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Über den Bäumen ...

18.09.2016

Foto: DFG
Die Deutsch-Finnische Gesellschaft aus Berlin bietet regelmäßig Ausflüge ins Umland an. Zu den Mitreisenden gehören immer viele D/F Paare. Meine Lebensabschnittpartnerin kommt aus dem dünn besiedelten Land im hohen Norden und so bot es sich an die Reise zum Baumkronenpfad Beelitz-Heilstätten mitzumachen.
Viele BerlinerInnen kennen Beelitz nur als Spargelstadt und als Eingangstor zu der "Bergwelt" des Naturparks Hohen Fläming.

Google Maps
Doch nordwestlich der Stadt befindet sich eine ehemalige Großklinik, die zwischen 1900 und 1930 in die Natur gebaut wurde. Der damaligen Behandlungidee entsprechend wurden die Lungenkranken PatientInnen in gute Luft möglichist außerhalb der Städte verbracht, auch um Ansteckung zu vermeiden.
Wir erreichten das Gebäudeensemble nach einer kurzen Reise mit dem Regionalexpress und einem Spaziergang vom Bahnhof.

Daneben entstanden weitere Sanatorien, alle in der zur damaligen Zeit modernsten Technik gebaut.
In den letzten Tagen vor der Niederlage der deutschen Kriegsverbrecher, versuchte die Wehrmacht noch von Westen einen Durchbruch nach Berlin. Als dieser von der Roten Armee zusammengeschossen war verschanzte sich die flüchtende deutsche Armee auch in den Heilstätten und dies war für massive Schäden verantwortlich.

Nach der Befreiung nutze die Rote Armee das Gelände bis 1994 als Hospital für Soldaten.
Die noch funktionstüchtigen Teile setzte sie instand, aber was zerstört war wurde nicht wiederaufgebaut.
Leider stehen heute fast alle der architektonischen Glanzlichter leer und verrotten.

Das liegt unter anderem daran, dass das Gelände nach der Einverleibung der DDR 1995 in die Hände des mit der brandenburgischen Regierung verbandelten Investitionsbetrügers Roland Ernst fiel. Seit dem, sein von der Presse bejubeltes Immobilien - Kartenhaus zusammenfiel, passiert in den Heilstätten fast nichts mehr.

Um den morbiden Charme der Gebäude in Szene zu setzen wurde über einem Teil des Geländes ein stählener Baumkronenpfad gebaut.
Baumkronenpfad ist eine unpassende Bezeichnung. Normalerweise dient eine solche Einrichtung der naturkundlichen Bildung, in dem BesucherInnen das Leben in den Baumkronen gezeigt wird.
Doch zerfallende Gebäude sind auch charmant. Es werden auch Führungen durch diese angeboten.

Nachdem wir einem Obolus von 8,5 Euro entrichteten, fuhr ich mit dem Fahrstuhl auf die oberste Plattform.
Von oben bot sich von dem mehreren hundert Metern langen Pfad ein guter Überblick über die zerfallenden Gebäude.
Auf einem Haus wuchsen Bäume.

Der Komplex war für meine liebste finnische Fotografin ein echter Zaubergarten. So viele Motive von zerfallenden Gemäuern finden sich selten so konzentriert.
Im Anschluss an den Rundgang wollten wir zusammen speisen und besuchten das ehemalige Pförtnerhaus der Heilstätten.
Es ist hübsch restauriert und verfügt über einem Biergarten. Leider ist das Essen schlecht, also lieber Brote mitnehmen und im Pförtnerhaus nur Getränke geniessen.

