aus Frankreich berichtet. Wes Anderson hat das Glück, das die bekanntesten SchauspielerInnen gerne unter ihm spielen. Auf der Besetzungsliste stehen: Bill Murray, Tilda Swinton, Léa Seydoux, Frances McDormand, und so weiter. Es ist richtig dem Resisseur vorzuwerfen, angesichts der Klimakatastrophe nostalgische und fantastische Filme zu drehen, aber manchmal brauche ich so etwas. Ich glaube der Film wird ein Klassiker. Ich liebe ihn!
1. Der erste Abend mit schrägem Jazz, oder auch Free Jazz genannt, begann in der kleinen Kneipe bei mir um Eck dem Atopsi Pol (In der Pohlstr.)
Die Radaubrüder waren diesmal:
Alexander von Schlippenbach - piano
Andreas Røysum - clarinet
Antonio Borghini - bass
Michael Griener - drums
Dadurch das keine quiekenden Saxophone mitmischten sogar gut erträglich für meine Ohren und der Eintritt in die mehrmals in der Woche stattfindenden Konzerte ist mit 10,- € auch erschwinglich.
Die jährliche stattfindende Werkstatt ist ein Konzertwochenende in einem verschlafenen Nest bei Cottbus. Dabei reiht sich ein Konzert ans andere bis tief in die Nacht. Es gab dabei so viele Highlights, dass ich sie garnicht aufzählen mag. Müsst ihr mal selbst kommen.
Für mich war Els Wandemeyer am Vibraphon die Entdeckung des Festivals.
3. Im ebenso verschlafenen Lieberose fand in halb verfallenen Schloss die Ausstellung Rohkunstbau 2021 statt
Zwanzig aktuell bekannte KünstlerInnen, z.B. Yoko Ono, Kapwani Kiwanga und Gilbert & George, stellten in den Räumen aus.
Bemerkennswert fand ich in dem Ort selbst keinerlei Werbung für die Ausstellung zu finden war. Aber viele AfD Wahlplakate waren zu sehen.
Lieberose scheint mit Fremden und Fremdem zu fremdeln.
Besonders beindruckt hat mich die Skulptur mit dem Titel "Angst" von Michael Morgner.
Leider sind die Kunstwerke vor Ort nicht mehr zu besichtigen.
4. Zum Hochzeitstag lud ich die Frau zum Konzert in dem Piano Salon Cristophori ein. Ein toller Ort, der immer wieder junge exellente MusikerInnen anzieht. Ideal für Kammermusik.
Drei Generationen Jazzer presentierten der Veranstalter Hannes Zerbe auf der Bühne. Ich würde sagen, dass war mal wieder improvisierter Jazz, aber sehr angenehm melodisch und alles für Umme. Vorbestellen ist jedoch notwendig.
8. Zum krönenden Abschluß besuchte ich die Ausstellung zum siebzigsten Jubileum der Berliner Festspiele in ICC. Dieses Gebäude, 1979 eöffnet, damals ein technisches Wunderwerk, steht seit 2014 leer. Die Berliner Messe möchte es aus Kostengründer nicht weiter betreiben. Das futuristische Gebäude war spannend anzusehen, doch die gebotene Kunst war eher dürfig und / oder verlief sich in dem riesigen Gebäude. Aber vielleicht war ich auch stets zur falschen Zeit an falschen Ort. Doch eine Performane fand ich eindrucksvoll. Grace Tjang von der Needcompany aus Indonesien zeigte ein Schattenspiel, bei dem sie in einem verdunkelten Raum Lichtquellen und Objekte hin- und her bewegte. Das war sehr sehenswert.
Was für eine Stimme, Efrat Alony sang Poetry, zum Teil selbst geschrieben, begleitet von einer fantastischen dreiköpfigen Band (Frank Wingold- gitar, Henning Sieverts- bass, Heinrich Köbberling- drums). Efrat Alony´s Gesang hat eine starke Ausdruckskraft. Manchmal hat Corona auch seine guten Seiten, dass a-trane war nicht so dränglig voll wie vor der Pandemie, nur Sitzplätze waren erlaubt. So verbrachten wir einen ruhigen Abend mit tollem Jazz. Leider wurde die Veranstaltung von der israelischen Botschaft gesponsert, ich finde vom Apartheitstaat sollte frau/man keine Unterstützung annehmen.
Ein so oft gespieltes und damit möglicherweise ausgelatschtes Stück auf die Bühne zu bringen, dazu gehört Mut. Doch im Haus fand die Uraufführung statt und das Haus Theater wurde nach dem Krieg von Berthol Brecht geleitet, so war das wohl unausweichlich nötig. Doch wagte sich wohl keiner der ständigen RegisseurInnen an das Stück, der Leiter der Komischen Oper, Barrie Kosky, durfte sich versuchen, nach dem Motto: die drei Groschen Oper ist ja schließlich ein Musical. So konnte nix schief gehen und ging es auch nicht. Doch mir war das Stück zu altbacken inszeniert. Die Beliebtheit des Musicals führt dazu, dass ich fast alle Gassenhauer daraus mitsingen konnte. Denn Rest der ZuschauerInnen brachte es leider dazu, nach jedem Lied applaudierten. Diese dauernden Unterbrechungen zerstörten jedoch den Fluss der Handlung. Das Alles kann frau/man nicht dem Orchester und den SchauspielerInnen vorwerfen, sie schlugen sich mehr als wacker.
