Diesmal besuchte ich mit G. und A. und Baby die aktuelle Ausstellung.
Ihr Titel ist Abstraktion und Einfühlung. Eine spannende Konzeptausstellung, die sich thematisch an eine Dissertation aus dem Jahr 1907 anlehnt.
Wilhelm Worringer entwickelte damals eine Theorie, nach der abstrakte und naturalistische Tendenzen in der Kunst Spiegelbild der gesellschaftlichen Verhältnisse sind.
So werden in einem Raum Abstrakte, im anderen Naturalisten gezeigt. Bei Guggenhein find ich es besonders nett, dass Guides herumstehen, denen man Löcher in den Bauch fragen darf. So verstanden wie erheblich mehr von den ausgestellten Werken und erfuhren viel über die MacherInnen. Leider läuft die Ausstellung nur noch bis zum 16. Oktober, also nächsten Montag unbedingt hingehen und anschauen.
Am diesem Vormittag um 11:00 Uhr war ich zum Vorbereiten des Ankunftplatzes der Riesen bestellt.
Diesmal zum Spreeufer beim Hauptbahnhof.
Hier sollten die beiden Riesen auf den im Bild zu sehenden Schubkahn verladen werden.
Ich war damit beschäftigt BesucherInnen zu erklären, weshalb sie besser dort als hier stehen. Es war abzusehen, dass es wieder sehr voll wird.
So räumten wir auch die Moltke Brücke, über die die Riesen zum Hafen gelangen sollten.
Als sie dann eintrafen, hatten wir dafür einen exclusiven Blick auf das Geschehen.
Zu Beginn behinderten starke Windböen die Ankunft, um den Zeitplan einzuhalten, ließen die Organisatoren Zwischenstopps ausfallen.
Als die Riesen verladen waren, sie saß wieder auf seinem Schoß, wurde mir ganz wehmütig ums Herz. Fast wäre bei mir eine Träne geflossen.
Ein bisschen Kitsch kann auch schön sein.
Wir, die Freiwilligen Helfer, erhielten eine Aufwandsentschädigung von 48 €. Ich war zufrieden, dass ich mitgemacht hatte, dass ich 3 Tage später eine Erkältung haben würde, konnte ich zu diesem Zeitpunkt nicht wissen.
Toll fand ich eine Begleitaktion zum Abschluß. Unter den Zuschauern verteilte die Theatertruppe Farbkopien von Briefen,
die die Stasi abgefangen und archiviert hatte. Die Widerlichkeit des DDR Regimes und die Angst der Herrschenden vor dem Volk wurde dadurch dokumentiert. Es ist sehr gut, dass dieser Staat untergegangen ist.
Doch Vorsicht, auch unser Innenminister Schäuble kontrolliert und spitzelt uns gerne aus. Stasi2.0 wird seine Daten Sammelwut deshalb auch genannt.
Hereinspaziert rief das Deutsche Theater, es feierte sein jährliches Fest, M1ao und ich folgten dem Ruf. Zum Glück spielte das Wetter mit, so dass ich auf einer Bierbank sitzend, bei Nackensteak und Kaffee, draußen auf M1ao warten konnte.
Aus dem vielfältigen Programm Angebot entschieden wir uns zuerst für ein Konzert mit schweizer Chansons.
Es folgte eine Aufführung von Die ganze Wahrheit (Kritik einer anderen Aufführung) von Saythan Ramesch. Eine schwarze Komödie, die um Sex und den Sinn des Lebens kreist.
Die fünf DarstellerInnen agierten gemeinsam in einer zum Publikum offenen Holzkiste, die so aufgehängt war, dass sie die Bewegungen der SchauspielerInnen nachvollzog. Eine tolle Inzenierung von Stephan Kimmming, ein aufsteigender Stern am Regiehimmel..
Im Anschluß sahen wir Puppen-Karaoke von und mit Suse Wächter.
Das Publikum durfte Musikstücke wählen, die drei Akteurinnen sangen und animierten den Wunschtitel mit Puppen, die Persönlichkeiten des 20.Jahrhunderts nachempfunden sind.