Alle Fotos ohne Bildunterschrift: Irmeli Rother

Bai, bai Laibzisch

09. - 11.09.2016

Zum Ende des Arbeitseinsatz besuchte mich meine Liebste noch mal in Leipzig. Ich hatte inzwischen die Unterkunft gewechselt. Diese bot leider nur Ausblick von vierten Stock, war aber sonst hervorragend in Schuss.
Wenn ihr mal eine gute Ferienwohnung in Leipzig mieten wollt, gebe ich euch gerne die Telefonnummer des Besitzers.
Das Quartier, die Neustadt, wird von der Eisenbahnstraße geteilt, laut Medien die kriminellste Meile der BRD. Ich empfand jedoch keine Angst, zehn Jahre in Nord-Neukölln hatten mich in dieser Beziehung abgehärtet. Und so ein paar Kriminelle sind mir lieber als widerliches Nazipack.

Bei einem kleinen Straßenfest mit Kinderprogramm in einer Seitenstrasse der gefährlichsten Straße Deutschlands lernte ich eine frisch zugezogene Kölnerin kennen, die mir ein paar Tipps für nette Orte im Kiez geben konnte.

FREITAG

Copywrite Restaurant Tenne
So probierten wir am Freitag das Restaurant Tenne. Das ist in einer Remisse eingerichtet, urgemütlich und bietet neben Speisen einen bezaubernden Biergarten.
Sicher kein Gourmettempel, zum Hunger stillen aber ein schöner Ort. Hierhin führt der / die Leipziger StudentIn auch gerne die besuchenden Eltern.

SAMSTAG


Mit dem Rad fuhren wir Nachmittags zur Karl-Liebknecht-Straße.

Wir schlenderten die Festmeile entlang, die viele Kneipen und Restaurants als Anlieger hat. Zuerst besuchten wir den Flohmarkt in der Fabrikruine, der ehemaligen VEB Feinkost Leipzig.
Bei der Feinkostgenossenschaft gab es viel Spannendes zu sehen und zu kaufen.

Beim Rundgang durch den Kiez verführte ich die Liebste in die Eisdiele Pfeifer. Diese entdeckte ich schon während einer Fahrradtour ein paar Wochen zuvor.. Das Geschäft existiert schon seit 1953, und präsentiert sich im besten DDR Design.
Das Eis ist gut, mit viel Frucht darin. Anders als der Chemiemüll, den die überall aus dem Boden schießenden "italienischen" Eisdielen anbieten.
Doch richtig gut, wie bei Marille und Vanille aus Berlin ist das Eis nicht.

Wieder auf der Karli entdeckten wir die Galerie Süd. Sie zeigte Fotos zu verlassenen Orten von Daria S. Diese bietet auch Touren durch Ruinen an, wo Mutige nach Herzenslust knipsen können.
Mir persönlich waren die Fotos von Daria S. jedoch zum Teil zu stark nachträglich koloriert.

Als sich die Straße langsam mit BesucherInnen füllte verliesen wir die Karl-Liebknecht-Straße.




SONNTAG

Ein Fest lockte uns wieder ins Grassi Museum.

Im Hof wurde allerlei Kulturprogramm geboten. Zu Kaffee und Kuchen passte das Akkordeon Duo Kratschkowski aus der Ukraine vorzüglich. Sie kamen sehr wohlerzogen daher, wie es sich am Sonntagnachmittag im Museum gehört.

Da im Grassi eine ethnologische Abteilung integriert ist bot es sich an dort die Performance "Fremd ist der Fremde nur in der Fremde" aufzuführen.
Die Akteure waren Gaetan Noussouglo und Alexej Vancl

Alexej Vancl gab einen zerstreuten Professor, er holte uns an der Museumskasse ab. Er führte uns durch die polynesische Abteilung, doch er behauptete steif und fest wir wären in der Afrika Sektion. Er verlas unbeirrt vor den Vitrinen seine mitgebrachten Erklärungen.

Irgendwie waren diese auch ein wenig stimmig, trotzdem die Objekte nicht aus Afrika stammten. Das wirkte recht komödiantisch, auch weil der Professor ständig seinen Koffer vergaß. Gerne verhedderte er sich in seinen Blättern. Eben ein typischer akademischer Nerd, wie er so im Buche steht.

