Dieses Blog durchsuchen

Kunstgericht

31.08.2013


Oh, meine deutschen Blutsbrüder und - schwestern! Das ihr euch vor Fremden fürchtet, zeigt jede neue Umfrage mit den Werten zum Rassismus und Sozialdarwinismus. Da müsst ihr natürlich Fremden den Zutritt verbieten, aber muss das auch noch streng sein und meint ihr, dass die Fremden bei streng sich mehr an eure Anweisungen halten. Macht ihr euch damit nicht einfach nur lächerlich?

Doch wir waren zum Atelierbesuch in die Gerichtshöfe im Wedding geladen und da das Schild nicht ganz neu war, ignorierten meine Liebste und ich es.

So stiegen wir die Stufen hinauf und hinunter, besuchten diverse Ateliers.

Überall konnten wir KünstlerInnen anschauen und die frische Farbe riechen.
Bei Kate Schneider sahen wir viel Meer und Schiffe.
Ich liebe die Wellen und den Schrei der Möwen.
Die Bilder transportierten das nicht schlecht.
**********
Die abstrakten Arbeit von Lutz Müller sagte mir zu.
**********
Arryn Snowball zeigte spannendes Gefalltetes
**********
Nikolai Kraneis malt traditionell, aber das Ergebnis gefällt mir.
**********
Matthias Rühl gestaltet mit Fotos, Papier und mit Pinsel Collagen.
**********
In der Arbeit "Allerseelen" verarbeitet Uschi Leonhardt ungewöhnliche Materialien, diesmal Schmetterlingen zu einer Robe. Auf den Schmetterlingsflügel sind die Namen von Verstorbenen geschrieben.
**********
Die Jungs auf der Zeitungskiste sind ein Werk von Sibylle Gädeke.
Ihre Arbeiten sprachen mich an.
**********
Katja Sehl zeigte Materialcollagen. Schöne Kunst. 
**********
Heike Roesner kannten wir aus Friedenau, sie gestaltet Figuren aus Pappmaschee und bemalt sie. So entsteht bezauberndes.
**********
Barbara Landbeck ist auf Prominente mit Tier aboniert.
Hier ist es mal Beatrix Potter, eine englische Kinderbuchautorin.
**********
Reinhard Haverkamp hat es mit Fahrrädern und Rad Einzelteilen.
Diesmal Narben und Speichen.
**********
Monika Ortmann nutzt aus Zeitungen hergestellte Schnüre für ihre Ketten.

© Anton Milagros
Das Spannendste was uns an diesem Abend unter die Augen kann waren die Fotografien von Anton Milagros.
Seine Arbeiten erinnert mich an Herbert Tobias, was keine Herabsetzung, sondern hohes Lob bedeutet. Tobias fotografierte Mode und für Schwulen Magazine. Er starb 1977 viel zu früh an AIDS.
Milargos fotografiert Mode, die Queer Szene und Momente des Stadtlebens.

© Anton Milagros
Der Queer Riot Club beschrieb ihn als:
- geboren in Sanktpetersburg
- Weltbürger-Fotograf
- Er hat das Auge den besonderen Moment für die Ewigkeit fest zu halten!
Ein größeres Lob kann man / frau einem Fotografen kaum machen.

Das Copyright für alle nicht ausgezeichneten  Fotos liegt bei Irmeli Rother.

Mörder als Vorleser

27.08.2013

Ich wollte mal wieder eine mir unbekannte Lesebühne kennenlernen. Die Brutusmörder lasen in Neukölln im Kulturklub ORI nah beim Hermannplatz. Mit G. flezte ich mich in Sessel, trank Roten und lauschte den Autoren.
Jeder / Jede las in den zwei Aufzügen je ein Mal.

Erst einmal betrachteten wir jedoch die aktuelle Ausstellung von Elisa Bortolussi - “Thea Kuta Collection”. Die Arbeiten erinnerten uns optisch ein wenig daran wie man / frau die Welt durch ein Kaleidoskop betrachtet.
Sie bestehen jedoch aus farbigen Fäden, die auf einen Drahtstern gewickelt sind.
Was so entstand, ist sehr ansehnlich.

Von den fünf Mördern waren jedoch nur drei anwesend. Michael-André WernerGeorg Weisfeld, und Saskia Jaja stiegen in den Ring, besser gesagt setzten sich an die Nähmaschine.
Von den Dreien gefielen mir nur die Geschichten von Frau Jaja gut.
Eine Lesegästin vom quEAR FestivalJoey Juschka, zeigte allen wie spannende Kurzgeschichten geschrieben sein sollten.
Nach der Hör-Kultur zogen wir noch ein wenig trinkend durch die Weserstraße.

DIE BRUTUSMÖRDER

Agnieszka
Dębska
Johanna von Stülpnagel
Saskia Jaja
Georg
Weisfeld
Michael-André Werner

Dodo Open Stage

16.08.2013

Eigentlich war das Wetter für viel zu gut für Veranstaltungen in geschlossenen Räumen. Ich wollte auch nur auf dem Weg nach Hause einen Wein vor dem Dodo trinken. Doch dann wurde ich animiert herein zu kommen, um den KünstlerInnen auf der Bühne zu lauschen.
Jeden Freitag findet in der Kellerkneipe Open Stage statt.
Das Wappentier der Kneipe stammt aus Neuseeland.