So sangen und tanzten Che und Fidel eine Salsa. Marylin hauchte ihr Happy Birthday Mister President Kennedy ins Ohr.
Wir fanden es fantastisch.
Wer Suse Wächter und ihre Puppen in nächster Zeit sehen will, muß nach Hannover reisen. Dort tritt sie ab Dezember im Schauspielhaus im Stück Helden des 20. Jahrhunderts auf.
Zum Schluß beteiligte ich mich an einer Performance des Jungen DT. "Blindgänger" hieß diese, und ich wurde mit Hilfe einer Schlafmaske blind gemacht. Ein Mann führte mich als Guide durch das Theater und dokumentierte mit einer Kamera meine Aktionen.
So durfte ich seinen Kaffee aus seiner Geldbörse bezahlen, ohne zu sehen eine nicht ganz einfache Aufgabe.
Diesmal erwartete ich die Riesen am Pariser Platz / Brandenburger Tor. Ich benötigte eine halbe Stunde, um mich durch die Menschenmassen an das Absperrgitter durch zu kämpfen. Mir schwante Fürchterliches.
Die kleine Riesin kam über die sehr volle Strasse unter den Linden. Der große Riese über den 17. Juni, mitten durch das Volksfest zum Einheitsbrei. Ich hatte das Gefühl, dass ich dort am nötigsten gebraucht wurde.
Als sich dann der Riese näherte, wurde mir klar, dass wir die vor dem Durchlaß stehende Menschenmenge nicht auf die Seite schieben könnten ohne Tote zu riskieren. So ließen wir einen Teil in einen begrenzten Bereich der Absperrung.
Auf dem Platz angekommen setzte er sich auf einen Container.
Die Liliputaner (seine Helfer) nahmen ihm den Taucherhelm ab.
Derweil fuhr die kleine Riesin durch das Brandenburger Tor, um den Großen zu treffen.
Erst vollführte sie einen Freudentanz, um dann auf seinem Schoß Platz zu nehmen.
Das war schon etwas kitschig.
Dies wurde aber noch von Wowereit und Co. getoppt, die sich fünf Minuten lang fotografieren ließen, um zu zeigen, wie wichtig sie sind.
Diese Mal war ich nicht durchnäßt. So fuhr ich ins WAU, speiste lecker Fisch und wartete auf M1ao.
Gemeinsam besuchten wir dann das Tanzstudio Maxixe, um dessen Geburtstag mit zu feiern.
Nach ein paar kurzen Reden und einer Tanzvorführung wurde das Parkett freigegeben.
Über das selbe schob ich M1ao bei langsamem Walzer, Rumba, ChaChaCha, Samba und Salsa.
Sie konnte davon nicht genug kriegen.
Trotzdem mußte ich um 0:00 Uhr zum Aufbruch blasen, die Riesen warteten am nächsten Morgen auf mich.
Die Riesen in Berlin waren eine Aufführung des Theater Royal de Luxe aus Frankreich. Es waren riesige zwei Marionetten, die mit Muskelkraft und Kränen durch die Stadt bewegt wurden. Die kleine Riesin und der große Riese spielten die Hauptrollen.
Sie erzählten eine etwas rührselige Geschichte um den Mauerfall. Darin steigt der große Riese im Taucheranzug aus dem Wasser und trifft die kleine Riesin nach langer Trennung wieder.
Für das Riesen Spektakel habe ich mich als Platzwart einteilen lassen, d.h. ich sorgte mit anderen dafür, dass an den Plätzen, auf denen die Marionetten ruhten, genug Platz für die anderen Akteure blieb.
Der erste Einsatzort war der Lustgarten unter den Linden.
Dort traf die kleine Riesin passend zum Wetter in einen Ostfriesen Nerz gehüllt ein. Ihr Gefährt war dieses Mal ein Boot auf einem LKW.
Wir, die Helfer, bereiteten ihren Schlafplatz, einen Liegestuhl, vor und sorgten dafür, dass sie mit ihrem Fortbewegungs Mittel gut auf den Platz kam.
D.h. wir öffneten dafür die Absperrgitter und baten die Herumstehenden zur Seite zu treten.