Nachdem wir viel über die afrikanische Kunst gelernt hatten, entdeckte ich in eine Vitrine einen Schwarzen in einen Anzug. Der fing an zu singen und trat aus dem Glaskasten.
Dann griff er unseren Professor an, weil der die Objekte der spirutuellen Komponente entkleidet.

Damit endete die Performance.
Ein wenig beleuchtete sie auch unseren problematischen Umgang mit den rituellen Artefakten. Mir fehlte leider die Aussage, dass diese meist von uns gestohlen wurden.

Am Abend verließen  wir Leipzig, nicht ohne den Vorsatz es wieder zu besuchen.

Alle Fotos Irmeli Rother

Heiraten SCHÖN!!!

26. - 28.08.2016

FREITAG

Weil die Ex unter die Haube kam, machte ich mich mit der Liebsten auf zur Alten Molkerei Molkenberg. Ein Gästehaus, in dem die Freunde des Brautpaares mit ihm feierten.

Bei der Anreise mit dem Auto dorthin trödelten wir. So pausierten wir in Rathenow.
Wir parkten an der Stadtschleuse. An der Havel sieht die Stadt schnuckelig aus, aber als wir ins Zentrum kamen, dachte ich, es wäre Sonntag, so tot war die Stadt, doch es war Freitag.
.
Spannend waren aber die drei eisernen Kameraden, die an Tagelöhner erinnerten, die einstmals am Hafen auf Jobs warteten.
Die Stadt ist mit einfallslosen Neubauten bebaut und fordert so wie sie aussieht zur Nutzung der Umgehungsstraße auf.

Das einzige gelungene Gebäude erschien mir das Kulturhaus. Über dem Eingang prangt der Name Johannes R. Becher. Der war u.A. ein wichtiger Kulturfunktionär der DDR. Leider fand ich nichts zum Haus. Auch die Geschichte Rathenaus ist im Internet wenig präsent, als wenn es da viel Peinliches zu verstecken gibt.

Nun kann man den Bauleuten nicht vorwerfen, dass nach dem Ende des Deutschen Reiches die Stadt in Trümmern lag
Es fielen nicht nur verdientermaßen Bomben auf die Stadt, der Kriegsverbrecher General Keitel zog noch nach dem Selbstmord des Gröfaz (Größter Führer aller Zeiten) im Mai 1945 Truppen in Rathenow zusammen. Bei der Niederschlagung des Widerstandes zerschoss die Sowjetarmee den Rest der Gebäude. Leider war Keitel einer der wenigen Nazis, die hingerichtet wurden. Hunderttausend seiner Gesinnung wären besser gewesen. Das Wiedererstarken von rassistischen Parteien wie der AfD wäre schwieriger.

In einem Café aß ich  Würzfleisch, die DDR Alternative zu Ragout Fine. In diesem Fall mysteriöse Fleischstücke in einer Mehlpampe mit Käse überbacken. Chic sah es ja aus, doch der Geschmack war untergründig. Es ist doch komisch, was ich meinem Magen aus DDR Nostalgie zumute.

Gegen Abend erreichten wir das Gästehaus. Gelegen ist dies nah bei der Havel und so ging meine Liebste erst mal schwimmen, ich stand im Wasser und schaute ihr dabei zu.
Das Wetter war so toll, dass wir den ganzen Abend im Garten verbrachten.

SAMSTAG

Mittags fuhren wir mit dem Brautpaar zur Trauung nach Tangermünde.
Viel sahen wir nicht von der Stadt, aber das Wenige begeisterte uns. Die Altstadt ist überwiegend erhalten und gut restauriert.
Die Eheschließung von Susel und Strolch fand in der entwidmeten Salzkirche statt und war feierlich. Das Haus war gut gefüllt und nach dem Ringtausch spielte ein junger Iraner persische Liebeslieder.
Fast hätte ich geheult.