Wer bei Halbe nur an die Deutschen Idioten denkt, die vor dem Ende des Dritten Reichs bei Halbe noch dieses retten wollten und an die Naziaufmärsche denkt, die am Volkstrauertag ihre Helden ehrten, denkt zu kurz. Halbe hat auch einen Ausstellungsraum für Kultur im Bahnhof. Klein aber fein und der Besuch lohnt sich.
Da merke ich wieder mal, dass der Sommer zur Neige geht, wenn das das letzte Mal Musik im Rahmen von "Sommer im Park" erklingt. Diesmal sorgte Counterblast, eine kleine Bigband um den Trompeter Paul Schwingenschlögl, für die musikalische Unterhaltung. Sie präsentierten ein Mischung aus Jazz, Soul und Rock und kamen damit beim Publikum gut an. Es wurde getanzt!
Die Neuköllner Oper und das Stegreif.orchester richteten dieses Singspiel aus. Sie haben im Titel den Don wohl weggelassen weil, zumindest in der Mozartoper, er kein feiner Herr war. Getrieben von dem Wunsch alle Frauen der Erde zu verführen, welcher Mann träumt nicht davon, hinterlässt er viel verbrannte Erde. Die Aufführung fand Abends auf einen Friedhof an der Hermanstrasse statt. Im ersten Aufzug wurde der Mantel vom Frauenverführer in einer Prozession, begleitet von Trommeln und Streich- und Blasinstrumenten, aus der Friedhofskapelle getragen. Schnell wurde es Dunkel und ZuschauerInnen und Mitwirkende zogen über zwei Stationen zu Platz, wo das Spektakel seinen Höhepunkt fand. Die Atmospäre wirkte gespentstisch, wir BeobachterInnen bewegten uns im Dunkeln über den Friedhof, die Wege waren nur spärlich ausgeleuchtet. Während der ersten Stationen wurde der tote Giovanni, eigentlich lag nur sein Mantel auf der Sänfte, von seinen ehemaligen Geliebten und von seinem Diener heftig beweint. Am Hauptort tauchte er dann wieder lebendig auf. War dann sofort wieder als Verführer unterwegs, wurde aber auch Hassobjekt. Frauen umschwärmten ihn, wie Motten das Licht. Im Anschluss gab einen Leichschmaus mit Party, aber zwischendurch wurde auch sein Diener gelyncht. Das Stück war sehr unterhaltsam und SängerInnen und MusikerInnen waren Spitze. Es gibt noch ein paar Aufführungen, unbedingt hingehen!
Zwischen dem Haus von Mustafa, in der Westbank gelegen, und dem seiner Frau in Israel beträgt die Entfernung nur 200 Meter. Eigentlich nicht weit, jedoch hat der Apartheid-Staat eine unüberwindliche Mauer bauen lassen. Mustafa hat eine Arbeitsgenehmigung und kann diese passieren. Als er von seiner Frau informiert wird, dass sein Sohn Opfer eines Verkehrsunfalls geworden ist, will er sofort nach Israel einreisen. Leider ist sein Ausweis abgelaufen, und er wird abgewiesen. So muss er sich über die Grenze schmuggeln lassen. Hier beginnt im Film der Teil wo es spannend wird. Nach vielen Wirren schafft es das Krankenhaus zu erreichen in dem sein Sohn liegt. Der Regisseurin Ameen Nayfeh gelingt es die Unmenschlichkeit der israelischen Grenzmauer sehr gut zu beschreiben. Für 3,99 € könnt ihr ihn per Video on demand ansehen
Ein frisch promovierter Akademiker erhält vom Ministerium für Staatssicherheit in der DDR das Angebot einzusteigen. Dafür wird ihm eine Professur versprochen und u.A. eine schicke Wohnung. Diese "Geschenke" verlocken ihn zu unterschreiben und er kennt auch keine Skrupel, für ihn ist die DDR ist sein Heimatland das er gerne schützt. Erst als er erfahren muss mit welchen perfiden Meth20oden die Stasi arbeitet, will er diese moralisch nicht mehr vertreten. Als die Organisation eine geflohenen Bekannten mit seiner Hilfe so unter Druck setzt, dass dieser Selbstmord begeht, beschließt er auszusteigen. Er stiehlt Geheimmaterial und will damit in den Westen rübermachen. Erwischt wird er zum Tode verurteilt und mit einem aufgesetzten Kopfschuss (Nahschuss) getötet. Im Film zeigt das DDR Regime seine widerliche Fresse. Der paranoide Stasi trug auch sicher zum Untergang der DDR bei. Da die BRD den Spionagekrieg gewonnen hat, werden die Schweinereien des Bundesnachrichten Dienstes jedoch wohl nie ins Kino gelangen. Ich verließ das Kino sehr bewegt, auch weil Lars Eidinger, Luise Heyer und Devid Striesow sehr authentisch schauspielern. Ein gelungener Film von Franziska Stünkel.