Wir sahen zwei Filme an drei aufeinander folgenden Tagen in Arte Sommerkino auf dem Kulturforum beim Potsdamer Platz.
1. Die Story: Ein Gaunerehepaar hat die gemeinsame Tocher 26 Jahre aus Überzeugung emotionslos erzogen. Das so etwas heftige psychische Probleme verursacht ist klar. Die junge Frau bewegt sich wie ein Eisblock durch ihr Leben. Zum Glück taucht eine andere junge Frau auf und diese schafft es denn "Eisblock" auf zu tauen. Und auch die Eltern besinnen sich, schenken ihr alle Gebutstagsgeschenke, die sie nie bekommen hat. Die beiden Frauen werden ein Paar. ***
Kritik der Anderen: ORF, Filmstarts, Sundance
2. Die Story: Eine Frau, die bei der Drogenfahndung als Übersetzerin für Arabisch arbeitet, kommt durch die Pflegekosten ihrer Mutter in finanzielle Probleme. Was bietet sich sonst an, als ein paar hundert Kilo Hasch in ihren Keller umzuleiten und zu verkaufen. Polizei und Drogenhändler wollen das nicht akzeptieren. Doch Madam Hasch gelingt es allen zu entkommen und reich zu werden. Eine Komödie unter dem Motto: Verbrechen lohnt sich, erwischen lassen darf Frau sich aber nicht. *****
Kritik der Anderen: Süddeutsche, Kino-Zeit, Für Couch Kartoffeln auch in der ZDF Mediathek
3. Ein Dokumentarfiln mit einer Geschichte. Die Idee kam dem Macher, als er zur Beerdigung seines Vaters in seine sizilianische Geburtsstadt kam. Dort gibt es einen schwarzen gekreuzigten Jesus in der Kirche. Die Figur wird jedes Jahr durch den Ort getragen. Dort gibt es auch ein Flüchtlingslager mit schwarzen Emigranten. Eigentlich die beste Voraussetzung für eine herzliche Aufnahme der Flüchtlinge. Doch Sozialdarwinisten versuchen das zu verhindern, Andere helfen. *****
Kritik der Anderen: TTT, Zeit, Deutschland Funk,
das Kulturleben hat mich wieder, mit einen negativen Test und Anmeldung ist Einiges wieder offen.
Mein Weg führte mich in den Hamburger Bahnhof, dort wird ein Werk der Preisträgerin des Preises der Neuen Nationalgalerie gezeigt.
Die Arbeit von Pauline Curnier Jardin mit dem Titel "Fat to Ashes" ist in der weitläufigen Bahnhofshalle zu sehen. Ein eine Art Coloseum ist dort aufgebaut. Darin läuft ein Video. Zu sehen sind darin Sequenzen von eine Prozesion und dem Kölner Karneval. Weshalb ein so sinnentleertes Kunstwerk den Preis erhielt erschloss sich mir nicht.
Außerdem dürfen nur fünf Personen gleichzeitig schauen, wohl eine Corona Einschränkung. Ins Haus werden aber erheblich mehr Menschen hinein gelassen. Was dazu führt das vor den Kunstwerk ein Pulk stand und wartete. Anderthalb Stunden später konnten wir dann das Video anschauen. Ziemlich bescheuert.
Aber es gab zur Entschädigung eine interessante Nebenausstellung. Xinyi Cheng zeigte unter dem Titel "The Horse with Eye Blinders" ihre Malereien. Überwiegend sind diese in Pastell Tönen gehalten, aber ab und zu ist auch Leutendes untergemengt. Gegenständliche Kunst mit gelegentlich humorvollen Einspregseln. Nett anzusehen.
Inzwischen sind die Freiluft Kinos wieder geöffnet, zwar nicht mit voller Sitzplatzzahl, aber immerhin. Ich schau diese Woche den ersten Film im Sommerkino im Kulturforum. Auch wird die diesjährige Berlinale als Zuschauer Event Open Air stattfinden. Karten gibt es ab dem 03.06.2021 online ab 10:00 Uhr. Berlinale
Einiges Online habe ich auch noch für Euch:
HR3 Hörspiel - Judith Rosmair nimmt sie mit auf eine Tour de Force durch die Höhen und Tiefen
eines durch Schlaflosigkeit und Revolte gezeichneten Theaterlebens.
