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Morgestraich und Cortege

27.02.2012

Wir quälten uns um drei Uhr aus dem Bett. Zum Morgestraich, dem Beginn der Fasnacht hatten wir es nicht weit. Dabei ziehen ab vier Uhr, wenn in der ganzen Stadt das Licht abgeschaltet wird, Gruppen von fürchterlich maskierten Gestalten mit Laternen auf dem Kopf durch die Stadt.

Oft tragen sie dazu eine größere bemalte Laterne auf der das Sujet, das Jahresthema der Formation, zu sehen ist. Während des Morgenstraichs sind nur Piccoloflöten und Marschtrommeln erlaubt und erzeugen ordentlich Lärm.

Die Themen waren vielfältig. Oft bezogen sich die Laternen auf Regionalprobleme aber auch auf die Bankenspekulationen und Schweizer korrupte Politiker. Das Festhalten der Regierung am Atomstrom und den im Mayakalender vorausgesagten Weltuntergang wurden dargestellt. Unser dummdeutsch nationalistischer Wolfgang Kauder mit seinem Spruch "Jetzt auf einmal wird in Europa Deutsch gesprochen" fand auch Erwähnung. Deutschland, mir graute mal wieder vor dir.

Die Gruppen kommen aus allen Ecken der Stadt. Die aus Kleinbasel ziehen über die mittlere Rheinbrücke. Es gibt aber keine festgelegte Routen und bei den zahlreichen ZuschauerInnen entsteht heftig Gewusel. Zum Schluss, wenn es hell wird, halten sich die meisten in der Nähe oder auf dem Münsterplatz auf. Dort werden die Laternen ausgestellt. Dann ist der erste Akt der Fasnacht vorbei.



Am Nachmittag folgt die Cortage, der Umzug. Dieser wird neben kleineren Gruppen von den Cliquen getragen. Diese haben das ganze Jahr über feste Quartiere, dort bauen sie die Masken und Wagen, üben die Bands und sie pflegen Geselligkeit. Beim Umzug sind die Mitglieder meist entsprechend dem Motto (Sujet) gekleidet. Dieses ist auf den meist von Traktoren gezogen Wagen gemalt. Auf den Anhängern stehen seltsame Maskenmenschen, Waggis genannt. Sie werfen in Richtung der Zuschauer mit allem was der Obst- und Gemüsegarten so hergibt, aber auch Süßigkeiten, mal auch Kuscheltiere, gemeinerweise haben sie auch immer Konfetti (Räppli) dabei. Gefolgt werden die Wagen vom Cliquenorchester. Diese spielen jetzt mit allem was eine Blaskapelle so braucht. Die Bands haben bis zu fünfzig MitspielerInnen. Teilweise klingen sie sehr professionell.


Alle Gruppen wurden von den Herren und Damen des Karnevalskomitees begrüßt.

Für die ZuschauerInnen gelten bei der Fasnacht feste Regeln.
- Die vorher gekaufte Plakette des Komitees ist zu tragen. Die Einnahmen gehen an die Cliquen.
- Verkleidung ist unerwünscht (Kinder dürfen es)
- Starker Alkoholkonsum ist nicht gern gesehen
- Das bewerfen der Akteure mit Räppli ist untersagt, ich sah wie ein junger Mann zur Strafe von den Wäggis mit Konfetti gestopft wurde.
- Beim Morgenstraich sollte nicht mit Blitzlicht fotografiert werden.

Gut ist, dass die Strecke während des Corteges mit Gittern abgesperrt ist, so besteht eine geringere Unfallgefahr.als beim Karneval der Kulturen in Berlin.

Nach soviel lauter Blasmusik besuchten wir, wie viele Akteure, den Gehörakustiker. Etwas müde waren wir und so verschwanden wir früh ins Bett.

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