11.11.2010
Langsam komme ich in die Jahre, mit 58 Lenzen kann man ja schon mal langsam nachdenken, wen man zur eigenen Beerdigung einlädt.
Den Geburtstagsabend verbrachte ich mit der Liebsten und Kultur. Zuerst zogen wir uns eine Ausstellung rein.
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Nänzi, In Erwartung, 2010
2.800 Euro |
Der
Künstlersonderbund veranstaltete sie in den
Uferhallen im Wedding.
Er hat sich vom Künstlerbund abgespalten, weil dort Abstrakte angeblich zu sehr dominieren, er steht für figürliche Arbeiten.
Der Vorteil ist, dass man / frau meist gleich identifizieren kann, was er / sie zu sehen meint. Doch Vorsicht, Schein und Bedeutung sind nicht immer deckungsgleich.
Sehr gut gefielen mir die gar nicht braven Frauen von der Bildhauerin Nänzi Reichert.
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Nänzi, Die Audienz, 2009
3.900 Euro |
Die Künstlerin hat es schon geschafft einen Skandal in der evangelischen Kirche in Berlin Brandenburg zu provozieren und diese ordentlich vorzuführen. Ihre 3,5 Meter große barbusige Flügelfigur ohne Kopf, "Apokalyptischer Engel", wurde aus Kirchen verwiesen, deshalb sucht sie jetzt Asyl.
Natürlich gab es auch viel Braveres zu sehen.
Diese Skulptur ist wohl das Richtige für den Stadtpark in Schleswig, aber doch ein wenig altbacken.
Ohne Datum hätte ich die Bronze von 2008 eher auf 1955 geschätzt.
Dass der Künstler auch Spannenderes produzieren kann, ist auf seiner WEB-Site zu sehen.
Klickt seinen Namen an.
Leider hatte ich bei ihm und einigen KünstlerInnen das Gefühl, dass sie zu sehr Vergangenem verhaftet waren.
Zum Beispiel das Gemälde links erinnert doch verdammt an Werke aus der Zeit des Jugendstils. Wenn ich so etwas im Bröhan Museum sehe, gefällt es mir nicht und aktuelle Kunst ist es nicht.
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Volker Leder, 1999, Stilbruch |
Dass es auch anders geht, zeigt das Gemälde rechts.
Es ist im Stil und den Farben der Zeit Goethes gemalt, als jeder deutscher Maler ins verehrte / verklärte Italien fuhr, um dort sein
Arkardien zu finden.
Mit den hinzugefügten Satellitenschüsseln bricht der Künstler diesen Kitsch, denn wenn Heute bei Capri die Sonne im Meer versänkt, Goethe vor der Glotze abhängt.
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2004, Über der Stadt |
Aufsehenerregend spannend fand ich die Bilder von
Norbert Wagenbrett.. Der Maler ist ein Urgestein der
Leipziger Schule und definiert sich in der Tradition der
Neuen Sachlichkeit aus der Zeit zwischen den Kriegen. Deren bekanntesten Vertreter waren
Otto Dix und
George Grosz.
Er war Meisterschüler bei
Willi Sitte, dem langjährigen Präsidenten des Verbandes der Bildenden Künstler der DDR.
Der Künstler führt uns hier mit dem Bildtitel in die Irre. Das Äußere passt zwar zu einem Mädchen, doch die Hände und die Körperhaltung nicht.
Ein weiteres Meisterwerk der gegenständlichen Kunst ist die Skulptur rechts.
Auf dem Arm lief einstmal ein Vierbeiner, wahrscheinlich eine Katze. Der Titel weist in diese Richtung.
E.T.A. Hoffmann schrieb "
Die Lebensansichten des Katers Murr"
Doch wo ist die Katze?
Insgesamt bot die Ausstellung viel Interessantes, nur merkte man / frau den fehlenden Kurator, hier stellt halt eine Künstlergemeinschaft aus, die Qualität war so sehr unterschiedlich.
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Nach so viel Kunst meldete sich der Hunger bei uns. Der Einfachheit halber fuhren wir ins
LaLuz in den Osramhöfen, denn die Brauseboys, die dort später auftraten, hatten es empfohlen.
Für die Zukunft werde ich nichts auf Restaurant Tipps von Schreiberlingen geben.
Richtig schlecht waren die Speisen nicht, aber auch nicht richtig lecker.
Meine passend zu meinem Wiegenfest gewählte Gänsekeule war OK, dass Lamm meiner Liebsten aber zäh. Auf ihre Beschwerde hin wurde uns aber dann eine schmackhafte Nachspeise kostenfrei gestellt.
So waren wir etwas versöhnt.
Meine herzallerliebsten
Brauseboys waren verlässlich gut. Zwei Boys wohnen wohl im gleichen Haus und berichteten über die niemals endende Renovierung des Hausflurs.
Auf dem Bild singen sie sich gerade beim Abschiedssong die Seele aus dem Leib.