Dieses Blog durchsuchen

Abflug

03.04.2011

Juha Ojansivu, Der Kuss, 1983
Nach einem Bummeltag in der Ferienwohnung, draußen nieselte es bei drei Grad Plus (ja,- das ist der finnische Frühling), fuhren wir zurück zum Flughafen Helsinki. Die bezaubernden Freunde von Augenstern brachten uns und weitere Berliner dorthin.
Im Gebäude entdeckten wir schon wieder Kunst.
Zwei sich in Liebe verzehrte Streichhölzer, was für ein Menetekel.
Zum Glück wirken menschliche Küsse nicht immer so leicht entzündlich.

In Tegel gelandet rissen wir erst mal einen Teil unserer Kleider vom Leib. 22 Grad warm war´s, das war ein kleiner Schock.

Kurz entschlossen strebten wir in Steglitz in ein Lokal mit Terrasse, um das laue Lüftchen zu genießen. Wir wählten das Restaurant Venezia an der Zimmermannstrasse.
Und schon wieder hatte ich das Glück, auf einen dummdreisten Besitzer zu stoßen.

Für einen Italiener eigentlich unmöglich, verweigerte der Kellner zum Rotwein Leitungwasser. Mangels Alternative aßen wir trotzdem dort.
Das letzte Restaurant in Berlin, wo mir das passierte, schloss wenig später. Dort hatten meine Verwünschungen gewirkt. Mafia, Camorra, Lebensmittelkontrolle und die Steuerfahndung wünsche ich dem Besitzer des Venezia an den Hals.

Malerpreis

17.03.2011

Albrecht Klink, Die Gebrüder Jacob
2004, Kastanienholz,
Schon auf dem Weg in die Berlinischen Galerie stolperte ich über Kunst, die Skulpturen der beiden Jacobs stehen in der Nähe. Der Künstler spielte mit dem Namen der Straße, an der sie platziert wurden.
Die Verleihung das Fred Thieler Preises für Malerei an Bernard Frize war der Anlass das Museum zu besuchen.

Brent, 1992
Er malt Abstraktes und pendelt zwischen Berlin und seiner Werkstatt in Paris.
Seine Ölgemälde sind sehr farbenfroh und wirken sehr plastisch.
Dieses wird dadurch erreicht, dass er mit Millimeter starken Pinseln arbeitet und so feinste Farbnuancen erreicht.

Edward und Nancy Reddin Kienholz,
The Art Show, 1963-1977
Wir nutzten die Gelegenheit auch andere Ausstellungsteile zu besuchen.
Aus dem Depot wurde die Karikatur einer Vernissage geholt und wird wieder mal gezeigt. Die Künstler nahmen Gipsabdrücke von Freunden, festigten diese mit Kunstharz und zogen den Figuren deren Kleider an.

Das Gesicht ersetzten sie durch Kühlergrills, hinter denen sich Lautsprecher verbargen. Auf  Knopfdruck beginnen die Personen aufgezeichnete Reden von realen Vernissagen abzuspielen.
Der Gestus der Figuren wirkt sehr eindrücklich.

Am Empfang saß eine junge Angestellte, die BesucherInnen standen bedeutungschwanger herum und in der der Ecke saßen die Kunststudenten.
Das Setting ist eine tolle Satire.
Für die damalige Zeit (70er) nutzten die Künstler modernste Speichertechnik für den Ton.

Malen auf Finnisch

16.03.2011



Das Finnlandzentrum in Kreuzberg lud zu einer Vernissage.

Ein Malkurs aus den Haus stellte seine Werke vor.
Der Leiter ist ein Bekannter und unter den Austellenden befand sich eine Freundin meines Augensterns. So trugen wir mit einer Schüssel selbstgefertigten in Kokos gewälzten Schoko Murmeln zum Büfett bei.

Eine harte Kritik an den Bildern fällt so nicht leicht.
Dinge nicht zu benennen oder zu beschönigen fällt mir jedoch schwer.
Ich legte jedoch die Latte nicht zu hoch, denn Laienmaler mit Profis zu vergleichen wäre ungerecht.
Von den drei Schülerinnen gefielen mir nur einige Ölbilder von A. recht gut. Die Birken am See erschienen mir am Besten gelungen.
Die von M. waren im Stil naiver Kunst gezeichnet, damit kann ich nichts anfangen.
E. verarbeitete die Trauer um ihren verstorbenen Mann künstlerisch, was oft und auch in diesem Fall nicht die Qualität erhöhte.

