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Rotkäppchen andersrum (Wild)

16.04.2016

Gustave Dore
Das Märchen Rotkäppchen ist formell eine moralische Lehrfabel für junge Frauen nicht vom Wege der Tugend abzuweichen. Dass im Kostüm des Wolfs ein Mann steckt, ist nicht von der Hand zu weisen. Mensch könnte aber auch meinen, die Psychoklempner denken immer nur ans Eine.

- „Das ‚Rotkäppchen‘“, befand der Psychoanalytiker Erich Fromm, „ist ein Symbol der Menstruation. Das kleine Mädchen ist eine reife Frau geworden und sieht sich jetzt mit ihrer Sexualität konfrontiert.“
Der Psychologe Bruno Bettelheim sah in dem ominösen Kleidungsstück das „Symbol einer verfrühten Übertragung sexueller Anziehungskraft“. - Zitate aus Die Affäre Rotkäppchen (Zeit Online).


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Im Film Wild ist der Wolf, den die Hauptdarstellerin ( Ania ) trifft, eher ein scheues Wesen. Sie begegnet ihm in einem Wäldchen bei einer Hochhaussiedlung in Halle und so beginnt das moderne Fantasiemärchen.

Ania fängt den Wolf und sperrt ihn in ihrer Neubauwohnung ein. Der ist jedoch kein wohlerzogener Schäferhund und zerlegt die Wohnung, pisst und scheißt alles voll. Lange geht das nicht gut und so endet die Geschichte damit, dass Ania mit ihrem Wolf in die "Wildniss" zieht.
Damit niemand / niefrau den Film psychologisch-sexuell deuten muss, ist im Film eine Traumsequenz eingeflochten, in der Anias Menstruationsblut beim Weg auf die Toilette auf den Boden tropft. Der Wolf leckt dieses auf und folgt ihr...
Nach dem Betrachten des Films hatte ich nicht das Gefühl einem Meilenstein der Filmgeschichte beigewohnt zu haben. Ein bisschen Sex mit Wolf reicht dafür nicht.
Ich will jedoch die Arbeit des Wolfes und seines Tiertrainers und der Hauptdarstellerin lobend erwähnen.

Drehbuch und Regie: Nicolette Krebitz
Kamera: Reinhold Vorschneider
Ton: Christoph Schilling
Ausstattung: Sylvester Koziolek
Kostüm: Tabassom Charaf
Schnitt: Bettina Böhler
Besetzung: Lilith Stangenberg (Ania), Georg Friedrich, Silke Bodenbender



Kritiken der Anderen: Zeit, FAZ, Spiegel

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