ExtraDrei Der Fussweg der Stössensee Brücke ist jetzt sicher
Nachdem der Berliner Lockdown kurzfristig gelockert wurde, werden die Schrauben gerade wieder angezogen. Für den Besuch großer Kunsthäuser ist es zwar nervig, aber machbar einen tagesaktuellen Corona Schnelltest nachzuweisen, für kleine Galerien ist das eine Katastrophe. Kaum Jemand hat Lust so viel Aufwand zu betreiben, für die wenigen Arbeiten die dort zu sehen sind. Aber die GaleristInnen sind pfiffig, sie bieten visuelle Besuche an, die ihr vom Rechner aus betrachten könnt.
Ein paar habe ich für euch ausgesucht.
1. Galerie Gilla Loercher mit Malerei von Ab van Hanegem
Anlass,- eine Gruppenausstellung mit Druckgrafik von Silke Bartsch, Viola Bendzko, Catherine Bourdon, Christoph Damm, Ute
Faber, Wilfried Habrich, Claudia Hartwig, Margret Holz, Heehyun Jeong,
Patrick Kaufmann, Jürgen Kellig, Friedericke Linssen, Gerd Logemann,
Deborah S. Phillips, SOOKI, Anita Staud, Martin Wellmer. - bis 28.3.
Das Bild hinten,- Lichtfelder von Viola Benzko 1800,- € Das Bild vorne,- o.T. Anita Staud 880,- €
2. In der Kunsthalle der Deutschen Bank (Deutsche Waffen, Deutsches Geld morden mit in aller Welt) schaute ich mit einer Freundin Malerei von K.H.Hödicke. Die DB kauft Kunst für das Image und als Geldanlage. Gesellschaftskritisches ist höchst selten dabei. Aber gut, öfter stellten sie künstlersich spannende Positionen aus. Leider war dies nach meinem Geschmack beim gezeigten Frühwerk von K.H.Hödicke nicht der Fall. Ich fand die meisten Bilder zu Grobschlächtig gemalt.
In der Folge seiner Lehrttätigkeit an der AdK verbreitete um 1980 die künstlerische Bewegung der Neuen Wilden. Unbekümmerte Kunst, damals hingesaut für mich, aber gut, sie wollten mit den Konventionen brechen. Zum Glück besannen sich die meisten der Gruppe später darauf, dass sie Malen können.
Eine Ausstellung von späteren ansehnlicheren Arbeiten von K.H. Hödicke könnt ihr bis zum 18.04 in der König Galerie in Berlin betrachten.
3. Ich durfte dem Theater Ereignis des ersten Quartals 21 in Berlin beiwohnen. Im Rahmen des Pilotprojekts Testing des Berliner Senats fanden wenige Kunstereignisse unter kontrollierten Hygienevorgaben statt.
Inhaltlich wenig Neues, geschrieben wurden schon Hunderte Drogenromane. Weshalb das Thema so gern aufgegriffen wird, ich denke es verkauft sich gut und vielleicht durchleben viele SchriftstellerInnen wie andere Kulturschaffende eher instabile Situationen, die den Drogenkonsum begünstigen.
Egal, so privilegiert zu sein zu können, an diesem Theaterexperiment teilzunehmen, war schon toll. Der Corona Schnelltest am Morgen gehörte allerdings dazu, und wir sollten schon eine Stunde vor Vorstellungsbeginn vor dem BE warten. Schnelltest und Personalpapiere wurden beim Einlass kontrolliert.
Dafür wurden wir vom Intendanten vor der Vorstellung begrüßt.
Das Stück selbst war echt gelungen. Der Hauptdarsteller des Romans wurde von vier SchauspielerInnen verkörpert, die aber nicht hintereinander auftraten, sondern oft miteinander agierten.
Eine zündende Idee, dadurch wurde die etwas Selbstbezogene Erzählung nicht nur auf eine Person reduziert, gewann an Spritzigkeit.
Außerdem war den DarstellerInnen die unbändige Spielfreunde anzumerken, die nach so langer Bühnenabstinenz verständlich ist.
Beseelt fuhr ich Heim, leider ohne das sonst übliche Gläschen danach, aber irgendwann....