Dagegen hoben sich die Werke des Lehrers, wie das oben, durch ihre Professionalität ab.
Aber das leckere Büfett, süß und salzig, und Wein und Sekt entschädigten jedoch für die Sehstörungen.
Das Musikalische Beiprogramm war jedoch exzellent.

Eine Finnin spielte Kantele, in Finnland, Karelien und Estland die traditionelle Begleitung zum Gesang. Es ähnelt einer Zither, vom Aufbau und von der Spieltechnik.
Sie sang Wiegenlieder, das anwesende Baby quiekte fröhlich.

Arbeiter & Studenten

11.03.2011

Im Rahmen des F.I.N.D. 2011 (Festival Internationale Neue Dramatik) sah ich in der Schaubühne das Stück Hilda von Marie NDiaye zum zweiten Mal, diesmal mit Augenstern. Nach dem Flop im Kleinen Theater am Südwestkorso einen Monat zuvor.

Es erstaunt mich immer wieder, was eine gute Truppe aus einer eher mittelmäßigen Vorlage herausholt.
Der Kooperation von Schauspielfakultät und Arbeitertheaters aus Tampere, der drittgrößten Stadt Finnlands, gelang dies sehr gut.

Zuerst entdeckten wir das Bühnenbild.
Es funktionierte etwa wie ein Kamera Verschluss. Durch eine Hydraulik. war dieser stufenlos zu öffnen und zu schließen. Auch für dieses Detail verdiente die Truppe meine Hochachtung. 
Die Aufzüge wurden damit, wie mit einem Vorhang, getrennt.
Kurz die Story: Eine Fabrikanten Gattin will Hilda als Dienstmagd und diese besitzen. Dadurch entsteht ein Konflikt mit den Mann von Hilda, der auch Besitzrechte an seiner Frau beansprucht.
Beide kämpfen um sie.

Ein netter Kunstgriff ist, dass Hilda nie sichtbar wird.
Ein Nebenstrang der Handlung ist das sexuelle Interesse der gelangweilten Fabrikanten Gattin am prolligen Ehemann.
Dieser Liebes- und Machtkampf bestimmt das Stück.
Die SchauspielerInnen brachten das überzeugend rüber.
Leider verstehe ich kein Finnisch, aber es gab Obertitel in Deutsch und die Geschichte kannte ich schon. Mein finnischer Augenstern lobte den sprachlichen Ausdruck.

In the ghetto

01.03.2011

Zum Abendbrot traf ich R. im Heimathafen Neukölln im Cafe Rix.
Dieses Restaurant im "Problemkiez" kenne ich bereits aus der Zeit, als ich vor über 20 Jahren dort wohnte.
Essen und Trinken sind von guter Qualität, die Bedienug freundlich. Jedoch wird durch den hallenden Raum die Athmosphäre untergraben. Im Sommer ist der Schankgarten jedoch ein Juwel.

Der zweite Ordnungspunkt bildete eine Lesung von Wiglaf Droste im ausverkauften großen Saal.
Er trug Geschichten vor und die meisten der ZuhöhrerInnnen lachten. Mir erschloß sich der Humor des selbsternannten Provokateurs nur wenig.

Besonders sein Spott über Nichtraucher fand ich langweilig. Als Ehemaliger fühle ich mich den Süchtigen recht verbunden und bei einer Selbstgedrehten mit Sättigungsbeilage sage ich auch nicht immer nein. Trotzdem geht mir das Gejammer über alte Zeiten, wo sogar in den U-Bahn Waggons geraucht werden durfte (das stank zum Himmel) auf die Nerven. Ich für meinen Teil verzehre gerne mein Essen im Restaurant ohne Zigarettenqualm.

Im Anschluß stieß G. zu uns, sie begleitete mich ins Neuköllner Nachtleben. Wir besuchten das Gaston, eine Bar Weichselstr. / Weserestr., um den leckeren Wein des Hauses und die Gefahren des Ghettos zu genießen.

Schön bunt

28.02.2011

"I like Mondays", die Montage ohne Eintritt im Guggenheim Berlin locken mich zu fast jeder Ausstellung dorthin.
Diesmal stellt Agathe Snow eine Materialcollage unter dem Titel All Access World aus.
Sie ist in einen Baumarkt gegangen und hat allerlei eingekauft und damit eine bunte, fantasievolle Schau gestaltet. Außerdem waren Wände mit Collagen beklebt.
Die Werke wurden vor Ort gebaut.

Deco Pillows
Ein sehr sympathischer Aspekt ihres Schaffens ist, man / frau darf alles anfassen und damit spielen. Erwachsene, wie wir, waren dabei etwas gehemmt. Eine Führerin erzählte, was Kinder mit den Sachen anstellen, aber auch, dass jeden Abend Teile repariert werden müssen.