Danach zogen wir ans Elbufer und  genossen Sekt und Häppchen.
Zwischendurch ließen sich die Ehepartner mit Freunden fotografieren. Dabei zog Strolch den Kürzeren, die aktivere Susel ist in so vielen Kreisen eingebunden, wie kaum jemand.



Wieder in Molkenberg gab es erst mal lecker Essen. Als dann die Sonne sank, spielte Lüül und Band Rockiges. Strolch ist mit der Band befreundet und so war dies der erste Programmpunkt auf der Party. Ich kannte die Band noch nicht und war besonders von der musikalischen Vielfalt begeistert.

Auch die intelligenten deutschen Texte gefielen mir sehr gut.
Die Fete ging noch die Nacht weiter bis zum Sonnenaufgang.

SONNTAG

Nach einem ausführlichen Frühstück verliessen wir das Hochzeitspaar. Wir nutzen das Auto, um Schloss Roskow zu besuchen. Dort findet jährlich die Gruppenausstellung "Rohkunstbau" statt. Das Schloss liegt so abseits, dass es ohne einen fahrbaren Untersatz kaum zu erreichen ist.
Der Rohkunstbau fand zum zwölften Mal statt. Diesmal unter dem Motto „Zwischen den Welten – Between the Worlds“. Die KünstlerInnen waren:

Edouard Baribeaud, Ammar al-Beik, Angela de Cruz, Sokari Douglas Camp, Anthony Giocolea, Jia, Clemens Krauss, Ryan Mosley, Arne Schreiber, Peter Strauss, Hamid Sulaiman.
Es fällt mir schwer von dem Besuch dieser Kunstausstellung abzuraten, zumal mir die Arbeiten einiger KünstlerInnen gut gefielen.
Zu den Gründen:
- Es ist eine eher durchschnittliche Ausstellung, wie sie in Berlin ständig stattfindet.
- Es wird ein Eintritt von acht Euro verlangt.
- Zu all diesen Übeln ist auch noch das Fotografieren der Werke verboten

Eigentlich lohnt sich der Besuch nur, wenn man / frau in der Gegend zu tun hat. Das Schloss selbst ist kein guter Rahmen
Das reißen auch die bezaubernden Damen vom Handarbeitsverein Roskow nicht raus. Sie verkaufen Kaffee und selbst gebackenen Kuchen und Gehäkeltes.


Eine Fotografin auf dem Damenclo
Alle Fotos: Irmeli Rother

Leif in Laibzisch III.

14.08.2016

Auch am Sonntag stiegen wir wieder aufs Rad.

Zuerst besuchten wir die russisch orthodoxe Kirche, die wir am Vortag nur von ferne sahen.
Die St.-Alexi-Gedächtniskirche zur Russischen Ehre, ist von außen sehr imposant. Gerade fand jedoch ein Gottesdienst statt, so das wir von einem Besuch des Inneren absehen mussten.
Die Kirche wurde zum Gedenken an die 20.000 russischen Soldaten gebaut, die für den Blutsauger Zar Alexander krepierten.

Leider stand und stehen die Orthodoxen gerne an der Seite der Machthaber, ob Zar oder Putin.
Aber unsere deutschen Katholiken und Evangelen sind da keinen Deut besser. Sie lassen sich das Segnen der Mörder auch vom Staat bezahlen.

Danach fuhren wir durchs grüne Leipzig zum Markkleebergsee. Auch eine Hinterlassenschaft des Braunkohle Abbaus im Übertageabbau. In einem Café an der schicken Uferpromenade, bei Kuchen und Türkentrank, entschieden wir uns gegen eine Dampferfahrt.

Foto Robert Geipel

Dafür für den Besuch des Deutschen Fotomuseum, das ebenfalls im Ortsteil Markkleeberg liegt. Damit ein wenig außerhalb. Es ist jedoch auch architektonisch ein Juwel.