Bevor alle Kunst schließen musste gelang es mir noch Karten für "Teatro Piscator" zu ergattern, eine Revue zum 130 jährigem Jubiläum des Vereins Freie Volksbühne. Dies ist der einzige Verein in dem ich Mitglied bin.
Er wurde am 29. Juli 1890 von 2000 Mitgliedern gegründet mit dem Ziel, dem Volk (damals ein Synonym für die Arbeiterklasse) Zugang zum Theater zu verschaffen, ähnlich wie die Volkshochschulen, die allgemeine Bildung vermitteln sollten.
Nach einigen angemieteten Spielstätten wurde dann 1914 die Volksbühne heute am Rosa-Luxenburg-Platz eröffnet. Nachdem Max Reinhard diese drei Jahre geleitet hatte, übernahm Erwin Piscator das Haus bis zum Beginn des 3. deutschen Reichs. In der Zeit seiner Intendanz stieg die Mitgliederzahl des Vereins auf einhundertsechzigtausend.
Unter Piscator zog Die Neue Sachlichkeit ins Theater ein. Das reale Leben bilde die Vorlage für die Kunst. Die sozialen Misstände und der Widerstand dagegen rückten auch im Theater ins Zentrum.
So inszenierte Piscator 1924 mit und zur Unterstützung der KPD eine Revue Roter Rummel (R.R.R.). Diese zog durch die Arbeiterbezirke und machte Propaganda für die Partei.
Nach dem Krieg zerlegte sich der Verein in eine Session Ost und West. In der Hauptstaat der DDR wurden die Kriegsschäden beseitigt, in den westlichen Besatzungszonen wurde in verschiedenen Theatern gespielt bis das Haus der Freien Volksbühne in der Schaperstrasse fertig gestellt war. In Berlin Ost und West entstanden wie auch sonst Doppelinstituonen.
Die Schauspieler der Revue "Theatro Piscator" waren wie die Geschichte der Volksbühnen bunt Ost / West gemischt. Und die Bilder der Schau zeigten Szenen aus 130 Jahren. So turnten Mitglieder der Berliner Turnerschaft Korp. 1863 e.V. an den Ringen, Die Punkband Nobelschrott spielte das Solidaritätslied von Hanns Eisler, Ilse Ritter und Ilja Richter trugen Texte vor, insgesammt ein spannender Kessel Buntes.
Die Jazzwerkstatt Peitz war und ist ein kleines feines Festival am Rande des Spreewalds.
Im Peitz sagen sich sonst Fuchs und Hase um 20:00 Uhr gute Nacht, nur Radwanderer tauchen hier auf, denn das Städtchen liegt am Gurkenradweg. Neben einer Festungsanlage hat es nur Karpfenzucht und einen direkten Blick auf die nahe gelegene Dreckschleuder Braunkohle Kraftwerk Jänschwalde. In Peitz stinkt es jedoch selten. Die gemeine "gemeine" PeitzerIn sagt so nett: "hier herrscht meist Westwind, das Gift landet dadurch in Polen."
Zu DDR Zeiten hieß das Treffen im Volksmund "Woodstock am Karpfenteich". Es kamen zeitweilig bis zu 3000 Musikfreunde in das Nest. Die Veranstaltung lief von 1973 bis 1982, bis sie irgendwie der DDR Führung zu suspekt wurde. Deren Verfolgungswahn war ja legendär.
In der DDR Zeit spielten dort neben einheimischen MusikerInnen viele internationale Stars dort auf. 2011 wurde die Festival wiederbelebt, in sofern ist es mit der 57sten Ausgabe etwas geschummelt, aber gut.
Ich habe das Glück eine begeisterungsfähige Frau zu haben, die dazu noch eine Wohnung in Peitz besitzt. So genossen wir drei tolle Tage Jazz vor Ort.
Das erste Konzert war bereits ein Highlight und fand in einer Kirche statt. Kit Downes zauberte an der Orgel ungewöhnliche Töne und Sebastian Gille überzeugte mit Saxophon Klängen.
Zwischen diesem und den weiteren Auftritten fand meist ein Ortswechsel, Distanz max. 100 Meter, statt. So verzögerten Umbaupausen den Ablauf nur wenig und für Frischluft war gesorgt.
Am Wochenende genossen wir noch siebzehn weitere Konzerte, die Auswahl gefiel uns bis auf Ausnahmen sehr gut. Die einhundert Euro, die wir pro Nase bezahlt hatten, amortisierten sich.
