27.08.2017
Als wir mittags in Kassel eintrudelten, war unser Quartier bezugsbereit.
Unser Quartier - wir hatten diesmal ein Appartement im afrikanischen Stil, in einer originellen Anlage mit dem Namen Fenster zum Hof gemietet.
Die VermieterInnen waren, Pitze, ein Altachtundsechziger, von Beruf Fotograf und seine Frau Elfi, die mich ein wenig an Pippi Langstrumpf erinnerte.
Ungewöhnlich wie sie sind auch die Wohneinheiten, die sie vermieten. Unsere Unterkunft hatte Elfi gestaltet. Das gemauerte Hochbett und der gemalte grinsende Esel sind bezaubernd.
Leider wirkten unsere Wirtsleute manchmal leicht überfordert, die Professionalität fehlt ihnen.
Unsere temporäre Wohnung war nicht unterkellert und auf Grund des verregneten Sommers ein wenig feuchtkalt. Ich musste ihnen Bescheid geben, dass sie die Heizung anstellen.
Auch die Kücheneinrichtung war für ein Appartement extrem spartanisch.
Besonders meine Begleiterin war ob des am zweiten Tag einsetzenden Besuchs von mehren Dutzend Kellerasseln im Wohnzimmer nicht begeistert.
Der Preis pro Nacht von 100 € war so wohl etwas überzogen.
Im Anschluss folgte ein kurzes Anschnuppern der documenta. Wir fuhren zum Friedrichsplatz, schauten den Pantheon der Bücher, der in der Realität viel imposanter war, als ich ihn mir vorgestellt hatte.
Der ist ein stilisierter griechischer Tempel, an dessen Säulen 10.000 einst und heute in verschiedenen Ländern der Erde verbotene Bücher angebracht sein werden. Die argentinische Künstlerin Marta Minujín reflektiert damit auch die Zensur, die unter der von den USA initialisierten Militärdiktatur in ihrem Land herrschte.
Auch die aufgeschichteten Kanalisationsröhren von Hiwan K reflektieren eine persönliche Geschichte. Der Künstler hatte bei seiner Flucht öfter in ähnlichen Röhren übernachtet / gewohnt. Hier sind sie innen ganz wohnlich gestaltet. Diese Arbeit offenbart aber auch die Unzulänglichkeit von Kunst als pures Anschauungsmaterial. Spätestens als ich ein paar Meter entfernt davon einen Bettler sah, der wohl keine Unterkunft für die Nacht hatte, wurde es mir klar wie weit sich auch politische Kunst von der Realität entfernen kann. Konsequent wäre es die Röhren als Nachtquartier für Obdachlose auszulegen.
Hungrig kehrten wir in das Restaurant Abessina ein. In der sehr beliebten Gaststätte (vorbestellen!) wird äthiopisches serviert. Auf der bestellten Platte mit verschiedenen Fleischgerichten war vieles lecker, aber teilweise mörderscharf.
Fotos Irmeli Rother
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