Neben besser nicht zu erwähnenden MusikerInnen gefielen mir drei Auftritte gut.

Abhyudaya sind ein junges Duo, spielen beide Gitarre und singen.
Sie sind vielleicht noch nicht ganz abgehangen, aber schon sehr eindringlich.
© by Heike Scholz
Pianlola besteht aus einem argentinischen Pianisten und einer Berliner Sängerin. Lola trägt Lieder der zwanziger Jahre, teilweise mit aktualisierten Texten, vor. Das tat sie witzig und genial.
Die Jazz Sängerin Katharina Lehmann tritt sonst mit ihrer Band KATHAKOMBO auf.
Aber auch mit Klavierbegleitung kann sie es.

Der Zufall hatte mir einen musikalisch gelungen Abend beschert.

Im Keller

14.08.2013

Die neuen spannenden Plätze sprießen in Neukölln aus dem Boden wie die Pilze nach dem Regenguss.
Die Keller Klänge finden im zweiten Hinterhof beim U-Bahnhof Rathaus Neukölln statt. Als wir dort pünktlich ankamen, verkündete uns ein junger Mann, dass der Laden noch nicht auf ist.

Und überhaupt beginnen die Konzerte immer später?!
So nutzten wir die Zeit im netten kleinen Japanischen Restaurant Tabibito einen Imbiss einzunehmen. Das gibt es schon seit 1990, damals wussten wohl nicht viele Deutsche was Sushi bedeutet. Außerdem war Neukölln zwar schon ein Problem Bezirk, aber noch nicht als solcher zeitungsbekannt. Und Nordneukölln war das rechte Gegenteil von Hip.
Doch der kleine Japaner entwickelte sich schnell zu einem Geheimtipp. Heute könnte das Lokal zehn mal so groß sein und es wäre immer noch schwierig einen freien Platz zu ergattern. Wir hatten jedoch Glück.

Wieder beim Keller zahlten wir einen kleinen Eintritt und betraten den Underground.
Hier erwartete uns die für viele neuköllner Kneipen typische trashige Atmosphäre, gepaart mit einer guten Portion Phantasie. Irgendwie wirkt alles unfertig, aber auch bezaubernd.
Teilweise echt genial.

Oben rechts im Bild an der Gitarre Bob Longstaff, der Musiker, wegen dem wir gekommen waren. Er ist ein Soul / Blues Musiker, der sich in Berlin einen guten Ruf erspielt hat.
Doch erst hieß es warten, denn teilweise herrscht im Bezirk die Regel, Konzerte die um 21 Uhr angekündigt sind, beginnen nie vor 23 Uhr.
So hatten wir noch genug Zeit zu schwatzen und Getränke zu konsumieren, was den Gastwirt freut.
Doch die Preise waren sehr zivil.

Die Verzögerung nutzte ich, um die Innenarchitektur zu bewundern und zu knipsen.
Bei der Lampe, die ich in einer Nische entdeckte, war ich mir nicht sicher, ob sie ein Vorleben in einer Erotik Bar hinter sich hatte oder ob sie frisch von Wollterroristen gebastelt war. Witzig war sie auf alle Fälle.

Bemerkenswert ist auf alle Fälle das Klo.
Zuerst muss man / frau sich auf die Unisex Variante einstellen. Für Mischwesen sicher angenehm, dann entfällt die Entscheidung, doch wer damit Schwierigkeiten befürchtet, sollte besser wenig trinken oder die umliegenden Kneipen aufsuchen.
Für eine Kneipentour mit Mama und Papa aus Posemuckel ziemlich sicher nicht das Richtige.
Ich war zufrieden und empfehle den Club und die Konzerte immer mittwochs.

Im Folterkeller

11.08.2013

© Johannes-Kramer
Nachdem die Mehrheit der Deutschen den Führer an die Macht gewählt hatte, wurde die Prügel- und Mordtruppe Sturm Abteilung der NSDAP in die Polizei integriert. Mit staatlicher Legitimität ausgestattet bezog eine Abteilung Quartier in einem Kasernengelände am Bahnhof Papestraße (heute Südkreuz).

Die Aufgabe dieser Spezialabteilungen waren politische GegnerInnen zu verhaften, zu foltern und mit diesem Terror Widerstand zu brechen. Dies überließen die Herrschenden erst später der "normalen" Polizei, nachdem politisch unzuverlässige Elemente aus ihr entfernt waren.

Die Sondereinheit in der Kaserne bei der Papestraße bewegte sich mit den Quälereien an den Gefangenen sicher nicht auf rechtlich korrektem Terrain.Trotzdem wurden die Folgen der Folterungen im Polizei Krankenhaus von Ärzten genau protokolliert. Die Befunde sind einsehbar.