Zum Abschluss spielte am Sonntag zum Frühschoppen die Insommia Brass Band aus Berlin auf. Eine der wenigen Acts mit jüngeren MusikerInnen. Insgesamt hielt sich der Altersdurchschnitt sowohl des Publikums als auch der Auftretenden so um die Siebzig. Wir passten zwar gut dazu, aber mehr junges Blut währe angenehm.
Leider war während des Festivals jeweils nur ein Bratwurst- und Getränkestand aufgebaut, für uns als "Einheimische" entstand kein Versorgungsproblem, aber die Angereisten hatten hoffentlich Proviant dabei. Denn die örtliche Gastronomie ignorierte das Festival, wie es auch die Bevölkerung tat. Insgesamt fühlte man / frau sich als BesucherIn so, als wenn wir am Freitag aus fernen Galaxien angereist waren. Am Sonntag Mittag bestiegen wir das Raumschiff dann, um im nächsten Jahr zurückzukommen.
Ein Abend mit Antigone von Sophokles (geschrieben ca. 500 Jahre vor Null). Eigentlich ist die Geschichte schon etwas abgestanden, trotzdem versuchte das Staatstheater Cottbus sie aufzuhübschen.
Das heutzutage ein König seine Tochter umbringen lässt, weil sie den verfemten Bruder anständig beerdigen will, ist aktuell wohl am ehesten noch in Saudi Arabien möglich. Weshalb das Stück deshalb als Beitrag zum Jahrestags der Einverleibung der DDR geeignet war? Obwohl in einem Video Schnipsel des AfD-Nazi Höcke zu sehen waren. Auch Demonstranten aus der DDR die "Wir sind das Volk" riefen tauchten im Video auf. Nun gab es im Original Stück von Sophokles am Ende keinen Volksaufstand, nur ein fürchterliches Gemetzel unter der Herrschaftsfamilie in Theben. Und die Moral von der Geschichte war wohl, dass Ödipus mit seiner Mutter Sex hatte und damit die daraus hervorgegangene Adelslinie zum Untergang verurteilt war. Wie davon der Bogen zu der trottligen Führung des "Arbeiter - und Bauernstaats" gezogen werden sollte, erschloss sich mir nicht. Das Lenin mit seiner Mutter Stalin gezeugt hat, erscheint mir zu unwahrscheinlich.
Antigone Neuropa wurde als eine szenische Lesung mit Live Musik Begleitung konzipiert. Aufgepeppt mit Video und Tanzperformance. Das war spannend anzusehen und zu hören. Leider war das Nebeneinander der Performance und der Rezitatoren teilweise nicht glücklich abgestimmt, oft liefen sie unkoordiniert nebeneinander her. Wohin gegen die Musiker gut mit den Texten und den Tänzern kooperierten.
Insgesamt waren meine Begleitung und ich mit dem Abend zufrieden, auch weil der Ort der Aufführung, einem ehemaliger Hangar des Militärflughafens Cottbus, sehr ansehnlich ist.
Wenn ich zu Konzert ins Haus der Kulturen komme, gehe ich auch gerne vorher in das Restaurant in Gebäude, denn es ist am Ufer der Spree gelegen. Bei gutem Wetter bezaubert mich der Blick auf die vorbei fahrenden Dampfer immer wieder. Die Weltwirtschaft dort ist das erste Restaurant im Haus, das ich dort erlebe, in dem die Küche ziemlich professionell betrieben wird. Meine Begleitung speiste Osso Bucco und ich Boudin Noir, alles schmeckte sehr lecker. Es lohnt sich auch den Kellner nach Tagesgerichten zu fragen.
Im Anschuss stiegen wir auf Dach des Hauses, um dem Konzert von Christiane Rösinger zu lauschen. Sie ist eine alte Häsin im Berliner Musikleben, seit sie 1988 mit vier anderen MusikerInnen die Lassi Singers gründete.
An diesem Abend sang sie eigene Lieder und wurde von einer Frau an der Gitarre begleitet. Stimmlich fand ich den Auftritt nicht so überzeugend, aber darauf kommt es nicht immer an. Im Vordergrund stehen bei ihr die Poesie der Texte. Und sind die richtig gut.