An diesem Tag waren wohl auch wegen des ekeligen Regens wenig ZuschauerInnen am Platz. Ein Kran hiefte die Riesin in den Liegestuhl.
Nachdem sie zu schnarchen begann, fuhr ich pitschnaß Heim.
Mein Nachtprogramm begann mit einem Essen mit G. und ihren Töchtern im Chandra Kumari beim U-Bahnhof Mehringdamm. Das Essen war lecker südindisch und da wir Bioland / Neuland Lebensmittel verzehrten, konnten wir mit guten Gewissen speisen.
Danach gings mit G. und R. zum BKA, um die MundoMix Party zu besuchen. Die ging wie alle diese Berliner Partys nicht wie angekündigt um 22:00 Uhr los. Um 22:30 Uhr, als ich eintraf, war der Tanzsaal noch nicht mal geöffnet, wir warteten im Vorraum.
Ca. um 0:00 Uhr ging dann dort die Band Mr Mostash an den Start. Eine fröhliche Speed Folk Formation.
Danach legte Grace Kelly , die beste Berliner Wordmusic DJane auf, ich tanzte bis 3:00 Uhr.
Sogar in Steglitz gibt es Orte der musikalischen Unterhaltung. Das Celtic Cottage ist seit 1978 ein Irish Pub in der Diaspora.
Viel dunkles Holz, gemütliche Enge, Wisky und Bier gehören zu den Bestandteilen einer traditionellen irischen Kneipe.
Zu unserem Glück eine Nichtraucher Kneipe, so konnten wir durchatmen. Nur der Rotwein sorgt für Kopfschmerzen, aber seit wann gibt´s leckeren Wein aus Ireland?
Wir, M1ao und ich, waren jedoch nicht wegen des Alkohol Angebots gekommen. Es spielte die New Prohibition Band auf.
Eine kleine Tanzkapelle mit Musikern, die ihre Wurzeln, nicht nur die musikalischen, in den USA haben.
Ich kannte die Band bereits, bin sogar im Besitz ihrer ersten und bisher einzigen CD.
M1ao begeisterte sich ebenfalls für die Musik.
Für das Riesen Spektakel habe ich mich als Helfer angemeldet. An diesem Samstag fand das Vorbereitungstreffen statt. Wir waren in den Hangar 4 des Tempelhofer Flughafen bestellt.
Chaotisch war´s, aber wenn KünstlerInnen / Theaterleute was organisieren ...
Wir durften aber auch einen Blick auf die riesigen Marionetten
werfen, auf dem Vorplatz übte gerade eine Gruppe Seilzieher den 9,5 Meter hohen, an einem Kran hängenden Riesen zu bewegen. Eine wahrlich schweißtreibende Beschäftigung
Am Abend dann der runde Geburtstag von M1ao, diesmal gefeiert in einer Villa des Reha Zentrums Steglitz.
Nach Sekt, Begrüßungsrede und Geschenkübergabe stand ein leckeres Bufett bereit, das im Laufe des Abends vernichtet wurde.
Ab 21:00 Uhr spielten Cathrin Peifer (Accordeon) und Topo Gioia (Percussion) zum Tanz auf.
Die Gäste ließen sich nicht lange bitten, es wurde ordentlich geschwoft. Die Musik war aber auch erste Sahne.
Nach dem Auftritt tanzten wir noch bis 0:30 Uhr zu Konserven.
Leider finden solche Partys nur selten statt.
Es hat richtig Laune gemacht.
Um für Radio Multicult2.0 zu werben, verteilten I. und ich bei der Creole Postkarten. Die Creole ist ein Wettbewerb für Weltmusik aus Deutschland. Er wird jährlich regional in der BRD ausgetragen und dieses mal fand die Endausscheidung bei uns statt.
Foto: Ingelin Knüpfer
Diese fand über drei Tage in Huxleys Neuer Welt statt. Wir verbanden natürlich den sozialen Einsatz mit dem Vergnügen Musik hören zu können. Uns gefiel besonders The Shin, die laut Eigendefinition Ibero - Caucasian- Style spielen. Flamenco Gitarre mit georgischem Gesang ist eine sehr freche Kombination, aber gut tanzbar. Bei Gelegenheit umbedingt anhören.