Trotzdem dem es schönes Wetter war und der nicht zentralen Lage war es gut sehr besucht. Die ständige Ausstellung bietet einen Überblick über die Geschichte der Fotografie, mit historischen Gerätschaften und Aufnahmen beginnend mit den Daguerrotypen.

Weniger interessant war eine Sonderausstellung des Wettbewerbs des Fotodienstleisters CEWE unter dem verdächtigem Motto "our word is beautiful" Einige Fotos waren ziemlich ansehnlich, doch viele eher guter Durchschnitt.

Richtig exzellentes zeigte die zweite Sonderausstellung Ullrich Wallenburg "Die Andere Sicht". Er ist ein Meister der digitalen abstrakten Fotografie. Seine Arbeiten begeisterten uns.

Ihr habt noch bis zum 25.09.2016 Zeit seine Arbeiten zu betrachten


Strampeln macht hungrig. Zum Ende der Tour kehrten wir ins Restaurant CoonSTanze ein.
Dies ist im Areal des Werk 2 angesiedelt. Einer ehem. Metallfabrik, die heute als Kulturzentrum genutzt wird.

Alle Fotos außer Fotomuseum Irmeli Rother


Leif in Laibzisch II.

13.08.2016

An diesem Wochenende war meine Liebste im Hochhausappartement zu Gast.
Das Wetter war schnucklig und so erkundeten wir das Neuseenland südlich von L. by bike.

Eine ordentliche Portion Kultur gehörte natürlich dazu.
Am Samstag begannen wir deshalb im Grassi Museum. Das zwischen 1925 und 1929 errichtet Haus beherbergt u.A. ein Designmuseum und bietet eine würdige Atmosphäre für besondere Ausstellungen.


Unser spezieller Anlass das Grassi zu besuchen war die Ausstellung von Arbeiten des Designers Tapio Wirkkala (1915 - 1985).
Der war einer der kreativen Köpfe von Iittala, einer finnischen Glasfabrik mit künstlerischem Welt Niveau.
Es wurde eine breite Palette seiner Entwürfe gezeigt, von denen viele verwirklicht wurden und die heute Design Klassiker sind. Einiges davon würde ich sogar zu Hause in die Vitrine stellen.

Auf dem Weg nach Süden kamen wir an einem riesigen Granitklotz vorbei. Dieser wird Völkerschlacht Denkmal genannt. Die Sieger des Gemetzel vom 16. bis 19. Oktober 1813 feiern sich dort. Eine Koalition um Napoleon schlug sich mit diversen reaktionären Monarchien und verlor die Schlacht. Etwa 100.000 in Armeen gepressten Soldaten ließen für div. Gewaltherrscher ihr Leben.
Eigentlich sollte man den Granitklotz in die Luft sprengen.

Doch die deutschen Patrioten lieben den Krieg und seine Opfer, aber am liebsten, wenn sie selber nicht dabei krepieren. So pilgern sie in großer Menge an die heroischen Denkmäler. Leichen pflastern ihren Weg.

Im Anschluss radelten wir zum Crospudener See und um den See herum. Neben den zehntausenden Lungenkranken ein bezaubernder Nachlass des Braunkohletagebau rund um Leipzig. Die BewohnerInnen kommen  hierher zum Badenvergnügen.

Ich kann mich noch daran erinnern wie es dort nach der Einverleibung der DDR aussah. Anheimelnd wie der Mond.

So viel Kultur und strampeln macht hungrig.

Da meine Liebste und ich Spanien affin sind, schien mir ein Tapas Restaurant der krönende Abschluss des Tages. So landeten wir im Bustamante. Der Lagen ist sehr spanisch, sogar der Besitzer und die Kellnerin stammten daher. Es gab selbstverständlich keine Fertigtapas aus der Tiefkühltruhe.