Big Ben with Traffic
Viele Skulpturen sehen sowieso nicht sehr stabil aus. Doch das Vergehen gehört zum Konzept, jede Schau wird an einem anderen Ort neu aufgebaut. Ob die Reste hinterher im Müllcontainer landen oder verkauft werden, vergaß ich leider zu fragen.
Das Aufsichtspersonal schaute verunsichert drein, normalerweise ist es ja ihre Aufgabe BesucherInnen auf Distanz zur Kunst zu halten.
Einige Konstruktionen konnten durch den Raum gerollt werden.

Carousel
Mir gefiel gut, was ich sah.
Für meinen Teil war das Konzept jedoch schön bunt, aber oberflächlich.
Mir fehlte das Logo der Deutschen Bank, an dem Puppen aufgeknüpft hängen. Sie könnten die Opfer der Finanzspekulationen der Bank symbolisieren.

Hätte dem Sponsor sicher nicht gefallen, aber der Künstlerin Ruhm und meinen großen Respekt eingebracht.

..., jeder Schuss ein Russ

27.02.2011

Mit diesem dummen Spruch machten sich die Vorfahren meiner Mutter Mut in den ersten Weltkrieg zu ziehen. Dass die Russen zurück schießen könnten, hatten sie nicht bedacht.
Schießen steht wörtlich und manchmal auch faktisch in enger Beziehung zur Fotografie.

Seit den 30er Jahren fanden sich auf Jahrmärkten Buden, wo man / frau mit einem Luftgewehr auf Zielscheiben schoss, und bei einem Schuss ins Schwarze wurde ein Foto der /des SchützIn geschossen. Zuerst Schwarz / Weiß, später in Farbe.

Im c/o, der Berliner Institution für Fotokunst, wird diese Geschichte des Foto Schießens dokumentiert.
Neben Shots von vielen Unbekannten existieren auch welche von Promis wie Simone de Beauvoir und Jean-Paul Sartre (rechts).

Leider ist das c/o Berlin ernsthaft in seiner Existenz bedroht. Dumme Politiker haben erlaubt, dass das ehemalige Postfuhramt an einen Investor verkauft wurde, der es in eine Shopping Mall verwandeln will.
Auch ich hatte schon immer das Gefühl, dass die Oranienstrasse, an der die Galerie gelegen ist, unbedingt eine H&M Filiale und das übliche  Lädenspektrum einer Mall braucht. Wo sollen die Menschen sonst einkaufen?

In der Ausstellung durfte nicht fotografiert werden, so fehlt Einiges. Was ihr nicht sehen könnt, ist der Schießstand, an dem ich schoss. Außerdem eine Videoinstallation mit vier Projektoren, in der so ziemlich alle Baller Szenen aus Filmen zusammen geschnitten sind.

Und eine Fotostrecke mit den Schüssen einer Niederländerin, die seit 1920 jedes Jahr den Rummel besucht und ein Foto schießt.
Portraits eines Mannes, der ein Loch in die Front einer camera obscura schießt und damit sich selbst abbildet.
Augenstern und ich waren von der Ausstellung begeistert.
Beim Verlassen des c/o schoss sie durch die Tür auf die Oranienburger Strasse.

Maulboxen

19.02.2011

Den ersten Teil unseres Samstag Programms bildete die deutsche Meisterschaft in Beatboxen. Dies ist eine der Säulen der HipHop Kultur. Wegen der Armut in den Ghettos in den USA mussten die Jugendlichen Instrumente mit dem Mund nachbilden.

Genau wie die HipHoper aus Geldmangel zu große Hosen trugen, weil ihre Vorbilder die Buchsen der großen Brüder auftragen mussten.

Entsprechend sahen auch die zweiunddreißig Kandidaten aus, die deutscher Meister werden wollten.
Die Teilnehmer waren um die zwanzig, teilweise noch mit Pickeln gesegnet, überwiegend wirkten sie eher wie Gymnasiasten.

Die beim Rap oft auftretenden Goldkettchen tragenden Macho Kacker mit ihren dummen Sprüchen über Frauen und Schwule waren hier nicht zu sehen. Aber vielleicht lag es nur daran, dass beim Beatboxen nicht gesprochen wird.
Musikalisch wurde Tolles geboten. Augenstern und ich waren baff, was für Töne dem Atmungssystem zu entlocken sind. Im Video seht ihr den Kampf des Siegers Robeat vs. Babeli.



Wir waren mit der Entscheidung der Jury für Robeat zufrieden.

Später zogen wir zu einem Ort, der selten und wenn, dann auch nur von wenigen Gästen zu besuchen ist.
H. nahm uns mit ins Haus1, einem ehemaligen öffentlichen Klohaus am Waterloo Ufer, das für Veranstaltungen mietbar ist.

Es enthält eine Bar und ein Klo, ist also gut geignet für kleine Feten.
Bei der Dame links bezahlten wir fünf Euro Künstlerbonus.
Drinnen befand sich allerlei schräges Volk.
Als wir eintraten, spielte gerade eine Combo Jazz.

Dann trat ein mexikanischer Performer auf.
Er hüllte sich in eine Indio Decke, schwankte mit dem Kopf hin und her, ließ aus dem Laptop auf seinen Knien Töne erklingen. Zum Schuss warf er mit Hühnerfüßen. Irgendwie hatte er den Vodoo.

Manchmal denke ich, ich gebe es auf Performances zu verstehen. Ich habe das Gefühl, niemand kapiert, was die treiben. Anschließend stand der Performer den ganzen Abend in einer Ecke, mit einer schwarzen Brille vor der gleißenden Sonne geschützt.

Dann sang die Frau oben mit einer Begleitband jazzige Lieder.
Langsam regte sich auch bei uns die Tanzlust.
Als danach ein DJ Funky Music auflegte, waren wir nicht mehr zu halten. Leider war es schon etwas spät.
Gegen vier Uhr fuhren wir Hand in Hand heim.


Chor gut - Pinselkleckser mittelmäßig

12.02.2011

Vor dem Alkohol tut ein wenig Kunst ganz gut, außerdem öffnen die Bars meist später.
R., Augenstern und ich besuchten die Vernissage der MalerInnen Uta Zeidler und Gerard Waskievitz. Die Bilder in der Galerie Michaela Helfrich wirkten hingeschludert.

Uta Zeidler, Garten am Nil
Ich würde mich nicht trauen so etwas auszustellen.
Die Galerie ist in einer bestimmt 25 Meter hohen ehemaligen Kranhalle der Neuköllner Kindlbrauerei untergebracht, leider nutzten die bildenden Künstler das Spezifische des Raums garnicht. Schade!

Nach einleitenden Worten trat jedoch der Chor der Neuköllner Oper auf . Sein Name NEW BABEL SOUNDS ist Programm. Menschen aus aller Frauen Länder singen in ihm.
Der sehr engagierte Chorleiter schaffte es, dass die Sangesfreude rüberkam. Der Kirchen ähnliche Raum unterstützte den Klang.



Im Anschluss besuchten wir eine der netten neuen Kneipen in Neukölln.
Diesmal reduzierten wir den Rotweinvorat der Yuma-Bar. Dufte Soulmusik erhöhte dabei das Vergnügen. Bald schauten wir psychodelisch drein.
Im Lokal finden regelmäßig Lesungen, Kleinkunst und ein Origami Kurs statt. Es befindet sich nah beim Hermannplatz.

Lasst uns ein Tänzchen wagen

11.02.2011

Diesmal mit Besuch aus Hamburg im ollen West-Berliner Chic Bezirk. Ich traf sie in der Gaststätte Eierschale Dahlem.
Das Wetter war natürlich nicht so schön wie auf dem Foto, doch der Sommergarten ist ganz nett. Das Essen hat jedoch wenig Niveau.

Der Laden ist ziemlich mittelmäßig, eigentlich eine riesige, hässlich kitschig eingerichtete Pizzeria, mit großformatigen Engeln und terracottafarbigen "Gemälden", auf die ein Innendekorateur mit viel Augenmaß güldene Kandelaber geschraubt hat.

Einen davon mitten ins Knie eines römischen Soldaten. Berlusconi hätte das nicht besser gekonnt. Die in den Räumen verteilten angeschalteten Großbildschirme würden ihm sicher auch gefallen.

Regelmäßig treten jedoch Bands bei freiem Eintritt auf.
Diesmal spielten die The Corvettes auf, eine Rock`n Roll Cover Band. Dies taten sie ganz gut. Leider sind die ZuhöhrerInnen an diesem Ort nichts Besseres gewohnt und wären wohl auch überfordert.

Nett war jedoch anzuschauen, dass generationsübergreifend  gezappelt wurde. Das erste Jive tanzende Paar war um die 60 und hatte dies bestimmt in der Jugend gelernt.
Später füllte sich das kleine Parkett auch mit Jüngeren.


Wir nutzten die Gelegenheit und schwangen ebenfalls das Tanzbein.
Im Video unten könnt ihr sehen wie der Tanz aussieht.