Die Jury teilte unseren Geschmack und kürte diese zu Gewinnern.
Am frühen Abend lud radio multicult2.0 zum Grillfest in die Naunynritze nach SO36.
Es waren die üblichen, mir aus der gemeinsamen Geschichte ans Herz gewachsenen Verdächtigen anwesend. Wein und Bier flossen in Strömen und das Büfett war gut gefüllt. Foto: Ingelin Knüpfer
Der Grill glühte und die MasterInnen grillten fleischliche und vegetarische Genüsse.
Eine tolle multikulturelle Party und selbst der Wettergott begünstigte sie. Ich war leider etwas müde vom Job, so dass ich früh heim mußte. Foto: Ingelin Knüpfer
Wir, M1ao und ich, sahen John Gabriel Borkmann von Henrik Ibsen in der Schaubühne.
Josef Bierbichler und Angela Winkler spielten den gefallenen Bankchef und seine Ex Geliebte hervorragend und die anderen Schaupieler hielten gut mit.
Leider sind mir die Leiden der Reichen und Schönen doch sehr fremd.
Und den zweite Aspekt des Schauspiels, dass die Alten die Jungen benützen wollen, fand ich ebenfalls nicht spannend umgesetzt.
Ibsen hat im Stück wohl seine eigene Jugend als Sohn eines pleite gegangenen Kaufmanns verarbeitet. Ein großer Wurf wie Thomas Mann mit den Buddenbrooks ist ihm damit aber nicht gelungen.
Ein paar andere Kritiken: Nachtkritik, TAZ, Berliner Zeitung, Welt, Frankfurter Rundschau,
Auf speziellen Wunsch von M1ao wanderte ich mit ihr und Freundin A. am 1566 Meter hohen Pürschling.
Dieses ganze Wandern auf so hohe Berge ist mir als Berliner Pflanze doch recht fremd. Wenn ich den Kreuzberg erklommen habe, fühle ich mich schon gut, so hohe Berge stören doch eigendlich nur die freie Sicht.
Aber gut, oben sollte es eine nette Hütte geben und wenn M1ao so lieb bittet, kann ich nicht nein sagen.
Wir starteten am Linderhof, einem der Schlösser des etwas debilen Ludwig II von Bayern. Es ist mitten in die von ihm romantisch verehrte Berglandschaft geklotzt worden. Überall tapsten Gruppen meist japanischer Touris rum und knipsten wie ich.
Zum Schloß gehört ein französischer Park.
Besonders pervers aber war eine zum Konzertsaal umgebaute Seengrotte, in der der Herrscher die Oper Lohengrim von Richard Wagner aufführen ließ.
Debil und debil paart sich gerne.
Wir stiegen auf. Es bot sich ein wunderbarer Ausblick, doch wegen des schmalenWegs war es klug die Augen nach unten zu richten, um nicht abzurutschen.
Der Aufstieg bereitete mir Freude, auch weil es oben ein nettes Restaurant geben sollte.
Wenn frau mir ein leckeres Würstchen vor die Nase hängt...
Die Hütte war dann wirklich ein Erlebnis. Es gab leckeres Essen, ein Clo und die Bänke auf der Sonnenseite waren voll mit Wander FreundInnen.
Mir mundete der Leberkäse.
Obwohl mir die Einsicht fehlte, weshalb Lebensmittel den Berg hoch geschafft werden müssen, damit Menschen, die sich den Berg hinauf gequält haben, was zu Essen und Trinken haben.
Im Tal hätte mir das Restaurant auch gefallen.
Leider fehlte jetzt die Bergbahn.
Runterlaufen ist sehr viel anstregender.
Ich hangelte mich von Pause zu Pause, mein Knie begann zu schmerzen und der Weg wurde immer schmaler.
Was war ich froh, wieder im Auto zu sitzen!
Im Quartier versorgte ich das Knie mit Mobilat und wickelte es mit einer Stretchbinde ein. Das ist mir beim Besteigen des Kreuzbergs noch nie passiert.
Zu manchen bayrischen Vergnügungen fehlt mir der Zugang.