So etwas wird einem leider öfter in Berlin angeboten.
Für Tierfreunde sind der ausgestopfte Stierkopf und Stierkampfplakate gewöhnungsbedürftig, doch das Essen war exzellent, der Wein süffig und der Hof hinter den Restaurant / Hotel rustikal aber hübsch.

Als wir ankamen, war er noch recht leer, doch er füllte sich im Laufe des Abends gut.
Wir hatten ein Menü für zwei bestellt. Was ihr seht ist die Vorspeise, Pata Negra, Papas arrugadas, Gaspacio, Datteln im Speckmantel und Manchego.
Es folgte noch Einiges.

Leider kann ich euch den Preis des Festmahls  nicht nennen, die Liebste lud mich ein.
Den Rest des Abends danach verbrachten wir auf de Balkon meiner Hochhauswohnung.
Auch nachts ist der Ausblick phantastisch und regelmäßig schoss Feuerwerk in den Himmel.

Alle Fotos Irmeli Rother

Leif in Laibzisch I.

06.08.2016

Mein Chef hat mich wieder mal nach Leipzig geschickt, um Garantiereparaturen an Eisenbahnen durchzuführen. Meine Unterkunft ist im 24. Stockwerk des Wintergartenhochhauses gleich beim Bahnhof. Es ist mit seinen gut hundert Metern Höhe und dem Symbol der MusterMesse auf den Dach gut auffällig. Es wurde in den siebziger Jahren in der DDR errichtet und 2004 modernisiert.
Es ist ein Wohnhaus mit 1, 2 und 3 Zimmerwohnungen. Ich nutze eine nur wenig unter dem Dach.

Foto: Michael Vogel
Natürlich kaufte ich mir bei der Ankunft am Bahnhof den Kreuzer, das lokale Stadtmagazin. Das Städtchen hat Einiges kulturell zu bieten.
Am Samstag besuchte ich das Sommerfest des Westflügels, einem Kulturzentrum im Stadtteil Plagwitz.

Das Wetter spielte mit und was das Zentrum aufbot, war toll. Es wurde allerlei Theatralisches geboten. Zum Beispiel ein Illusionist, der uns vorführte wie gern wir uns illusionieren lassen. Es ist desisollusionierend erfolglos zu versuchen herauszukriegen, wie die Tricks funktionieren.
Nett war auch eine Wahrsagerin, die aus dem Bauchladen heraus den Klienten eine tolle Zukunft versprach.
Auch die Kurzen kamen nicht zu kurz. Sie wurden geschminkt, warfen Bälle und wurden mit Popkorn gefüttert.

Besonders bezaubernd fand ich die Performance Das Lobbüro der Flunkerproduktion. Die Mission war: "all die individuellen Vorzüge der vorbei - schauenden Besucher ans Licht zu fördern und endlich angemessen zu würdigen."
Empfangen wurden diese von Matthias Ludwig, der auf Stelzen hinter einem Schalter wartete. Er stimmte das Publikum ein und stellte die kleinen Gruppen zusammen, die Claudia Engel mit u.A. Puppenspiel so gut unterhielt, dass sich in den Gesichtern der ZuschauerInnen nach den 20 Minuten Performance Fröhlichkeit spiegelte.


Auf einem Flyer entdeckte ich, dass die FlunkerInnen beim Festival Kulturblüten in Wahlsdorf im Fläming mit der Produktion "Mutter Krauses Fahrt ins Glück" vertreten sind. Wenn ich nicht bei einer Hochzeit wäre, würde ich dort gerne Mäuschen sein.

Leider musste ich das Fest gegen 21 Uhr verlassen, doch ich werde das Haus sicher wieder besuchen, denn dort gibt es auch noch die nette Fröhlich und Herrlich Bar.


Jazz mit Hindernissen

31.07.2016

Die Umsonst und Draußen Konzerte im Jüdischen Museum sind ein bezauberndes Erlebnis. Die Qualität des musikalisch Gebotenen ist hoch und mit einem mitgebrachten Picknick auf der Wiese im Garten des Museums zu liegen und den JazzerInnen zu lauschen, ist zu herrlich.

