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in den Wahnsinn

13.09.2013

Wenn ich ein Stück in der Schaubühne gesehen habe, muss ich oft für mich feststellen, dass ich in einem Weltklasse Theater war.
Schon die literarische Vorlage, "Die gelbe Tapete" von Charlotte Perkins Gilman, war klug gewählt.
Diese 1890 geborene Schriftstellerin schrieb das Stück 1892. Sie beschrieb den inneren Monolog einer Frau, die sich in einer verstärkenden Psychose verliert und sich am Ende umbringt.

Die Truppe setzt dies mit einem genialen Trick um. Die Darstellerin agierte stumm und tonlos in einem an der Vorderfront aufgeschnittenen Raum. Um sie herum sind Kameraleute unterwegs, die Nahaufnahmen liefern. Diese werden auf eine über dem Zimmer befindliche Leinwand projiziert. Rechts neben dem Zimmer befindet sich eine Glasbox, in der eine Sprecherin die Gedanken der Frau einspricht. Links in einem weiteren Glaskasten arbeitet eine Geräuschemacherin. Also eine Mixtur aus einem Filmset und einem Theaterabend.

Für die Liebste und mich war dies am Anfang gewöhnungsbedürftig. Es gab beinah zu viel gleichzeitig zu sehen. Nach kurzer Zeit gelang es uns jedoch alles als Gesamtbild aufzunehmen.
Am Beginn befand sich im Zimmer mit der gelben Tapete noch der Ehemann der Frau.

Doch da sah sie schon in den Mustern auf der Wand Bewegung. Auch, um dies zu verheimlichen, komplimentierte sie ihren Mann hinaus.
Allein im Zimmer brach der Wahnsinn richtig los. Sie meinte hinter der Tapete sei eine Frau eingesperrt.

Also beginnt sie in mühevoller Kleinarbeit das Papier von den Wänden zu kratzen. Diese Arbeit ist langwierig und qualvoll. Außerdem musste sie die Aufmerksamkeit ihres Mannes und der Haushaltshilfe abwehren und diese daran hindern, dass sie das Zimmer betreten.

Als sie es endlich geschafft hat, die Gefangene zu befreien beginnen die Frauen sich näher zu kommen. Enden tut die Geschichte, als die Hauptperson in die Badewanne steigt und ihre Freundin ihr den Föhn reicht, der unter Spannung steht.
Ende schlecht, alles schlecht.

Nicht ganz, natürlich war der Verfall der Frau fürchterlich anzusehen. Aber durch die Umsetzung mit dem sichtbaren hohen technischen Aufwand konnte ich dazu etwas Distanz aufbauen, was ich durchaus als angenehm empfand.
Mir gefiel die Umsetzung des Stoffes ausgesprochen gut. Alle aus dem Team arbeiten exzellent zusammen.

Kritiken der Anderen: Nachtkritik, Deutschlandradio, Tagesspiegel,

Alle Fotos  © Stephen Cummiskey 

Die Mitwirkenden waren: Regie Katie Mitchell
Bühne Giles Cadle
Kostüme Helen Lovett Johnson
Bildregie Grant Gee
Video Jonathon Lyle
Musik Paul Clark
Sounddesign Gareth Fry, Melanie Wilson
Licht Jack Knowles
Beratung Geräusche Ruth Sullivan
Dramaturgie Maja Zade

Anna Judith Engel
Annas Gedanken Ursina Lardi
Christoph, Annas Ehemann Tilman Strauß
Tania, Kindermädchen Iris Becher
Frau hinter der Tapete Luise Wolfram
Foley Sound Effects (Geräusche) Cathlen Gawlich
Kamera Andreas Hartmann, Stefan Kessissoglou

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