Werner Ilberg zeichnete Erinnerung
Ob man den Häftlingen den Schädel eingeschlagen hat oder ob sie tot getreten wurden, alles ist ordentlich dokumentiert.
Wer jetzt meint, dass dieser Terror versteckt geschah, liegt falsch. Das Kasernengebäude lag auch damals in einem viel frequentierten Industriegebiet, so dass die Schreie der Opfer gut zu hören waren.

© Harry Weber
Aber dies war ja wohl auch zum Teil der Zweck. Die Folterer waren sich wohl sicher, dass sie nicht belangt werden.
Leider behielten sie überwiegend recht. Die Nachfolgestaaten DDR und noch mehr die BRD zeigten kaum Interesse die Täter zu verfolgen.

Dazu passt gut, dass das SA Gefängnis Papestrasse, mehr aus Zufall, der einzige noch erhaltene Gedenkort des Terrors der NSDAP ist.
Im Haus befinden sich Wohnungen und der Folterkeller wurde lange als Mieterkeller genutzt. Er wurde nach der Nutzung durch die Sonderpolizei kaum baulich verändert. So blieben sogar Wandzeichnungen der Häftlinge erhalten.
Nachforschungen von Anwohern brachten es ans Licht, dass sich im Keller einstmals ein Polizeigefängnis befand. Erst 1992 konnte ein Zeitzeuge dessen Existenz bestätigen.

2011 wurde dann der Gedenkort eröffnet. An jedem Sonntag um 14:00 Uhr findet dort eine kostenlose Führung statt. Bei der Teilnahme erfuhren wir viel über die Geschichte des Ortes.

Als wir heim radelten, machte wir einen Zwischenstopp in der Gartenwirtschaft Süden am S-Bahnhof Priesterweg. Die ist ein lauschiger Ort am Südgelände Park.
Angeboten werden ausschließlich BIO Speisen und Getränke.
Bei leckerem Weizen ließen wir im Garten den Tag ausklingen.

Das Copyright für die meisten Fotos liegt bei Irmeli Rother.

Die Sonnenterasse

02.08.2013

Ein neuer, bezaubernder Fleck in Neukölln ist der Klunkerkranich, eine aus Altholz errichtete Bar auf dem Parkdeck der Neukölln Arcarden am U-Bahnhof Rathaus Neukölln.

Doch vor dem Besuch aß ich um die Ecke in der Neckarstraße den ersten Obst Döner meines Lebens beim angeblichen Erster Obst Döner.
Nach fettigem gegrilltem Gammelfleisch im Brot oder Gemüse in gleicher Tasche, endlich eine süße Alternative.
Im Laden in den Glasvitrinen lagen Kokos- und Schokoraspel, Smarties, Milky Ways, alles was sich Schleckermäulchen so zu erträumen wagen. Hier lautet die Frage nicht, Soße Knoblauch oder Scharf, hier gibt's Schoko oder Erdbeer.

Mehrere Eissorten kamen dazu und in Schalen lag vorbereitetes Obst. Es darf ausgewählt werden, was in die warme frische Waffel hinein kommt.
Leider erreichte eine Gruppe Jungs den Tresen vor mir. Die waren ob der Auswahl leicht überfordert und blockierten den Ablauf erheblich.

Seht selbst, sieht der Döner nicht affengeil aus.

***********************

Anschließend ging's in den Kranich.
Eigentlich sollte ich für den Ort nicht werben, schon jetzt ist er überlaufen.
Doch der / die Türkraft lässt nur eine begrenzte Zahl Besucher nach oben. Bis 18 Uhr meist kein Problem. Danach heißt es, teilweise eine Stunde warten.
Einen Klunkerkranich gibt es auch in der Natur, dort trägt er allerdings selten Klunker um den Hals, wie seine Stoffschwester.
Bei den Fotos bekommt ihr hoffentlich Lust auf den nächsten Sommer.

Kunstschüler

27.07.2013

Die jährliche Leistungsschau der Kunsthochschule Weisensee fand wie in den Jahren zuvor in den Uferhallen im Wedding statt.

Unter dem Titel Familienaufstellung trat der Nachwuchs an. Da wir seit Jahren diese Schau besuchen, meinen wir, dass der Jahrgang 2013 weniger gut ist als die zuvor. Wir fanden es auch Schade, dass niemand das Spezifische des Straßenbahn Depots in seine Arbeit einbezog.

Nicolas Fontaine, Quantum Gate
Eine gefällige Assemblage aus zwei Bildern, einem gefiederten Geweih und einem asiatischen Tor.
Mirjam Martinovic, Parochet
Ziegelsteine aus dem Modellbau und Brot ergaben eine ansehnliche Skulptur.
Eriko Yamazaki, o.T.
Sehr gelungen fand ich diese Waben. Wespen und Schwalben bauen Ähnliches.
Katja Eklöf-Wietzke
Isä, 67 vuotta, alkoholisti
Übersetzung: Papa, 67 Jahre, Alkoholiker.
Eine interessante, sehr finnische Skulptur.
Von 54 Auszustellenden fanden wir leider nur vier erwähnenswert. Hoffentlich sind es im nächsten mehr.