Diesmal spielte die Formation  Bester Quartet (Jarosław Bester (Bayan, Akkordeon), Dawid Lubowicz (Geige), Oleg Dyyak (Percussion, Klarinette, Duduk), Maciej Adamczak (Kontrabass) allerlei verjazzten Klezmer und Tango. Super Musiker aus Krakow, die das Publikum begeisterten.
Wenn Regen angekündigt ist, findet das Konzert jedoch im Saal statt. Dort ist der Platz begrenzter als im Garten.

Leider war die Konzertleitung übervorsichtig, es schien zwar nicht die Sonne, aber trocken und warm war es. Meine Wetterfrösche hatten auch keinen Regen angesagt. Trotzdem mussten wir uns in den Saal quetschen, um die Musik zu hören. Die Klänge wurden leider noch nicht mal nach Außen übertragen.
Nun kann man / frau bei kostenlosen Konzerten nicht den Eintritt zurück verlangen, doch ein wenig mehr Einsatz der Veranstalter wäre trotzden lobenswert.
Es gibt noch an ein paar Sonntagen Jazz dort, ein Besuch ist auf alle Fälle empfehlenswert.
Nächstes Mal am 28.08 Zlata Razdolina - Jewish Jazz.



Alle Fotos Irmeli Rother

Flügel und Cello

29.07.2016

Der Geburtstag eines Bekannten sorgte dafür, dass wir den Vistell Cello Salon an der Leipziger Straße kennenlernten. Betreiben tun ihn eine Pianistin aus der ehem. DDR und ein Cellospieler aus Kuba. Kennengelernt haben sich die beiden in Russland in der Musikakademie.

Wer bei Kuba musikalisch nur an Salsa und Son denkt, liegt etwas daneben. Trotz dem Versuch der USA durch Boykott die kubanische Wirtschaft zu zerstören, leistete sich das Land immer auch Musikschulen, die einer großen Anzahl der BewohnerInnen musikalische Grundbildung ermöglichte und viele exzellente klassische MusikerInnen hervorbrachte. In diesem Bereich hat die Bundesrepublik noch viel nachzuholen.
Lustig war das Musikerpaar, der Herr am Cello ist ein richtiger Macho. Als die Pianistin erklärende Worte sprach, unterbrach er sie einfach, um selbst zu reden. Meine Liebste würde mich dafür teeren und federn und ich finde, sie hätte recht.
Trotzdem war der Besuch im Cello Salon nett. Das Konzert war gut und das Büfett war reichlich gedeckt. Was ihr unten seht, war unserer Beitrag.


Alle Foto Irmeli Rother

Zeit- mal vorwärts, mal rückwärts

28.07.2016

Mit der Ausstellung der Videos von William Kentridge wird im Martin Gropiusbau einer der aktuell interessantesten Videokünstler vorgestellt. Ich sah schon bei der letzten Dokumenta eine fantastische Arbeit von ihm.

Viel Scherenschnitt in Schwarz / Weiß läßt er uns Schauen.
In Kassel projizierte er in einem Raum eine Art Prozession. Wobei die Figuren sich von einem Screen in den nächsten bewegten. Die ZuschauerInnen wurden gruppenweise in den dunklen Raum gelassen.

Dann begann das Spektakel. Das war ein sehr intensives Erlebnis, auch weil nicht ein ständiges Raus und Rein stattfand. Leider war dies in der aktuellen Ausstellung anders.
Dafür gab es spannende Videos zu schauen und dann auch making of zu bestaunen.

Kentridge zeichnet nicht nur fantastisch, man / frau sieht ihn auch als Organisator von Performances, die abgefilmt werden. Leider ist die Ausstellung nur bis zum 28.08 zu sehen, also spurtet euch.