Wir machten uns mit dem Radle auf den Weg nach Schöneweide, ein Stadtteil, der sonst oft durch seine Nazis in die Nachrichten gerät.
© Hermann Günther |
Gebaut wurde sie von 1925 bis 1933. Genossenschaften mit sozialer Ausrichtungen errichteten damals überall in Deutschland ähnliches.
Das Ziel waren Wohneinheiten für DurchschnittsverdienerInnen. Im Gegensatz zu den Mietskasernen, die private Spekulanten in der Kaiserzeit errichten durften, sollten die Wohnungen menschengerecht sein und luftig im Grünen liegen.
Da ist die Hufeisensiedlung heute auch noch Vorbild.
Im Inneren des Gebäudeblocks befinden sich, um einen Weiher herum gruppiert, Bäume und Rasenflächen.
Gerne hätten wir eine Zwischenstopp in der Kneipe Zum Hufeisen eingelegt, doch sie war wegen Urlaub geschlossen. Nebenan befindet sich außerdem ein Info Zentrum.
In Schöneweide tobte "Kunst am Spreeknie". Dort gerieten wir aus Zufall in einen temporären Fotosalon. Den hatte Georg Krause eingerichtet, um sein Projekt "Auch ich bin ein Berliner" durch zu führen. Er wollte für jeden der 190 Nationen einen / eine VertreterIn ablichten, um die Vielfalt Berlins zu dokumentieren.
Sich dafür gerade Schöneweide auszusuchen erscheint mir gewagt. Ein bunter Bezirk wie Kreuzberg oder Neukölln ist das gerade nicht.
Aber er hatte Glück, meine Liebste ist Finnin. Sie malte ein Schild, auf dem sie ihre Doppelidentität beschrieb und ließ sich damit ablichten.
© Georg Krause |
Die eigentlichen Kunstaktionen fanden jedoch auf dem Gelände der ehemaligen Kabelwerke Oberspree statt. Die KWO waren einer der Großbetriebe der DDR. Auf dem riesigen Areal zwischen der Spree und der Wilhelminenhofstraße wurden Kabel und Leitungen für die Elektroindustrie gefertigt.
Nach der Einverleibung der DDR durch die BRD sorgte die Konkurrenz aus dem Westen dafür, dass der Betrieb pleite ging.
Heute stehen viele Gebäude leer. Einige werden jedoch von KünstlerInnen genutzt.
Im ehemaligen Umspannwerk besuchten wir eine Ausstellung.
Schön morbide war es dort.
Mit Preisen zwischen 500,- und 39.000,- Euro war die Spanne, der zum Verkauf angebotenen Werke, sehr groß.
Wir knipsten was uns gefiel.
|
|||||
|
|||||
|
|
||||
|
|||||
|
|
||||
|
Unter den Ausgestellten war viel Bemerkenswertes. Leider reichte unser Kleingeld nicht, um etwas zu kaufen. Den Preis für die Sanduhr, die regelmäßig mit einer Schaufel nachgefüllt werden muss, fand ich unverschämt.
Weiter zogen wir und entdeckten das Cafe Schöneweile beim Industrie Salon Schöneweide. Viel ist hier wohl nicht los, wenn nicht gerade Kunst am Spreeknie ist.
Das Cafe ist etwas langweilig, aber das Werbeplakat ist bezaubernd.
Im Industrie Salon wird die Geschichte des Industriestandorts beschrieben.
Dort faszinierte mich eine Sonderausstellung von Skulpturen aus Elektronikschrott der Fa. m.BATMAN ELEKTRONIK.
Diese sitzt in einem Laden in der Herrmannstraße nah beim U-Bahnhof Boddinstraße. Die Arbeiten bewunderte ich schon öfter durch das Schaufenster.
Ich fachsimpelte mit dem Techniker und die Liebste betrachtete fasziniert das Kleid und den Schmuck aus E-Schrott. Typisch Geschlechter determiniert.
Doch der Höhepunkt erwartete uns noch.
Direkt an der Spree liegt das Atelierhaus Kunstalarm, so rasteten wir erst mal beim Wasser und genossen eine Kunstpause.
BLNHEAT 2.0 nannte sich die Art Show, der Schergen der Kunst, die uns erwartete.
Erst sang und spielte der mir bekannte Matt Grau Songs mit eigenen Texten am Ufer.
Das erinnerte mich etwas an Klampfen am Lagerfeuer, aber war mit Bratwurst, Rotwein und einem Schuss Spree Romantik gut zu ertragen.
Leider kann ich dem Musiker aber keine Weltkarriere voraussagen.
Ausgeruht und satt schauten wir die Ausstellung an.
|
|
|
||||||
Matt Grau Mamas, Papas, Kinders Müllpark (Sozial kritische Kunst zu Zeiten der Gentrifizierung in Kreuzberg) Er malt erheblich besser als er singt! |
K.W.D. Killerameisen Die riesigen Viecher krabbelten über eine ganze Wand, |
K.W.D It´s springtime Eine süße Zitronenschale aus blauen Fahrrad Reifen |
Moseke Pelda Aleppo Playground Auch politische Aussagen, klug verpackt, waren zu sehen. Leider war nicht zu erkennen, wer diese Patronen nach Syrien geliefert hat. |
Danach war eine Modenschau angekündigt. Ich erwartete etwas Langweiliges und wurde sehr angenehm enttäuscht.
Es begann mit einem genialen Musiker am Cello, der frei improvisierte und auf das Kommende einstimmte.
Dazu gesellte sich eine hübsch gestylte Vorleserin.
Dann liefen Modells auf, | |
ein Paar jonglierte, |
|
eine voltagierte am Seil, | |
sie performten in den Räumen, | |
und trugen Wollmasken. Birgit Neppl war die Designerin und Choreografin. |
Am der Hausbar tranken wir etwas Wein und freuten uns über den gelungen Abend. Die VeranstalterInnen hatten das Fest super toll ausgerichtet.
Als ich das Herrenklo mit den angeschraubten Stilettos vor dem Becken sah, musste ich dann los prusten. So etwas Verrücktes ist mir noch nie begegnet. Wenn es doch bei jedem Kunstfest so spannend zugehen würde!
Den Rest des Abends schauten wir auf die nächtliche Spree.
Das Copyright für die Fotos liegt bei Irmeli Rother.