01.05.09
Ein Fest der Unterdrückten gegen die Herrschenden sollte es sein, so richtig kam dies an diesem Tag in dem, was ich sah, nicht zum Ausdruck.
Zuerst besuchte ich die DGB Kundgebung rund ums Brandenburger Tor.
Dort endet die Latschdemo der Gewerkschaften mit einem Strassenfest, begleitet von Reden gewohnt langweilig.
Doch die Waldmeisterbowle bei der Verdi Abteilung Abfall und eine Bratwurst sorgen für Ablenkung.
Zur nächsten Etappe fuhr ich Unter den Linden entlang nach Kreuzberg zum MyFest rund um die Oranienstrasse.
Ich steuerte den Mariannenplatz an, der noch nicht blau von Bullen war.
Sonne und viele bunte BesucherInnen sorgten für gute Stimmung. Initiativen waren an den Marktständen rund um die Wiese präsent. Sie sammelten Unterschriften, weil Spekulanten nach den Projekten greifen.
Ich unterschrieb unter anderem für das Kulturensemble RAW. Es sind trotz der Finanzkrise viele Projekte bedroht. Auch die Konzerthalle SO36 soll wegen Lärmbelästigung schließen.
Dies und die Verdrängung waren Themen beim MyFest 2009.
Eine Gruppe zeigte eine Performance zur Spekulation. Die Kasse war ein Spielautomat, Zuschauer wurden gebeten eine Taste zu drücken, zeigte das Display Niete, heulten die Spieler auf. Bei einem Gewinner jubelten sie und der erhielt eine überdimensionale Banknote.
Die Rauchschwaden der bestimmt 50 Grillstände auf dem Platz machten den Rundgang jedoch trotz der Leckerein, die auf ihnen brieten, nicht zum reinen Vergnügen. Teilweise verdunkelten sie die Sonne und für Vegetarier war der Geruch sicher lästig.
Aber die Informationsangebote, hier zur Situation illegaler Flüchtlinge in Deutschland, entschädigten dafür.
Nach einer Runde ging ich weiter zum legendären Heinrichplatz, dort haben wir so manche Wannenbesatzung blau gehauen, da meine Begleitung sich verspätete, knipste ich in der Gegend herum. Es boten sich entspannte Motive.
Man / frau relaxten in der Sonne und lauschten der Damen Ska Kapelle.
Ich dachte noch einmal darüber nach, weshalb ich so gar keine Lust verspürte, zur später folgenden Demo zu gehen.
Irgendwie finde ich den Kampf Gewalttäter gegen Gewalttäter auch spannend, aber es gibt immer wieder massenhaft verprügelte Demonstranten. Es mag ja in Wanne Eickel chic aussehen mit einer kleinen Platzwunde von der Maidemo heimzukommen, in Berlin kann ich damit nicht auftrumpfen.
Ich halte es lieber mit Võ Nguyên Giáp, dem genialen General der nordvietnamesischen Armee, der gesagt haben soll: "Wenn der Feind angreift und stark ist, ziehe dich zurück, wenn er sich sicher fühlt, beobachte ihn, wenn du seine Schwächen erkannt hast, schlage zu".
Als die Begleiterin eintraf, fuhren wir weg von der Demo zum Pfefferberg, wo die Eröffnung der Biergarten Saison gefeiert wurde. Beim Fahrrad anschließen bemerkten wir ein paar Meter weiter in der Galerie Mikael Andersen eine Vernissage.
Kunst tut ja meist gut und außerdem gab es leckeren Rotwein, also nix wie hin. In der Gruppen Ausstellung sagt mir Malte Urbschat am meisten zu. Ungewöhnliche, aber bezaubernde Wesen hatte er im Raum verteilt.
Als wir nach einem Mahl beim Thailänder im Biergarten eintrafen, entlockte Till Bommer seiner afrikanischen Harfe Kora melancholische Melodien.
Als nächstes trat in der herabsinkenden Dämmerung eine Trommelgruppe auf, die mehr Feuer einbrachte, im wahrsten Sinne des Wortes.
Leider wurde uns trotz der heißen Rhythmen der Big Drums kalt. Aber ab 22:00 Uhr ging es im Haus 13 weiter. Mit einem Mix von Samba, Funk und Elektro trugen Tambor Elektra (Marie L. und Debora Saraiva) dazu bei, dass mir beim Tanzen warm wurde.
Bald nach Mitternacht radelte ich heim.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen